Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1648 VI 5

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1648 VI 5
Freitag [...] – Schreiben Buschmanns und Bischopings

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Bischoping an W 1648 VI 4 ( Osn. 137).

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W bei den Ksl.

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1648 VI 5 waren Lamberg/Volmar/Krane sowie Oxenstierna nach Münster gekommen;
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letzterer kehrte am gleichen Tage nach Osnabrück zurück, die Ksl. 1648 VI 8.
. Ob sie nun endlich den frieden mittgebracht oder ob sie
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denselben alhie schließen und machen woltten. Ksl.: Sie wünschten
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einen guetten frieden zue Oßnabruck geschloßen zu haben oder zue deßen
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beförderung alhie mehrere anleitung zu finden, alß sie noch inclination zue
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Oßnabruck bey den Schwedischen verspührten. W wird von Buschmann/
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Bischoping den dortigen Stand kennen; Oxenstierna hat vor ihrer Abreise
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gestern mit den Ständen verhandelt und auf 9 Millionen Gulden für die
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Armee bestanden, worüber sich auch einige Protestanten beklagen. Sie
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Kayserliche wüsten aber nit, waß man sich darauff zu verlaßen und ob es
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denjenigen, welche sich verlauhten laßen, man müste anders zue den sachen
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thuen, damitt die Schwedische zu der raison gebracht, solches ihnen ein
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rechter ernst seye. Ungezweiffelt seye es zwarn, daß verscheidene
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abgesandte nunmehr gnugsamb zu erkennen anfangen, daß die Schwedische
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zumaln keinen lust noch willen, den frieden zu schließen, und daß endlich
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das gantze Teutschland, wan chur-, fürsten und stende mitt Ihrer Kayser-
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lichen Mayestet nit anderst zusahmenhaltten, zue grund werde gehen
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müeßen. Ob sie aber solches ihren herrn principaln gebührender maßen
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überschreiben und boni consiliarii officium dabey praestiren, das köndten
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sie nit wißen. Ihrerseihts manglete zwarn nit an guetten erinnerungen, es
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weren aber einige, welche sich von den exteris berehden ließen, alß wan es
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von ihnen nur zue dem end geschähe, damit in favorem Hispanorum der
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krieg in Teutschlandt lenger continuirt würde. Man sollte aber das werck
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unpaßionirt examiniren, so würde es ye ein halbsinniger mensch erkennen
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können, daß die exteri dem Teutschland die friedensruhe noch nit gönne-
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ten . Warüber hinc inde discurrirt worden, waß der Servient iüngsthin
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zue Oßnabruck in gegenwahrt etlicher gesandten herauß gesagt, daß der-
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jenig ein narr und gar ein ignorant politicus sein müste, welcher sich bevor-
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stehen ließe, daß indeme die cron solche speesa zue der campaigne bereits
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angewendet, vor deren endigung und effect würde den frieden schließen.
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Oxenstierna hat sich gestern beklagt, daß die Stände nicht über 4 Millionen
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gehen wollten, und erklärt, er müsse darüber nach Schweden berichten;
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vorher könne er zu dem ksl. Friedensinstrument nicht Stellung nehmen.
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[...] Der modus tractandi zue Oßnabruck, welchen etliche stende angefan-
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gen , bezeigte beraits in effectu, daß solche dem gegentheill nur zum vor-
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thell , aber nit zue befürderung des friedens gereichig sein köndte. Ihre
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Kayserliche Mayestet müsten es gedülden, daß man hinder ihre gesandten
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her verscheidene sachen vorgenohmmen und zu schließen sich understan-
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den . Der Oxenstirn hette sich aber bey dießer letzter conferenz, alß die
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stende ihme die bedeutung gethan, daß wan sie Schwedische sich auff das

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extradirtes instrumentum nit erklehren würden, daß alßdan sie solches mitt
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den Kayserlichen gesandten vornehmen und derentwegen vereinigen wür-
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den , fast betrohlich vernehmen laßen, wan sie solches zu thuen gedächten,
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so würden sie erst spühren, ob solches der rechte wegk, den frieden bey der
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cron Schweden zu befürderen. Sie die Kayserliche vermerckten aber wohl,
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daß er dies werck apprehendirte, wüste aber nit, ob die abgesandte sich
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alßo behertzet bezeigen und dardurch den rechten wegk zum frieden
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eröffnen würden, dan dießerthalben, und ob an Ihre Kayserliche Mayestet
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nomine statuum zu schreiben, sie noch in deliberation gestanden. W:
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Hat immer gefürchtet, es köndte und würde kein fried wehren, alß lange
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die Schwedische einen solchen vorthell bey den tractaten, etiam contra in-
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tentionem quorundam, in handen behielten. Oxenstiernas Reisepläne

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Es hieß, er wolle nach Wismar oder Pommern reisen.

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zeigen, wie daß sie bey aller bißher erzeigter facilitet und freygebigkeitt
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keinen frieden noch haben wollen. In aufgefangenen schwedischen Schreiben
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soll dieße intention klärlich exprimirt sein. Ksl.: Bestätigen den Sach-
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verhalt
, der Inhalt der Schreiben soll ihnen noch mitgeteilt werden. Oxen-
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stierna
hat ihnen Nachrichten vorgehalten, wonach Piccolomini und Reu-
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schenberg

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Johann Freiherr von Reuschenberg (gest. um 1651), bayerischer General, seit 1647 in
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ksl. Dienst, vgl. ADB XXVIII S. 296ff. Piccolomini übernahm das Kommando der ksl.
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Hauptarmee, nachdem Melander in der Schlacht bei Zusmarshausen 1648 V 17 gefallen
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war.
an die Spitze der Armee gestellt und die Konzessionen an die
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Protestanten wieder aufgehoben werden sollen. Letzteres haben sie als Ver-
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leumdung
zurückgewiesen, ersteres mit den schwedischen Kriegsanstren-
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gungen
erklärt, zumal Schweden nach Abschluß seiner Satisfaktion und der
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gravamina inter status imperii keinen Kriegsgrund mehr habe, während die
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Forderung nach einer in dieser Höhe in Schweden selbst als unerfüllbar
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bezeichneten Militärsatisfaktion nur den schlechten Friedenswillen zeige.
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Oxenstierna hat jedoch weiter auf Bewilligung dieser Summe vor weiteren
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Beratungen über Zahlungsweise und Zahlungsmöglichkeiten bestanden.

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Wie nun dießes ein materiam hinc inde discurrendi geben und praesen-
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tem periculosissimum imperii statum erwogen, haben die herrn Kayserliche
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über den itzigen tractandi modum zwarn mitt großer discretion und mode-
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ration geklagtt, rem ipsam aber fundamentaliter berührt und ihre mainung
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dahin eröffnet, daß alßo lang kein fried im reich zue hoffen, biß daran die
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stendt Ihre Kayserliche Mayestet in denen consiliis und handlungen recht
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beystehen und, wie es die Schwedische und protestirende contra Caesarem
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et catholicos gemacht, itzo ingesambt den exteris zuesprechen. Es were von
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etlichen gesandten der vorschlagh geschehen, daß nomine statuum an die
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königin in Schweden umb moderation der militzi satisfaction zu schreiben.
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Dies were ein gewünschter handell für die Schwedische abgesandte, dan

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dardurch sie mehr zeitt gewinnen und moram, quam quaerunt, anderen
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beymeßen und sich verscheidener weiße bey den handlungen endschüldigen
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köntten. Es weren sonsten bey dießer militzi satisfaction viele und dem
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reich hoch anglegene sachen zue consideriren, indeme die Schwedische
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anderst nit suchten, alß die stende auff einer unerschwinglichen sumb ein-
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willigung zu berehden und darnach pro assecuratione die glegenste und
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beste plätz hinc inde in imperio zu behaltten, und, underdeßen sie von der
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Kayserlichen und anderer militzi satisfaction nichts woltten bestendiglich
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willigen laßen, suchten sie dieselbe an sich zu ziehen oder doch zue einem
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gefehrlichen malcontento und unwillen zue permoviren. Wie nun occa-
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sione periculorum imminentium gerehdet und kein anders medium alß der
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rechtschaffenen zusamensetzung gefunden, erinnert W im Namen Kurkölns
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an die Unterzeichnung der Pfälzer Artikel, nachdem der von den Schweden
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zur Vorbedingung gemachte Vergleich zwischen Kassel und Darmstadt ge-
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troffen
ist. Ksl. Versprechen weitere Bemühungen, doch sollen sie auf Be-
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fehl
des Kaisers von den Schweden eine Erklärung über das ganze Projekt
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verlangen, in dem der Pfälzer Artikel enthalten ist, und nicht durch Wieder-
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aufnahme
von Einzelfragen Gelegenheit zu weiteren Verzögerungen geben.
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Sie Kayserliche vermerckten aber wohl, daß die Schwedische alle absprung
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suchten, sich dreyer ursachen halber darüber zu erkleren: 1. Weiln sie nun
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zumahln keinen sinn noch willen, eben die Pfaltzische sach zue underschrei-
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ben , wie sie dan solches öffters gnugsamb zu erkennen geben und er Volmari
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es ihnen einmahl gesagtt und vorgehaltten, deßen sie nur gelachet, und wan
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ihnen monirt würde, daß dieße sach gleichwoln mitt den Franzosischen,
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wie ihnen wohl bewust, verglichen und concertirt, so nehmen sie dieße auß-
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sagh , daß sie ihrestheilß nichts depositirt, und was sie darauf vor dießen
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mitt ihren confoederirten abgerehdet, anderen nit zu weißen noch zue
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nötigen hetten. 2. Gedächten sie die Hessen Casselische satisfaction anderst
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nicht zu underschreiben und zue acceptiren, alß daß nur von den geist-
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lichen , darauff sie es intendiren und davon es die landgräffin praetendirt,
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die 600 000 reichsthaler ohne anderer sonst contribuirender stendt zuthuen
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soltten erlagt werden. Daß nun viele von den stenden der meinung, wan
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man den Schwedischen in puncto satisfactionis militiae gnug thette, alßdan
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würde der schluß im übrigen erfolgen, darin würde man sich wie auch in
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dem vorigen bey dem puncto satisfactionis coronarum und anderen mehr
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nachgegebenen sachen betrogen finden. Es hette under anderen der Oxen-
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stirn bey ihnen Kayserlichen zu vermelden nit geschewet, die stendt hetten
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pro militia mehr nit alß 4 millionen willigen wollen. Er wüste nun schon
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den modum agendi mitt ihnen. Wan er nun wegen seines postulati ihnen
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nur noch 6 wochen starck zusprechen thue, würden sie schon, wie in andern
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mehr sachen biß dato beschehen, von sich selbsten kommen und anpraesen-
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tiren . Dießer discursus hatt mehrer veranlaßung geben, der Schwedi-
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scher unbillicher procedeur halber mitt mehrerm anregung zu thun. – [...]

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Schreiben an Bischoping

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W an Bischoping 1648 VI 5 ( Osn. 137).
. – [...]

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1 Abordnung ] am Rande: Inseratur Spanische und Hollandische frewdenfest.
Abordnung des Stadtrates bei W: Ser-
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vien
hat die Stadt aufgefordert, sich aller Freudenkundgebungen beim
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heutigen spanisch-staatischen Friedensfest zu enthalten. W: Ohne der
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stadt despect, auch ohne offension beider vergliechener partheyen kann das
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schlecht geschehen. – Mitteilung der Stadt: Es soll bei dem ursprünglich
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Geplanten bleiben. – Beschreibung des Friedensfestes.

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