Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 VII 12

31
1647 VII 12
Freitag Mitteilung Trauttmansdorffs durch Buschmann:
32
Auf Bitten der Protestanten bleibt er noch bis Montag, wiste aber nicht cui
33
bono, zumahln ie lenger ie mehrer von den Frantzosen und Schweden sol-
34
che postulata herfurkemen, die ihre schlechte begirdt zum friedenn
35
gnugsamb theten anzeigen. Gestern haben die Schweden die Einräumung
36
jeder fünften Kirche in den Erblanden an die Protestanten und in vorfal-
37
lenden streitigkeiten paritas iudicantium verlangt, was Volmar absolut
38
abgeschlagen hat. In der Unterpfalz fordern sie den Religionsstand von

[p. 945] [scan. 285]


1
1624, in der Oberpfalz sollen nach Aussterben der Wilhelmischen Linie die
2
Allodialerben keinen Anspruch wegen Meliorationen haben. In der
3
hessischen Satisfaktion sind sie auf 900 000 Reichstaler mit den entspre-
4
chenden
Abtretungen und Pfändern gegangen. Die Franzosen fordern, daß
5
der Kaiser den elsässischen Titel ganz aufgibt und weder qua imperator
6
noch Austriacus dem konig in Spanien nun und nimmer assistiren und daß
7
darfur die sieben churfursten sich verburgen soltten.

8
Bischoping

41
Der folgende Bericht ist mit Datum VII 12 in den vorhergehenden Teil eingelegt und
42
mitpaginiert worden; der Schreiber berichtet in der ‚ich‘-Form; wahrscheinlich handelt
43
es sich um Bischoping, der seit 1647 V 29 in Münster war.
mit Syndikus von Osnabrück und Minden

44
Johann Itell Schorlemer und Kaspar von Schorlemer.
bei Volmar. Rück-
9
gabe
der Stadtosnabrücker Eingabe mit der Erklärung, daß sie theils imper-
10
tinentia , in facto et iure unbegrundet, dha man bei den meisten in conti-
11
nenti daß contrarium erweisen konte, theils statui ecclesiastico et politico
12
hoch praeiudicirlich, theils nova et inaudita imo indigna, daß man die
13
vortreffliche gesandtschafften damit occupiren wolte, meistentheils aber so
14
bewandt, daß ein domcapittul zue Osnapruck, die ritterschafft und andere
15
stadte alda dabei interessirt, also dieselbe billich daruber zu vernemmen
16
weren. So were es auch so weit nicht kommen, daß hieran der friedt haffte.
17
Bitte um Abweisung der Stadt, die sich nicht in die gemäß dem Friedens-
18
projekt
von Kapitel und Bischof mit dem Hause Braunschweig-Lüneburg
19
zu führenden Verhandlungen zu mischen hat. Bei Beschwerden der Stadt
20
konte man wol auf andere weege umb deren abstellung bedagt sein.

21
Volmar: Stimmt grundsätzlich zu, doch Schweden und Lüneburger
22
unterstützen wenigsten in etlichen die Stadt; und hettens die Kayserliche
23
insgesambt dato bei diesen tractaten nicht thuenliche erachtet, pure
24
negative zu antworten, dan es seie contraria, gleichsamb nichts einzu-
25
willigen , alles zu negiren und gleichwol nichts dabei zu thuen. Er halte
26
selbst wol dafur, daß der friede beßer nicht als durch die wapffen zu
27
machen, gleich wol seye man in dem statu nicht, daß man nicht tractiren
28
solle. Man konne darumb in tractatus sich wol einlasen, gleich der gegen-
29
theil thuet, es werde doch nisi in eventum totalis compositionis nichts
30
geschlosen, hette also wol verhoffet, I. H. G. wurden sich in einem und
31
anderen in etwas haben erkärt, insonderheit weiln die Luneburgische und
32
Schweden immerfort instantias macheten, und noch gestern auf die capitu-
33
lation und andere daß Stifft Osnapruck concernirende sachen resolution
34
begert. Er wolle dafur halten, man solle die tractatus so lang nicht suspen-
35
diren , sondern doch etwas tractiren. Hat W Bedenken, sub nomine zu
36
handlen, wollen die Ksl. seiner unerwähnt im Namen des Kaisers verhan-
37
deln
, doch möge er Informationen geben; ohne conditionibus wird bei der
38
jetzigen Lage W das Stift nicht zurückerhalten können. Bischoping:
39
Will berichten, da er wegen Fortsetzung der Verhandlungen nicht instruiert
40
ist. Daß man aber insinuiren wolle, wie es contraria seie, alles zu negiren

[p. 946] [scan. 286]


1
und gleichwol nichts dabei zu thuen, dha vermeinte ich, I. H. G. thete bei
2
die Kayserliche Mayestet alles daß ihrige trewlich aufsetzen und dabei hal-
3
ten , wie sie bißhero noch allen krafften gethaen, auch noch zu thuen
4
gemeint sein. Über das Instrument will W sich jedoch nicht vor der
5
Stellungnahme der übrigen katholischen Stände erklären. So viele nachricht
6
habe man gleichwol, daß I. H. G. albereit darauf gedagt, auch etwas auf-
7
setzen lasen, so den herrn Kayserlichen pro informatione dienen konte,
8
wurden villeicht hernegst davon abschrifft haben konnen; ich wolle, wie
9
gesagt, alles gehorsambst referiren. Mündliche Information des Osna-
10
brücker
Syndikus zu dem Begehren der Stadt, die Volmar wol eingangen
11
und nicht mißfallen. Sindicus Mindensis befragete sich, wie es mit dem
12
gethanen vorschlag wegen Minden beschaffen. Herr Volmar hat
13
darauf kurtzlich geantwortet, es wolle dem gegentheil nicht eingehen, iha
14
wollen nichts davon horen, also werde es umsonst sein, sich damit aufzu-
15
halten . Will ihm übergebene schriftliche Bemerkungen zu der von der Stadt
16
Minden geforderten Jurisdiktion berücksichtigen.

Dokumente