Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 III 26

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1647 III 26
Dienstag W bei La Court. Dieser hat gestern Salvius er-
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, daß Frankreich in die Preisgabe Osnabrücks nicht willigen könne,
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ihn aber gar durum et obstinatum befunden. Salvius hat angedeutet, die
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Königin habe getadelt, daß man nicht auf ganz Pommern bestanden habe,
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man wünsche in Schweden weitere Ämter und Aufrechterhaltung der
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Donationen; die Partei des Reichskanzlers sei dem Frieden entgegen. W:
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Daß man a parte regis christianissimi anderst den Schwedischen begegnen
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und deutlich sagen, müßte, quod permittere non velint episcopatus istos
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catholis eripi. Wie dan die herrn Kayserliche continuirlich erinnerten, daß
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die Franzosische wapffen mehr schaden im feld thetten alß alle eingewen-
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dete officia bey den tractaten nützten. Daß die Schwedische über die
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geschloßene satisfaction newe postulata vorbringen wollen, daß würde
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keiner guett heißen, und leichtlich erkennen können, daß es darumb zu
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thuen, damitt Brandenburg den stifft Minden oder noch ein anders uber-
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kehme , wie er dan bey einem gueten theill der Pommerischen landen ver-
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lust an einem andern ortt gern das contiguum in territorio cum potentia
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suchen und annehmmen würde, derentwegen dan auff diese practiquen
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mehrers acht zu geben. Der stiffter und catholischen religion sach thetten
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sie nachmalß recommendiren, und vermainten, daß ein könig von Franck-
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reich nicht allein ratione sui status et conscientiae, sonder seine ehr und
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reputation mitt zue consideriren. Da indeme die Schweden einen punctum
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honoris wegen des stiffts Oßnabruck und Minden machen woltten, so
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würde es Franckreich vor der gantzen christenheit und weldt zum högsten
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veracht und schimpff gereichen, wan die Schweden mitt ihrem hochmuht
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soltten praevaliren und Franckreich ihnnen weichen, ja sich mitt der bedra-
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wung , daß sie mitt ihnnen in die haar zu kommen gedächten, abschrecken
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und überwinden laßen. Franckreich hette die Schweden ersten herfür ge-

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bracht und erhebt, müßten sie nicht über sich steigen und mitt solchem
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schimpff die ansehenliche beneficia dergestaldt tractiren laßen. La
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Court: Er hette es dem duc de Longeville und comte d’Avaux teutlich
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gnug überschrieben, waß der Salvius also hochmütig gegen den herrn graf-
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fen von Trautmansdorff gerehdet, zweiffelten nicht, sie würden die sachen
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woll apprehendiren und es dahin dirigiren, das Franckreich mitt schimpff
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nit bestunde. Die Touranische armee würde auch allgemach herunder nach
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dem Rhein geführt und die sach zum andern stand zu bringen sein, wie er
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dan seinestheilß gern das beste damitt zuthun woltte. I. H. G.: Ob es
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nit ein mittell, daß die herrn Französische plenipotentiarii einen currier
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nacher Stockholmb expedirten und durch den residenten sich dieser proce-
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dur und wortt halber bey der königin beklagen thetten. Ille: Mitt dem
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currier brächte man 8 wochen zue, und were nit nötig, weiln man ohnedas
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mitt dem alda anwesenden Frantzosischen residenten continuirlich corre-
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spondire .

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Bericht Buschmanns: Trauttmansdorff warnt, daß man gegen die von
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Schweden stark betriebene hessische Satisfaktion alle mittel, die man nur
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erdencken konte, möchte vorwenden und sich ia auf sie nicht zuviel ver-
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laßen , dan einmal der Kayser durch oben vorgangene tractatus disarmirt.
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Er hat inzwischen die ursprünglich von den Franzosen genannten 600 000
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Reichstaler geboten. Osnabrück wird jetzt für Brandenburg und Minden
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für Braunschweig begehrt

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Vgl. erstes Satisfaktionsprojekt der Braunschweiger 1647 III 26 (Druck: J. G. Meiern
VI S. 401f ).
. Der Ulmischen particulartractaten halben sey
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nit zu sagen, wie ungehalten der herr graff sey, beklage und bethaure, daß
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die vom Kayser concredirte volcker und plätze dergestalt dem feind wur-
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den zugespielt. Wolte aber nimmer verhoffen, daß Churbayern diesen
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schandlichen tractatum ratificiren werde.

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