Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 VII 28

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1647 VII 28
Sonntag [...] – W bei den Ksl. , wo er zunächst nur Vol-
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mar
antrifft. Hält diesem bei Erwähnung der ksl. Antwort auf das fran-
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zösische
Instrument vor, es hette gleichwohl noch keiner von den stenden
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[...] das instrumentum gesehen und sein guettachten darüber geben können,
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wozu Volmar vor sich gesehen und ein zeitt lang stillgeschwiegen. Die
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Abreise von Salvius

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Salvius war 1647 VII nach Osnabrück zurückgereist.
, nach deren Bedeutung W fragt, ist ihm noch unbe-
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kannt
.

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Hinzu Nassau/Lamberg/Krane. W: Kurköln hat sowohl wegen der Be-
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mühungen
Küneckes in der Hildesheimer Sache wie wegen der hessischen
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Satisfaktion seine früheren Erklärungen bekräftigt. Schreiben der Osna-
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brücker
Stände wegen der Satisfaktion Gustafssons; vor zwei Tagen von
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der Stadt Osnabrück mit dem Vorgeben, die Ksl. hätten zugestimmt,
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begonnene Demolierung der Petersburg, Bitte um ein ausdrückliches Ver-

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bot
. Volmar: In der Hildesheimischen sach hetten sie weiters nicht ein-
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williget , es were der Königken zwarn noch kürtzlich bey ihme Vollmari
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geweßen und die sachen hefftig sollicitirt; er hette ihme aber die unbefueg-
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sambkeit gnuegsam remonstrirt, welche auch woll einige andere protesti-
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rende erkenneten; indeme sie aber das medium catholicos extirpandi et in
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progressu religionis impediendi hierin nicht zu bestehen erkenneten, so
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ließen sie sich dardurch verleiten; sie Kayserliche aber würden außer Ihrer
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Churfürstlichen Durchlaucht resolution nit schreiten, wie gleichfalß den
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Hessen Casselischen ein mehrers nicht nachgeben, alß weßen sich Chur-
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meinz und Cölln letzmaln, und Ihre Churfürstliche Durchlaucht zue Cölln
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noch itzo erklerten. Die Franzosische und Schwedische nehmen sich gar
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eyffrig und starck der Casselischen an, und weiln dem werck mitt wortten
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und schreiben allein nit zu helffen, so müste man gleichwohl auch dahin
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bedacht sein, welcher gestaldt Ihre Kayserliche Mayestet zue assistiren, sich
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auch selbsten nit mitt stillsitzen in einer solcher wichtiger sachen verlaßen,
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dan sie die gewiße nachrichtung, daß unangesehen des armistitii die Hessi-
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sche sich der landen völlig bemechtigten und ihre satisfaction gegen die
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contradicentes per arma zu gewinnen und zu behaubten gedächten. Es were
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Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht landen und eben dem stifft Münster
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albereits durch das armistitium ein unwiederbringlicher schad zugefüegt
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und dem gegentheill der vorthell zugewachßen, daß sich alßo hochmütig
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und intractabel bezeigt. Des Gustavi satisfaction anbelangend, were es
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zwarn ein unbilliche sach; man kennete aber allerseits woll, wie es itzo zu-
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gienge . Daß die Oßnabruckische stend nichts zu thuen und solches gleich-
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samb abzubitten gedächten, solches hetten sie auß dero schreiben woll ver-
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nommen . Es keme ihnen aber der Oßnabruckischen landstenden procedeu-
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ren sehr verdächtig vor, dan die acatholici inter illos woll lieber sehen
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möchten, daß der Gustavus also durch dis mittl bey der regierung pliebe
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und I. H. G. ein victilitium in absentia gegeben würde: darauff dan ver-
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muhtlich die Schwedische bey dießer der landstenden erklerung und peti-
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tion fallen würden; dahero sie Kayserliche vor das rhadtsambste, dießen
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practiquen zu begegnen, hielten, daß man mitt den Schwedischen unange-
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sehen der stende klagtten schließen sollte. Sie hoffen, es auf 70 oder 80 000,
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zahlbar in vier Jahren, bringen zu können. Die Petersburg betreffend, da
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geschähe ihnen Kayserlichen gar ungüetlich, daß man sich auff dero con-
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sens berueffen wollte, dan sie allemal dagegen gerehdet. Da die Prälimi-
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narien
betroffen sind und nach diesen keine Seite einseitige Verfügungen
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treffen soll, haben sie Bedenken, ohne die Schweden etwas zu erlauben oder
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zu verbieten, wollen der Stadt aber ihr Mißfallen kundtun. W: Gustafs-
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son
kein Amt als Pfand einzuräumen, dan sich fide publica ein yedwedder
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versichert zu haltten, zumal die Schweden aus dem benachbarten Bremen
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exekutieren können und leicht ein Präjudiz für die von Hessen bean-
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spruchte
Pfandnahme entstehen kann. [...] Nassau: Es hetten die
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Casselische bey ihnen Kayserlichen sich verlauten laßen, daß die Chur-

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meinz - und Cöllnische bey den Franzosischen ein interposition ihrer prae-
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tension halber begert und selber propter defectum pecuniae die oppigno-
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ration vorgeschlagen. W dementiert.

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Raigersperger bei W. Hat bei Brun sondiert, ob Spanien in seinem Vertrag
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mit Frankreich die Befreiung von Mainz und Köln von der hessischen
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Satisfaktion bedingen könne. Gestern hat Brun berichtet, Peñaranda habe
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über die maßen woll auffgenommen, daß beede herrn churfürsten und
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interessirende ein solches guetes vertrawen zue ihnen und seinen könig setz-
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ten . Man soltte versichert sein, daß sie solches hinwiederumb zu erkennen
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begerten. Direkt können sie die hessische Satisfaktion in den auch von der
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holländischen Sache abhängigen französischen Verhandlungen, zumal ohne
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besonderen Befehl, nicht vorbringen, woltten gleichwoln beeder herrn chur-
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fürsten in ihrem proiecto in generale gedencken und sie im nahmen ihres
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königs aller assistenz und hülff, wan sie wegen der Hessischen satisfaction
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bekrieget werden soltten, versichern. W: Bei Brun zu sehen, ob bey
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ersehender gueter glegenheit die Spanische die Hollender auch capaces
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machen und auff ihre seithen mittbringen möchten, damitt man gleichwohl
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sowohl den Franzosischen, Hessischen alß Schwedischen zue beruhigung
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ihnen benachbarten landen ipsam rationem et aequitatem mehrers
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inculciren köntte. Raigersperger: Will deshalb weiterverhandeln.

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W: Mitteilung Chigis und Gespräch mit den Ksl. Raigersperger: Be-
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fremdet
über Herausgabe der ksl. Erklärung ohne Zuziehung der Stände.
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Oxenstierna hat ihn lachent inter caetera gefragt, ob es im reich herkom-
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mens , daß die Kayserliche ohne der stend vorwißen dergleichen erklerung
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bey dem tractatu cum exteris heraußgeben. Er hette es damitt beandt-
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worttet , es würden Ihre Excellentz des reichs herkommen woll wißen und
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leichtlich nachzudencken haben, wie es itzigem statu nach zugienge. Wegen
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Erfurt und der Bergstraße hat Oxenstierna den Mainzer Standpunkt ange-
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nommen
, die hessische Satisfaktion aber eifrig verteidigt, dahero woll sorg-
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lich dahin zu gedencken, wie dießem der außlendischen fervori und der
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Casselischen unmeßigen begyrd weiters zu begegnen.

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Mitteilung der Ksl.: Schreiben an die Stadt Osnabrück wegen der Peters-
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burg

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Ksl. in Münster an Stadt Osnabrück 1647 VII 28.
; Lamberg/Krane haben den Stadtsyndikus

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Dr. Heinrich Böger; nach APW III C 2,1 S. 866 hatte W ihm vorgeworfen, die Nach-
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richt von Zustimmung der Ksl. zur Demolierung der Petersburg verbreitet zu haben.
rufen wollen, der jedoch
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mit Salvius abgereist ist. – Mitteilung Volmars: Notata ad instrumentum
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Gallicum, und zwarn super materia gravaminum absonderlich.

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