Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1648 II 3

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Montag W bei Longueville. Empfehlung des Friedens und
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der Religionsinteressen. Longueville: Es thette ihme leid, daß dem
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catholischen weeßen nit beßer in Teutschland hette dienen konnen; darauff
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more solito die Kayserliche etwas taxirt und der Französischen gottsehligen
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eiffer und friedbegyrigkeitt herfürgezogen und referirt, daß er der praedi-
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canten einführung in Wiedenbruck den Schwedischen starck vorgehaltten.
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Die hetten sich erstlich mit der unwißenheit entschuldigt und darauff dis
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procedere wieder I. H. G. clerisey und burgerschafft mißbillichet und sich
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zue der remediirung erbotten. La Court soll die Sache weiter verfolgen, W
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möge ihm daran erinnern lassen. Übergabe von Reliquien durch W, wo-
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nach
Reck de Sancto Liborio und daß deßen reliquiae nun so viele jahren ab
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ecclesia Paderbornensi propter hostilia pericula procribirt, meldung gethan
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und gebetten, man wolle sich doch selbiger kirchen versicherung und con-
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servation in honorem istius sancti pro bono religionis recommendirt sein
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laßen, [...] worauf mitt gueten offertis more solito geandtworttet. W:
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Longueville möge den König und Mazarin seiner affection gegen Frank-
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reich
versichern, seine Stifter empfehlen und widerlegen, was etwan ein
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oder ander auß privat affection gegen das hauß Bayeren und auch sie von

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hier auß wiedriges berichtet und informirt [...]. Darauff I. H. G. er,
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Longeville, bei die hand genohmmen und in ein winckel geführt, sagend, er
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müße bekennen, daß der cron Franckreich affection und estima sowoll
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gegen das hauß Bayeren alß auch gegen I. H. G. in specie sehr groß gewest,
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daß aber woll ein und anders darin kommen, welches das werck inturbi-
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dirt ; er hoffe, wan er nach Paryß komme, wolle alles, wie es seye, recht
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penetriren und respective redressiren. – [...]
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W bei Peñaranda. Gratulation zum Friedensschluß mit den Staaten.

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Peñaranda: Abschluß trotz Gegenwirkungen der Franzosen bis zuletzt.
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Geringe Hoffnung auf französische Friedensbereitschaft gegenüber Spanien,
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da Longueville sonst nicht abreisen und die Ehre des Abschlusses anderen
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überlassen würde. W: Die Franzosen entschuldigen sich damit, daß
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Spanien auf Einräumung der Festung Nancy an Lothringen besteht.

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Peñaranda: Daß es a parte der cron Spanien nicht ermanglete, den frie-
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den mitt Franckreich zu schließen. Die herrn mediatores, wan sie rehden
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dörfften oder woltten, würden die beste zeugnuß davon geben können. Es
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were ein schand, wan mans überall wüste, wie schlecht der duc de
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Longeville bey den tractaten von einem seiner collegen gehaltten, dan ob er
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zwarn den nahmen primi plenipotentiarii gehabt und den anderen, wie es
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ihme gebühre, vorgangen, so were er doch, wan man ad negocia conclu-
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denda kommen sollen, von dem anderen, alß der allergeringste under ihnen
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gehaltten worden, und wan der herzog ia gesagt, Avoix dubiosus und
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Servient negative geandwort, hette dises vorgehen miessen etc. Dahero er
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etliche mahl den herrn mediatoribus gesagt, es möchte der duc de Longe-
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ville woll eine guete meinung haben, den frieden zu befördern, er sähe aber
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auß der anderen, seiner collegen, authoritet so viell, daß er nichts richten
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köntte; dahero er auch die herrn mediatores erinnert, sie möchten doch
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daran sein, daß gemelter duc eine andere plenipotenz bekehme, wardurch er
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sich zum wenigsten von anderer dominio zue seiner selbst eignen ehr retten
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köntte. Mitt des herzogen von Lottringen restitution bezeigten sich die
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Franzosische gar zu irraisonabel. [...] Sie haben Lothringen derart mit
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Festungen umgeben, daß sie von dort nichts zu befürchten haben, dahero
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sie dan ex ipsa aequitate ein von der gantzen christenheit so woll meritirten
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haußes plätz und residents nit zue einem offenen dorff zu machen. Im
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Augenblick ruhen die Verhandlungen mit Frankreich, doch ist er jederzeit
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zur Fortsetzung auch unter Zurückstellung der lothringischen Frage bereit.
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Mit den Generalstaaten ist kein Stillstand bis zur Ratifikation vereinbart,
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doch glaubt er an keinen ernsthaften Kampf mehr. Und alß nun darauff in
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militaribus einige discursus vorgefallen, hatt er die necessitet, sich in guete
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verfaßung zu stellen, wan man frieden haben woltte, remonstrirt und be-
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richtet , wie daß er dießen nachmittag von der Generalstaaden abgeordne-
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ten vernohmmen, daß der Wrangel resolvirt, sich mitt den Franzosischen
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völckeren zue coniungiren, recta auff die Kayserliche und in Bayern zu
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gehen. – Schreiben nach Osnabrück.

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