Acta Pacis Westphalicae : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 7: 1647 - 1648 / Andreas Hausmann
6. Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III Osnabrück 1647 November 21

2

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


3
Osnabrück 1647 November 21

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 15–19’, 26–26’; PSfol. 20–22’

36
In die Weisung ist irrtümlich das öst. Protokoll der Konferenz kath. Rst. vom 14. Novem-
37
ber 1647 ( [ Nr. 2 Beilage [1] ] ) eingelegt.
= Druckvor-
5
lage
– Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1882fol.
6
54–56’ (ohne PS).

7
Konferenz mit Gesandten der protestantischen Reichsstände über den Verhandlungsmodus
8
(1647 XI 19, 20): Unmöglichkeit direkter reichsständischer Verhandlungen unter kaiserlicher
9
Vermittlung. Beeinträchtigung der eigenen Verhandlungsposition durch die Kenntnis der
10
Protestanten von kurbayerischer Haltung, Unklarheit über den Informanten. Bemühung
11
um Einbeziehung aller katholischen Reichsstände in den Frieden, Furcht vor protestantischer
12
Forderung nach kaiserlichem Vorgriff.

13
Ankündigung der Annotationes Lambergs und Kranes zum ersten katholischen Gutachten
14
vom 7. Oktober 1647.

15
Ausbleiben der katholischen Gesandten; angebliche Rückkehr Wartenbergs nach Münster.
16
Zurückweisung kurbayerischer Vorwürfe, der Kaiser und Spanien würden die Verhandlun-
17
gen verzögern; Entschuldigung Ernsts.

18
[PS] Ankunft Ernsts in Osnabrück.

19
PS Konferenz mit den schwedischen Gesandten (1647 XI 21): Einigung auf den vorgeschla-
20
genen Verhandlungsmodus; keine Verhandlungen über Sachfragen ohne Anwesenheit der
21
katholischen Gesandten.

22
Verweis auf die Relation vom 18. November 1647 (Nr. 2). Hierauff wir
23
ermelte protestirende sämbtlich vorgestern, den 19. huius, zue unß erfor-
24
dert und ihnen daßienig mündtlich vorgehalten, waß in beyliegendem ex-
25
tractu protocolli verzeignet ist. Wir haben auch dieienige particulariteten
26
dern noch streittiger puncten, so in Ewer Kayserlicher Mayestätt befehlch
27
angeregt sein

38
Bezug auf die Weisung vom 14. Oktober 1647 (Text: APW II A 6/2 Nr. 249). Als strittige
39
Punkte, in denen die prot. Rst. ihre aus ksl. Sicht überzogenen Forderungen überdenken
40
sollten, wurden dort exemplarisch genannt: 1.) die paritätische Besetzung der Ratsstellen in
41
den gemischtkonfessionellen Reichsstädten; 2.) die Autonomie der Mediatstände und Un-
42
tertanen , bes. im Hst. Hildesheim; 3.) die 15-jährige Auswanderungsfrist für fremdkonfes-
43
sionelle Untertanen.
, darumb ubergangen, auff daß sie nit darauß ein conse-
28
quentz zu machen, alß hetten wir das ubrig alles für bekand hin- und
29
nachgeben, und die catholische darüber desto mehr zu clagen ursach er-
30
greiffen mogten.

31
Gleichwie wir aber zuvor erwehnung gethan

44
Bezug auf die Relation vom 18. November 1647 ( [ Nr. 2 ] ).
, daß sie die vorgeschlagene
32
conferenz erst auff den fall, mit denen Schwedischen ie nit zurecht-
33
zukommen sein würde, gemeinen mögten, also haben sie es auch in ihrer
34
gestriges tags angebrachter und dem protocoll einverleibter anthwortt
35
deutlich erclehrt, daß nemblich ihre meinung seie, wir solten die tractatus

[p. 14] [scan. 108]


1
ohne umbschweiff mit den Schweden selbst reassumirn, wan aber darbey
2
in denen bißher bestrittenen puncten angestanden werden sölte, so wölten
3
sie alßdan das ihrig dabey

33
3 thuen] Im Konzept ze thuen.
thuen und mit denen catholischen sich zu ver-
4
gleichen nit laßen zuwieder sein. Ist also auff ein solche conferentz, wie in
5
der churfürstlichen durchllaucht in Bayrn beyden schreiben vom 22. und
6
27. Octobris praesupponirt wirdt

35
Text: APW II A 6 Nr. 260 Beilage B und Nr. 266 Beilage A. Kf. Maximilian hatte eine
36
Einigung zwischen dem Ks. und den Rst. beider Konfessionen (d.h. unter Ausschluß der
37
Kronen) vorgeschlagen, bei der sich auf kath. Seite nur die principalsten Stände, um deren
38
Friedensbereitschaft man wisse, beteiligen sollten. Den ksl. Ges. sollte bei diesen Verhand-
39
lungen aufgrund ihrer authoritet eine zentrale Rolle zukommen.
, einig fundament nit zu machen, sön-
7
derlich nachdem die protestirende auß dem ersten diese und andere mehr
8
praesupposita, intentiones und resolutiones ihrer durchllaucht gnugsamb
9

34
9 erlernet] Korrigiert aus dem Konzept. In der Druckvorlage erclehrt.
erlernet haben. Derentwegen wir unß nottwendig auff die immediat-
10
handtlung mit denen Schwedischen selbst weisen laßen müßen und dahin
11
zu sehen haben werden, daß wir bey einem oder andern passu der catho-
12
lischen eingebrachte erinnerungen

40
Bezug auf das erste kath. Ga. vom 7. Oktober 1647.
so gutt immer möglich verfechten,
13
darüber mit denienigen catholischen, so ahn der handt sein, communicirn
14
und, so gutt es bey diesem beschwehrlichen zustandt sein kan, hindurch-
15
fahrn thue.

16
Wir haben biß daher nit erfahrn konnen, durch waß mittl die protesti-
17
rende solch Churbayrisches schreiben zur handt gebracht, so sie nit nur
18
per extractum, wie daß Ewer Kayserlicher Majestätt ahn unß abgangenem
19
befehlich beyligt, sondern mit völligem inhalt, wie das originaliter ahn
20
Ewer Mayestätt außgefertiget worden, expracticirt haben. Besorgen unß,
21
sie werden auch das andere vom 27. Octobris eben durch dergleichen
22
weeg wie das vorig bekommen

41
Am 4. Dezember 1647 erhielten die ksl. Ges. die Information, daß die schwed. Ges. in der
42
Tat das kurbay. Schreiben vom 27. Oktober 1647 erhalten hatten (vgl. [ Nr. 27 bei Anm. 11 ] ).
, wardurch diese tractaten ex parte catho-
23
licorum ie mehr und mehr schwehrer und nachtheilig gemacht würden.

24
Nachdem dan Ewer Kayserliche Mayestätt in dero vom 30. Octobris ahn
25
herrn graffen von Nassaw und mich, Volmarn, abgangenem und hieher
26
communicirten befehlich

44
Text: APW II A 6 Nr. 263. Vgl. auch [ Nr. 8. ]
gnädigste anregung thuen, wir unß keineswegs
27
heraußzulaßen, daß Ewer Mayestätt [„]gneigt oder bewogen werden
28
mögten, mit einwilligung nur ethlichen catholischen ständen, obschon
29
dieselbe ethwo mächtiger alß die ubrig sein mögten, mit der cron Schwe-
30
den einen frieden zu schließen und die andern in gfahr des kriegs zu
31
laßen[„]; sodan, daß wir ein gesambtguttachten uber der catholischen be-
32
dencken einschicken solten, da haben wir unß zwar biß dato dergleichen

[p. 15] [scan. 109]


1
außschließung ein oder andern catholischen standts nichts vernehmen
2
laßen, werden unß deßen auch woll inskünfftig hütten. Dieweilen aber
3
die protestirende wißen, daß Ewer Kayserlicher Majestätt in vorberühr-
4
tem schreiben von ihr churfürstlicher durchlaucht eingerathen worden,
5
wan theills catholische ihre bey den consultationibus instrumenti pacis
6
vorgebrachte conditiones auch dies ortts behaubten und sich also die
7
gantze handtlung zum völlichen bruch ansehen laßen wolte, daß alßdan
8
Ewer Mayestätt vorgreiffen etc.

31
Bezug auf das Schreiben Kf. Maximilians vom 22. Oktober 1647 (wie [ Anm. 4 ] ).
, so werden sie sich ahn unßere declara-
9
tiones wenig kehren, sondern vielmehr darauff tringen, daß sothanem

32
Sothan = so beschaffen, solch (vgl. Grimm XVI, 1817f).

10
vorschlag nachgegangen werde, so wir auch, wans endtlich auff einen
11
solchen stutz

33
Aufenthalt, Hemmung, Anstoß (im Sinne von „Widerstand“) (vgl. Grimm XX, 736).
kommen solt, Ewer Kayserlicher Mayestätt, zufolg deren
12
letztern befehlichs vom 2. dies

34
Text: APW II A 6 Nr. 266.
, so tags, so nachts underthenigist zu
13
referirn nit underlaßen wöllen.

14
Betreffendt aber die ertheilung unßers gehorsamsten guttachtens, sinte-
15
mahlen Ewer Kayserlicher Mayestätt von Münster auß unterm dato 8.
16
dießs, waß bey der catholischen bedencken zu erinnern furgefallen, auch
17
die darüber mit ihnen angestelte conferenz mit sich gebracht, zu thuen
18
oder nit zu thuen sein mögte, mit umbständen allerunderthenigst uber-
19
schrieben worden

35
Bezug auf die Notanda Volmars zum ersten kath. Ga. vom 7. Oktober 1647,s.l. [vor 1647
36
November 8]. Text: APW II A 6 Nr. 272 Beilage [1].
,

28
19–21 so – einzuschicken] Korrektur im Konzept. Ursprünglich hieß es so lassens wir, der
29
graf von Lamberg und Crane, unserstheils darbei bewenden und wissen ein mehrers nit
30
einzerathen.
so sein wir, der graff von Lamberg und Crane, zu-
20
gleich in auffsatz begrieffen, unßere gehorsamste gedancken negster tagen
21
einzuschicken

37
Vgl. das Schreiben vom 28. November 1647 ( [ Nr. 17 ] ).

22
Von denen catholischen ständen ist auff dato noch niemandt, und sogar
23
der Churbayrischer deputatus

38
Dr. iur. Johann Ernst (1604–1667), 1645–1649 kurbay. Sekundarges., führte ab Januar
39
1646 das hgl. bay. Votum imFR Osnabrück; 1635 kurbay. Hofrat ( Biographisches
40
Repertorium E, 448f; Immler , Kurfürst, 19f).
selbst, nit ankommen. Wir vernehmen
24
aber von dem hiesigem officialen

41
Gemeint ist Dr. phil. Dr. theol. Lic. iur. Johann Bischopinck (1613–1667), 1644–1649 Ges.
42
für das Hst. Osnabrück, führte auch die Voten für die Hst.e Eichstätt, Augsburg, Regens-
43
burg und die Fürstpropstei Ellwangen; Offizial von Fbf. Wartenberg in Osnabrück ( Gatz ,
44
Bischöfe I, 31).
, daß ihr fürstliche gnaden, herr
25
bischoff zu Oßnabrück, angestern zu Münster anlangen söllen

45
Wartenberg kehrte erst am 25. November 1647 nach Münster zurück (vgl. [ Nr. 12 ] ).
und auff
26
sein ankunfft die deputation alßbaldt ihren vortgang erreichen werde.
27
Derentwegen wir bey reassumption der tractaten in denen principal-

[p. 16] [scan. 110]


1
puncten noch umb soviel etwaß hinderhältich

27
Hier im Sinne von „zurückhaltend“ (vgl. Grimm X, 1506).
werden gehen müßen,
2
weil ia alle handtlung vergebens, wan gar kein catholischer verhanden,
3
so darin consentirn wölt.

4
Wir sollen auch unangeregt nit laßen, nachdem in ihrer churfürstlichen
5
durchllaucht zu Bayrn schreiben von 27. passato meldung beschicht, alß
6
ob wir unß sölten erclehrt haben, mit reassumption dieser tractaten so
7
lang einzuhalten, biß Ewer Kayserlicher Mayestätt gnädigste resolution
8
uber der catholischen bedencken einkommen wehre, item die Spanische

28
Spanien wurde zu dieser Zeit vertreten durch: Gaspar de Bracamonte y Guzmán, conde de
29
Peñaranda (ca. 1596–1676), 1645–1648 span. Prinzipalges.; 1642 consejero de la Cámara de
30
Castilla, 1648 consejero de Estado ( Poelhekke , Penaranda; Rohrschneider , Nachlaß,
31
179ff; Pernot , 351; Rohrschneider , Frieden, 137–145). – Dr. iur. Antoine Brun (1599–
32
1654), 1645–1649 span. Ges. ; 1642 conseiller im Conseil suprême von Flandern und Bur-
33
gund
in Madrid ( Truchis de Varennes ; Rohrschneider , Frieden, 153–159).

9
keinen frieden mehr begehrten, sondern die Frantzosen unnd Teutschen
10
nur zu ludificirn gemeindt wehrn, daß ihr durchlaucht in beyden diesen
11
passibus sehr ungleich und ubel informirt worden, dan Ewer Kayserliche
12
Majestätt werden auß des graffen von Naßaw und mein, Volmars, vom
13
11. Octobris biß uff den 12. dießs eingeschickten gehorsamsten relationi-
14
bus et protocollis

34
Vgl. die Relationen aus Münster vom 11., 15., 18., 22., 25., 29., 31. Oktober und vom 4./5.,
35
8., und 12. November 1647 ( APW II A 6 Nr. 248, 251, 255, 257, 262, 264, 270, 272, 273,
36
sowie Nassau und Volmar an Ferdinand III., Münster 1647 Oktober 25. Ausf.: RK FrA
37
Fasz. 54a [1647 X–XII]fol. 35, PSfol. 38–39 [= eigh. Ausf. Nassaus] – Kopie: KHA A 4
38
Nr. 1628/44 unfol. – Kopie des PS: RK FrA Fasz. 54a [1647 X–XII]fol. 36–37 – Konzept:
39
ebenda Fasz. 92 XII nr. 1854fol. 603).
vielmehr das contrarium allergnädigst angehört und
15
vernohmen haben, daß wir auff der catholischen zumuthen unß rundt
16
entschüldigt, daß wir so lang zuzuwahrten nit veranthwortten könten.
17
Wie es dan der effectus selbst weiset, indem ich, Volmar, mich nuhn 8
18
tage alhier befinde und die mora nit ahn unß, sondern ahn denen sambt-
19
lichen catholischen bestehen thuet. So hat sich auch wegen des anzugs
20
auff die Spanischen der Churbayrischen deputatus, Dr. Ernst, gegen mir,
21
Volmarn,

26
21 mit eigner handt] Im Konzept schrifftlich mit aigner handt.
mit eigner handt entschuldigt mit diesen formalibus: „Waß von
22
dem schlechten hergang der Spanischen tractaten mit Franckreich und
23
Hollandt, ingleichen, daß die Spanische nach der reconiunction ihrer
24
churfürstlichen durchllaucht mit Kayserlicher majestätt waffen

40
Bezug auf den Rekonjunktionsrezeß („Pilsener Vertrag“) zwischen dem Ks. und Kurbay-
41
ern vom 7. September 1647 (Text: Dokumente I/3 Nr. 346; vgl. auch Ruppert , 313ff;
42
Kapser , 49–54; Albrecht , Maximilian I., 1073ff). Der Vertrag wurde am 23. September
43
1647 ergänzt (Text: Aretin , Nr. 23, 227–239) und am 29. September 1647 in eine neue
44
Fassung gebracht (Text: Dudík , 262–268), welche am 12. und 17. Oktober 1647 in Prag
45
bzw. München ratifiziert wurde.
sich dif-
25
ficiliores erzeigen sollen, zu ende gemeldet wirdt, ist von mir allein rela-

[p. 17] [scan. 111]


1
tive , aber nit affirmative geschrieben und außtrücklich annectirt worden,
2
waßgestalten die mediatores denen Spanischen zeugnuß geben, daß ihnen
3
hierinnen unrecht geschehe“

30
Das Schreiben wurde nicht ermittelt.
. Wir befinden zwar solchen berümbten an-
4
hang in der abschrifft seiner relation, so dem churfürstlichen schreiben
5
beygelegt ist

31
Bezug auf die Relation Ernsts vom 18. Oktober 1647 (APW II A 6 Nr. 266 Beilage [1] zu
32
Beilage A).
, nit.

6
[PS]

33
Eigh. Zusatz Lambergs auf der letzten Seite der Relation (fol. 26’).
Der Churbayerische abgesander Dr. Ernst ist alberait hier ankho-
7
men .

8
PS

34
Vgl. zum Folgenden auch das Protokoll über die Konferenz zwischen den ksl. und schwed.
35
Ges. in APW [ III C 2, 907 Z. 40 – 909 Z. 3. ]
Heudt haben unß die königlich Schwedischen gesandten heimbge-
9
sucht , sich waß wenig in complimentis auffgehalten und darnach vermel-
10
det , daß sie theills von unß selbst, theills von denen protestirenden stän-
11
den verstanden, gestalt wir nach reassumption der tractaten verlangten,
12
damit der liebe friede möge befördert und diese handtlung zum schluß
13
gebragt werden. Seie ihnen solches zu vernehmen angenehmb und lieb
14
gewest, verlangten auch ihrstheills zu solcher reassumption. Allein würde
15
nöttich sein, die sach also anzugreiffen, damit mit mehrer siecherheit, alß
16
bißhero zu verspührn gewest, darbey möge verfahrn werden. Man habe
17
gesehen, wie die catholische stände sich understanden, daßienig, waß ein-
18
mal zwischen unß in puncto gravaminum vergliechen gewest, wieder in
19
unnöttigen disputat zu ziehen

36
Anspielung auf das erste kath. Ga. vom 7. Oktober 1647, das zentrale Zugeständnisse, die
37
die Ksl. im KEIPO4A und mit ausdrücklicher Zustimmung der kath. Rst. in der End-
38
lichen Erklärung vom 30. November 1646 ( APW [ II A 5 Nr. 148 Beilage [C]) ] gemacht
39
hatten, ablehnte. Dazu gehörten bspw. die dauerhafte Überlassung von Kirchengut an
40
die Protestanten (vgl. auch [ Nr. 29 Anm. 223 ] ) und der Grundsatz der Parität zwischen
41
den Konfessionsparteien (vgl. [ Nr. 17 Anm. 56 ] ; außerdem Dickmann , 417; Ruppert , 318;
42
Schneider , 382f).
. Seie ihne bedencklich, solchergestalt
20
fortahn zu tractirn. Dahero sie bey dieser gelegenheit ahnlaß nehmen
21
wöllen, mit unß hierauß zue reden, waß wir ethwo vermeinen, wie der-
22
gleichen gefahr entgangen und die handtlung also angegrieffen werden
23
mögte,

28
23 damit – würde] Fehlt in der Kopie.
damit man beyderseits deßen, waß abgehandtlet würde, gnugsamb
24
könne versiechert sein.

25
Wir haben nach gebührender dancksagung für beschehene heimbsuchung
26
geanthworttet, daß nit ohne, daß die catholische stände

29
26 w[i]der] In der Druckvorlage wieder.
w[i]der ethliche in
27
proiecto pacis

43
Wahrscheinlich *KEIPO4B* (s. Einleitung, LXVIII; zu *KEIPO4B* vgl. Nr. 10 Anm.
44
25).
eingebrachte sachen ihre beschwehrnuß eingeführt, da-

[p. 18] [scan. 112]


1
hero Ewer Mayestätt eben selbigen ursach halber, damit nemblich waß
2
bestendigs abgehandtlet und beschloßen werden möge, das beste mittl
3
zu sein erachtet, weilen ethliche von denen protestirenden ständen von
4
anstellung einer conferenz zwischen denen catholischen unnd protesti-
5
renden ständen einen vorschlag gethan, solchen vorschlag ahn handt zu
6
nehmen und nachzugehen, zu welchem ende man denen catholischen
7
ständen zu Münster wegen einiger deputation anhero zugesprochen,
8
auch so viel erhalten worden, daß zu verhoffen, es werden selbige stände
9
insgesambt ehister tagen anherokommen. Weilen man nuhn gestriges tags
10
von denen protestirenden verstanden , daß dern meinung dahin gehe,
11
daß die conferentiae nit zwischen den ständen, sondern immediate zwi-
12
schen denen Kayserlichen und königlich Schwedischen zu reassumirn
13
und, wan dieselbe in ein oder andern nit vortkommen konten, die sach
14
alßdan ahn die stände zu bringen, so wolten wir unß solchen vorschlag
15
zwar auch gehrn bequemen, allein würde gleichwoll nöttig sein, beyder
16
religion stände zur handt zu haben, damit in fürfallenden streittigkeitten
17
mit ein oder andern theill der notturfft nach möge communicirt und
18
iedesmahls, waß also mit vorwißen und belieben der stände abgehandtlet
19
würde, in einen richtigen unveränderlichen schluß gebracht werden. Wir
20
hetten so viel nachrichtung von Münster, daß die catholische stände noch
21
diese wochen alhie einkommen und dern ethliche noch heudt von dortten
22
würden auffbrechen, seie also noch umb ein par tage zu thuen, daß sel-
23
bige stände herzukommen, in dern gegenwahrt die handtlung alßdan mit
24
rechtschaffenen fundament und nachtrück würde ahn handt genohmen
25
werden konnen. Versehen unß, die Schwedische gesandte werden gehrn
26
biß zu dern ankumbst in geduldt stehen wöllen, und würden wir unß
27
alßdan bey denselben angeben und die handtlung ahn handt nehmen.
28
Waß wir nuhn zu dern beförderung und einrichtung des gantzen wercks
29
würden mit beytragen oder thuen können, da würden wir ahn embzigen
30
sorgfahlt und schuldigen fleiß nichts erwinden laßen.

31
Sueci sein mit unßer erclehrung woll zufrieden gewest, vermeinen selbst,
32
das kein beßers mittl seie, auß dem werck zu kommen, alß eben auff sel-
33
bigen schlag, wolten also der catholischen stände anherokombst erwahr-
34
ten . Haben zwar auch einen anwurff gethan, daß sie gehrn von unß ein
35
designation derienigen puncten, worin man noch different seie, haben
36
mögten, wir haben aber solchen anwurff glimpfflich divertirt mit vermel-
37
den , daß zu nechster beykumbst davon würde zu reden sein. Sein darauf
38
von unß abgeschieden.

[p. 19] [scan. 113]


1
Beilage [1] zu Nr. 6

2
Protokoll, Osnabrück 1647 November 19, 20

30
Am 22. November 1647 überschickte Wolkenstein ein inhaltlich ähnliches Protokoll an den
31
Ks.hof (Wolkenstein an Ferdinand III., Münster 1647 November 22. Kopie: RK FrA Fasz.
32
53b (1647 XI),fol. 43–43’. Beilage [1]: Protokoll, 1647 November 19, 20. Kopie: ebenda
33
fol. 44–45). – Reichsgf. Georg Ulrich von Wolkenstein-Rodenegg (um 1584–1663; 1630
34
Reichsgf.), 1645–1649 öst. Primarges. und Direktor desFR Münster; 1629 RHR ( Schwarz ,
35
387f).
. Kopie: RK FrA Fasz. 54a (1647 X-XII)fol.
3
159–161

36
Das Protokoll liegt irrtümlich der Relation Nassaus vom 19. November 1647 bei (Nassau
37
an Ferdinand III., Münster 1647 November 19. Eigh. Ausf.: RK FrA Fasz. 54a (1647 X–
38
XII)fol. 155, PSfol. 156–156’ – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.).
; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Druck: APW III C 2, 904 Z. 28 – 907 Z. 24.

4
19. November 1647. Gemäß der Weisung vom 14. Oktober 1647 referieren die kaiserlichen
5
Gesandten den protestantischen Reichsständen den unbedingten Friedenswillen und die Frie-
6
densbemühungen des Kaisers, der die Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen den
7
Konfessionsparteien befürworte. Die kaiserlichen Gesandten sollen zwischen den Parteien
8
vermitteln. Die Protestanten werden aufgefordert, sich kompromißbereit zu zeigen.

9
20. November 1647. Die Gesandten der protestantischen Reichsstände antworten auf den
10
gestrigen Vortrag der Kaiserlichen, daß sie keine Schuld an der Verzögerung der Verhand-
11
lungen tragen. Kaiserliche und Schweden sollten die Verhandlungen führen und sich über die
12
noch strittigen Punkte einigen; erst wenn in einem Punkt keine Einigung möglich sei, sollten
13
die Reichsstände den Streitpunkt untereinander vergleichen. Bei den bereits verglichenen
14
Punkten solle es bleiben. Die Kaiserlichen werben um Verständnis für das verspätete Ein-
15
treffen der Gesandten der katholischen Reichsstände und kündigen an, die Verhandlungen
16
mit den Schweden schnellstmöglich aufzunehmen.

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