Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
123. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1645 März 31

22
–/ 123 / [ 132 ]

23

Nassau und Volmar an Ferdinand III.


24
Münster 1645 März 31

25
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 49a, Konv. A ( Januar – März 1645 ) fol. 135–136’, 150,
26
praes. 1645 April 14 = Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 92 IV nr. 614 fol. 562–
27
563’ – Kopie: Den Haag A IV 1628 nr. 37; Giessen 205 nr. 138 S. 639–645 – Druck:
28
Gärtner IV nr. 152 S. 660–663.

29
Beratungen mit den kurfürstlichen Bevollmächtigten: Drängen auf Beginn der Friedensverhand-
30
lungen ; vorerst noch keine Waffenstillstandsverhandlungen. Französisches Werben bei den General-
31
staaten . Weitere Verzögerungen der Verhandlungen durch die Franzosen. Drohung Contarinis mit
32
Abreise.

33
Hinweis auf nr. 117. Auf Drängen des Bischofs von Osnabrück haben wir montags,
34
den 27. huius, beeder herren churfürsten Cöln und Bayren gesandten und
35
räthe zu uns vertagt und mit inen dasihenig verhandlet, was in mitkommen-
36
dem extractu prothocolli [= Beilage 4] umbständtlich verzeichnet ist. Und

[p. 239] [scan. 267]


1
werden Ewer Kayserliche Mayestät daraus allergenedigist anzuhören haben,
2
das von ermelten churfürstlichen nit allein die ferrere antreibung zu be-
3
schliesßung eines durchgehenden fridens, sondern auch die werbung eines
4
armistitii uf die baan gebracht; zwar noch derzeit, umb etwas darmit inze-
5
halten , eingerathen worden. Und dieweil wir uns in solcher vorgangner
6
berathschlagung auf etlich uns eingelangte zeitungen bezogen, so folgen
7
dieselben auch sub numeris 1. 2. 3. Zwar haben wir die weitere nachricht
8
erlangt, das die Generalstaaden sich der Franzosen intention, sovil die zue-
9
gemuette neüe werbungen und feldtzug gegen denn Spannischen betrifft,
10
(ausserhalb der provinz Hollandt) nit bequembt, sonder sich dessen rundt
11
verwaigert, auch nit gemeint sein sollen, dem prinzen von Uranien diß jars
12
einigen feldtzug zu vertrauen. Dessentwegen auch die Franzosen mit inen
13
sehr übel zufriden und der Franzößisch extraordinari ambassator eheist
14
wieder nach Pariß sich zu begeben willens sein solle.

15
Sonsten seint zwar vorgesteren nachmittags beede Franzößische plenipo-
16
tentiarii bey denn herrn mediatoren erschinen, und haben wir anderst nit
17
vermeint, dann sie wurden sich uf unser replicam nunmehr ad specialia
18
erclärt, ire postulata pacis deütlich eröffnet haben. Inmassen auch herr nun-
19
cius dessen dem herrn bischoffen von Oßnabrugg soweit anzeig thuen lassen,
20
daß der Servient sich absonderlich, conte d’Avaux aber durch seine leüth
21
bey ime anmelden und beede sovil zu verstehen geben lassen, daß von Pariß
22
inen ordre zuekommen wer, einer immediate nach Ostern nach hof verrei-
23
sen , deßwegen auch die ordonanz über 8 tag gewiß heraußgeschickht wer-
24
den solte. Sodann weren sie beede entschlossen, selbigen nachmittags bei
25
denn herren mediatoren sich anzumelden und auf unsere replicam zu erclä-
26
ren , denn sie hetten dessentwegen vormittags in drei ganzer stundt mit dem
27
Schweedischen residenten Rosenhan und denn Hesßischen gsandten ge-
28
handlet . Als wir aber gestern uf den mittag bey herrn nuncio nachfrag
29
thuen lassen, ob und waß sich die Franzosen erclärt hetten, ist uns die
30
antwort zurugggebracht worden, das zwar sie, Franzößische plenipotenti-
31
arii , in 4 stundt lang bey inen, beeden mediatoren, gewesen, heten aber mit
32
keinerley weiß noch weeg zu eröffnung irer proposition behandlet werden
33
können, sonderen weren stetigs uf iren alten principiis verbliben, also das er,
34
der herr nuncius apostolicus, wie auch der Venedische pottschaffter haitter
35
und clar verspühren müesten, das bei inen, Franzosen, wie zumalen auch
36
den Schweedischen alles nur uf lauter außflüchten und umbzüg gerichtet
37
und kein hoffnung einiger fruchtbarlichen handlung nit erscheinen wolte.
38
Derentwegen auch der Venetianische pottschaffter sich rundt erclärte, das
39
er seiner republica umb abforderung zuschreiben und lenger alhie sein zeit
40
vergeblich nit verzehren wolte. Doch hetten sie, Franzosen, auf langes zue-
41
sprechen der sachen weiters nachzudencken und heütigen nachmittags sich
42
bei inen, mediatoren, widerumb anzumelden erbotten. Es erscheint aber
43
hieraus wie aus allen vorgehenden iren handlungen haitter und clar, das

[p. 240] [scan. 268]


1
sie und die Schweeden nichts anders gedencken, dann Ewer Kayserliche
2
Mayestät, auch chur-, fürsten und stände dess reichs mit vergebenlichen
3
aufzüglicheiten herumbzufüehren und aufzuhalten, solches auch solang
4
fortsezen und beharren werden, solang man inen dergestalt mit geduldt
5
zusechen und sich erwöhnen lassen würdt, das man mit inen bei disen alher
6
und gehen Oßnabrugg veranlaasten zuesammenkonfften zu einigem friden
7
werde gelangen mögen.


8
Beilagen


9
1 Kg. Ludwig XIV. an die Generalstaaten, Paris 1645 März 4. Kopie: RK , FrA Fasz.
10
49a, Konv. A ( Januar – März 1645 ) fol. 143–143’. [ Kopie: Den Haag A IV 1628 nr. 37. ]

11
2 D’Estrades an die Generalstaaten, Den Haag 1645 Februar 25. Kopie: RK , FrA Fasz.
12
49a, Konv. A ( Januar – März 1645 ) fol. 144–146. [ Kopie: Den Haag A IV 1628 nr.
13
37. ]

14
3 G. Charlet an [Nassau], Antwerpen 1645 März 20. Kopie: RK , FrA Fasz. 49a, Konv.
15
A ( Januar – März 1645 ) fol. 147–148’. [ Ausfertigung: Den Haag A IV 1628 nr. 37. ]

16
4 Extractus protocolli, Münster 1645 März 27. Kopie: RK , FrA Fasz. 49a, Konv. A
17
( Januar – März 1645 ) fol. 137–142’ – Druck: Volmar S. 141–144. [ Kopie: Den Haag
18
A IV 1628 nr. 37; Giessen 205 nr. 138 S. 645–664. ]

Dokumente