Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1648 VIII 6

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1648 VIII 6
Donnerstag Donnerstags, den 6. huius, vormittags haben
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unß erstlich die Churbrandenburgischen ein gegenprotestation wider deß
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Chursaxischen abgesandtens contra articulum de reformatis eingewendte
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protestation übergeben mit begehren, inen der einliferung halber schein
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und urkundt zu ertheilen, gleichwol den Chursaxischen dahien ze disponirn,
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daß er sein protestation wider zurukhnemmen thet, wölchenfahls auch sie
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die ihrig cassirn wolten. Widrigenfahls hett es bei der einliferung zu ver-
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bleiben . Wir haben unß erbotten, die protestation ad acta anzenemmen,
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urkundt zu ertheilen, auch mit dem Chursaxischen ze reden. Videatur pro-
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testatio apud acta [ 2148 ].

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37 Gleich] am Rande: Actus relectionis instrumenti Germano-Suedici apud plenipoten-
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tiarios Suecos in Oßnabrukh, 6. Augusti.
Gleich darauff haben wir unß zu denn Schweden verfüegt, allwa sich auch
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der reichständen gesandten samenthafft eingestellt, quorum catalogus infra
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sequitur. Und als ich, Volmar, kurtzlich vorgetragen, nachdem nun ettlich

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tag die vollige vergleichung deß instrumenti pacis mit denn königlich
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Schwedischen plenipotentiariis, auch der ständen deputirten negocirt und zu
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ende gebracht worden, so weren wir an disem ortt erschienen, die darauff in
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triplo verfaßte gleichlauttende instrumenta in ihrer aller gegenwarttigkheit
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abzelesen und zu gantzlicher gnembhaltung zu bringen, in hoffnung, es da-
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bei allerseits bleiben und weitere enderung nit gesuecht werden sollen. Auff
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dise proposition haben sich die Schwedischen auch erclärt, daß sie dessen
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auch zefriden, und hab also daß instrumentum zu verlesen angefangen. Unter
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der ablesung ist man der emendationum allerseits baldt eins worden, haupt-
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sachlich seind nachfolgende vorgefallen: 1. Pfaltz Newenburg begehrt den §
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’Ad haec‘, als wölcher per errorem facti einkommen, zu verendern, ut sequi-
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tur : ’Ad haec si quae feuda Juliacensia aperta esse coram competenti iudice
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constiterit, ea Palatinis euacuentur‘, der übrig anhang solt außbleiben. Ist
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von allen theilen zugeben worden. 2. Bei dem art. 6 de Heluetiis hatt der
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Churmaintzische director vermeldt, die stände behielten inen hiebei noch-
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maln bevor, weil die drey cronen von disem articulo nit weichen wolten, an
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die Baßler ze schreiben, daß sie 1. denn reichständen und ihren underthanen
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reciprocam iustitiam widerfahren lassen, 2. dem Kayserlichen cammergericht
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semel pro semper wegen dessen unterhalts ein ergiebigs erstatten, 3. denn
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parteyen, so allberait rem iudicatam erlangt hetten, satisfaction laisten solten.
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Kayserliche und Schwedische habens dahiengestellt sein lassen. 3. Bei dem
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art. XI wolten die Schweden ein attestatum vor die statt Minden haben,
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aber die Churbrandenburgischen entschuldigten sich, daß sie dessen kein
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bevelch hetten. Ist sine resolutione passirt. 4. Wegen der commenthureyen
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Miraw und Nemeraw ist der auffsatz auff deß ordens consens restringirt wor-
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den ad instantiam der Churbrandenburgischen räthen. 5. Art. XIII wegen
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deß homagii von denn Oßnabrukhischen ständen fuit inserta clausula ’ qua-
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tenus obseruantia ab antiquo obtinuit‘ omnibus consentientibus. 6. Art.
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XVI wolten die Schweden Cassel von ihrer militi satisfaction eximirn,
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status negant rotunde, sei ein commune conclusum. Und obzwar der Casse-
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lische abgesandt N. Schäfer

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Reinhard Scheffer.
allerhandt einwendung gethan, die Schweden
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auch taliter qualiter assistirt, so ists doch bei dem verglichnen auffsatz gebli-
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ben und von unß denn Schweden gesagt worden, wann sie die Casselischen
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pro quota entheben wolten und andere ständt dessen nichts zu entgelten, so
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liessen wir es dabei bleiben, seyen ihre confederirte. 7. Chursaxen wolt bei
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dem Churbrandenburgischen aequivalent wegen der herrschafft Eglen die
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wortt ’quae alias ad capitulum spectat‘ außgelassen haben. Contradicunt
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Brandeburgici, also hatt mans nit geachtet. 8. Der Savoisch abgesandte pre-
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tendirt , daß derselb hertzog auch inter status imperii nominatim solte ex-
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primirt werden a parte Imperatoris, weil es zu Münster in dem denn Fran-
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zosen extradirten instrumento auch beschehen. Ist uff nachsehen zu beden-
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khen genommen worden.

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1 Nachdem] am Rande: NB: Schwedische declaratio, quod haec conuentio obligatoria
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non sit, nisi etiam res Gallicae compositae fuerint.
Nachdem die ablesung deß instrumenti vollendet und die Schweden von
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unß angefragt worden, ob es nunmehr bei disem abgelesenen und allerseits
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gleichlauttend gemachtem instrumento zu verbleiben, geben sie ein schrifft-
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liche declaration herauß [ 2149 ] deß innhalts, daß dise conuentio nit solte obli-
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gatoria sein, biß auch die Französischen sachen verglichen. Endtlich uff zu-
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sprechen der ständen haben sie eingewilligt, die stipulationem et repromissio-
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nem mit dem handtschlag zu erstatten, wie dann auch geschehen und herr graf
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von Lamberg, herr Crane und ich, sodann herr graf Oxenstirn, herr Salvius
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einander in die handt versprochen und angelobt, daß es allerdings bei dem
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abgelesnen instrumento verbleiben und dabei weiter nichts geendert werden
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solt. Inmittelst soll man nochmaln drei exemplaria in mundum bringen und
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per secretarios legationum, auch per deputatos ordinum extraordinarios
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unterschreiben

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13 lassen] am Rande: Ex parte statuum huic actui praesentes fuerunt: wegen Maintz
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Dr. Raigensperg und Meel, Trier Dr. Scherer, Cöln Dr. Stain

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Dr. Joachim Stein (gest. 1649), Hildesheimer Kanzler, kurkölnischer Geheimer Rat, vertrat
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Kurköln seit Juli 1648 in Osnabrück.
, Bayern Dr. Krebs,
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Saxen Dr. Leüber, Brandenburg graf von Wittgenstain, Wesembekh; Saltzburg Dr.
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Krebs Maguntinus et Dr. Reuter, Bamberg Dr. Cobelius, Würzburg Vorburg,
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Brixen und Trient; Bayern Dr. Ernst, Newenburg Dr. Caspari, Aldenburg Thumbs-
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hirn , Weimar Dr. Heer, Coburg Dr. Carpzouius, Pommern Dr. Frombholdt, Braun-
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schweig Dr. Lampadius, Württemberg Dr. Varenbüeler, Mekelburg Dr. Kayser,
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Baden Datt, Sauoy conte Nomi

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Dr. Lorenzo Nomis, conte Castelletti, savoyischer Sekundargesandter seit April 1647.
; Wedderauische Grafen; Straßburg Dr. Ott, Nürem-
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berg Kress, Regenspurg Dr. Wolff, Lübekh Dr. Gloxenus, Lindaw Dr. Haider,
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Colmar Dr. Schneider, Dortmündt Kumbshof

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Georg Kumpsthoff (gest. 1649), Syndikus und Gesandter der Stadt Dortmund.
, Bremen Dr. Koch.
lassen. Solchem nach seind auch die formulae ratificationum
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ex parte Ihr Kayserlicher Maiestät und der königin in Schweden wie auch
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der ständen verlesen und allerseits guett funden worden. Allein Schweden
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betreffend wolten sie nit einwilligen, daß die senatores regni mitbesiglen und
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ratificirn solten, weil es nit herkommens; haben es doch zu bedenkhen ge-
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nommen , ob nit etwan eine clausula de confirmatione statuum regni auff
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nechstvolgendem Schwedischen reichstag eingerukht werden möchte. His
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ita peractis conuentus solutus est. Videantur plura particularia in protocollo
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Gailii [ 2150 ].

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Eodem referirn wir allen disen verlauff ad Caesarem mit beilag deß instru-
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menti lit. A, der Schweden declaration B, formulae ratificationum C, D, E,
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deß Franzosischen instrumenti F [ 2151 ].

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Eodem seind von Ihr Kayserlicher Maiestät zwei schreiben einkommen,
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beede vom 24. Julii. 1. Ist ein resolution auff unser relation, daß ettlich
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protestierende die publication deß articuli de amnestia, item de grauamini-
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bus gesuecht, warumb es Ihr Maiestät nit rathsamb finden, sondern vilmehr
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das gantz fridenswerkh, wann die Schweden nit wolten, mit den ständen vor-

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zenemmen . Item der Französischen sach halber, etiamsi appareret periculum
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separationis, zu Oßnabrukh nit handlen ze lassen, in euentum bei dem Chur-
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maintzischen reichsdirectorio darwider ze protestirn. Item de satisfactione
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militiae Caesareanae noch weiter ze insistirn [ 2152 ].

5
2. Ist ein recepisse ad relationem de 9. Julii, weißt auff vorgehende bevelch
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[ 2153 ].

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