Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1648 II 12

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1648 II 12
Mittwoch Mitwochs, 12. huius, empfangen wir von Kayserli-
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cher Maiestät sub dato Prag, primo Februarii, zween bevelch:

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23 1.] am Rande: Kayser bevilcht, mit der extradition deß instrumenti pacis fürzegehen.
1. Weil die
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Churmaintzischen und Bayerischen gsandten

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Der kurmainzische Großhofmeister Gerhard Freiherr von Waldenburg gen. Schenckern und der
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kurbayerische Hofkammerpräsident Dr. Johann Mändl.
so innstendig umb die extradi-
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tion deß instrumenti, wa nit in priori forma (dabei zwar der vorige punctus
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assecurationis et executionis nit ze setzen), iedoch nach laut der instruction de
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6. Decembris, anhalten theten, also, wa es noch nit geschehen, solte darmit
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ohne weiter disputat fürgangen und daß gantze instrumentum edirt, auch
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der protestierenden und Schweden categorische erclärung darüber erfordert
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werden [ 1960 ]. Mit beylag deß Schröders bericht auß Dreßden. 2. Sub eodem
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dato, daß man bei denn Französischen tractaten sich der anerbottnen Französi-
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schen hilff contra Turcam nit mehr annemmen, sondern quittirn soll [ 1961 ].
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33 Eodem] am Rande: Schweden wollen ein categoricam wissen, ob man bei dem mit
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dem grafen Trautmansdorff abgeredten instrumento bleiben woll oder nit.
Eodem nachmittags umb 2 uhr seind beede Schwedische plenipotentiarii zu
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unß kommen, vorbringend: Nachdem sie jüngst unser instrumentum pacis
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quoad amnestiam et grauamina von unß empfangen und solches gleichwol
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also eingericht befunden, daß sie darmit nit zefriden sein köndten, hetten sie
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für nothwendig befunden, die frag an unß ze setzen, ob wir nit gesinnt seyen,
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alles dasjenige ze halten, waß herr graf von Traumansdorff mit inen gehandlet

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und hinderlassen. Nach gestalt unserer antwortt würden sie sich weiter hier-
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nechst oder alsogleich zu erclären haben, dann sie nit gemeint weren, sich vor
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dißmaln lang auffzehalten. Respondimus, daß wir unß wol zu erinnern, sie
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dergleichen praesupposition schon mehrmaln gegen uns vorgebracht, wir
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hetten inen aber iedesmals unsere gegenbericht vorgehalten, und wer noch-
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maln an deme, daß Ihr Kayserliche Maiestät und die catholische chur-,
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fürsten und stände sich an solchen unvolkomnen und unbeschlossnen tractat
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nit obligirt ze sein erkennen köndten. Dann sovil das interesse der ständen
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anlangte, wer ja alles auff derselben gnembhaltung gehandlet, auch die con-
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ditio iederzeit geweßt, daß nichts verbindtlich, es wer dann der friden
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erfolgt. Daß sei nun nit geschehen, sondern der krieg uffs hefftigs fortgesetzt
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worden, ohne daß man catholischentheils einige sicherheit haben mögen,
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wann es dem gegentheil glükht hette, [daß] es bei dem, so gehandlet, verblei-
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be[n] werde. Illi, so wer der schluss schon gemacht und köndten sie weiter
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nichts handlen, sondern man werde dapffer drauffschlagen. Man hab mit inen
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fide publica gehandlet, hetten nit vermeint, das man sie 5 gantzer jar also her-
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umbgezogen und, wie Salvius sagte, betrogen haben solte. Nos, man hab nit
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autoritate absoluta Caesaris mit inen gehandlet, sovil die stände betreffe, son-
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dern auff deren ratification. Die hetten Ihr Maiestät zu erhalten sich eüsse-
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rist bemüehet, weil es aber weiter nit ze bringen gwesen, als wie Ihr Maiestät
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letstere resolution außweisen thet, so müeßtens wir dabei bewenden
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lassen und daß übrig Gott bevehlen, am drauffschlagen werde es diserseits
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auch nit manglen. Wann die Schweden der meinung gewesen, das der Kayser
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alles autoritate absoluta abhandlen und schliessen könden, so hetten sie die
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stände nit zu disem congress fordern, sondern draußlassen sollen. Waß in
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Ihr Maiestät autoritate absoluta gestellt sein könden, das hetten sie bißher
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beobachtet und zugehalten. Crafft dessen hetten wir unß schon zum öfftern
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erclärt, das die satisfactio Suecica, aequiualentia Brandeburgica, Brunsuicen-
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sia unverendert bleiben solten, wegen der Marpurgischen succession und
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Casselischen satisfaction hetten wir unß gleichergestalt erclärt, daß derentwe-
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gen der friden nit solte gehindert werden. So hetten auch die protestierenden
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kein ursach, sich weiters zu beschweren, dann inen ja alles gewilligt, waß die
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catholischen salua conscientia nachgeben köndten. Und wer aniezt nur umb
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dasjenig ze thuen, waß der catholischen erb- und aigenthumb belangte. Illi
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bliben uff ihrer resolution und sagten, die protestierenden köndten keins-
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wegs mit unserer erclärung zefriden sein, sie, Schweden, aber werden sich
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mit ihren satisfactionibus nit inescirn lassen, ita loquebantur. Haben also
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kurtzen abschied genommen.

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39 Nach] am Rande: Churmaintz und Bayern.
Nach ihrem discessu haben wir alsbaldt die Churmaintzischen und Churbaye-
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rischen zu unß erfordert, inen vordrist vorgehalten, waßgestalten Ihr Kay-
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serliche Maiestät unß mit heüt dato eingelangtem bevelch vom 1. diß gne-
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digst anbevohlen, mit extradition deß volkomnen instruments vorzugehen,

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weil die Churmaintzischen und Churbayerischen gsandten am Kayserlichen
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hof so hoch drauff dringen theten, auch darüber der Schweden und prote-
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stierenden categorische erclärung zu erfordern; sodann, waß die Schweden
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bei unß angebracht und daß wir hierauff die protestierenden vor unß zu erfor-
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dern und von inen ein erclärung über das instrumentum ze begehren vor-
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habens weren. Also begehrten wir zu wissen, waß besagter churfürstlichen
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räthen meinung wer, ob wir namblich das vollige instrumentum rebus sic
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stantibus solten extradirn oder waß sonst in der sachen ze thuen, dann wir
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köndten gleichwol auß denn terminis unserer instruction nit schreitten. Illi,
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wüßten sich zu erinnern, waßgestalt sie unß, allein die amnestiam et graua-
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mina betreffende articulos zu extradirn, gerathen, und köndten bei ietziger be-
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schaffenheit nit rathsamb finden, daß man weiters außlifern solte, dann es
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würde fast vergeblich und disreputirlich sein, stüende auch wol ze besorgen,
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daß es die Schweden nit annemmen möchten. Am andern aber hielten sie mit
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unß sehr guett, daß wir mit den protestierenden reden theten, doch nit eben
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so praecise, daß man inen alle hoffnung zu weiterm tractat solte abschneiden,
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sondern allein, ihre meinung und erclärung zu vernemmen.

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17 Dann] am Rande: Churmaintzische und Bayerische wollen nit, daß mans zu einer
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ruptur kommen lassen soll.
Dann sie
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köndten unß nit bergen, daß sie von ihren gnedigsten herrn bevelcht,
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uff alle weiß und weeg die gantzliche ruptur zu verhüetten und, wann es
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ie uff die in unser instruction enthaltne passus nit zum friden ze bringen,
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noch in mehrerm nachzegeben, ja auch gar daß vorige instrumentum ze
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approbirn. Darbei gleichwol ein ieder churfürst sein particularinteresse auß-
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bedingt haben wolte, sonderlich bei der autonomia, bei wölcher Churbayern.
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auch Maintz, Trier und Cöln ihre sondere exceptiones hetten. Nos lassens bei
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ihrem guettachten und vorschlag bleiben, werden uff morndrigen tag sehen,
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waß mit denen protestierenden ze handlen. Unsers bedunkhens aber stehe
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man wider in terminis wie vorm jar umb den Maium, und werde über alles
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einwilligen die campagna doch nit verhüettet werden könden, also alles, waß
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man handle, erst nach gestalt derselben außschlags die decision erlangen.

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