Acta Pacis Westphalicae III A 1,1 : Die Beratungen der kurfürstlichen Kurie, 1. Teil: 1645 - 1647 / Winfried Becker
Konferenz der kaiserlichen und der kurfürstlichen Gesandten Münster 1645 April 6

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Konferenz der kaiserlichen und der kurfürstlichen Gesandten


3
Münster 1645 April 6

4
DWartenberg II fol. 75–85 = Druckvorlage. Vgl. ferner DKurbayern K I p. 179–185
5
( damit identisch DKurbayern spA I p. 271–286); DVolmar fol. 377’–383’ ( Druck
6
Cortrejus p. 148–151).

7
Vielversprechende Erklärung der Landgräfin von Hessen-Kassel über die Restitutionsmöglichkeit
8
kurkölnischer Plätze, über ihr distanziertes Verhältnis zu Frankreich, zu Turenne und Torstenson,
9
über gute Friedensaussichten im Falle einer Einigung über die Religionsgravamina.

10
Antwort der kaiserlichen an die französischen Gesandten: Verhandlungsmodus, Erscheinen der
11
Stände, Kurtriers Restitution und Präsenz am Kongreß, Ächtung eines Kurfürsten und Funk-
12
tionsfähigkeit des Kurkollegs, französische Verbündete, kaiserliche Vollmacht zu Verhandlungen
13
mit Hessen-Kassel, Frankreichs Verhältnis zum Religionsfeind, Friedensgarantie. Einwilligung
14
des Kaisers und der Kurfürsten zur Restitution Kurtriers und zum salvus conductus für Stral-
15
sund gegen substantialpropositiones der Kronen. Kurbayerische Vorschläge für kaiserliche
16
Offerte an Frankreich: Generalamnestie auf der Grundlage des Besitzstandes von 1627 in eccle-
17
siasticis und 1630 in politicis und Restitution Kurtriers als Gegenleistung für Truppenabzug
18
aus dem Reich, Abtretung des Burgundischen Kreises und Restitution des Herzogs von Lothringen.

19
Anreise und Titulatur Longuevilles. Visite kurfürstlicher Gesandter bei Oxenstierna? Verhält-
20
nis Wartenbergs zu Saavedra.

21
Im Quartier des Grafen Wartenberg. Vertreten: kaiserliche Gesandte (Nassau, Volmar),
22
Kurköln (Wartenberg), Kurbayern.

23
Da Wartenberg wegen continuirenden zahnwehe und ungestümmen wet-
24
ters nicht ausfahren kann, suchen die ksl. und kurbayerischen Gesandten ihn

32
24–25 um – morgens] Ergänzt aus DKurbayern K I, spA I.
um

25
9 Uhr morgens auf, obwohl er angeboten hatte, vertretungsweise Landsberg und von
26
der Recke zur Konferenz in Nassaus Quartier zu schicken. Darauf vom graffen
27
von Naßaw Ihrer Hochfürstlichen Gnaden gedancken uber iüngst besche-
28
hene proposition, der mediatorn bey den Franzosischen verrichtung halber,
29
erfragt, gestalt sie das votum nach gethaner communication von demjeni-
30
gen, was die landgraffin zu Hessen gegen die Munsterische deputirte sich
31
heraußgelaßen

38
Gemeint sind die Dülmen-Kasseler Verhandlungen zwischen Hessen-Kassel und den Hochstiften
39
Münster und Paderborn (Kurköln). Sie fanden von 18. bis 20. Januar 1645 in Dülmen (von
40
Hessen-Kassel nicht ratifizierter Vertrag von Dülmen 1645 I 20) statt und endeten mit dem
41
Kasseler Vertrag vom 10. Mai 1645, der Kriegsleistung, Jurisdiktion und Verwaltung der
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Stifter während der hessischen Besatzung regelte. Von seiten der münsterschen Regierung nahmen
43
daran Christoph Bernhard von Galen, Nikolaus Westerholt von Steinfurt, Lizentiat Nikolaus
44
Drachter, von seiten Hessen-Kassels Otto von der Malsburg und Gottfried von Wallenstein teil
45
( Förster passim).
und dan, was ihro wegen der stende abordnung zu den

33
29–31 nach – heraußgelaßen] Aus DKurbayern K I ( eigenhändige Eintragung von J.
34
Adolf Krebs), spA I ist zu entnehmen, was Wartenberg hierzu hatt ableßen laßen: Die
35
Landgräfin hat Gesandten des Stifts Münster und des Westfälischen Kreises persönlich erklärt,
36
daß 1. sie ihre Alliierten nicht verlassen könne und durch die Zapffenburgische tractaten,
37
wonach Kurköln für die Rückgabe aller von Hessen-Kassel besetzten Orte 50 000 Reichstaler
3
hätte zahlen sollen, längst der Streit zwischen beiden Ländern ausgeräumt sein könnte, wenn der
4
Kurfürst von Bayern dieser Übereinkunft

21
In den Sababurger Verhandlungen zwischen Kurköln sowie Kurmainz einerseits und Hessen-
22
Kassel andererseits (abgeschlossen durch den Sababurger Vertrag vom 20. Dezember 1635) ging
23
es um die Rückgabe der westfälischen Stifter an ihre Eigentümer und um die Anerkennung Wil-
24
helms V. von Hessen-Kassel. Vgl. darüber Altmann S. 116ff., Haan S. 34 Anm. 33,
25
S. 54f., Förster.
nicht widerraten hätte, woebei herr bischoff zue
5
Oßnabrükh erinnert, es beschehe dem Kurfürsten von Bayern hierinnen zue viel undt
6
praesumirte es die landtgrävin dahero, weilen eben dazuemahl durch den veldtmar-
7
schalckh Götzen ettliche ortt im Westphälischen craiß occupirt worden

26
Generalfeldmarschall Johann Gf. von Götz ( 1599–1645) ( über ihn ADB 9 S. 510f. ) wurde im
27
Juli 1636, nachdem er an der Mosel überwintert hatte, offensiv; er zog nach Westfalen und er-
28
oberte
Fritzlar, Warburg, Paderborn, Soest, Dortmund, Lünen, Werl, Hamm. Vgl. Förster
29
S. 158–162, H. H. Weber, Hessenkrieg S. 24, Altmann S. 144f., Theatr. Europ.
30
III S. 677, 685).
. 2. begehre
8
sie wegen des ietzigen status in Teutschlandt kheinen grünen krantz zur freude uff-
9
zusetzen, 3. wachße Frankhreich der mueth wegen occupirung Philipßburg

31
Die Rheinfestung Philippsburg, 1623 von Bf. Philipp Christoph von Speyer fertiggestellt und
32
ursprünglich gegen Kurpfalz gerichtet ( Hauck S. 166f.), fiel am 13. Januar 1634 in die Hände
33
der Schweden ( H. Weber, Frankreich S. 216ff., 281ff., 313ff.) und wurde durch Vertrag
34
vom 26. August 1634 Frankreich von Schweden und dem Heilbronner Bund überlassen; Frank-
35
reich sollte aber die Rechte des Reichs und seiner Stände an Philippsburg bis zum Abschluß des
36
Friedens nicht beeinträchtigen ( Kretzschmar, Heilbronner Bund II S. 536–548, Fagniez
37
II S. 144f., 166f., Altmann S. 49f., Knipschaar S. 7, 19). Nach zeitweiliger Eroberung
38
durch die ksl. Truppen wurde Philippsburg am 9. September 1644 wieder von Enghien zurück-
39
gewonnen ( Knipschaar S. 45).
undt
10
des Rheinstrohmbß guettentheilß, denn Turenne

40
Henri de la Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne (1611–1675) 1625 in niederländischen
41
Kriegsdiensten, 1630 Oberst in der französischen Armee, 1638 Generalleutnant im Heer des
42
Hg. Bernhard von Weimar, 1644 Oberbefehlshaber der französischen Truppen in Deutschland,
43
operierte 1645 am Mittel- und Oberrhein (über ihn Nouv. Biogr. gén. 45 Sp. 702–715,
44
Biogr. univ. 42 S. 256–268, Weygand, mit Angaben der umfangreichen älteren Literatur).
habe sie noch keiner Antwort auf ihr
11
Interzessionsschreiben für das Reichskammergericht gewürdigt. 4. Nach Herstellung des Frie-
12
dens
im Reich könne man die Franzosen leicht aus dem Reich vertreiben, dan einmahl Frankh-
13
reich ambire den dominatum in Teutschlandt. 5. Den Wunsch Frankreichs, ihren Prinzen

45
Lgf. Wilhelm VI. von Hessen-Kassel (1629–1663) stand nach dem Tod seines Vaters, Wil-
46
helms V., am 21. September 1637 unter der Vormundschaft seiner regierenden Mutter Amalie
47
Elisabeth ( Brandt S. 229f., Isenburg I 98f.).

14
am Pariser Hof zu erziehen, verstehe sie dahin, damit die Frantzosen ihrer desto beßer
15
meister sein khöndten. 6. Den Frieden hinderten allein die Religionsgravamina und die
16
Pfalzfrage, die nicht an den ksl. Hof

48
Anspielung auf die Wiener Verhandlungen über die pfälzische Frage, die von November 1641
49
bis Juli 1642 unter Vermittlung des Kg. Christian IV. von Dänemark und der Kurfürsten von
50
Mainz, Köln, Sachsen und Brandenburg zwischen den Vertretern Englands, des Pfalzgrafen
51
Karl Ludwig, Spaniens, des Kaisers und Kurbayerns stattfanden ( Jüdel S. 17–50, Schwei-
52
nesbein
S. 113, zur Vorgeschichte Bierther S. 200, 218–226).
, sondern auf den Kongreß gehöre; ksl. Edikte gegen die
17
Augsburgische Konfession in den Erblanden seien der Hauptgrund für den Einmarsch Torsten-
18
sons
in Böhmen und Österreich. Sie jedenfalls sei nicht abgeneigt, sogahr das catholische
19
exercitium in ihrem landt zuezuelaßen. Schließlich sei Torstenson nach ihren Worten ein
20
hartter man und were sie mit selbigem nicht allerdingß zuefriden.

[p. 34] [scan. 158]


1
friedenstractaten und dem extraordinari deputationtag von Franckfurt
2
aus zukommen, in nahmen Churcollen dahin abgelegt:

[p. 35] [scan. 159]


1
Erinnert sich des neulich erstatteten Berichts der ksl. Gesandten und welcher-
2
gestalt der von Pariß und Oberlendischen erwarttender post

42
Die Post zum ksl. Hof lief über Köln, Frankfurt, Würzburg, Regensburg nach Wien ( Fleit-
43
mann
S. 27f., 36).
, auch der
3
sachen wichtikeit halber die endliche erklehrung differirt und ausgestelt
4
blieben.

5
Sagten fur die vertrewliche communication deßelben, auch daß sie diese
6
conferenz anstellen und belieben wollen, gebuhrenden danck; und seyen
7
ihrestheylß unvergeßen, ein solches Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zu
8
Collen mit negstem zu referiren und zu ruhmen.

9
Wiederholt ausführlich die Antwort, die nach dem Bericht vom 1. März die Fran-
10
zosen den Mediatoren gegeben haben.

11
Bezüglich 1. des Verhandlungsmodus seye mans darin einig und iedesmals der
12
mainung bishero geweßen, daß alle remorae abzuschneiden und die schrifft-
13
wechslungen zu verhuetten, gestalt sie dan bey iungst begriffener replic in
14
specie auch brevitatem zu dem ende erinnert, damit nit dadurch den Fran-
15
zosen materia disputandi et negotium protrahendi gegeben würde. Laßen
16
sich dahero gar wol gefallen, daß allein die substantialia schrifftlich mogen
17
tractirt, die replicae aber hinc inde muntlich beschehen et per mediatores
18
ieden tail zugebracht werden, wan nur solche substantialia, wie a parte
19
Caesaris schon lengst geschehen, auch von der andern seitthen dermaln
20
ubergeben würden.

21
Beym zweyten wegen erscheinung der stend seye von den herrn mediatorn
22
gar wol geandtworttet, auch von ihnen herrn Kayserlichen darauf weittere
23
gute information auß dem anno 1641 und andern gemachten reichsschlußen
24
gegeben. Es cessire aber nunmehr diese frag durch newlich zu Franckfurt
25
pro translatione des deputationstags anhero gefastes conclusum, welches
26
zweifelsohn Ir Kayserliche Majestät ratificieren und sich gefallen werden
27
laßen. Gienge aber die Franzosen, wie die stend alhier dem herkommen und
28
iuxta constitutiones imperii erscheinen und quo modo tractiren, gar nit ahn;
29
es were dan, daß sie dem reich seine libertet, gegen vielfaltige promessen,
30
disputiren und benehmen wolten.

31
Vom dritten mit Churtryer scheinen sie nun selbst abzuweichen, indem sie
32
gemelt, daß wan sie versichert, daß bey fortgang der tractaten de liberatione
33
vel translatione Churtryer gehandlet werden solt, sie diesen punct aniezo
34
so hoch nit zu urgiren hetten.

35
Dis aber seye ein weitaussehend und praeiudicirlich ding, daß der Fran-
36
zosen mainung nach wegen abwesen Churtryer das collegium nit ergentzt
37
und der conventus illegitimus sein solle, welches nohtwendig wieder-
38
sprochen und den mediatoribus daruber nachmaln gute und weitere infor-
39
mation pro replica ahn hand geben werden muß; zumalen sonsten nit
40
allein in specie die Kayserliche wahl von den Franzosen würde disputirt,
41
sondern auch alle andere ohn mitbeysein Churtryer biß dato 10 jar gehaltene

[p. 36] [scan. 160]


1
conventus

35
Kurtrier war am Regensburger Kurfürstentag von 1636/37, am Nürnberger Kurfürstentag von
36
1640, am Regensburger Reichstag von 1640/41, an den Wiener Traktaten über die pfälzische
37
Frage von 1641/42, an der Mainzer Zusammenkunft der Kurfürsten von 1642 und am Frank-
38
furter Deputationstag von 1643 bis 1645 nicht mit Sitz und Stimme vertreten gewesen.
und gemachte conclusa publica dadurch annulliren und invali-
2
diren wollen.

3
Und wie man alte und newe exempla genug beyzupringen, daß chur- und
4
fürsten proscribirt oder captivirt geweßen, dannoch daweniger nit, was
5
underdesen im reich geschloßen, fur gulttig gehalten worden, gleich dan
6
auch dasjenige seine krafft billich gehabt, was der zeit, alß der pfaltzgraff
7
Fridericus quartus dem collegio außgeschlossen worden (warzu der chur-
8
furst von Tryer sein votum selbst mit geben

39
Zum Mühlbausener Kurfürstentag von 1627, auf dem über die Verleihung der pfälzischen Kur an
40
Hg. Maximilian von Bayern vorläufig entschieden worden war, hatte Kurtrier den kurtrierischen
41
Kanzler Johann Wilhelm Husmann, Damian und Johann Kaspar von der Leyen, Dr. Kuno
42
von Grafenstein und den Lizentiaten und kurtrierischen Kanzler (seit 1629) Johann Anethan
43
entsandt und mit den übrigen katholischen Kurfürsten gegenüber Kurpfalz eine harte Linie
44
vertreten) Henk S. 50f., Breuer S. 51).
), auch ante proscriptionem
9
in collegio vorgangen und verhandlet. Und obwolen dabey dieser under-
10
schied gemacht werden möcht, daß darnach Churpfalz proscribirt geweßen,
11
Churtryer aber annoch nit, so sey doch bekand, daß schon zuvor, ehe die
12
proscriptio ergangen, wie gemelt, er ad collegium nit mer admittirt und
13
doch dasienige, was collegialiter geschloßen, für bündig im ganzen reich
14
gehalten worden.

15
Bey dießem puncto sie zu erinnern hetten und zum nachdenken stellen
16
wolten, auff den fall die Franzosen die translation electoris Trevirensis
17
weitters urgirn und, biß ihnen gewillfahrt, ad rem nit schreitten wolten
18
oder hernechst in tractatibus, wie sie angedeutet, annoch moviren wurden,
19
was deßwegen alßdan zu thun, und ob man nit vermeinen wolt, daß
20
darueber Ihrer Kayserlichen Maiestät, auch Churcollen und -bayern referirt
21
und umb provisionalinstruction undt befelch ansuchung geschehen soll,
22
damit man hier vorn gesezten falß mit der andwort gefast sein und die zeit
23
also gewonnen werden konne, wie die hern mediatorn in omnem eventum
24
selbsten thuenlich erachtet.

25
Betreffend das 4., nemblich specificationem confoederatorum, seye auß
26
ihrer der Franzosen andwort genugsamb abzunehmen, daß sie noch meh-
27
rere reichsstende aufzuwiggelen und weittere unruhe anzurichten inten-
28
diren. Man soll aber disseits den punctum confoederatorum weitters nit
29
urgiren, weilen man durch die specificirung auff die privata und gravamina,
30
warumb ein oder der ander zu solcher verbundnus sich eingelaßen, kom-
31
men und also hiermit die gravamina statuum anhero zu ziehen und das
32
haubtwerckh pacis zu removiren selbsten anlaß geben wurde.

33
5. Die Frage der Verhandlungsvollmacht mit Hessen-Kassel ist zu nichts anderß
34
alß auf eine diffidenz, ob nemblich die Kayserliche etwas mit den Hessi-

[p. 37] [scan. 161]


1
schen absonderlich gegen sie die Franzosen zu handlen vornehmen moch-
2
ten, angesehen.

3
Bey diesem passu vermainten Ihre Hochfürstliche Gnaden, daß man occa-
4
sion zu captiren, durch die hern mediatores den Franzosen eine andere
5
frag vorzustellen, nemblich ob sie befelcht oder gewillt seyen, den uncatho-
6
lischen in punctis religionis bey den tractaten zu assistiren, in specie auch
7
der landgravin zu Hessen, und ob sie die Calvinische religion im reich
8
zu solidieren und fomentiren gedächten,

34
8–21 dabey – tate] Laut DKurbayern K I, sp A I handelt es sich hier um eine Mitteilung

35
des Gf. Nassau, in DVolmar fehlt die Passage.
dabey gar wol mit angefuhrt
9
werden kondt, was der konig von Schweden selbst gegen den pfaltzgraffen
10
(welcher von ihme restitutionem der landen und religion begert) gedacht,
11
daß er lieber wolt alle der picquen spitzen, so under seiner armee, im her-
12
zen habe, alß das geringste zu plantirung der Calvinischen religion zu
13
gedencken oder vorzunehmen, auch restitutionem der landen anderer-
14
gestallt nit thuen wollen, alß das die Pfaltz ein Schwedisch lehen inkonfftig
15
sein und von der cron gebirendt empfangen werden solte, in specie auch
16
die disposition religionis in selbigen landen allein immediate von der cron
17
dependiren

38
Gustav Adolf von Schweden verlangte 1632 von Kf. Friedrich V. von der Pfalz (1596–1632)
39
Autonomie für die Augsburger Konfession in der Pfalz und erwog dem Kurfürsten nachteilige
40
Allianzpläne; dies führte zum Konflikt und zur Trennung Friedrichs V. von Gustav Adolf,
41
der 13 Tage nach dem Tod des schwedischen Königs am 29. November 1632 starb. Vgl. Gindely,
42
Friedrich V S. 41, Gfrörer III S. 949f. (dort auch ähnliche Version der Todesursache),
43
Häusser II S. 506f., NDB 5 S. 535 , M. Roberts II S. 615f.
: daruber der pfalzgraff seer malcontent abgeschiden und bald
18
darauf verstorben. Ingleichen hette der konig den landgraffen, welcher
19
den Calvinisten ein kirchen in Franckfort einzuraummen begert, ex eadem
20
causa abgeschlagen, mit vermelden, das er den krieg wegen solcher religion
21
nit fieren tate.

22
Ad 6. ratione assecurationis seye mans mit den Franzosischen ein, daß da-
23
von beym beschluß der handlung zue reden, wie man ex hoc puncto
24
allzeit allegirt ex ratione et exemplis.

25
Dießem nach erinnerten sich, weßgestalt auch newlich vorkommen, daß,
26
weilen sie Franzosen mit ihrer proposition nit heraußwolten, man von
27
dieser seitthen einige puncta abzufassen, waruber sie sich alßdan erklehren
28
müsten, welches ihro auch nit zuwieder. Allein wolte hernechst zu ver-
29
nehmen gutt sein, was die herrn Kayserliche deßwegen in instructione
30
haben, damit zu gewinnung zeit ihre mainung dabey gleichfalß bedencken
31
und eröffnen kondten.

32
Ferner referiert Wartenberg, was ihn der Nuntius wegen verweilender abraiß
33
des duca de Longeville hat wissen

36
33 lassen] Anschließend in DKurbayern K I, spA I noch: Dieser hält nämlich den Peñaranda
37
nicht für ebenbürtig und verlangt den Titel Altesse von allen Gesandten.
lassen.

[p. 38] [scan. 162]


1
Deßgleichen der d’Avaux ratione visitae, dem Oxenstern zu geben, an-
2
deutten laßen

25
2 und – ist] Ausgeführt in DKurbayern K I, spA I: Wie von der Recke den kur-
26
brandenburgischen
Gesandten schon am Vortag berichtete, haben die französischen Gesandten
27
Oxenstierna mit sechs Kutschen ihre Aufwartung gemacht und hat Avaux Wartenberg gegen-
28
über
geäußert, Oxenstierna werde ad exemplum der Kheyserlichen und andrer khönig-
29
lichen gesanden den churfürstlichen daß gebürende tractament geben müessen, ob-
30
gleich
Oxenstierna seinem vorgeben nach vor einem jungen Herzog von Sachsen-Lauenburg
31
in seinem eigenen Quartier den Vortritt verlangt

46
Heinrich Julius von Sachsen-Lauenburg ( 1586–1665), regierend seit 1656 ( Isenburg I 41).
47
Der Vorfall ist erwähnt bei Meiern I S. 382, Walther S. 352.
und auch schon weitere Proben seiner Unhöflich-
32
keit
gegeben habe.
und hievorn außgefurt ist, mit fernerm, daß beym lezten
3
rationes pro et contra. Pro weren, daß dadurch den Churmainz- und -bran-
4
denburgischen der weg gebahnet und sie des tractaments halber keine
5
weittere difficultet alldort zu Oßnabuck haben wurden, welches darumb
6
auch soviel da besser, weiln alldort kein mediator oder niemandts, durch
7
wehn solche sich etwa begebende tractamentsverwaigerung vermittelt
8
werden kondt, 2º bey dieser occasion eines oder ander zu der tractaten
9
befurderung vernohmen oder durch dienliche erinnerung der fortgang
10
urgirt werden und 3. Ihrer Hochfürstlichen Gnaden in particulari wegen
11
ihres stiffts Oßnabruck nuzlich sein kondten.

12
Rationes contra, warumb man bedenckens haben mochte, die visita zu
13
geben, daß man eigentlich noch nit wisse, ob und wie man des tractaments
14
gesichert, 2º daß ihnen der Venetus alberait und stracks auf die Franzosen
15
visitirt, deme er Oxenstern sonder zweifel die revisita erstens vor den chur-
16
fürstlichen geben würde, welches den herrn churfürstlichen ahn ihrer
17
praecedenz nachteylig fallen mechte. Wolten der herrn Kayserlichen und
18
Churbayerischen mainung daruber gern vernehmen und mit denselben sich
19
vergleichen.

20

33
20–22 Leztlich – nachrichtt] Dieser ebenfalls von Wartenberg eingeführte Punkt fehlt in
34
DKurbayern K I, spA I.
Leztlich hetten ihro die herrn Spanische die von den Franzosischen durch
21
die mediatores ihnen zugestelte schrifft communicirt

43
Es handelte sich um die seconde proposition vom 24. Februar 1645, die Wartenberg von
44
Saavedra am 2. April 1645 übergeben wurde. Siehe oben S. 1 Anm. 6 und Kurköln VI 242
45
a nr. 47 fol. 155–157.
; und weilen sie nicht
22
wisen, zu was endt, so begerten auch deßwegen nachrichtt.

23
Hierauf votirte der herr Churbayerische und conformirte sich mit ihrer
24
Hochfürstlichen Gnaden in allen puncten durch und durch und ließe sich

35
38, 24–39, 6 ließe – thun] Hier genauer DKurbayern K I, spA I ( eigenhändig J. Adolf Krebs): Es
36
soll beim Kaiser und bei den Kurfürsten von Köln und Bayern angefragt werden, ob nicht, wenn
37
die Franzosen auf der Restitution Kurtriers und die Schweden auf freiem Geleit für Stralsund
38
bestehen, unter der Bedingung nachzugeben ist, daß die Kronen ihrerseits dann die substantial-
39
propositiones außhändigen werden […]; welches dan alle applacitirt. Über den In-
40
halt
der Anfrage etwas anders DVolmar: Soll der Kaiser einwilligen, wenn Frankreich die
41
Proposition nur in dem Fall herausgeben will, daß der Kurfürst von Trier an einen dritten Ort
42
gebracht wird? Zu dem Punkt ferner DKurbayern K I, spA I: Bei Churtrier seye auch
15
dießes zue observiren, das seine deputati zwar alhero khommen mögen, umb sein
16
interesse zue beobachten, iedoch kheinesweegs ad collegium electorale zue admit-
17
tiren seyen, dan sonsten dardurch gleichsamb alle vordere reichsactus, so in deren
18
absent vor dießem vorgangen, in zweiffel undt disputat khöndten gezogen werden.
19
Da der Kurfürst von Trier seinerzeit den Pfalzgrafen aus dem Kurkolleg mit ausgeschlossen
20
hat, muß er ahnietzo auch daßelbige recht sich appliciren laßen, nach der gemeinen
21
regul, quod quisque iuris in alium statuerit, ut eodem utatur.

[p. 39] [scan. 163]


1
beym 3ten gleichfalß gefallen, daß zue gewinnung zeit wegen translation
2
Churtryer ad locum tertium (wozu sie die statt Regenspurg vorgeschlagen)
3
hinderpringens beschehe und bescheidts erholet werd. Und erinnerte da-
4
benebens, weil die tractatus hier und zu Oßnabruck pari passu gehen solten
5
und alldorten sichs ahn ertheylung der salvorum conductuum fur die
6
statt Stralsund

23
Stralsund unterstand als pommersche Immediatstadt unmittelbar dem Landesherrn und war in
24
den pommerschen Landständen vertreten. Die Stadt stand im Bündnis mit Schweden, das 1648
25
erneuert wurde ( Sverges traktater VI 1 S. 142ff.). Sie strebte traditionell nach selb-
26
ständiger Außenpolitik und Autonomie, erreichte aber auch in den Verhandlungen mit Gustav
27
Adolf 1628 nicht den Status einer freien Reichsstadt, und auch jetzt trat Schweden nur für ihre
28
Hinzuziehung als Mediatstadt ein ( Paul S. 137, 141ff., Langer S. 204ff., Verhandlun-
29
gen
4 S. 21, 27). Am 27. Dezember 1645 langten für Stralsund die Ratsfreunde Dr. Christian
30
Schwarz und Joachim von Braunen in Osnabrück an und wurden dort bei den evangelischen Ständen
31
akkreditiert ( Verhandlungen 4 S. 77, Meiern II S. 828 , Walther S. 103f.). – Vgl. zur
32
Rechtsstellung der Mediatstände, auch gegenüber Reichstagen, Feller S. 41–50, 67–70, 85,
33
Moser, TS 46 S. 294f.
stoßen thue, ob nit auch hieruber relation zu thun.

7
Beym 5 ten wegen der frag, so den Franzosen zu thun, verglichen sich
8
ebenmesig mit Ihrer Hochfürstlichen Gnaden. Imgleichen placidirte, daß
9
einige puncta ahn seithen der herrn Kayserlichen zu verfassen und die
10
Franzosen dadurch zu erklehrung zue necessitiren,

22
39, 10–40, 4 under – nachdencken] Fehlt in DKurbayern K I, spA I und DVolmar.
under welchen sie ver-
11
meinten, daß folgende mit sein kondten, 1. zue begehren die abfuhrung
12
des kriegß volcker von des reichs boden, 2º den Burgundischen craiß

34
Der Burgundische Kreis war 1512 bei der Vermehrung der um 1500 eingerichteten sechs Kreise
35
des Reichs auf zehn entstanden. Er umfaßte ursprünglich die Freigrafschaft Burgund, die Herzog-
36
tümer Brabant, Limburg, Luxemburg, Geldern, die Grafschaften Flandern, Artois, Hennegau,
37
Holland, Zeeland, Namur, Zutphen, die Markgrafschaft Antwerpen, die Herrschaften Fries-
38
land, Mecheln, Utrecht, Overijssel und Groningen. Seit 1548 war der Kreis nur noch durch eine
39
gegenseitige Schutzklausel und – nicht als Matrikularbeiträge aufzufassende – Zahlungen mit
40
dem Reich verbunden. Durch die Utrechter Union (der nachmals Vereinigten Niederlande)
41
wurden 1579–1581 die sieben Provinzen Holland, Zeeland, Utrecht, Geldern, Overijssel, Fries-
42
land und Groningen selbständig. Zum Burgundischen Kreis gehörten ferner verschiedene kleinere
43
Grafschaften und Herrschaften, das Erzbistum Besançon, das Bistum Cambrai, die Reichsstädte
44
Besançon und Cambrai ( UuA Burgund. Kreis II S. 2–4, I S. 57f., 66f., 69, 78f., 109f.,
45
129, 186, Weltatlas S. 110, 122, 124, Moser , NTS 10 S. 68–71, Lünig, Reichsarchiv I
46
S. 161, Zedler 4 S. 1981f.).

13
vollig abzutretten und 3. den herzogen von Lottringen

47
Karl IV. von Lothringen ( 1604–1675), 1631 aus Nancy vertrieben, seither in fast ständigem
48
Konflikt mit Frankreich ( über ihn Dict. Biogr. 8 Sp. 569f., Nouv. Biogr. gén. 31 Sp.
49
676–680 mit Literaturangaben, Stramberg 3, 7 S. 85–370).
zu restituiren.
14
Dagegen man sich a parte Caesaris in satisfactionem zu erklehren, daß den

[p. 40] [scan. 164]


1
stenden generalis amnistia ertheylt und dadurch die sachen in den stand,
2
worinnen sie sich in ecclesiasticis anno 1627 und in politicis anno 1630
3
befunden, wieder gestelt, auch der churfurst von Tryer in allem restituirt
4
werden solle; doch meldetens allein zu weitterm

34
4 nachdencken] Laut DKurbayern K I, spA I weist Kurbayern zum Punkt der asse-
35
curation noch darauf hin, daß die fridenstractaten von Cambrai 1529 und von Bomy 1537
36
durch den könig in Frankhreich, den dauphin, die ständt undt gubernatoren des
37
königreichs bekräfftigt, auch selbige allen parlamenten ad rei memoriam undt ad
38
acta insinuirt undt intimirt worden

41
Vgl. über den Damenfrieden von Cambrai ( 5. August 1529) und den Frieden von Bomy ( 30. Juli
42
1537) Zeller, Temps modernes S. 110, 112f., Flassan I S. 348–353, über die politische
43
Bedeutung des enregistrement au Grand Conseil ou au Parlement nun Michaud S. 363–392.
.
nachdencken.

5
Die visita dem Oxenstern zu geben, wan man des tractaments gesichert,
6
hielten nicht undienlich, weilen man dadurch gelegenheit haben wurde,
7
von fortsezung der tractaten zu reden. Ob dem duca de Longeville bey
8
seinem anherokommen „Altezza“ zu geben, daruber wolten sich bescheidts
9
erholen und conformirten sich im ubrigen allerdings mit dem Churcolni-
10
schen voto.

11
Diesem nach hat man einen abtritt genommen, und die herrn Kayserliche
12
nach vorgangener underredung und beschehener dancksagung fur er-
13
öffnete guttachten, mit erpiethen, solches Ihrer Kayserlichen Maiestät aller-
14
underthenigst zu rescribiren und zu ruhmen, die vorgenante puncta und
15
was ein- und anderseiz weitter vorgeschlagen und zue bedencken gestelt,
16
breviter recapitulirt und fast in allen conformirt und erstlich beym 3 ten
17
puncto wegen translation Churtryer sich zur relation ahn Ihre Kayserliche
18
Maiestät erpotten, auch beym 5 ten die guttbefundene gegenquaestion den
19
Franzosen zu thun applacidirt und den mediatoribus ahn hand zu geben
20
ubernommen.

21
Wegen assecuration des verhoffenden friedenschlußes hab es bey dem sein
22
bewenden, daß davon weitter circa finem tractatuum gered werden solt;
23
daß aber die Franzosen frembd beduncke, daß man a parte Caesaris et
24
imperii ratificationem statuum Franciae gleichergestalt, wie sie vom reich,
25
begehren wolle, seye ohn ration und fundament, zumaln sich der exempla
26
finden, daß ratificatio conclusorum a statibus et parlamentis Gallicae be-
27
gert worden, maßen under andern zu Cambrai 1529 notori geschehen.
28
Damit man aber den mediatoribus, daß man solches disseiz zu begehren
29
befugt, information und nachricht geben konne, hetten sie einige rationes
30
zusammengetragen, so gleichwol nitt den Franzosischen, sondern allein
31
den herrn interpositorn pro informatione würde zuzustellen sein, inmaßen
32
selbige zu durchsehung communicirt und diesem num. 49 beygelegt

39
Rationes et argumenta, daß die drei französischen Stände den Frieden ebenso ratifizieren
40
müssen wie die Kurfürsten, Fürsten und Stände des Reichs ( Kurköln VI 242 a fol. 161–164).
sich
33
befindet.

[p. 41] [scan. 165]


1
Daß dan einige puncta zusammenzutragen, so den Franzosischen zue ihrer
2
erklehrung eingehendigt werden solten, solches sey ihnen nit zu endgegen,
3
wurde auch auß dem concept der replic, wie es das erste mal aufgesezt,
4
leicht zu thun sein.

27
4–10 Sie – abgelesen] Diese Einschränkung in DKurbayern K I, spA I nicht erwähnt.
Sie stunden aber dabey soviel ahn, ob ihnen, ohn Ihrer
5
Kayserlichen Maiestät vorwissen und befelch so weit zu gehen, gebuhren
6
wolle, bevorab weilen Ihre Kayserliche Maiestätt in dero befelchschreiben
7
vom 22. Martii

28
Ferdinand III. an Gesandte Münster/Osnabrück, Wien 1645 III 22 (Druck Gärtner IV
29
nr. 143 S. 627f., nr. 142 S. 624–627): Weitere Instruktion zum haupt-friedens-werck wird
30
angekündigt, das Verfahren der von den Kurfürstlichen begutachteten Replik auf die französische
31
Proposition gebilligt.
auf weittere instruction, so mit negsten folgen solt, sich
8
bezohen, vermuthlich, daß sie ihrer nacher Munchen geschickter gesandten

32
Mitte März 1645 reisten der ksl. Geheime Rat und Reichsvizekanzler Ferdinand Siegmund
33
Gf. Kurz von Senftenau sowie der ksl. Geheime Rat Georg Adam Gf. von Martinitz nach
34
München, um mit Kf. Maximilian über Sonderverhandlungen mit Frankreich und über die all-
35
gemeinen Friedensverhandlungen zu sprechen. In diesen Beratungen vertrat Maximilian die
36
Meinung, daß Spanien in den Frieden nicht einzuschließen und daß Frankreich territorial zu
37
entschädigen sei. Vgl. Schweinesbein S. 189, Egloffstein S. 14f.

9
zuruckkunfft und relation vorhero erwartten wollen, maßen sie bemeltes
10
Kayserliches schreiben abgelesen. Hielten sonsten, mit begreiffung solcher
11
capitum kein sonderbars periculum in mora zu sein, weiln der Oxenstern
12
iezo alhier und dem verlautth nach in die Franzosen wegen ablegung
13
ihrer proposition starck tringen solle.

14
Über das Geleit für Stralsund haben die ksl. Gesandten in Osnabrück noch keine
15
Weisung, obwohl sie mehrmals darum baten; und seye propter consequentiam
16
und praeiudicium aliorum keine geringe sach, so das ganze reich durchgehe
17
und das friedenswerck noch schwerer machen werde. Doch stunde es zu
18
Ihrer Maiestät allergnedigsten erklehrung.

19
Des duca de Longeville verweylende anherkunfft vernehmen sie umb
20
desto unlieber, weiln der duca Medina

38
Ramiro Nuñez Felipez de Guzmàn, duque Medina de las Torres, duque de Sabionetta y Mondra-
39
gone
, marquèz de Toral ( † 1668), 1637–1644 Vizekönig von Neapel, ursprünglich als spanischer
40
Hauptgesandter auf dem Kongreß vorgesehen, 1645 Gesandter in Wien ( über ihn Dicc. hist.
41
Esp. II S. 297f., Enciclop. univ. ilustr. 34 S. 127, Fraga Iribarne S. 435, Rott
42
S. 954, Zedler 20 Sp. 122, 11 Sp. 1497, Meiern I S. 351, Theatr. Europ. V S. 729).
, alß auf deßen aufbruch er wartten
21
solle, erst nacher dem Kayserlichen hoff zu raißen befelcht und sichs mit
22
der beykombst noch desto lenger verziehen wird; underdeßen des praeten-
23
direnden praedicati willen (Altezza) Ihrer Maiestät relation thun und reso-
24
lution erwarten wolten.

25
Die Visite bei Oxenstierna ist schwerlich anzuraten. Alß viel sie belanget,
26
kondtens pro reputatione Caesaris nicht halten, insonderheit weilen die

[p. 42] [scan. 166]


1
Franzosische und der Venetianische alberait vorgangen.

29
1–5 Vor – müste] Laut DVolmar verweist Volmar noch darauf, daß die ankunfft des
30
Thuillerie

39
Gaspard Coignet Sieur de la Thuillerie, comte de Courson (1596–1653), 1632–1637 Gesandter
40
in Venedig, 1637–1638 in Mantua, 1640–1644 im Haag, 1644–1645 in Deutschland, 1646
41
in Dänemark und Schweden, 1646–1648 wieder Gesandter im Haag, befand sich bereits am
42
30. April 1644 in Münster (über ihn Rott S. 945f., 125 Anm., Nouv. Biogr. gén. 11
43
Sp. 74, Biogr. univ. 41 S. 481).
ebenfalls von den Frantzosen angekündigt worden war.
Vor allem aber
2
seye die intimation ein requisitum necessarium, so nit durch die Franzo-
3
sische, alß welche de corpore Suecorum nit weren, sondern durch yemandts
4
von des Oxenstern suitta oder vom Schwedischen residenten

35
Frhr. Schering Rosenhane (1609–1663), schwedischer Resident in Münster bis August 1647
36
( SMK 6 S. 359f., Odhner S. 116, Walther S. 30–33). – Die Residenten waren im Gegen-
37
satz zu den Sondergesandten die Vorläufer der sogen. ständigen Diplomatie ( Engel S. 377–384
38
mit weiterführender Literatur).
geschehen
5
müste.

6
Vermeinten, daß mans daßmal allerseiz, biß er ein anderßmal wiederkom-
7
men, besser zu underlaßen, sonderlich weilen wegen des Venetianischen
8
res insoweit nit mehr

31
8 integra] Laut DKurbayern K I, spA I, das aber in den sonstigen Punkten die ksl.
32
Antwort unzureichend wiedergibt, bemerken die ksl. Gesandten außerdem: Die Schweden sind
33
so hochmütig, daß sie ausstreuen, es seye ein Schwedischer edelman so guett alß ein chur-
34
fürst.
integra. Besorgen auch, wan Ihre Hochfürstliche
9
Gnaden wegen ihres particular dem Oxenstern die ehr thetten, er würde
10
dadurch zu noch mehrer insolentz anlaß nehmen; doch stelleten sie alles
11
zu Ir Hochfürstlichen Gnaden und der Churbairischen resolution. Wartenberg
12
hat die französische Proposition von Saavedra anderst nit alß zu bezeigung ihrer
13
der Spanischen confidenz erhalten und daß, gleich die Franzoßen, Schweden
14
und andere adhaerenten under sich, also auch man disseitz yederzeit ver-
15
trewlich correspondiren undt communiciren möchte.

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