Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
157. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1645 Mai 18

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Nassau und Volmar an Ferdinand III.


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Münster 1645 Mai 18

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Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 49a, Konv. A ( April – Juni 1645 ) fol. 109–111’, 118–118’,
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praes. 1645 Juni 3 = Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 92 V nr. 670 fol. 1–3 –
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Kopie: Den Haag A IV 1628 nr. 37; Giessen 205 nr. 217 S. 1104–1114 – Druck:
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Gärtner V nr. 26 S. 123–129.

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Gerüchte über Uneinigkeit zwischen den schwedischen und französischen Bevollmächtigten wegen
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der Proposition. Drängen der Protestierenden auf Herausgabe der schwedischen Proposition.
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Direktorium Österreichs im Fürstenrat in Gefahr. Drängen der kurbayerischen Bevollmächtigten
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bei den französischen Bevollmächtigten auf Herausgabe ihrer Proposition.

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Hinweis auf nr. 152, und wirdt sowol alhie als zu Oßnabrugg der besten-
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dige bericht geben, das zwar die Schweedische erbietig gewesen, ire propo-
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sition zu eröffnen, es were aber uf dess Servients iungst zu Oßnabrugg mit
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inen, Schweeden, gehaltene undterred vornemblich an deme erwunden, das
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die Franzosen und Schweeden sich derihenigen puncten, so der religion
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halber in die proposition eingeruckht werden sollen, nit allerdings verglei-
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chen können, sondern die Franzosen sich benommen, vorderist von Pariß
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weitern bevelch einzelangen, und die Schweeden beredt haben, mit eröffnung
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irer proposition noch solang inzuhalten, inmitlst auch den praetext ze nem-
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men , das inen vorderist die verglaitung der statt Stralsondt und anderer
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mediatständen bewilliget werden müeste. Es hete zwar der Servient kein
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sonders bedencken gemacht, das in der Schweedischen proposition dasihe-
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nig , was in unserer iungsten relation einkommen, in puncto religionis ein-
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verleibt werden möchte, die Schweeden aber weren mit seiner erclärung
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nit zufriden gewest, sondern begerten, das der conte d’Avaux auch darein-
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willigen solt, welches iedoch diser keinesweegs thuen wollen. Darüber ha-
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ben beede Schweedische plenipotentiarii alher an den Schweedischen resi-
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denten geschriben und ime bevolchen, sich bey beeden Franzosen anzemel-
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den und dises aufhalts halber mit disen formalibus zu beschwären, es müeste
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die cron Schweeden clärlich abnemmen, das Franckreich zum friden ganz
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kein lust hete, weil man aniezt erst solche difficulteten machen thet, da es
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doch zur haubtsach komen solt, das man ex parte Franckhreich heimbliche
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tractaten mit der churfürstlichen [durchlaucht] in Bayrn ohne ir, der Schwee-
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den , vorwissen annemmen und handlen thet, so inen zum höhsten nach-
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dencklich und misßfällig wer

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In dem Schreiben der schwedischen Bevollmächtigten an Rosenhane vom 5./15. Mai (APW II C 1
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[ nr. 328 ] ) drängen diese zwar auf Herausgabe der Propositionen, jedoch ohne Rosenhane zu so
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scharfen Vorstellungen bei den Franzosen aufzufordern.
. Haben also abermaln ein runde erclärung

[p. 302] [scan. 330]


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von inen begert, ob sie mit denn tractaten fortfahren lassen wolten oder nit.
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Soviel wir aber nochweils penetrieren können, verbleiben die Franzosen uf
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irer mainung und entschuldigung.

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Nun können wir anderst nit verspüren, dann das die protestierende ab
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disem aufhalt sich ganz unwillig erzeigen und allerhandt mitel zu ergreiffen
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vor sich haben, damit zum wenigisten die Schweeden zu eröffnung irer pro-
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position vermögt werden können. Wie dann die Churbrandenburgische
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gesandten, als sie iungstvergangnen sontags mich, grafen von Nassaw, und
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folgenden zinßtags mich, Volmarn, besuecht, sich dahin vernemmen lassen,
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das der graf von Witgenstein, sobald er wider nach Oßnabrugg komme,
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wie er dann heüt dahin abgereist ist, durch undterschidliche starcke ursa-
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chen die Schweeden hierzue einzufüehren nit ermanglen, verhoffentlich
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auch wegen Stralsondt etc. mit denn Churmainzischen und anderen daselbst
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anweesenden ständten ein solches mittel ergreiffen werde, das solcher vor-
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wandt aus dem weeg geraumbt und die Schweedische proposition ohne
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einigen ferrern anstandt heraußgebracht werden möge.

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Dabey sollen wir auch gehorsamist zu erinneren nit undterlassen, das ermel-
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te Churbrandenburgische der mainung seint, man solte de potestate et qua-
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litate der reichsdeputation entzwischen nichts movieren, sondern der pro-
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position , und was ferrer für ständt ankommen möchten, zuewartten, da
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man alßdann, wie und waßgestalt man sich dises collegii zu bedienen haben
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solt, sich wurde vergleichen mögen. Wir vernemmen aber, neben anderen
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einwürffen auch dises uf die baan kommen sein, das man dem hochloblichen
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haus Österreich das directorium im fürstenrath nit lassen solt, wiewol etlich
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nit gar hoch darauf sezen thuend. Nun ist derzeit von Ewer Mayestät hoch-
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loblichen hauses wegen noch niemandts alhie und stehet zu besorgen, wann
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die mehrere deputati beysamen, das man alspald einen senatum zu formieren
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und in abweesen Österreich einem andern standt das directorium aufzutra-
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gen understehen möcht, welcher alßdann schwärlich und nit ohne grosse
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ungelegenheit widerumb davon abzutreiben wer, sonderlich wann sich des-
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sen die frembde cronen, wie zu besorgen, underfangen wolten. So würdet
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demnach ein unumbgengliche notdurfft erforderen, das Ewer Kayserliche
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Mayestät ohne verliehrung einiger zeit die zu Franckfurt undterhaltene
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Österreichische gesandtschafft alhero genedigist abordnen lasse. Sonsten
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geruchen Ewer Kayserliche Mayestät aus beyligender continuatione pro-
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thocolli allergenedigist anzuhören, was die mediatores entzwischen mit
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denn Spanischen plenipotentiariis vorgehabt, und sie hernach uns commu-
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niciert haben.

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Die kurbayerischen Gesandten haben die französischen Bevollmächtigten aufgesucht
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und gedrängt, ihre Proposition zu eröffnen und die Friedensverhandlungen nicht länger
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aufzuhalten. Diese haben den verzug allein mit deme entschuldiget, das die
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Schweedischen ohne verwilligte verglaitung der mediatständen mit irer
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proposition nit herauß wolten. So hete der Servient entlich gesagt, sie wol-

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ten nit hoffen, das diser unglückhsfahl die fridenshandlung hinderen solte.
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Deme sie, Churbayrische, geantwortet, nein, sondern es solls billich meh-
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rers beförderen, wie dann ir genedigister herr nichts anders suechte, dann
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das eheist möglich ein friden beschlossen werden möcht. Die Deputierten
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der beiden ausschreibenden Fürsten des schwäbischen Kreises

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Es waren dies der Gesandte des Bischofs von Konstanz, Dr. Georg Köberlin und der Bevollmäch-
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tigte des Herzogs von Württemberg, der Geheime Rat und Vizekanzler Dr. Andreas Burck-
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hard . Über Burckhard (1594–1651) vgl. APK 4166–4169 und Meiern in J. L. Walther
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S. 74–78.
haben uns vorgestern
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einen Antrittsbesuch abgestattet. Morgen sollen die pfälzischen Gesandten

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Die kurpfälzischen Gesandten waren Philipp Streuff von Lauenstein, Joachim Camerarius und
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Dr. Jonas Meisterlin. Zu Streuff (gest. 1647) vgl. APW [ II C 2 S. 20 Anm. 3 ] , zu Camerarius
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(1603–1687) ebenda [ S. 165 Anm. 1 ] , zu Meisterlin ebenda [ S. 165 Anm. 2. ]
hier an-
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kommen
.


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Beilage


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[1] Extractus protocolli, Münster 1645 Mai 14. Kopie: RK , FrA Fasz. 49a, Konv. A ( April –
10
Juni 1645 ) fol. 114–116 – Druck: Volmar S. 166–167. [ Kopie: Giessen 205 nr. 212
11
S. 1079–1085. ]

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