Acta Pacis Westphalicae III D 1 : Stadtmünsterische Akten und Vermischtes / Helmut Lahrkamp
163. Protokoll des Rates der Stadt Münster Münster 1646 September 28
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Münster 1646 September 28
Ausfertigung: A II 20 Bd. 77 fol. 44’–46.
Einschreiten des Rates gegen einen Kapuzinerprediger.
Haben herr L. Wydenbrug syndicus und endsbenente ex senatu dazu de-
putirte mit zuziehung mein, secretarii, sich an der capuciner closter ex com-
missione senatus verfüget, allda herr syndicus dem herrn patri vicario in
abwesen herrn patris guardiani außfürlicher (in effectu per me breviter
notato) fürgetragen, wie daß senatui fast befrembd- und verdrießlich für-
kommen , welcher gestalt am nechstvergangenen sontag der herr prediger
vocatus et adstans frater [ Name ausgelassen ] sich in seiner predig fast zu weit
und unziemlich außgelassen, underm praetext irer, des ordens, angezogener
privilegien fürgebend, sie weren keiner weltlichen oberkeit underworfen,
also hette auch kein weltlicher magistrat oder oberkeit macht, inen an ihr
closter eynige secretarien oder rhatsdienere pro inquisitione über ihrer or-
densgenossen anzuschicken, ja, daß auch kein burgermeister oder rhats-
person dazu sich gebrauchen lassen solte, dadurch er, concionator, extra
omne dubium senatum betadlet und applicando inferirt, alß ob daran zu
weit geschehen, daß mein sohn (der junger secretarius Bernhardus Hollandt)
vor etlichen tagen cum testibus an ihr closter geschickt, umb nachfrag zu
thun wegen der beschaffenheit, da ein ihrer brüder ohnlengist zuvor den
herrn licentiaten Buck an des herrn freigrafen Meiers behausung, auch des-
selben paedagogum, gestochen und verwundet etc. Nun were senatui gantz
befremdlich zu vernehmen, daß ein geistlicher, deme das evangelium und
wort Gottes zu predigen, nicht aber den weltlichen magistrat sonderlich
mit dergleichen unfug zu carpiren, zustünde, nit geschewet, dermassen ver-
kleinerlich , ja auch zumahl injuriose über den ehrliebenden magistrat in
dieser statt, sonderlich da wegen wehrender friedenstractaten sich viel
frembder herrn, deren auch ein theil acatholici, so sich derzeit mit under der
predig befunden, außzufahren, bevorab, da ein hieiger magistrat inen durch
uffnehm- und zulassung ihres ordens uff so vielfältig flehenlich umb Gottes
willen beschehenes bitten so liberaliter in vielen stucken gewillfart, dagegen
sie aber, was versprochen, keines weges praestirt, so allnoch nit nachgeben
vermöge irer vorfaren original supplicationum, so inen theils in originali
vorgezeigt und sie per manum provincialis ac superioris agnitionem nit dif-
fitiren können, und solten sie wissen, obwol der nachfrage delinquentis
halben, qui absque eo dicitur apostatasse vel saltem habitum deposuisse etc.,
nit allein keines wegs zu viel gethan, sondern krafft für sich habender alter
durch ein zeitlichen landtsfürsten sowol alß herrn des thumbcapituls ver-
siegelter , durch Römisch Kayserliche Mayestätt confirmirten vertrags (der
geistlichen apprehension betreffendt) nit allein soweit, sondern auch zum
würcklichen angriff eines solchen geistlichen delinquenten befuegt gewesen,
massen höheren standts in zutragenden casibus wol widerfaren, davon alte
und recentiora exempla gnugsam vorhanden etc.; wolte demnach ein erba-
rer rhat von herrn patre vicario begert haben, dieses herrn patri guardiano
zu vermelden, und daß eins erbaren rhats rechtmessig begeren und gesinnen
sei, adstantem et attendentem concionatorem dahin zu halten, daß er in
nechster seiner predig solches, was oblauts vermeldet und mit mehren umb-
stenden satis acerbe et injuriose außgestürtzet, omni meliori modo retractire
oder dergestalt declarire, damit eins erbaren rhats dadurch nit wenig ver-
letzter respect, auctoritas et dignitas restituirt und das scandalum seu offen-
diculum , so sonderlich dadurch den frembden herrn abgesandten gegeben,
reparirt werde, mit mehrerm, wie solchs herr syndicus, und daß nach den cano-
nibus und weltlichen rechten er, concionator, dazu schuldig, gar glimpflich
und außfürlich remonstrirt, mit verwarnung, daß sonsten widrigen falls
senatus verursacht und nit absein könte, uff licita remedia zu gedencken.
Alß nun der beistehende concionator solche proposition und gütliche zu
gemütführung gleichsamb verächtlich verwindschlagend sich vernehmen
liesse, was er gepredigt, were er zu retractiren nit bedacht, hette senatum
in specie nicht angerürt, per actum secretarii ad collegium missi vermeint
er, quod actum jurisdictionis exercirt zu sein, daß auch sein pater guardia-
nus oder provincialis ime solchs nit ufflegen könte und dabei understunde,
seine sach zu justificiren, so hat zwar herr syndicus ime mit guten recht-
lichem füeg und grunden daruff begegnet, seine praetension sattsam alß
irrig und ungegründet refutirt etc., jedoch cum dominis deputatis dafür
achtend, dweil er obstinat scheine et cum verbosis verbis nit zu contendiren,
also die antwort zum report uffgenommen. Jedoch seindt herrn vicario et-
liche original ihrer capucinorum vorigen herrn provincialis und supe-
riorum originaliter vorgezeigt und vorgelesen, so auch herr vicarius selb-
sten zur verlesung und inspection in die hand genommen, darauß er-
findlich , wie offt, flehelich und vielfeltig sie vor der zulassung ihres ordens
umb Gottes willen gebetten etc. und wessen sie sich underschiedlich erbot-
ten , nemlich, daß sie verschaffen wolten, daß anstatt der nachgelassener
wacht, dienst und praestation auß denen nun incorporirten vielen weltlichen
heuseren weltliche heuser und personen darstellen wolten, so die onera
civica zu praestiren, ja daß auch geldtsummen beibringen und deponiren
wolten, darauß solche schuldige praestationes zu erholen, dessen allen aber
und was mehres der einziehenden anzahl der personen halber je weniger
alß nichts gehalten worden, derwegen die von der gemeinheit allnoch uff
praestation und satisfaction urgirt und sich deswegen beim magistrat an-
geben , mit weiterer gütlicher erinner- und zu gemütführung etc.