Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
305. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1645 November 28
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Münster 1645 November 28
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 49a, Konv. A ( Oktober – Dezember 1645 ) fol. 134–137’,
41–48’, praes. 1645 Dezember 11 = Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 92 VI nr.
919 fol. 501–509 – Kopie: Den Haag A IV 1628 nr. 18; Giessen 206 nr. 167 S. 1030–
1055 – Druck: Gärtner VI nr. 183 S. 835–850.
Volmars Visite bei Salvius: Publikation der Amnestie, Normaljahr für die Amnestie, Gra-
vamina der Protestanten, schwedische Satisfaktion, pfälzische Sache, Replik der Kronen auf die
kaiserlichen Responsionen. Visite Volmars bei Longueville: Replik der Kronen. Äußerungen
Longuevilles über Satisfaktionen für die größeren Mächte. Mitteilung der Vermittler an die
Franzosen über die admissio exclusorum. Pommern.
In nr. 303 haben wir berichtet, wessen sich der Schweedische plenipotenti-
arius Salvius ob seiner uns erstatteten revisita vernemmen lassen, welches
uns dann ursach geben, das ich, Volmarn, am negstverwichnen sambstag,
den 25. huius, mich absönderlich zu ime verfüegt, umb in der gleichen
materi seine mainung etwas deütlichers zu ergründen. Der hat nun erstens
widerumb sein andung wider die publicierte amnisti erholet, mit vorgeben,
das es bey beeden cronen fast das ansechen haben wolte, als suechten Ewer
Kayserliche Mayestät hierdurch nichts anders, dann die ständt dess reichs
von inen abwendig ze machen und gleichsamb ein classicum novi belli
anzukünden; zu welchem ende dann auch der Prager Friden were angese-
chen gewesen. Und es weren mit solcher publication die Reichsstände
mehrerntheils ebensowenig als die cronen zuefriden.
Ich hab ime darauf geantworttet, das Ewer Kayserliche Mayestät solches in
consequentiam dess Regenspurgischen reichsabschidts und uf instendiges
nachfolgen, einrathen und guetachten der reichsdeputation zu Franckfurth
auch mehr anderer chur- und fürsten des reichs gethan. Suechten zwar hier-
durch die einigkeit der ständten, welches auch deroselben Kayserlichem
ambt gemäss und dahero von niemanden zu verargen wer, sie heten aber
auch vornemblich dises absechen, das hierdurch denn frembden cronen die
bißher gefüerte clag wegen beschechner ausschliesßung etlicher ständen
vom friden benommen und desto ehender auch mit inen zum friden gelangt
werden möchte. Das nun ettlich der ständen sich ab solcher publication
beclagen theten, dessen heten sie keine ursach, ausserhalb was sie etwan
wegen der Kayserlichen erblanden oder der Pfalzischen sachen einwenden
möchten. Da stüende es nun mit disen uf seinen bewusten tractaten, und
werde auch nit verwaigert werden, bey gegenwerttigem congressu davon
handlung zu pflegen. Was aber die erblande betreffen thet, da hette ja Ewer
Kayserliche Mayestät hierunter niemand maaß oder ordnung zu geben, und
wolte ich nit darfür halten, das weder die cron Schweeden noch die cron
Franckreich sich vor dieihenigen patronos angeben wurden, welche nach
außweißung Göttlicher und weldtlicher rechten umb ire verüebte rebellion
und aufruer weren gestrafft und ires vatterlandts verlüstig erkent worden.
Und ob er wol bey disem pasß allerhandt einwendungen, sonderlich wegen
cassation dess maiestetbriefs auch verenderter wahlgerechtigkeit im könig-
reich Böheimb auf die baan gebracht, so hat er iedoch auf beschechene gegen-
remonstrationes so weit nachgeben, das er vermeinte, Ewer Kayserliche
Mayestät wurden zum wenigisten ire miltigkeit hierunter in etwas erschei-
nen lassen.
Nach disem ist er auf die restrictionem termini a quo gefallen, anzeigend,
das die ständt zu Oßnabrugg einhellig uf das jar 1618 schliessen theten,
gestalten auch die cronen darauf verharreten, und sonderlich, das die cron
Schweeden mit dem termino auf anno etc. 1630 nit zufriden sein könte,
dieweil dardurch eben dasihenig, was zuvor zu zwayen undterschidtlichen
mahlen als erstens mit etlichen vom herzog zu Holstein commendierten
regimenteren
Hans Georg von Arnim; vgl. [ S. 553 Anm. 2 ] .
ten armada wider seinen könig in Preißen feindtseelig were verüebt worden,
außgeschlossen würde, wie sie dann dessentwegen in irer proposition die
wortt ante et post bellum cum corona Sueciae enatum gesezt heten. Ich
sagte ime, das Ewer Mayestät intention freylich wer, alles, was in einem und
anderm hinc inde feindtlich vorgangen, aufzuheben; im übrigen thete dise
determination vornemblich die restitution in politicis betreffen, gleichwie
der ander terminus uf den 12. Novembris 1627 die ecclesiastica belangen
thete, darwider sich ia mit füegen kein einiger standt im reich beschwären
könte. Und were gleichwol zu bedencken, das dises also auf einem offnen
reichstag mit gemeinen chur-, fürsten und ständten also verglichen worden,
und zwar mit disem außtrücklichem anhang, es schlage gleich das wandl-
bare glickh dess kriegs auß, wohin es immer wolle, da dann nit zu zweiflen,
wann es mit Ewer Kayserlicher Mayestät waaffen allerdings glickhferttig
fortgeloffen wer, das eben dieihenige, welche aniezt ein anders suechen the-
ten , sich an disem reichsabschidt wurden gehalten und darmit wider ander-
werttiges zuemuetten geschüzt haben. Er wendete hiebey vor, die vota uf
selbigem reichstag weren nit libera gewesen, man hetts per maiora durch-
getrungen etc. Die reichsstätt weren in irem voto einer anderen mainung
gewesen. Ich replicierte aber, das er nit recht informiert war. Dise materi
were lang und weitlaüffig disputiert und entlich allerseits dahin geschlossen
worden wie gemelt, und heten sich im undterschreiben dess abschiedts
weder die reichsstätt noch sonst einig anderer standt wider solchen schluss
beschwärdt.
Der dritte punct seiner conversation waren die gravamina protestantium, da
er kürzlich andeütete, sie giengen uf ein uti possidetis in perpetuum und
wolten von der immediatstüffter wegen sessionem et votum in reichsräthen
haben. Er vermaine, solches wurde zu beeder theilen assecuration dienen,
und dergestalt weder die catholische, das inen mehrer geistliche güetter
möchten entzogen, noch die protestierende, das inen die innhabende wider-
umb solten angefochten werden, zu besorgen haben. Darauf antwortete ich
ime, diser modus wurde also simpliciter nit könden zuegelassen werden,
dann es lieffen hiebey solche conditiones ein, die in der catholischen macht
nit stüenden und sie gewissens halber nit verantworten könten, man müeste
nit solche principia sezen, dardurch die fundamenta religionis in conse-
quentiam necessario berüert werden solten, dann auf solche weiß könnte
man nit zuesamenkommen, es stüende aber an deme, das solche gravamina
heraußgeben wurden. Die catholische heten hingegen auch vil schwäre
gravamina, da müest man sechen, wie eins gegen dem andern zu vergleichen.
Solchem nach käm er selbst auf den punctum satisfactionis und sagte, es
wer bekandt, das die cron Schweeden das herzogthumb Pommern iure belli
possedierte, und daher leicht zu erachten, das mans nit gern mehr aus der
handt lassen wurde. Wann man derselben darmit begegnen thet, so were
man erbietig, solches herzogthumb von Ewer Kayserlichen Mayestät und
dem reich zu lechen zu empfangen, sich derentwegen undter die reich-
ständt incorporieren ze lassen und alles dasihenig zu praestieren, was ein
anderer getreüer und gehorsamber fürst und standt dess reichs iemalen zu
thuen und zu laisten schuldig sein könte; und wurden es gewisßlich Ewer
Kayserliche Mayestät anderwerts in vilem zu genüessen haben, auch desto
weniger difficulteten empfinden. Churbrandenburg hette zwar etwas an-
sprach daran, er vermeinte aber, weil der herzogen zu Pommeren lini aller-
dings eingangen und ohne das noch ungewiss gewesen were, wo diser
krieg mit Schweeden nit entstanden, ob Brandenburg iemalen darzue wurde
gelangt sein, wie man dan nachricht hete, deßwegen andere consilia ob-
handen gewesen
Hier sind wohl die bayerischen Ansprüche auf Pommern gemeint, die Kf. Maximilian mit
dem 1338 von Kg. Ludwig dem Bayern bestätigten Erbrecht der damaligen Markgrafen von
Brandenburg, die Wittelsbacher waren, für den Fall des Erlöschens des Herrscherhauses in
Pommern begründete; vgl. Wehrmann I S. 136.
schwären , es bekennte doch yederwan, das man der cron Schweeden einige
satisfaction schuldig wer. Das man aber selbige auf gelt determinieren
wolte, da were bewust, das derzeit die mitel im reich nit verhanden, so
wurde es nur uf eine hypothecam außlauffen müessen, warmit der cron
Schweeden nit gedient sein könte. Ohne were zwar nit, das die Churbranden-
burgische gsandten sich hoch darab beschwärdten und keinesweegs darein-
willigen wolten, sie heten aber zu bedencken, das die cron Schweeden von
besizung dises herzogthumbs anderst nit dann entweder durch tractaten
oder durch krieg wurde abzutreiben sein. Die tractaten stelte er dahin,
wanns aber zum krieg kommen solt, so weren erstens die hülffen, dern sich
Brandenburg wurde bedienen wollen, ungewiss. Polen hete mit sich selbst
zu thuen und wurde mit Schweeden wegen noch wehrenden fridenstandts
nit leichtlich brechen. Dennemarckh weren die flügel also beschnitten,
das man sich dorther wenig zu besorgen. Solten sich dann Ewer Kayser-
liche Mayestät der sachen annemmen, so wurde Brandenburg von beeden
theilen ruiniert und wol sobald auch in gefahr seiner churlanden gesezt
werden.
Ich hab vorderist hierauf remonstriert, das ich mich ex actis publicis etlicher
handlungen, so in diser materi zwischen dem Schweedischen reichscanzler
Oxenstirn und denn protestierenden vorgeloffen weren, zu erynneren,
daraus zu ersechen wer, das die protestierende ständt sich zwar der Schul-
digkeit erkent, aber zue einiger particularitet nit verbunden, sondern gern
die sach auf die catholische verschieben wollen, dahingegen sich gedachter
reichscanzler in einer vom 29. Junii 1634 zu Franckhfurt eröffneter replic
außtrückhlich vernemmen lassen, er hete dißorts mit niemandt anderm
dann mit der cron Schweeden befreündten und verbündten ständen gleicher
religion ze thuen, welche die beneficia assistentiae empfangen und also
auch die danckbarkeit schuldig weren, könte sich keinesweegs uf den
ungewissen außgang dess kriegs noch uf den gegentheil verweisen lassen.
In solcher erynnerung stüende es dahin, waßgestalten der cron Schweeden
einige satisfaction nochmaln zu erstatten. Da es aber ie uf Pommern solte
außlauffen, so were vorderist die frag, wann gleich Brandenburg darein-
willigen solte, was und von wembe deme hingegen ein recompens zu
thuen. Herr graf von Witgenstein hete uns selbst gesagt, die Franzosen
heten sich erbotten, Ewer Kayserliche Mayestät dahin zu nöthigen, das
sie solche recompensa aus Schleßien thuen müesten, auch ehender die
waaffen nit niderzulegen. Dises were aber ein unbilliches zuemuetten, und
wurden Ewer Mayestät mit Gottes hülff deme sich aüsserist widersezen.
Salvius liesse sich dagegen ansechen, als hielte er es selbst nit billich, und
möchte sich Brandenburg wol mit dem antheil der Gülchischen landen,
wann ime solche ansprach bey disem congress versichert wurde, conten-
tieren . In summa, die ganze intention gehet dahin, wann die Schweeden
nur Pommeren behaubten möchten, so wurden sie wenig darnach fragen,
ob und was Brandenburg dargegen bekommen, oder wer auch darüber
leiden möchte.
Als ich dann auch ferrer replicierte, es wer dißorts nit nur umb die cron
Schweeden zu thuen, sondern es werden derentwegen auch die Franzosen
ursach nemmen, gleichergstalt ein schwäre satisfaction zu suechen, in-
massen bereits bekant wer, das si das Elsäss und sonderlich die Vorder-
österreichische lande an sich zu behalten begerten, dagegen ich die un-
bilichkeit dises anmassens umbstendtlich außgefüert. Hierauf sagte der
Salvius, er müeste bekennen, das die Franzosen dessen keinen fueg hetten.
Ir krieg were wider Ewer Kayserliche Mayestät und dero haus allein per
ragion di stato angefangen worden, darzue sie vil million gegen Spania,
Niderlanden, Italia, dem Mittelländischen Meer und gegen Teütschlanden
angewendet und hetten allein der cron Schweeden in die 90 tonnen goldts
bezalt. Das man inen aber für solche kriegscösten satisfaction thuen solte,
were ein unbillich ding, müssten sich mit irem erlangten zweckh, das sie
nemblich das aequilibrium wider das haus Österreich erhalten etc. conten-
tieren . Die protestierende stände und sonderlich die statt Straßburg theten
sich ob solchem anmaassen wol hoch beschwären.
Der Pfalzischen sachen halber, sagte er, wurde man noch zurechtkommen,
gleichwol müeste der pfalzgraf zu seinen landen und der chur restituiert
sein. Mit ir churfürstliche durchlaucht in Bayrn könt mans entweder auf
eine alternativam oder auch vermehrung der zahl richten, wie es könftig
die handlung geben wurde. Und als ich hierauf repliciert, die gröste diffi-
cultet wurde mit den 13 millionen sein, dann Ewer Kayserliche Mayestät
weren keinesweegs bedacht, selbige zu bezalen, vil weniger das Landt
ob der Ens hierumben abzetretten, so wurde auch der herr churfürst der
bezahlung nit manglen wollen. Antwortet er, die cron Schweeden begerte
Ewer Kayserliche Mayestät dissortts nichts zuezumuetten, sie und alle
ständt zu Oßnabrugg hielten für unbillich, das ir churfürstliche durch-
laucht zu Bayrn solche bezahlung erforderen solten, dann unmöglich wer,
das sie solche summa in so kürzer zeit, da bekandt, waßmassen si ire völcker
auf der catholischen liga uncosten aufgebracht, hernach uf den reichs-
ständten , im königreich Böheimb, im Landt ob der Ens erhalten, allein
aus iren aignen landen heten erheben und auf das kriegsvolckh spendieren
mögen. Man werde zum wenigisten die raittungen vorderist ersechen
wöllen.
Schliesßlich sagte er, nachdem er dise täg herumb mit den Franzosen sich
wegen der replic über die Kayserlichen responsiones undterredt und ver-
glichen , stüenden sie allein an deme ahn, ob sie etwas schrifftliches über-
geben solten, dann sie wurden etwas in die iustificationem belli hinein-
lauffen und Ewer Mayestät in Gott ruhenden herrn vatters actiones her-
fürziechen müessen, dardurch bey derselben leichtlich etwas empfindt-
licheit erweckht und darmit zu mehrern verlengerungen ursach gegeben
werden könte, daher sie fast der mainung weren, das man zuesamentretten
und allein einen puncten nach dem andern mündtlich gegeneinander
verhandlen und vergleichen solte. Allein wolten die Franzosen haben,
das bey allen dergleichen zwischen den Kayserlichen und Schweedischen
vorgehenden mündtlichen handlungen auch der Franzößisch resident
gegenwärttig sein solte, welches sie zwar nit wol ausschlagen könten. Es
wurde aber verhinderlich sein, das man dest weniger mit inen was ab-
sönderlich tractieren möchte. Darauf sagte ich, wan es so weit kommen
solt, wurden sich wol mittel finden.
Es ist aber aus allen umbständen zu verspüren, das weder die Schweeden
noch die Franzosen darumb gern zu einer schrifftlichen replic kommen
wollen, damit sie den punctum satisfactionis nit offentlich vorzutragen
und mit offension viler ständen zu determinieren bemüesßiget würden,
sondern denselben undter der handt durchbringen und gleichsamb als
were man inen damit ultro entgegengangen, behaubten möchten.
Und sagte der Salvius neben anderm, das die Churbrandenburgische sonder-
lich der ursachen sich so hoch widersezten, weil sie aus abforderung dess
herzogthumbs Pommern die consequenz machen, das irem herrn hier-
durch alle hoffnung zum heürath mit irer königin abgeschnitten sein
wolte. – Vorgestern sontags ist er widerumb nach Oßnabrugg verraist.
Eodem hab ich, Volmar, den herzog von Longavilla, weil er mich laut
meiner vom 14. diss abgeloffener relation absönderlich besuecht, die
revisita erstattet. Da er dann abermalen vorderist contestiert, die cron
Franckreich begerte keinesweegs die destruction oder verminderung Ewer
Kayserlichen Mayestät Kayserlicher auctoritet und hocheit, noch auch
deren hauses zu suechen, sondern vilmehr selbige in irem standt zu con-
servieren und zu erhalten, auch die anvor mit deroselben habende freündt-
schafft in gueten einmüettigen verstandt zu sezen. Zeigte darauf gleicher-
gstalt wie der Salvius ahn, das sie sich miteinander der replic verglichen
und fast der mainung weren, das man ohne ferrere schrifftwexlung allein
mündtlich durch die mediatores oder auch ohne dieselben miteinander
handlen, einen puncten nach dem andern vornemmen und vergleichen
solte. Sie weren entschlossen, eheister tagen entweder zu Oßnabrugg oder,
wie er darfürhalte, zu Lengering zuesamenzukommen und alles noch weiter
miteinander zu aggiustieren, folgendts die handlung vor die handt zu
nemmen.
Ich habe ime sonderlich den punctum mit Ewer Mayestät erbkönigreich
und landen moviert. Darauf sagte er, die Schweeden wurden sich zwar
dess religionweesens darinnen starckh annemmen, es heten sich aber Ewer
Mayestät eben dess rechtens, welches sich andere fürsten undt ständt im
reich gebraucht, ze halten und davon nit zu weichen. Die Schweeden
wurden es entlich alles nachgeben, allein müesten sie anderwerts auch ir
satisfaction haben und gleichsamb zug umb zug geschechen.
Er ist selbigen tags auch bey dem Churbayrischen gesandten, dem von
Haßlang, gewesen, wir seint aber biß daher von deme nit berichtet worden,
was er mit ime negociirt, ausserhalb das ermelter von Haßlang mir, grafen
von Nassau, angezeigt, wie das er, herzog, in mainung gesteckht sey, das
in der Pfalzischen sach mehrers uf ein alternativam, als die zahlvermehrung
zu schliessen, da er ime aber das gegenspiel aus habendem bevelch remon-
striert hette.
Und hat mir, Volmarn, herr bischoff von Oßnabrugg gestrigen tags ver-
meldet , neben anderm hete sich besagter herzog gegen dem von Haaßlang
verlauten lassen, es müeste bey disem krieg iederman gewinnen. Ewer
Kayserliche Mayestät müesten die erbgerechtigkeit im königreich Böheimb
uf ein bestendiges zuegesprochen, der cron Franckhreich das Elsäss etc.,
der cron Schweeden Pommern, dem churfürsten in Bayrn das Landt ob
der Enß und dem landtgrafen von Hessen Cassel Marburg überlassen
werden. Andere interessati weren domini minorum gentium, die müeste
man nit vil achten.
Obgemelten sontags haben uns auch die mediatores angebracht, das sie
bey denn Franzößischen plenipotentiariis sambtlich dasihenig, was wir
hievor in puncto admittendorum communiciert heten, zu wissen gemacht,
und zwar herr nuncius allein simpliciter uf die edition irer replic getrungen,
der Venetianische potschaffter aber die in bemeltem puncto gefaste conclu-
siones umbstendtlich vorgehalten, warauf von inen geantwortet worden,
das sie zwar sich mit dem Schweedischen plenipotentiario, dem Salvio,
super replicis verglichen, aber noch nit resolviert weren, ob dessentwegen
schrifftlich oder allein mündtlich gehandlet werden solte; wolten sich
iedoch dessen mit eheistem ferrers erclären.
Den erlödigten admissionsstreitt betreffend weren sie irestheils wol zu-
friden , auch erbiettig, den Magdeeburgischen revers zu mehrer sicherheit
der catholischen zu approbieren, wolten aber auch nit underlassen, dessent-
wegen mit den Schweeden zu reden.
Wittgenstein hat am 27. November Militaria ( Winterquartiere, Evakuation der
kaiserlichen Truppen aus Hamm und der hessen-kasselischen aus der Grafschaft
Mark ) vorgebracht. – Mit diser occasion aber haben wir ime vorgehalten,
was in puncto satisfactionis oberzehltermassen emporgehen thete, und zu
vernemmen begert, warauf dess herren churfürsten resolution aigentlich
beruchen thet. Er antwortet uns, das er und seine mitgesandten in irer
instruction den außtrücknlichen bevelch heten, keinesweegs anlaaß zu geben,
das in puncto satisfactionis auf das herzogthumb Pommern gezihlet werde,
noch auch, wann dessentwegen was vorkommen solte, dareinzewilligen,
dann ire churfürstliche durchlaucht nit gedächten einigen fueßbraits da-
hinden ze lassen. Sie erkenneten sich zwar derzeit vil zu schwach, die
recuperation mit gewalt zu suechen, sie wurden sich aber an Ewer Kayser-
lichen Mayestät festiglich halten und verhofften, wann die ständt sonst
undtereinander wolten einig sein, und die unbillicheit dergleichen zue-
muettens remonstrieren, das die cron Schweeden darauf nit verharren werde.
Er wüste gewiss, das sie mehr von der cron Franckreich hierzue were
angestifft worden, als das sie von selbsten darauf gefallen. Er hete noch
originalschreiben hier, daraus zu ersechen, das der könig Gustavus sich
außtrückhlich ercläre, an dises herzogthumb kein ansprach zu suechen,
sondern dasselbe an das hauß Brandenburg kommen und fallen zlassen.