Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
274. Nassau und Volmar an Lamberg und Krane Münster 1645 Oktober 31
Münster 1645 Oktober 31
Konzept: RK , FrA Fasz. 92 VI nr. 878 fol. 361–362 = Druckvorlage – Kopie: Den Haag
A IV 1628 nr. 18; Giessen 204 nr. 142 S. 1180–1183; ebenda 206 nr. 120 S. 787–790 –
Druck: Gärtner VI nr. 130 S. 605–607.
Zeitpunkt der Amnestie. Sorge vor französischem und schwedischem Streben nach Reichsstandschaft.
Fernbleiben der katholischen Reichsstände von Osnabrück.
… Aus nr. 268,1 ist zu ersehen, daß wir wegen des Zeitpunkts der Amnestie zu
einigen particulariteten nit furgeschritten, sondern die Franzosen selbst,
als wir disen puncten nur mit wenigem angeregt und ihre gedankhen daruber
zu vernemmen begehrt, sich alsbaldt dahien bezogen, daß sie hierinnen sich
mit ihrer confoederierten disposition werden conformiren muessen und zu
weiterm discurs nit einlassen wöllen. Waß aber dißortts ihrer Kayserlichen
mayestät meinung gewesen und waßgestalt sie unß bevohlen gehabt, die
interpretation deß bestimbten 1630. iahrs auff denn innhalt deß Regenspur-
gischen reichsabschiedts zu qualificiren unnd waß dabei weiters ze nego-
ciren bevohlen gewesen, daß geben die original beyschluss zu vernemmen,
mit pitt, selbige unß biß nechstkommenden freitag widerumb verwarlich
ze uberschikhen und aber auch sonst in geheimbd ze halten.
Der glaitsbriefen halber vor die statt Erfurdt, wöllen wir mit denn chur-
fürstlichen gesandten reden und deren mainung mit nechstem berichten.
Im übrigen haben wir gern vernommen, daß nit allein die Schweden sich
deüttlich erclären, dem Römischen reich nichts zu entziehen, sondern auch
die Straßburgische und Colmarische deputati ebenmessige anzeig wegen
der Franzosen von sich geben thuend. Wir tragen aber zugleich die vor-
sorg , es möchte damit dise aequivocatio unterlauffen, daß beede cronen
mit hinterhaltung einerseits deß hertzogthumbs Pommern, anderseits aber
der Vorderösterreichischen landen sich vor reichsständt einzetringen unter-
stehen und also ihre parola ze salviren anmaassen möchten.
Waß der Burgundische abgesandte sich wegen außbleibens übriger catho-
lischer gesandten beschwehrt, daß würdt allhir zugleich starkh und zwar
in specie wider das Österreichische directorium geandet, mit erbietten,
sobaldt sich selbiges nach Oßnabruck begeben thue, die andere, so darzu
deputirt, auch hernach folgen werden. Wir zwar wüssen unserstheils nit,
auß waß ursachen herr graf von Wolkenstein sambt herrn Richtersperg
sich biß daher verweigert, ausserhalb daß sie vermeinen, sie vor erledigung
deß admissionstreits wenig alldorten nutzen werden.