Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
263. Volmar an Ferdinand III Münster 1645 Oktober 20

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Volmar an Ferdinand III.


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Münster 1645 Oktober 20

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Eigh. Ausfertigung: StK , FrA Karton 1 Westf. Friede XXX fol. 54–57 = Druckvorlage –
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Konzept: RK , FrA Fasz. 92 II nr. 859 fol. 297–299’.

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Gespräche mit d’Avaux: Titel für Longueville, Beteuerung des französischen Friedenswillen,
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französische Satisfaktion.

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Nach der Rückkehr Longuevilles hat mich d’Avaux am 14. Oktober mit Wissen
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Longuevilles zu den Kapuzinern bestellen lassen; sein discurs dahin gesezt, wie
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das ein hoche notdurfft wer, das wir, Kayserliche, mit inen, Französischen
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gesandten, underweilen miteinander zu mündtlichem ansprechen gelangen
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theten, dann er wolte mich versicheren, das hierdurch vil sachen, die man
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anderwerts vor unüberwindtlich halten thet, in guetem standt wurden
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gerichtet werden mögen. Es stüende aber allein an deme, das Eur Kayser-
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liche Mayestät gnädigst zuegeben, dem herzogen das praedicat altezza
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ertheilen zu lassen. Er wurde sich deroselben hierdurch hoch obligiert erken-
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nen , und in progressu tractatuum gewisslich erscheinen lassen, das man
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dessen hinwiderumb von ime in vil weeg genüessen thet. Ich habe auf die
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Bedenken Euer Mayestät in das Prädikat zur Zeit einzuwilligen hingewiesen, und
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damit solche mündlichen Aussprachen nicht länger gehindert würden, vorgeschlagen,
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Besuch und Anrede in gleicher Form, wie vom Nuntius geschehen, zu tun. D’Avaux
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hat sich in den nächsten Tagen noch mehrmals vergeblich bemüht, von uns das Prädi-
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kat
Altessa für Longueville zu erhalten. Gestern Abend aber hat er mir angezeigt,
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daß der Herzog einwillige, die Visite in der von uns vorgeschlagenen Form anzu-
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nehmen
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Bei disen colloquiis hat der d’Avaux ufs höchst, als er gekändt und da cavag-
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liero da Christiano contestiert, das Franckreich mit Eur Kayserlichen Maye-
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stät und Spania mit ernst einen friden ze machen und die könfftig campagna
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nit mehr zu erwartten bedacht, sonderlich suechten sie mit Eur Kayserlichen
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Mayestät und dero haus in recht freündtschafft einzutretten. Wir wurden
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in effectu das werkh nit so schwär, als man sich einbilde, befinden, allein
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heten Eur Mayestät inen sogar categorice alle satisfaction abgeschlagen,
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das sie nit wüsten, wie sie es verstehen solten. Ich hab geantwortet, Eur
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Mayestät heten der cron Franckhreich zu keiner offension ursach geben,
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also folgte die consequentz selbst, das man kein satisfaction schuldig. Man
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wüste wol, das Franckreich vil praetendieren möcht, man werde aber diß-
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orts so wenig geben, als mans zu thuen schuldig. Er hete doch hievor selbst
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die regul geben, sie wurden grosse sachen praetendieren, man müeste sich
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aber nit schrecken lassen, man werde entlich wol zu recht kommen, diser

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regul wurden wir nachgehen. Ein christlicher fried bestüende in iustitia et
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aequalitate. Ich verhoffte, sie werden wider solche terminos Eur Kayserli-
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chen Mayestät nichts zuemuetten. Darauf sagte er, sie begehrtens nit zu
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thuen, was sie praetendierten, stüende in deroselben handt. Solchem nach
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wer ich gern ad specie kommen, er hat aber selbst abgebrochen und vermelt,
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wann wir beim herzog wurden zuesamenkommen, so werde es sonder zwei-
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fel von diser materi weiter zu reden gelegenheit geben. Also hab ichs dabei
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müessen bewenden lassen.

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Zum schluss ist er wider auf sein petitum wegen dess praedicats Altessa
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gefallen, vermeldens, er pitte doch Eur Kayserliche Mayestät undertheni-
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gist , sie wollen dem herzogen die genad thuen, es werde sie sicher nit ge-
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räuen . Stehet also bey deroselben allergnädigsten gefallen, was sie sich resol-
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vieren werden. Das kan ich allerunderthenigist wol andeitten, das vil beweg-
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liche umbständt sich hierzue eraigen thuend, und undter anderm diss inson-
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derheit , das in disen beeden Französischen gesandten gegen und wider den
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cardinal Mazzarini nit geringer widerwillen stecken thut, und da man sich
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dessen mit dexteritet bedienen köndt, sonder zweifel durch iren anhang in
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Franckreich desselben consilia, so nochweils allerdings uf continuation dess
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kriegs gerichtet seint, wol zu hindertreiben sein werden.

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Ausserhalb dessen aber hab ich nochmalen die bestendige nachricht, das
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zwar die Franzosen zu irer satisfaction die überlassung der Vorderöster-
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reichischen landen starckh praetendieren, aber wa man nur diserseits sich
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nit praecipitieren, sondern darwider standthäfftig sezen thue, darvon abwei-
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chen und sich noch wol mit den drei bistumben contentieren lassen werden.
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Mir haben auch die Churmainzischen gesandten angezeigt, das sie von irer
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churfürstlichen durchlaucht außtrückhenlichen bevelch hetten, in solche
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vergebung nit einzuwilligen; zweifele auch nit, es werden sich noch mehr
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andere ständt zum eüferigisten darwidersezen …

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