Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
262. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1645 Oktober 20
[ 243, 245, 247, 248 ] / 262 / [ 279 ]
Münster 1645 Oktober 20
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 49a, Konv. A ( Oktober – Dezember 1645 ) fol. 30–32, praes.
1645 Oktober 31 = Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 92 VI nr. 858 fol. 293–295 –
Kopie: Den Haag A IV 1628 nr. 18; Giessen 206 nr. 108 S. 694–702 – Druck: Gärtner
VI nr. 109 S. 499–503.
Übergabe der Responsion auf die französische Proposition. Ablehnung mündlicher Verhand-
lungen durch die französischen Bevollmächtigten. Paß für Trauttmansdorff. Beharren der katho-
lischen Reichsstände auf Ausschluß der bisher nicht zugelassenen Reichsstände.
Beiliegende continuatio protocolli gibt umbstendtlich zu erkennen, waßge-
stalten dess chur- und fürstenraths deputati alhie uns am negstverwichnen
sontag, den 15. diss, ersuecht, denn herren mediatoren die verfaste respon-
siones über die Franzößische proposition unerwartet der ständen guetach-
tens einzehendigen, und das die denn Franzößischen gevollmächtigten zue-
gestelt , auch ire weitere und entliche erclärung über ein und andern puncten
erfordert werden solte, anzulangen; das wir auch daraufhin gleich folgen-
den montags solches volnzogen, und die gegentheil sich in antwortt ver-
nemmen lassen, das sobald dergleichen auch zu Oßnabrugg beschechen,
die Schweedische plenipotentiarii alherzukommen und mit inen sich eines
endtlichen zu vergleichen erbiettig weren.
Wiewol wir nun folgendts auch vorhabens gewesen, zu würcklicher voln-
ziechung dessen, so Ewer Kayserliche Mayestät uns vom 30. Septembris
allergenedigist anbevolchen, uns bey dem duca di Longavilla anzugeben,
ich, Volmar, auch selbst auf das allerglimpflichist, mir möglich gewesen,
mit dem conte d’Avaux zu handlen mich beflissen, das selbst unsere visita
auf gleiche weiß und formb, wie mit herrn nuncio apostolico bißher besche-
chen , angenommen werden möcht, so ist es doch nit zu erhalten gewesen,
sondern endtlich von ime, d’Avaux, mir zuentbotten worden, wie das er
mit gedachtem herzogen nach aller notdurfft hiervon geredt. Der hette
sich aber keinesweegs darzue verstehen wollen, sondern vermeldt, er ver-
hoffte , Euer Kayserliche Mayestät werde sich noch entlich zur willfahrig-
keit erclären; es gescheche aber über kurz oder lang, oder auch gar nit, so
seye er doch nichtsdestoweniger erbiettig, die fridenstractaten per media-
tores bester möglicheit fortzusezen helffen.
Solchem nach haben wir vermeint, unser verrichtung allein auf denn ande-
ren beeden einzufüehren. Es hat uns aber gedachter conte d’Avaux ganz
beweglich darfür wahrnen und anzeigen lassen, das solches particularan-
sprechen ganz unfürtraglich sein und zue unserm intent nit wol ausschlagen
wurde, dann so wir ine allein besuechen theten, so wurde es beim Servient
grossen unwillen veruhrsachen; da wir aber sie beede samtlich anreden
solten, so were es vorderist an deme, das sie uns einige antwortt nit wurden
geben können, sondern alles dem herzogen vortragen müessen. Bey diesem
zuruggbringen aber wurde er und Servient besorglich aneinander gerathen,
und was er weisses vorbrachte, der ander schwarz machen, als welcher noch
steetigs in seinem widrigen humor verharren thet.
Daher wir bey solcher beschaffenheit kein ander und sicherer mitel haben,
dann die herren mediatores hierunter mit gueter dexteritet nach notdurfft
zu informieren und sie zu ersuechen, das sie ain und anders, so guet mög-
lich , bey disen dreyen Franzößischen gevollmächtigten zu erkundigen bemü-
chet sein wolten; gestalten Ewer Kayserliche Mayestät aus dem extractu
prothocolli allergenedigist anzuhören haben werden, das darzue albereit
der eingang gebaant worden, und haben wir die weitere nachsezung vor
dißmal allein der ursachen bis nach abgeferttigter post einstellen müessen,
weil berüerte mediatores selbst mit iren expeditionibus beschäfftiget und
umb solche zeit gern verschont sein wollen. Es erscheint aber guetermassen,
das die intention von denn Franzosen wegen der Vorderösterreichischen
landen albereit und soweit gefast seye, das sie verhoffen, durch beyfall
hocher reichsständen darbey handtgehabt zu werden. Da wir iedoch nit
zweiflen, das ein gueter theil derselben, wann es zum treffen kommen soll,
sich der widrigen mainung werden vernemmen lassen, allermassen dann
hierundter allerhandt discurs emporgehen thuend, darvon uns, so wir auf
rechten grundt kommen mögen, Ewer Kayserlichen Mayestät hiernegst
ferrere relation gehorsamist erfolgen solle.
Wir haben von den französischen und den hessen-kasselschen Gesandten einen Paß
für Trauttmansdorff erhalten und mit heutiger ordinari dem kaiserlichen Postmeister
in Regensburg, Wilhelm Hessen, zugeschickt. Nr. 247 und nr. 248 haben wir eben-
falls erhalten.
Was aber die von denen zu Oßnabrugg versambleten ständten alher ver-
ordnete deputati wegen admission der Magdenburgischen auch der Hessen
Casßelischen und anderer noch unverglichner ständen bey denn alhießigen
dess fürstenraths angebracht und darauf biß anhero zwar noch unverlädig-
ter dingen verhandlet worden, das werden Ewer Mayestät Österreichische
abgesandte sonder allen zweifel mit allen umbständen gehorsamist refe-
rieren . Dahin wir uns desto mehr beziechen müessen, weil von denn stän-
den dessentwegen an uns noch kein relation beschechen. Wir vernemmen
gleichwol, das die chur- und fürstliche catholischen theils noch bestendig
uf geschlosßener exclusion zu verharren gedencken, und dessen von iren
herren principalen bevelcht sein sollen, wiewol auch etlichen die von disen
deputatis erbottne reversales und mehr andere dem äusserlichen schein nach
vorgemaelte guete officia zimblich wol eingehen thuend. …
[Eigh. Zusatz Nassaus:] Vorgestern sind die kurtrierischen Gesandten angekom-
men ; die Entgegenschickung der Wagen ist in gleicher Weise wie bei Einholung
der kurmainzischen Gesandten erfolgt.
[1] Extractus protocolli, Münster 1645 Oktober 15, 16, 17. Kopie: RK , FrA 49a, Konv. A
( Oktober – Dezember 1645 ) fol. 49–53’, 55–55’, 54 – Druck: Volmar S. 219–221.
[ Kopie: Den Haag A IV 1628 nr. 18; Giessen 206 nr. 102 S. 650–664 ( Oktober 15,
16 ), nr. 109 S. 702–704 ( Oktober 17 ).]