Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
226. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1645 September 7
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Münster 1645 September 7
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 49a, Konv. A ( Juli – September 1645 ) fol. 107–109, praes.
1645 September 16 = Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 92 V nr. 797 fol. 536–537’ –
Kopie: Den Haag A IV 1628 nr. 18.
Verhandlungsmodus: Reichskollegien an beiden Verhandlungsorten.
Wir haben nr. 213 am 5. September erhalten. In nr. 221 haben wir berichtet, daß
die Reichsstände noch in Beratung begriffen sind, ob die drey reichscollegia in sich
abgeteilt und der aine theil alhie, der andere aber zue Oßnabrugg gehalten
werden solle. Mit welchem es dann seither sovil weiters zur richtigkeit kom-
men , das im namen deren zu Oßnabrugg der fürstlich Braunschweig Lüne-
burgische wie auch der Franckischen grafen abgesandte sich selbsten beym
fürstenrath eingefunden und die außgefallene conclusa uf der anderen zu
bemelten Oßnabruggischen genembhaltung vergleichen helffen. Wir haben
aber noch bey ablauffender diser post vom Churmainzischen directorio
kein abschrifft dess endtlichen schluss gehaben könden, aus vorgewendter
entschuldigung, das man vorderist deren zu Oßnabrugg erclärung erwart-
ten müeste; alßdan solte ein formblich bedencken umb Ewer Kayserlichen
Mayestät allergenedigiste ratification uns überreicht werden. Demnach muß
unsere Proposition in Münster und in Osnabrück abgelegt werden. Ich, Volmar,
werde mich am Samstag nach Osnabrück begeben, um mit den kaiserlichen Gesandten
in Osnabrück die Form der Übergabe abzustimmen.
Am vergangenen Samstag hat uns der venetianische Botschafter über seine Unter-
redung mit Oxenstierna wegen der Schwierigkeiten des Verhandlungsmodus unterrich-
tet . Dieser habe darauf bestanden, das die cron Schweeden vor dißmal in keinen
andern einwilligen könte, als das die obbedeüte abtheilung vor die handt
genommen wurde. Wann sich aber in progressu tractatuum ihe befinden
solte, das uf dise weiß nit fortzukommen oder schadliche verlengerung
daraus entspringen wolte, so were er erbiettig, selbst zu einem andern und
kürzeren modo einzustimmen, wann es allein nicht dahin gemeint wurde,
der cron Franckreich dardurch mehrers nachzuhengen. Beyneben dem aber
hette er sich verlautten lassen, als wann er nit glauben könte, das Ewer Kay-
serliche Mayestät oder an dero statt wir dise tractatus mit ernst zu förderen
gedächten, sondern mueste es fast darfür halten, das wir dise differentzen
undter den ständten mit fleiß suechten, damit wir nur zu keiner antwort
im haubtwerckh kommen derfften.
Wir haben dem Botschafter remonstriert, das der Oxenstern mit seinen erweh-
nungen Ewer Kayserlichen Mayestät ganz unrecht thete, als dern nichts
mehrers erwüntschlich sein köndt, das uf das allereheist als möglich einen
friden zu beschliessen. Wir gedächten auch die sachen im geringsten nit
ufhalten, sondern sobald wir über den Vergleich der Stände wegen des Verhand-
lungsmodus unterrichtet seien, würde ich, Volmar, nach Osnabrück reisen, um mich
mit den dortigen Kollegen zu vergleichen. Inzwischen hofften wir von dem Ergebnis
der Sendung des Reichsvizekanzlers nach München Nachricht zu haben.
Gestern hat Lampadius bei uns seine Komplimente verrichtet und angedeutet, er
verreise nach Osnabrück, um dort über seine Verhandlungen zu berichten; er werde
in Kürze zurückkehren, um den Verhandlungen im hiesigen Fürstenrat beizuwohnen.