Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
168. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1645 Juni 2
Münster 1645 Juni 2
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 49a, Konv. A ( April – Juni 1645 ) fol. 135–135’, 145–145’,
144, praes. 1645 Juni 13 = Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 92 V nr. 682 fol.
61–62’ – Kopie: Den Haag A IV 1628 nr. 37; Giessen 205 nr. 229 S. 1199–1205 –
Druck: Gärtner V nr. 46 S. 210–213.
Gespräch mit den kurbayerischen Bevollmächtigten über ihr Waffenstillstands- oder Neutrali-
tätsangebot an Frankreich. Termin für Übergabe der Propositionen. Verbleiben d’Avaux’s
in Münster. Zeremoniellfragen.
Wir haben nr. 156 vorgestern erhalten. Hinweis auf in nr. 163 angedeutetes Vorha-
ben über die bayerischen Waffenstillstandsverhandlungen mit den Churcölnischen
und Bayrischen deputatis ein conferenz vorzenemmen. So haben wir fol-
gendts in weiterm nachgedencken, sonderlich weil entzwischen die Chur-
brandenburgische gesandten von Oßnabrugg widerumb alhie angelangt und
selbige davon außzeschliessen nit thuenlich, hingegen aber auch in irem
beysein mit der anderen beeden herren churfürsten abgesandten von diser
materi auf die von uns vorgebrachte intention ze handlen, gleichergestalt
unrahtsamb sein wöllen, für das beste befunden, uns allein zu bemelten
Churbayrischen selbst zu verfliegen und in gestalt eines vertrewlichen collo-
quii von diser sachen beschaffenheit mit inen zu handlen. Wie beschehen.
Und geruchen Ewer Kayserliche Mayestät aus beyligender continuatione
prothocolli allergenedigist anzehören, was wir inen deßwegen vorgetragen,
sie sich auch hingegen in antwortt vernemmen lassen. Und ob sie wol kein
andeüttung gethan, das der Servient solches anbringen nach Pariß zu refe-
rieren sich benommen, so haben wir doch anderwertsher die vertraute nach-
richt , das weder er noch sein collega von disem puncto noch derzeit nichts
zu tractieren gemeint, sondern am berüerten sambstag erst umb resolution
nach Pariß geschrieben heten. Dahero wir der erfolgenden antwortt zeit-
lich nachzeforschen nit undterlassen, im übrigen aber verhoffen wellen, es
werden die Churbayrische fürohin mit mehrer vertreülicheit von solcher
materi mit uns zu communicieren unvergessen bleiben, seitemaln aus irer
antwortt nit zu vermercken gewesen, das inen solches von irem genedigi-
sten herrn verbotten wer.
Auf meine, Volmars, Anfrage beim Nuntius, ob von Paris keine Resolution zur
Eröffnung der Proposition eingekommen wäre, hat dieser geantwortet, die Franzosen
hätten ihm erklärt, daß die Propositionen in der Pfingstwoche in Münster und Osna-
brück gewiß eröffnet würden. Die ursach aber, warumb es biß dahin ex parte
der Franzosen verschoben werden müessen, sagt herr nuncius, diss seye,
dieweil der Servient nach seiner iungsten zuruggkonfft von Oßnabrugg ein
verenderung der proposition mitgebracht, so nothwendig vorderist nach
Pariß hete referiert werden müessen. Es were aber solche relation erst 8 tag
nach seiner widerkonfft abgeförtigt worden, also das die resolution vor
negsterwartenden zinstag nit anlangen könte.
Der conte d’Avaux ist diser tagen auch zu Oßnabrugg gewesen, undterm
schein, sich von den Schweedischen zu licenzieren, und vorgestern abents
wider alherkommen, und alspald publicieren lassen, das ime von der königin
bevelch zuekommen wer, alhie zu verbleiben und den fridenstractaten bis
zu entlichem schluss abzuwarten, oder wann ime solches ia nit beliebig,
zum wenigisten solang sich zu gedulden, bis der herzog von Longavilla
vorhanden sein werde.
Bitte um Weisung, ob den Gesandten des Herzogs von Lothringen, falls der Herzog
solche schicken werde, wie den kurfürstlichen Gesandten die waagen entgegenzu-
schicken und andere complimenti zu erweisen sein.
[ Eigh. Zusatz Nassaus: ] Gestern abendt ist der Swedische plenipotentiarius
Oxenstiern angelanget.