Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
139. Nassau und Volmar an Lamberg und Krane Münster 1645 April 24
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Münster 1645 April 24
Konzept: RK , FrA Fasz. 92 IV nr. 644 fol. 667–668’, PS fol. 669–669’ = Druckvorlage –
Kopie: Den Haag A IV 1628 nr. 37; Giessen 204 nr. 12 S. 57–61, PS nr. 13 S. 62–64;
ebenda 205 nr. 173 S. 838–845 – Druck: Gärtner IV nr. 191 S. 817–821 ( unter dem
Datum 1645 April 25 ).
Geplante Reise der französischen Bevollmächtigten nach Osnabrück. Mazzarini gegen einen
Frieden. Erscheinen Longuevilles in Münster unwahrscheinlich. PS Zeremoniell.
Servien hat dem Bischof von Osnabrück versichert, daß er und d’Avaux Anfang
dieser Woche nach Osnabrück reisen würden, um sich mit den schwedischen Bevoll-
mächtigten über die Proposition zu vergleichen. Da wir aber von anderer Seite im
Vertrauen verständigt worden sind, daß d’Avaux die Absicht hat, nach Frankreich
Zurückzukehren und vor endgültigem Entschluß mit heutiger Post Nachrichten aus
Paris erwartet, wird die Reise der französischen Gesandten nach Osnabrück nicht
vor morgen erfolgen
Vgl. hierzu APW [ II C I nr. 320. ]
Und laßt sich benebens ansehen, daß der Servient als deß cardinals Mazza-
rini creatur nichts anders dann alle mittel denn fortgang der tractaten zu
stekhen suechen thue, seitemaln vor gewiß und sicher gehalten würdet,
daß diser cardinal keinen friden schliessen ze lassen resolviert sei, sondern
denn Franzosen daß misstrawen einzestekhen sich befleißt, daß die cron
Frankreich der cron Schweden in Teutschlandt nit gleich stehen thue, con-
sequenter mit gleicher reputation zum friden nit eintretten könde, sondern
vilmehr bei vorstehender campagne nochmaln ihr heyl versuechen und
weitere progress im reich Teutscher nation machen müesse. Wölches dann
von ime daher leichter gemacht würdet, weil er verhofft, Churbeyern mit
seinem reichscorpo an sich ze ziehen, als dessen churfürstliche durchlaucht
sowol am Pariser hof immediate
umb ein armistitium anlangen laßt, und so dasselb mit Frankreich erfolgen
solt, sonder zweifel dardurch diser cron ein merklicher vortel an die handt
wachßen würdet. Also wer villeicht nit unrathsamb, etwan durch den Hes-
sen Darmbstattischen oder Mechelburgischen gesandten, solche practicquen
der Franzosen und sonderlich deß cardinals Mazzarini under die Schweden
kommen ze lassen, damit die beraits unter disen ministris entstandene diffi-
dentz noch mehrers angezündet werden möchte. Dabei auch sonderlich ze
melden wer, wann sich etwan die Franzosen auff deß ducati Longovilla
ehiste ankunfft beziehen und damit die Schweden noch lenger zurukhhalten
wollen, daß solches alles ein pur leütter scheinwerck, auch beraits mit ime,
Longavilla, dahienkommen wer, daß er salva reputatione nit mehr hieher
sich begeben köndt, dann er sich vernemmen lassen, daß weil der conte
Peneranda kein grande di Spagna, also seinesgleichen nit wer, so köndte
er mit deme nit tractirn, derentwegen er dem herrn marchese Castell Rod-
rigo per nuncium apostolicum Parisiensem sub dato 8. diß
Vgl. [ nr. 142, B. ]
daß der sich allher zu der Spanischen gesandtschafft verfüegen wolte, mit
erbietten, sich alsdann unfelbar auch einzestellen. Dieweilen aber er, mar-
chese , dessen vom könig in Spania kein bevelch, er auch bei iezigem standt
das gubernement der Niderlanden nit verlassen kan, also schleußt sichs von
sich selbsten, das daher auch Longavilla zurukhbleiben müess und werde.
Wie dann der Mazzarino eben dise punctualitet zu solchem ende inventirt,
damit die handlung allein bei denn andern zweyen plenipotentiariis bleiben
thue, welche sich nimmer in vorfallenden tractaten vergleichen, consequen-
ter der cardinal sein intent erhalten werde.
PS Zeremoniell bei den Visiten der kurfürstlichen Bevollmächtigten