Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
13. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1644 Oktober 14
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Münster 1644 Oktober 14
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. B fol. 333–337’, praes. 1644 Oktober 29 = Druck-
vorlage – Konzept: ebenda Fasz. 92 III nr. ( 419 ) 420 fol. 430–433 – Kopie: ebenda Fasz.
47a, Konv. B fol. 363–367 = nr. 31,4; Den Haag A IV 1628 nr. 15.
Verbesserung der Vollmachten. Französische Zirkularschreiben an die Reichsstände. Verhand-
ungen Serviens in Osnabrück mit den schwedischen Bevollmächtigten über ein weiteres Manifest und
über die Sendung des Antoine Fouquet nach Siebenbürgen. Französische Waffenstillstandspläne.
Auswirkung des Entsatzes von Tarragona.
Wir haben Rezepisse vom 28. September
Ferdinand III. an Nassau und Volmar, Ebersdorf 1644 September 28. Ausfertigung: Den
Haag A IV 1628 nr. 15 – Kopie: RK , FrA Fasz. 92 III nr. 418 fol. 428. Rezepisse
auf APW [ II A 1 nr. 398 ] und [ nr. 400. ]
lichen Bevollmächtigten in Osnabrück und mit den spanischen Bevollmächtigten haben
wir für ratsam erachtet, uns gegenüber den Vermittlern bereit zu erklären, die corrigier-
te formulas plenipotentiariorum gegeneinander [zu] conferieren und sich der-
selben entlich [zu] vergleichen. Wir wollen aber dabei Euer Majestät gegen das
französische Zirkularschreiben alle gebürende notdurfft in optima forma reser-
viert und vorbehalten, uns auch ausser dessen in einige ferrere handlung
nit verbunden haben. Dann wir verspüren von vilen, geist- und weldtlichen
standts, das sie, Franzosen, die leith eben sehr starkh bereden und einnem-
men , als wann alle verzägerung der fridenshandlung nur einzig und allein
uf Ewer Kayserlichen Mayestät seiten beruchen thet, daher die höchste not-
durfft erfordert, solchen bösen einbildungen mit etwas würkhlicher demon-
stration zu begegnen, wiewol sonst eben dise neüe außgesprengte schreiben
mit so vilen unwahrheiten und contradictionibus behengt und angefüllet
sein, das daraus das clare widerspil gar leichtlich remonstriert und dargethan
werden kan. Und wir zweiflen gleichwol nit, Ewer Kayserliche Mayestät
werden von selbsten allergenedigist darauf bedacht sein, wie den schwären
und nachteiligen consequenzen, so uf dise neüe und zwar vom könig in
Franckreich selbst mit und neben seinen ministris außgangne ladung- oder
vilmehr aufwicklereyschreiben zu befahren sein, undter augen und mit
guetem fundament begegnet werden möchte; haben aber nichtsdestoweni-
ger iedoch zwar ohne einige maaßgebung gehorsamist darfür gehalten, es
werde ein hoche unvermeidenliche notdurfft sein, daz Ewer Mayestät, eheist
immer möglich, ein starkhe refutation diser iezigen wie auch der vorigen
schreiben in forma manifesti durchs reich offenlich publicieren lassen, wo
nit die wichtigkeit dises ganzen werkhs zugleich erforderen solt, daz Ewer
Mayestät etwas nächer sich ins reich herauf verfüegten und die reichsständte,
umb sie von hießigem congress abzehalten, in forma einiger ordinari oder
extraordinari deputation zu sich beschreiben theten; dann wir haben die
gewisse und sichere nachricht, das dise Franzößischen plenipotentiarii im
werck begriffen und irem vorgeben nach von Pariß bevelcht sein, auch
irestheils ein dergleichen manifest außgehen zlassen, darin sie vermeintlich
darthuen wöllen, das Ewer Kayserliche Mayestet auch der könig in Hispa-
nien , und was deroselben anhangt, niemaln einigen ernst zum friden erzeigt,
sondern nichts anders als bestendigen krieg und entliche ausstaigerung der
reichsständten verlangen thuend, mit anhangender protestation, das sie
denn tractaten alhie derentwegen weiters nit abwarten köndten, sondern
dem glückh den lauff lassen müessten.
Und ist eben diß der puncten einer gewest, welche der Servient unlengst
zu Oßnabrugg mit denn Schweedischen gesandten aus empfangnem bevelch
von Pariß abgehandlet
Vgl. APW [ II C 1 nr. 210. ]
niciert , die es auch beedes an irem ort hochgerüembt und guetgehaissen,
und soweit ire instructiones gegeneinander conferiert haben, das wo sie
nit bey disem congress einen general, reputierlichen, sicheren und inen
annemblichen friden, da sie dann undter dem wörtlin „general“ sonderlich
die reichsständte eingeschlossen haben wollen, solten erhalten können, daz
sie alßdan genzlich resolviert bleiben, den krieg zu continuieren.
Die andere ursach dises convents ist auch gewesen die abförtigung dess
barons de Marseille
Servient, recht erlernen könte, in welchen terminis aniezt die sachen zwi-
schen der königin in Schweeden und ime, Ragozi, bestüenden, und dises
abgesandten instruction desto besser darnach könte formiert werden. Er
hat aber in disem puncten keinen anderen bericht erlangt, dann allein, das
die königin iren general Torstensohn
Lennart Torstenson (1603–1651), 1632 General, 1640 Reichsrat und Feldmarschall, 1641
Generalgouverneur in Pommern und Oberbefehlshaber der schwedischen Truppen in Deutschland,
1645 wegen Krankheit aus dem aktiven Kriegsdienst ausgeschieden. Über ihn vgl. SMK VIII
S. 19f., Michaud XLVI (1826) S. 294f., Michaud , Nouvelle édition XLI (o. J.) S. 709f.,
NBG XLV (1877) Sp. 510ff.
so mit dem Ragozi gehandlet, ufgetragen, also die beste information von
demselben wurde zu vernemmen sein, derentwegen gedachter baron, so
negstverwichenen sambstag erst von hier abgereist, bevelcht worden, seinen
weeg uf Embden, von dort zu dem Torstensohn, und dann folgendts durch
Pollen in Sibenbürgen zu nemmen, auch fürters gar an die Ottmanische
porten ze raisen.
Wir haben auch ferrer vertraute nachricht, das dise beede plenipotentiarii
ein proiect nach Pariß geschickht, darin sie allerhandt praetensiones, so bei
disem congress an seiten Ewer Kayserlichen Mayestät, Spanien, Bayrn,
Franckreich, Schweeden und irer alliirten uf die baan kommen möchten,
gegeneinander conferiert und entlich geschlossen, das alhie darüber einiger
fridenschluss nit zu hoffen, sondern durch mitel irgents eines geistlichen
immediate von hof aus Pariß am königlich Spanischen hof ein versuech
gethan werden solte, ob die sachen zu einem anstandt der waaffen bis zu dess
königs in Franckreich mundtbarkeit könte gerichtet werden; alßdann und
da man solches bei Spanien mit gewissen annemblichen conditionibus erhal-
ten , wurden Ewer Kayserliche Mayestät sich auch darzu behandlen lassen
müessen und durch die reichsständte leichtlich vermögt werden könden.
Sonst sein beede dise Franzößischen gesandten undter sich selbst ganz
uneinig, und schreiben ganze libellos widereinander nach Paris, daraus
allerhandt particulariteten an tag kommen und villeicht darvon mit neg-
stem mehrers zu berichten sein wirdt.
Wir wellen zwar in hoffnung stehen, weil nunmehr die entsezung der statt
Tarracona allerorten erschollen, es werde sich das haubtweesen etwas meh-
rers verbesseren, und die handlungen glückhlicher ablauffen, wie dann die
hiesige Franzosen sich darüber ganz bestürzt erzeigen auch negstverwi-
chenen erhtags, sobald inen die zeitung einkommen, alsogleich zu dem
herrn nuncio apostolico geschickht und anzeigen lassen, daz sie mit iren
erclärungen uf unsere und der Spanischen widerholte defectus gefast auch
der emendation stattzuthuen erbietig; begerten allein, uns beederseits solches
anmelden zlassen, damit diß werkh vollendet werden möchte. Wir haben
aber uns noch weiter zu bedenckhen genommen und seint vorhabens, erst
bis morgen, sambstags, uns bei den mediatoren mit obvermörkhtem unserm
anbringen einzefinden.
Von obbedeüten Franzößischen briefen ad status imperii haben wir der
ursachen abschrifft beyzuschliessen unnötig erachtet, weil wir von Frank-
furt berichtet, daz Ewer Kayserlichen Mayestät bereits von dort aus selbige
uberschickht worden. – Dankgottesdienst im Dom aus Anlaß der Papstwahl.