Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
6. Volmar an Kurz Münster 1644 Oktober 6
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Münster 1644 Oktober 6
Eigh. Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. A fol. 7–8.
Verbleiben Volmars in Münster. Bf. Franz Wilhelm von Wartenberg und der Präzedenzstreit:
Kurfürsten – Venedig. Erklärung der französischen Bevollmächtigten über die Vollmacht der
Kaiserlichen. Urteil über Saavedra. Französisches Zirkularschreiben an die Reichsstände. Fran-
zösische Unzufriedenheit mit dem neuen Papst.
Ewer Gnaden anttwortt uff meine zwei abgangen schreiben
Wohl die Schreiben vom 14. Juli 1644 (APW II A 1 nr. 322) und 2. September 1644 (APW
[ II A 1 nr. 383). ] Die Antwort des Reichsvizekanzlers konnte nicht ermittelt werden.
nachster ordinari wol empfangen, bedankhe mich auch gehorsamblich, daß
sie sich wollen gelieben lassen, mir in eim und anderm bericht zu geben.
Muess es vordrist, waß mein privato anlangt, dahiengestellt sein lassen,
daß ir Kayserliche mayestät sich meiner noch waß lengers bei disen fridens-
tractaten zu gebrauchen begehrt, deren allergnedigsten willen ich mich
dann billich allerunderthänigst ze bequemen. Mich betaurt allein mein gne-
digste fraw
Ehgin. Claudia von Österreich, vgl. APW [ II A 1 S. XXII Anm. 6. ]
Ehg. Ferdinand Karl und Ehg. Sigismund Franz.; vgl. APW [ II A 1 S. XXII Anm. 6 ] und
[ S. 400 Anm. 2. ]
besser bedient worden
sachen auch rath finden.
In unsrer gesambten relation an ire Kayserliche mayestät würdt auch com-
municirt , waßgestalt der herr bischoff zu Oßnabrukh sich alterirt befinde,
daß ir mayestät auff der herrn churfürsten sollicitation in puncto praeceden-
tiae ii Venetos kein resolution ertheile, sich auch erclärt, zuvor weder cog-
nitus noch incognitus allhie ze kommen. Ich kenne zwar disen herrn à facie
nit, seine actiones und humor aber seind mir allhie von gaist- und weltli-
chen personen dermaassen beschriben worden, daz ich verspüren muess,
er trage zu ihrer mayestät und deren hauß wenig naigung, wol aber grossen
und unversöhnlichen widerwillen. Daher und damit ich etwas ergründen
mög, waß der Venetianische pottschaffter in hac materia et persona für
sentimenti hab, so hab ich unvermerkht per tertiam et confidentem perso-
nam ime von dises herrn praesumptuositet etwas andeütten lassen. Der
hatt darauff fein rundt heraußgesagt, daß diser bischoff niergendt vil guetts
geschafft, und besser wer, man liess ine gar darauß. Es were der precedentz
halber kein streitt zu besorgen, dann der modus procedendi doch also ein-
gefüert wer, daß man in forma concilii immer werde zusammenkommen.
Diß wer allein sein aigner gesuech, und er halte sich versichert, daß ir
Kayserliche mayestät dessentwegen die rem publicam nit werde offendirn
lassen. Habs Ewer Gnaden darum à part andeütten wollen, weil ich leicht-
lich erachten kan, wann diser herr bischoff allher kommen solt, er nit unter-
lassen werde, glegenheit zu suechen, disen ambasciatorn ze affrontirn.
Die Erklärung der französischen Gesandten über unsere Vollmacht ist uns gestern
von den Vermittlern mitgeteilt worden. Wir werden unß befleissen, ob wir es
allerdings bei irer mayestät letstens überschikhter plenipotentz
Vollmacht vom 10. Mai 1644. Ausfertigung: Den Haag A 4 1628 nr. 7. Vgl. auch
APW [ II A 1 S. 405. ]
erhalten könden. Die Spanischen haben sich bei der conferentz in aliquibus
zimblich weit außgelassen, wer ich dabeigewesen, so wolt ich sie wolzurukh-
gehalten haben. Wie ich dann disen abendt dem herrn Saavedra schon
remonstrirt, in quibus ihr meinung nit köndte practicirt werden. Man
würdt mit disem mann in progressu tractatuum vil zu schaffen bekommen,
dann er ist variabilis in horas und ambitione praeceps, ut prope in omnibus
sufflaminatore opus habeat. Pitt aber, Ewer Gnaden wollen mich deßwegen
anderwerts nit vermähren, dann ich schreib diß allein per avvertimento,
meinstheils kan ich mit ime wol außkommen, dann er grosse confidenz zu
mir tragt.
Ich hab vermeint, ein exemplar der newen Frantzösischen briefen an die
reichsstände
Vgl. [ S. 7 Anm. 2 ] .
schikhen , habs aber noch nit erhalten könden. Zweiffle nit, ir Kayserliche
mayestät dergleichen mit nachstem von einigem standt selbst communicirt
werden möchten.
Allhie erzeigen sich die Frantzosen malcontent ob dem newerwöhlten
Papst , quem credunt esse Hispano Austriacum, de quo nos iure calamur,
nostrisque principibus congratulamur, dann ze hoffen, sein heyligkeit werde
dennselben dapffer under die armb greiffen.
So haben wir auch auß Italia, daß Tarracona per mare et per terra soccor-
rirt sei; so diß war, wie ich gentzlich halt, so werden sich unsere sachen wol
noch waß bessers schikhen mögen.
PS Weil mir gleich bei abferttigung der post beiligende copei literarum
Gallicarum zukommen, hab ichs Ewer Gnaden noch beyschliessen sollen.
Literarum regie
Vgl. [ S. 7 Anm. 3 ] .
dagegen ein manifest nomine Caesareae maiestatis ins reich ze publicirn.
[1 d’Avaux und Servien an die Reichsstände, Münster 1644 September 4] fehlt.