Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
252. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1646 April 6
–/ 252 /–
Münster 1646 April 6
Geheime Unterredung mit Longueville. Bayerisches Ultimatum. Spanisch-französische Ver-
handlungen . Französische Angebote. Friedensaussichten.
Auß anderen unterschidlichen relationen vernemen Euer Kaiserliche Maje-
stät hiriges tractatus statum. Dem duca di Longeville hab ich den 4. ditß
die visita della bone feste restituirt. Nach langer conversation hat er mich
ersucht, von dem, so er mier offenbaren wölle, niemandts nichts weder
seinen collegis noch denen mediatoribus nichts zu sagen, so ich ihme ver-
sprochen , auch redlich halten werde. Das secretum nun vernemen Euer
Kaiserliche Majestät auf der beylag, so der secretarius Schröter von meinen
annotatis abgeschriben, ad marginem meine einfeltige gedankhen. In
summa: es ist besser, etwaß umb wider waß anderß alß umbsonsten hinden
zu lassen, obwol disses auch vil considerationes unndt difficulteten hat. Ich
verde erwarten, waß unß die mediatores heut oder morgen vor formalant-
vort (dan sie solche schon gestert von Franzosen empfangen) auf unser
erste oblation bringen werden, nach selbiger sechen wir, der sachen Euer
Kaiserliche Majestät befelch nach oder mit waß merehrs vorteyl zu helffen
unndt zum schluss zu bringen seye. Mir hat der Venetiger ad partem gesagt,
die Franzosen wollen von der vestung Breysach nicht weichen.
Die Churbayrischen wollen mier 8 tag zu endung des tractats in puncto
satisfactionis Gallicae vorschreiben, cum cominatione, das sie sonst ad
partem zu tractiren befelch heten. Ich hab ihnen geantwortet, ob sie in acht
tagen mit denen gravaminibus undt ihrer composition, ingleichen mit der
Pfelzischen sachen (welches ihre churfürstliche durchlaucht pro conditione
sine qua non halten) ihnen getrauen, fertig zu werden! Ich wöl khein zeit
verlüren; die 〈meinen〉 ad partem mit Frankhreich zu tractiren, schrökhen
nicht nicht, dan die Schweden heten denen Franzosen angezeigt, so
Frankhreich wolle ad partem mit Churbayern tractiren, so wolle Schweden
ad partem auch mit Euer Kaiserlichen Majestät tractiren, darüber heten die
Franzosen acquiescirt. Darauf haben die Churbayrischen nicht vil zu ant-
worten gewust.
Die Spanischen stekhen noch in vorigen difficultatibus, endlich werde ich
per mediatores (praevio consilio cum comite Penneranda habito) denen
Franzosen anzeigen lassen, N. oder N. |:Artois:| oder |:Rossillon:| von
Spanien wegen (wan man beydes thuen dörfft, esset spes conclusionis) zu-
rukhzulassen unndt so disses nicht wolle acceptirt werden |:armistitium:|
biß |:maiorennitatem maiestatis regis Franciae:| zu machen.
Ich werde nunmehr wenig resolutiones von Euer Kaiserlichen Majestät
mehr erwarten khünen. Gott verleihe gnadt, das Euer Kaiserlichen Maje-
stät ich sovil allergehorsamste satisfaction in dieser handlung unndt nun
nechstbevorstehendem schluss geben khüne, alß es an meiner mühe, arbeit,
sorgfalt unndt devotion nicht erwinden würdet. Jetzo ist anstellung einer
absonderlichen devotion wol so hoch vonnöten, alß wan man ein veld-
schlacht lieffern solt.
PS Die mediatores haben unnß ietzo antwort von denen Franzosen ge-
bracht , wie Euer Kaiserliche Majestät auß unserer gesambten relation
allergnädigst vernemen werden. Haben auch dem evocando filio primo-
genito Caesareae Vestrae Maiestatis in regem Romanorum meldung gethan.
Imo alia vice obtulerunt, dem hauss Ostereich das Römisch Reich erblich zu
machen, dessgleichen hat von solchem der Schwedische resident Rosenhan
gegen mier meldung gethan. Sed has oblationes habeo pro tentationibus
periculosissimis; ich reiicire sie also baldt in limine.
Die herren mediatores halten den fridenschluss schon gar weit gebracht zu
sein unndt dieses monat schliessen zu khünen; das Gott gebe. Sie, herren
mediatores, vermeinen, wan der tractat undt fridenschluss von mier neben
anderen Euer Kaiserlichen Majestät plenipotentiariis hie unterschriben
seye, hab ich auf die ratification nicht zu warten. Euer Kaiserliche Majestät
bit ich alleruntertenigst, mich in diesem ehist zu bescheiden. Ausser Euer
Kaiserlichen Majestät diensten unndt dero Kayserlichen angesichts verlan-
gung ehist zu sechen, sol einem die waal wehe thuen, hie zu Münster oder
zu Prespurg zu sein, apud comitia.
[1] Aufzeichnung der Unterredung Trauttmansdorffs mit Longueville, s. l. 1646 April 4.
Kopie: RK , FrA Fasz. 50a fol. 75 = Druckvorlage – Druck: Jacob S. 318–319.
Conversatio cum duce Longaevillae haec
fuit:
Post longos discursus dux sequentia pro-
posuit :
1º: Gallia petit ambas Alsatias cum Sunt-
govia et Brisgovia,
2º: Item episcopatum Argentinensem.
Hoc quasi non potest esse.
Offert Caesareae maiestati:
1. Satisfacere electori Bavariae de trede-
cim millionibus et, donec id fiat effective,
electori dabitur pro hypotheca Suntgovia
et Brisgovia.
Ad 1: Quidquid est ultra Rhenum domui
vel duci Oenipontanae posset hisce condi-
tionibus concedi et tandem etiam obser-
vari , quae Vestra Maiestas in sua instruc-
tione de 16. octobris 1645 mihi iniun-
xit .
2. Palatinatus superior tradatur principi-
bus Oenipontanis in perpetuum.
Ad 2: Hoc non erit sine contradictione
adhaerentium Palatini et cum periculo
alterius belli, attamen melius est habere
pignus in manibus et desuper transigere
quam nihil habere.
3. De ducatu Wirtembergensi retineat do
mus Austriaca, quae olim duci Wirtem-
bergiae oppignoravit aut in feudum dedit.
Ad 3: Hoc est acceptandum.
4. Filium primogenitum Caesareae Maie-
statis regem Romanorum facere iuvabunt.
Ad 4: Est tentatio: relinquendum hoc
negotium libertati electorum, attamen non
spernuntur officia Galliae suo tempore.
5. Auxilia contra Turcam.
Ad 5: Acceptanda auxilia et devenien-
dum ad specialia in pecunia, non in
milite.
6. Minorum principum differentias coro-
nae ex aequo et iusto complanabunt et
principes illarum arbitrio debent esse con-
tenti .
Ad 6: Fiat.