Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
165. Nassau und Volmar an Trauttmansdorff Münster 1646 Februar 17
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Münster 1646 Februar 17
Ausfertigung: TA, Ka. 113 fol. 387–388’, 391 = Druckvorlage – Konzept: RK , FrA
Fasz. 92 VII fol. 454–455’.
Eur Excellenz sollen wir hiemit unverhalten lassen, als wir heütigen tags
aus denn chur- und fürstlichen auch der statträthen catholischen theils
etlich deputierte vor uns erfordert, umb mit dennselben zu handlen, das
ohne ferrern saumbsaal eine deputation zu vergleichung der religionsbe-
schwerdten per Oßnabrugg verordnet werden möchte, sich vorderist die
Churbayrischen abgesandten vor ankonfft der übrigen bey uns angeben
und mitkhommendes an Eur Excellenz gesteltes schreiben im namen irer
churfürstlichen durchlaucht, ires genedigisten herrn, mit disem begeren ein-
gehendigt , selbiges deroselben alspaldt zuezuschaffen, dabey aber den
innhalt mündtliche dahin eröffnet, das iro churfürstliche durchlaucht noch-
malen das einige mitel, den friden zu befördern, befinden theten, das man
den punctum satisfactionis vor allen dingen mit denn cronen tractieren und
richtig machen solt, dann ob sie wol die gravamina zu handlen sich nit
entgegen sein liessend, so were es doch eine sach, damit besorglich noch vil
zeit wurde verzert werden müessen, wie sy auch keines weegs zuegeben
köndten, das solche handlung nach Oßnabrugg verlegt werden solte; alles
mit der angehenten protestation und wahrnung, wo man sich darzue nit
verstehen und also das werckh lenger aufhalten solt, das ire durchlaucht es
ires orts lenger nit anstehen lassen, sondern entlich dieihenige mitel, so iro
an der handt stüenden, ergreiffen und dahin trachten wurden, wie sy sich,
ire landt und leith in ruhe sezen und vor weiterm undtergang erretten
möchten. Immassen sie, abgesandten, uns beynebens eine abschrifft dess
chürfürstlichen an Eur Excellenz lauttenden schreibens ubergeben und
bevelcht ze sein angezeigt haben, das sy in omnem eventum gleichmässige
erinnerung und protestation auch bey denn catholischen chur-, fürsten und
ständt gesandten anzubringen nit undterlassen und in die deputation nach
Oßnabrugg nit einwilligen solten. Wir haben sie kürzlich beantwortet, das
wir nit ermanglen wurden, Eur Excellenz das schreiben alspald per aignen [!]
zu überschickhen, im übrigen heten wir den vortrag mit betauren verstan-
den , wolten nit verhoffen, das irer churfürstlichen durchlaucht zue einigen
extremiteten ursach gegeben worden sein solte, müestens zwar auf alle fähl
Gott bevelchen und heimbstellen. Leichtlich were zu erachten, das die
frembde cronen die einwilligung irer praetendierten satisfactionum gar gern
annemmen werden. Ob aber hierdurch der sachen mit denn ständen wurde
geholffen sein, das stüende zu erwartten. Die cron Franckreich seye unsers
erachtens in dem standt nit, das man sich irer worttlichen assistentz in
Teütschlandt vil zu getrösten haben könde. Das sy aber gegen irer
erlangenden satisfaction mit der tath sich gegen der cron Schweeden und
denn protestierenden im Reich sezen werden, darauf könde man einige hoff-
nung nit machen.
Solchem nach seint auch die sambtliche deputierte von allen dreyen reichs-
collegii vor uns erschinen, welchen wir mit genuegsamben und beweglichen
umbständen vorgehalten, warumben einmahl die hoche notdurfft erforde-
ren thet, das man catholischen theils einige deputation zu vergleichung der
gravaminum nach Oßnabrugg verordnen und in disem begeren denn pro-
testierenden nit aus handen gehen, noch sich entgegen mit vergeblichen
disputationibus ufhalten solt, als welches alles nur zu mehrer zeitverlihe-
rung ausschlagen und doch entlich nachzugeben sein werde. Zum wenigsten
erhielten hierdurch die catholische den glimpf auf irer seiten und geben
allermeniglich zu erkennen, das es an irem orth nit ermanglete, alles, was
zum innerlichen friden dienstlich sein könt, zu ergreiffen.
Die deputierte haben nach angehörter unserer proposition sich erklärt, das
sie nit underlassen wolten, iren mitgesandten umbstendtliche relation ze
thuen und solte bis übermorgen, montag, davon haubtsächlich consultiert
und ein resolution gefast werden.
Die deputierte seint gewesen: Churmainz, Thrier, Cöln, Bayrn; sodann
aussm fürstenrath: Österreich, Salzburg, Bamberg, Constanz; von statten:
Cöln, Aach.
Wür seint benebens absönderlich berichtet worden, das schon heüt vor-
mittag im churfürstenrath dise deputation in berathschlagung gewest,
Mainz und Thrier zwar selbige nach Oßnabrugg einzuwilligen, die Cöln-
und Bayrische aber das contrarium geschlossen, doch were es bies auf ange-
deute sambtliche consultation omnium catholicorum verschoben worden.
Morndrigen tags, weil es an heüt die gelegenheit nit geben, wollen wir
dessentwegen auch absönderlich mit herrn bischoff von Oßnabrugg reden
und sechen, ob wir ine dahin disponieren könden.
Das nun im übrigen uf der Churbayrischen abgesandten weitaussechendes
betroweliches anbringen diserseits zu thuen und vorzunemmen sein werde,
darüber erwarten wir Eur Excellenz nachrichtliche verabschidung.