Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
163. Nassau an Trauttmansdorff Münster 1646 Februar 16
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Münster 1646 Februar 16
Eigh. Ausfertigung: TA, Ka. 112 fol. 19–20’, 18–18’, PS 18’.
Wünsche Oraniens. Niederländisch-spanische und spanisch-französische Verhandlungen.
Der Prinz von Oranien will die Grafschaft Mörs nur von Ihrer Majestät zu
Lehen nehmen.
Knuyt hat gemeldet, wie er und seine collegen mit aufrichter gutter ernst-
licher intention anher kommen, mit ihro königliche majestett in Hispanien
einen gutten frieden zu machen, verhoffen auch, daß solches balt zu werck
gerichtet werden könte, wie sie dan albereit dasjenige, so zwischen den
herrn Spanischen plenipotentiarien und ihnen proponiret und gehandelt
worden, in Haagen ihren principalen umb fernere instruction und befehl zu
erlangen, ingeschicket; sich ferner vernemen lassent, sie begerten keine un-
billiche sachen, noch in extremis zu bestehen. Es würde zwar die alliance, so
sie mit Franckreich hetten , (im fahl Spanien und Franckreich nit mitein-
ander sich auch verglichen) waß verlängerung auf aufenhalt verursachen.
Er hofte gleichwohl, ein solches auch leicht zu superiren sein würde. Ich hab
geantwortet, das mir erfreuwlichen, ihre gutte intention und begierde zum
frieden zu vernemen und weilen kein zweifel, daß die königliche
Spanische herren abgesandten mit einer aufrichtigen gutten meinung hier
sich befünden, einen gutten frieden der christenheit zu befürderen helffen,
es werde da bälder durch Gottes genadt, wan man allerseyts mit so guttem
vorsatz sich befünde, ein gutter effectus zu hoffen sein. Ihr, der Unirten
Provincien, selbsteigene wohlfahrt und interesse erforderte selbsten einen
gutten frieden, und wolte ich nit zweifelen, ob sie schon mit Franckreich in
confoederation, wan sie gleichwohl mit gutten conditionen einen frieden
machen könten, auch selbst empfindten würden, das Franckreich, wan es
wolte, einen gutten frieden machen könte, aber nit wolte, sonderen so
unbilliche, unthunliche conditiones fürschlügen und darbey beharren
wolten, sie deßwegen ihr eigen interesse und die berühigung der christenheit
nit auß der acht lassen würden. Er hatt fast so viel zu verstehen geben, das
es wohl waß aufenhalt geben dörfte, aber gleichwohl die vergleich nit gar
uber ein hauff stossen würde, sagte dabey, die sache muß fur dem Majo
verglichen werden, dan wan man wider zur campagne kommen solte, so
wirdt sobalt nichts drauß; dan ieder theil wirdt sich alsdan deß vortheils,
so er erlanget, gebrauchen und praevaliren wollen. Es schiene auß seinen
reden, das er der Frantzosen unbilliche petita nit approbiere; sagte, sie
hetten seit der zeit, sie die Spanische handelungen in Haagen geschicket,
zweymahl mit den herren Frantzösischen gehandelt, die hetten ihnen vor-
gerücket , warumb sie, Frantzosen, nit alles daßjenige, so sie im krieg
acquiret, behalten solten, da sie, Holländer, doch ihres theils ihr conquesta
zu behalten begerten. Item bey ihnen, Frantzosen, wer deß konigs mino-
rennitet daß schwereste bedencken, einige restitution zu thun. Sie, Hollen-
der , hetten geantwort, der Spanische und Hollendische krieg wer gar einer
anderer natur als der mit den Frantzosen, dan ihr krieg gienge daß landt
und provincien selbst an und würde darumb gekrieget, welcher daß landt
behalten solte, die Frantzosen aber fürten mit dem ertzhauß Osterreich
krieg nur umb etlicher questionen willen, nit aber umb einigen anspruch, so
sie an dero landen und provincien hetten, wehre also eine große ungleicheit.
Item hetten sie, Holländer, schon zuesamen dergleichen tractaten mit
Spanien gehabt, sie, Frantzosen, aber nicht. Ego: erinnerte mich, gehöret zu
haben, das jetzigen konigs herr vatter, Ludowicus XIII , in seinem testa-
ment
restituiren, weil er kein gewissen darmit nit beschweret sein laßen wolte;
also die herren Frantzosische kein ursach, sich mit deß konigs minorennitet
zu entschuldigen, weilen dessen herr vatter auf seinem todtbett die restitu-
tion anbefohlen hette. Herr Knuyt sagte, er hette solches auch mehrmahls
gehöret, die herrn Frantzosen aber alhier woltens nit gestehen.
Diskurs über die kaiserlich-schwedischen Verhandlungen. Bei der Beteue-
rung des niederländischen Friedenswillens betonte Knuyt, wie ihr status
sich derzeit so eyferist hetten angelegen sein lassen, eine aufrichtige
neutralitet mit ihro Kayserlichen mayestett und dem heiligen Reich zu
halten, erkenten selbst, das ihres status wohlfahrt es erforderte.
PS Nachrichten aus Frankreich.