Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
94. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1646 Januar 14
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Münster 1646 Januar 14
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 52a fol. 25–26, praes. 1646 Januar 26 = Druckvorlage –
Konzept: Ebenda Fasz. 92 VII fol. 205–206’ – Kopie: KHA , A IV Bd. 1628/39 unfol.
Verzögerung der Ausgabe der französischen Replik.
Hinweis auf nr. 91. Nun haben wir gleichfolgenden tages [12.] bei denn
herrren mediatoren solche anmaassung und aufhaltung ganz beweglich ge-
andet und sie ersuecht, denn Französischen gesandten dessentwegen zuezu-
sprechen und sie zu ermahnen, hindangesezt dergleichen umbschwaiff uns
die replicas überbringen zlassen. Und damit sie auch destweniger vorwandt
zu einiger ferrern ufzüglicheit gehaben köndten, so haben wir inen zugleich
die überschickhte newe vollmacht zuegeschickht mit bedeüten, wir weren
damit schon vor acht tagen gefast gewesen und heten allein uf die außlife-
rung der replic gewartet, wie dann dem Venethianischen potschaffter sol-
ches den 8. diss were angedeütet worden.
Gestern vormittags haben uns bemelte mediatores in antwortt zurugg-
gebracht , sie heten dasihenig, was wir an sie gesonnen, den Franzosen noch
lengs vorgehalten, zumalen die vollmacht aufgewisen, aber kein andere
resolution erhalten, dann das sie vorgewendt, es hete der vollmacht halber
kein bedencken. Es weren aber die ständt durch uns von begerter deputa-
tion abgehalten worden, so der cron Franckreich zu disreputation gereichte,
weil dergleichen deputation auch zu Oßnabrugg denn Schweedischen ge-
schechen und sie dißortts nit weniger wolten geachtet sein, könten also die
replicas uns nit communicieren lassen, ehe dann die begerte deputation be-
williget . Were sonst ir mainung nit gewesen, uns dabey zu übergehen, son-
dern heten geschechen lassen mögen, wann solche deputation verwilligt
worden wer, das zugleich uns die replica weren vorgehalten worden, zue
welchem ende sie auch inen, mediatoren, die aufgesezte notul eben am don-
nerßtag abendts , ehe dann sie der ständen resolution gewust, widerumb
zuestellen lassen.
Wir haben zwar die mediatores berichtet, das dergleichen in Oßnabrugg
vorgangen ze sein, wir keine wissenschafft heten, sondern es were nit ohne,
das die Schweedischen begert, das bei eröffnung irer replic ein deputation
ex corpore statuum neben Eur Mayestät gesandten gegenwerttig sein solten.
Dises were aber auf beschechen erynnern undterlassen worden. Solte dann
iemandts von denn protestierenden absonderlich bey denn Schweedischen
hernach erschinen sein, so were dannenhero kein consequenz ze machen,
welchen bericht sie, mediatores, dann auch durch den Französischen secre-
tarium Boulenger dennselben plenipotentiariis fürtragen lassen. Aber sie
seint uf irer vorigen resolution verbliben, welches uns dann ursach geben,
das wir heütigen tags nach Oßnabrugg zu verreisen uns entschlossen und
über dasihenig, was von disen Französischen replicis uns durch den Vene-
thianischen ambassador laut unserer relation vom 9. diss für summarischer
bericht gethan worden, mit Eur Kayserlichen Mayestät obristem hofmeister
und geheimben rath, herrn grafen von Trautmanßdorf, auch den übrigen
herren collegis einen rathschlag zu fassen.
Wir werden zwar gleich iezt vertreülich berichtet, das es mit der von der
Franzosen fürgescheinten deputation zu Oßnabrugg also hergangen, das der
Oxenstern ein tag, zween oder drey nach deren in puncto replicarum mit
Eur Mayestät gesandten gepflogner conferenz von denn protestierenden be-
gert , etlich ires mittels zu ime abzuordnen, welches dann auch beschechen,
dergestalt, das er denselben eben dasihenig vorgehalten und communiciert,
was auch den Kayserlichen gesandten were vorgehalten worden, wie solche
deputierte auch dessentwegen wolgedachten herrn grafen von Trautmanß-
dorf ausfuehrliche relation gethan heten. Es ist aber zwischen disen gegen
den Schweden beschechener und deren von den Franzosen praetendierter
deputation ein grosser underschiden, dann jene haben solches allein bey iren
religionsgenossen und anhängern ohne einig beschechen anlangen an die
directoria gesuecht, dise aber liessen solch begeren an das Churmainzische
reichsdirectorium und dergestalt gelangen, das die deputation ex toto
ordinum corpore geschechen solt. Und berichtet uns der Hessen Casßelische
deputatus, der von Chroseckh selbst, die Franzosen heten bey solcher depu-
tation kein ander absechen, als das sie den ständen bey ein und anderen
puncten irer replic die ursachen und behelff möchten ausfüehren und sovil
mehr zum beyfall bewegen.