Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
84. Trauttmansdorff an Ferdinand III Osnabrück 1646 Januar 8
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Osnabrück 1646 Januar 8
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 50b fol. 12–20, praes. 1646 Januar 20 = Druckvorlage –
Konzept: TA, Ka. 111 unfol.
Schwedische und französische Forderungen. Schwedische Replik. Amnestie. Religions-
verhältnisse in den Erblanden. Geistlicher Vorbehalt. Auslieferung der schwedischen
Replik.
Meiner relation vom 4. diß zu gehorsamister folg, berichte Ewer Kayser-
lichen Mayestät ich hiemit allerunderthenigst, das ich den 5. nachmittags
umb halber drey bey dem Schwedischen gesandten Ochsenstern gewesen,
welcher mir, nachdem er sich anfenglich mit anderen hieher nit gehörigen
eytelen sachen aufgehalten, halb bezechter den inhalt ihrer praetension und
replica auf folgende weiß recht heraußgesagt. Wie daß er nemblich zu
Münster bey den Frantzosen gewesen unnd sy sich miteinander verglichen
hetten, ihre replicam nit schrifftlich, sonder allein mundlich zue thuen.
Diese also mundlich abzulegen, wolte er kunftigen sontag zu mir kommen,
einen secretarium mitbringen und sich von puncten zu puncten erkleren,
mir dabey anheimb stellendt, ob ich meinerseits auch ein secretarium dar-
bey haben wolle, welche beederseits, was geredt würde, prothocolliren the-
ten . Wolte ich aber keinen secretarium darbey haben und lieber mit ihme
allein handlen, were ers auch zufrieden. Dan mit doctoren möchte er nicht
gern viel zu thuen haben, die machten gar zu viel geschwätz. Er wolts mir
aber gleich ietzo kurtzlich sagen, waß sy praetendirten, unnd hierinnen
seyen die Frantzosen mit ihnen gantz und zumahlen eins unnd verglichen:
1. mueste die amnistia biß auff anno 1618 zuruckhgezogen, vigore illius die
pfaltzgraven sowohl zur chur alß allen ihren landt unnd leuthen totaliter
restituirt werden, in gleichem Würtenberg
Durch das Restitutionsedikt von 1629 und erneut nach dem ksl. Sieg bei Nördlingen
sind Württemberg 1634 die, nach ksl. Rechtsauffassung reichsunmittelbaren, schwäbi-
schen Klöster entzogen worden; darüber hinaus verlor der Hg. beträchtliche Teile seines
Landes an Bayern, die tirolischen Habsburger und an ksl. Offiziere und Beamte. Vgl.
F. Dickmann , Westf. Frieden S. 31f. und bes. R. Philippe .
Ein Reichshofrats-Urteil hatte 1622 die zwischen den kath. Baden-Badener und den
evangelischen Baden-Durlacher Markgrafen umstrittene obere Markgrafschaft der kath.
Seite zugesprochen. Nach Nördlingen hatte der mit Schweden verbündete Markgraf
Friedrich V.v. Baden-Durlach auch noch sein Hausgut verloren. Vgl. F. Dickmann ,
Westf. Frieden S. 32.
Marpurg unnd dan die ubrige puncta und gravamina muesten eingangen
werden, wie sy gesetzt weren. Den punctum satisfactionis betreffendt prae-
tendirten die Frantzosen Breysach und gantz Elsas und dieses in feudum
nicht fur den könig allein, sondern die cron Franckhreich und auff ewig
derselben zu incorporiren, darzue alß ein landtgraff in Elsas sessionem et
votum auff allen reichsconventibus zu haben.
Die cron Schweden aber begerte die hiesige ertz- und stiffter alß Bremen,
Oßnabrugg, Minden und Verden zu behalten und darzue gantz Schlesien.
Ich hab mich gegen ermelten Ochsenstern, daß er sich so klar und rundt
heraußgelassen, gar hoch bedanckht und ihme kürtzlichen dieses zur ant-
wort gegeben; daß, so viel erstlich die gravamina statuum imperii unnd
haubtsachlich die amnistiam auff anno 1618 betreffe, hetten Ewer Kayser-
liche Mayestät sich diß orths schon erklert, darbey würde es ein fur alle-
mahl sein verpleiben haben müessen. Waß die ubrige puncten, unnd bevor-
ab die Pfaltzische sach, betreffen thete, ohne deme daß man dieserthalben
in absonderlichen tractaten mit denen Pfaltzischen begriffen, weren die-
selben schon vor zwantzig und mehr jahren theils mit urthl unnd recht
decidirte, theils verglichen und transigirte unnd solche sachen, welche sich
nit mehr umbstossen liessen, man wolte dan alle sententzen, aidtlich und
bey furstlichen eren und worthen betheurte verträge unnd accordt, ia die
iustitiam unnd heylsame reichssatzungen selbst uber ein hauffen werffen,
welches dan ein schlechtes zaichen unnd fundament zum friden seye. Die
sicher- und bestendigkeit des friedens bestehe nicht in deme, daß man nach
dem unbestendigen lauff der waffen abmessen, richten und fundiren wolle,
viel weniger in zuruckhlass- oder abpressung landt unnd leuthe, sonder in
widerbringung der vorigen freundschafft unnd erhaltung guetter nachbar-
schafft . Die satisfaction der cron Schweden betreffendt, wolte er ihme kein
gedanckhen machen, daß Ewer Kayserliche Mayestät von Schlesien oder
einigen anderen ihres ertzhauses landern das geringste zuruckhlassen wer-
den , ia ehe sy sich hierzue verstehen würden, ehender werden Ewer Maye-
stät ein solche resolution fassen unnd sich derienigen mittel, deren sich ihre
feindt zu dero hochlöblichsten ertzhauses oppression gebrauchen, im gegen-
spiel zu ihrer rettung bedienen. Mit dem Türckhen hetten Ewer Kayserliche
Mayestät unnd dero vorfahren uber hundert unnd mehr jahr gekrieget und
viel schlachten einander geliefert, aber doch einer dem anderen weder mit
den waffen noch tractaten nicht uber vier oder funff meil wegs landt abge-
nommen , und ietzo erst solten sy, Christen, unnd zum theil ihren bluets-
verwandten so viel und vast in die hundert meil landts zuruckhlassen. Die-
ses sehe ihm gleich, alß wan man Ewer Kayserliche Mayestät mit fleiß ad
desperata consilia tringen wolle, unnd ehe sy sich hierzue verstehen, ehen-
der werden sy ein resolution fassen, die man nit vermeint hette. Unnd die-
weil ich mich gegen denen Frantzosen ein fur allemahl erklert hette, waß
ich in puncto ihrer gesuchten satisfaction zu thuen gesonnen were unnd
dahero alda zu Munster weiter nichts zu verrichten hette, alhie ich auch
kein einigen ernst zum friden verspüren könte, sonderen im gegenfahl diß
hierauß abnehmen müeste, daß man nur lenger suche, zeit zu gewinnen und
anstatt verhofften fridens den krieg zu unwiderbringlichen schaden des
Heyligen Römischen Reichs und der gantzen christenheit fortzusetzen. Also
wüste ich mich auff solchen vortrag weder viel noch wenig zu erkleren, son-
dern wolte Ewer Kayserlichen Majestät dessen allen bey aigenem currier
berichten unnd meinen weg mit dem allerehisten wieder zuruckh an Ewer
Mayestät Kaiserlichen hoff nehmen.
Hierauff batte der Ochsenstern, ich wolte doch noch keinen currier
schickhen. Ahm zuekunfftigen sontag, alß den 7. diß, wolte er zu mir kom-
men unnd die erklerung von puncten zu puncten mundlich thuen (dan
schrifftlich wolten sy selbige einmahl nit geben), welche iedoch in effectu
eben diß sein würde. Ich antwortete, es seye zwar nit ohne, daß, wan zween
theil fridt tractiren sollen und ein theil den frieden nit begert, alles tracti-
ren umbsonst unnd vergebens seye, iedoch wolte ich ihrer, der Schweden,
erklerung noch erwartten und solchem nach meine rayß darnach anstellen.
Ich vermerckhte schon so viel, weiln sy der protestirenden gravamina vor-
ansetzten und auf deren erledigung zum ersten tringen theten, daß sy, die
Schweden, dardurch der ständt favor und beyfahl zu erlangen verhoffen; sy
würden sich aber in deme betrogen finden, dieweilen die ständt eben
sowohl des kriegs muedt seyen und umb fridens willen sich entlich lieber
mit Ihrer Kayserlichen Mayestät halten, alß auff ihren extremitatibus be-
harren werden. Er batte nochmahls, ich wolte doch keinen currier schic-
khen , man würde ia ihnen umb so viel vergossenen bluets etwas geben und
obs dan nit lieber Pommern alß Schlesien sein würde. Ich replicirte, nit ein
fueß breit erden von Schlesien und ein Schlesien sey besser alß drey Pom-
meren . Ich offerirte aber auch dißfals nichts, brach darmit meinen discurs
ab und nahm von ihme fur dasmahl mein abschiedt.
Unnd dieses alles kombt mit deme uberein, waß mir der graff von Witgen-
stein vor ungefehr acht oder zehen tagen , ihme aber zuvor der Hessen Cas-
selische abgeordneter Scheffer gesagt, daß nemblich die Schweden 1. gantz
Pommern, 2. ein stuckh von Meckhelburg, darunder Wismar gelegen (dan
darauß, solte der Salvius gesagt haben, wurde man sy nit bringen, man
ziehe sy dan mit den haaren hinauß), 3. gantz Schlesien und 4. funff stiff-
ter , die meines erachtens sein werden: Bremen, Halberstatt, Oßnabrugg,
Minden und Verden. Es were diese praetension gar hoch gespant, hielte
aber darvor, die Schweden würden darauff nicht beharren, sondern hetten
solche nur darumb so groß gemacht, damit sy darvon desto besser nach-
lassen könten. Deme ich eben damahls dasienige geantwortet, wan die
Schweden mit solchen ungereimbten sachen auffgezogen kommen würden,
daß ich nichts anders schliessen könte, alß daß ihnen gar kein ernst, fridt
zu machen, sondern all ihr bißheriges und kunfftiges tractiren auff lauter
auffzug angesehen und ich solchen nach nicht gemeint seye, mich alhie ver-
geblich lenger umbführen zu lassen, sondern meinen weeg ohne weitere zeit
verliehrung an Ewer Kayserliche Mayestät hoff zu nehmen, darwieder
ermelter graff von Witgenstein zum höchsten gebetten und vermeldt, das
meniglich, der sich meiner ankunfft erfrewet, alßdan alle hoffnung zum
frieden verliehren würde.
Den 6. nachmittags ist der Salvius zu mir kommen und hat alles hervorge-
sucht , waß er nur hat finden können, warumben man 1. die amnistiam biß
auff anno 1618 zuruckhziehen solte, dan die iüngst publicirte seye gar zu
sehr restringirt und der Prager fridt gleichsamb ein foedus wieder die cro-
nen . In den erbländern hetten Ewer Kayserliche Majestät gleichwohl refor-
mirt und ihnen, den evangelischen, ihr exercitium religionis gantz benom-
men , destwegen sich underschidliche bey ihnen anmeldeten, denen sy gern
geholffen sehen möchten. Ich hab ihme die indignitatem dieses begerens vor
augen gestelt, die zeit von anno 1618 hero seye mehr alß ein vierter theil
eines seculi, wo er, Salvius, doch hin gedächte, wo er doch iemahls in eintzi-
gem fridenstractat gelesen oder auch iemahls gehört habe, da man fridt
gemacht oder davon gehandlet habe, daß auch ein solche generalis abolitio
aller von solcher zeit an und darzwischen vorgeloffener mit recht unnd
urthl decidirter und darüber noch transigirter sachen iemahls begert wor-
den ; er müeste hiervon nichts sagen, sonst würde er machen, daß ich weiter
nichts mit ihnen reden könte. Waß Ewer Kayserliche Majestät erblanden
und die darin vorgenommene reformation betreffe, solche seye nit allein in
ansehung der religion und in deme darin der Piccardisch
Calvinische secten zuegethane, am wenigsten aber der Augspurgischen con-
fessionsverwandte sich befunden, sonderen vornemblich und zugleich auch
ob crimen perduellionis vorgenommen worden. Unnd dieweilen Böhmb in
forma universitatis gesündigt, also were auch die straff oder vielmehr die
reformation auch universaliter vorgenommen worden. Und würden Ewer
Kayserliche Majestät, wan man hirmit auffgezogen kommen wolte, nicht
weniger iuris in ihren erbkönigreich unnd landen alß ein ander chur-, fürst
oder standt, ia statt des Reichs in seinem territorio und pottmessigkeit diß-
fals haben wollen unnd können, unnd damit Ewer Kayserliche Mayestät
nit ein newen zunter der rebellion in ihre landen selbst zingleten, so konte
man auch den privatis, die sich bey ihme, Salvio, angemeldt hetten, in
ihrem begeren nicht willfahren.
Von diesem ist er auf den geistlichen vorbehalt und dessen cassation kom-
men . Da hab ich ihme hinwiderumb die unbilligkeit dieses begerens nicht
weniger remonstrirt, das weder sy noch die protestirende dergleichen bege-
ren mit fuegen praetendiren könten, solte doch hiervon nichts melden, und
wolte ich nit glauben, daß ihms ernst seye, dergleichen sachen zu begeren.
Er antwortete, die ständt trüngen in ihren uberreichten gravaminibus so
starck darauff, und obs dan nit ein weeg, daß man es auff dieienige stiffter
redigiren thete und könte, welche sy bereits in handen hetten. Ich replicirte,
diß könte in perpetuum nit wohl sein, dem werckh könte mit prorogation
der im Prager friden benanten jahren geholffen werden, man müste aber
hierüber die catholische vernehmen.
Hierauff folgte der punctus satisfactionis; dabey meldete er, die Frantzosen
wolten durchauß von Elsas unnd Breysach nit weichen unnd sy, die Schwe-
den , würden ia auch etwas haben müessen. Sagte aber dabey in specie nit,
waß sy aigentlich praetendirten. Ich antwortete, daß ich mir leicht die ge-
danckhen machen könte, weil die Frantzosen die erledigung der gravami-
num so starckh sollicitirten, sy, die Schwedischen, nicht weniger thuen
könten, alß den punctum satisfactionis und in specie das Elsas fur die
Frantzosen zu sollicitiren. So wenig aber der Frantzosen ratio status zue-
gebe , daß den protestirenden in ihren gravaminibus durchauß satisfaction
geschehe, eben so wenig leide auch ihre, der Schweden, ratio status, daß den
Frantzosen Elsas zutheil werden und verpleiben solte. Warauff er gelacht.
Ich bin weiter fortgefahren, wan die Schweden unnd Frantzosen auff der-
gleichen praetension beharrn wolten, so sehe ich wohl, daß man nichts
anders suche, alß das hauß Österreich vom christenthumb gar zu vertrin-
gen . Ille, da behuete Gott vor. Ich sagte ferners, wan man einem 70, 80, ia
100 meil wegs landt auff einmahl und ohne habende rechtmessige befueg-
nuß hinwegnehmen will, so werde man entlich wohl ad desperata consilia
getrieben, moderata durare et non extrema; auff diese weiß würde einmahl
kein fridt. Er fragte, waß dan diß fur moderata seyen? Er muste bekennen,
wie die avisen lauteten, so rustete sich der Turckh mit 150 000 man gegen
die christenheit auff kunfftigen früheling zu feldt und solte den paß an
Ewer Kayserliche Mayestät gesucht haben, gestatteten nun Ewer Kayser-
liche Mayestät solchen pahs, so offendirten sy die gantze christenheit;
schlügen sy aber denselben ab, so sehe er nit, wie man solcher macht an
Ewer Kayserlichen Mayestät seithen resistiren würde können und were die
gefahr desto grosser. Ich: an diesem allem und waß der gantzen christen-
heit hiervon fur schaden und gefahr zuestehen würde, were niemandt
schuldig alß sy, die Schweden und Frantzosen, indeme man dieienige vires,
welche man sonst der gantzen christenheit zum besten wieder den Turckhen
hette brauchen können, gegen sy verwenden muessen. Er hat dieses gar
hoch entschuldigen wollen unnd vermeldt, man muesse es darzue nit kom-
men lassen, und damit seinen abschiedt genommen.
Vorgestern vormittag ist bey mir der Württenbergische
Johann Konrad Varnbbühler (1595–1657), 1641 württembergischer Geh. Regimentsrat,
seit März 1645 Gesandter auf dem Westf. Friedenskongreß. Vgl. ADB XXXIX S. 496
und R. Philippe .
sche abgeordneten, alß von der stat Lindaw
wesen . Denen hab ich starckh zuegesprochen unnd zu gemueth geführt,
wan bey so gestalten unbillichen postulatis der cron Schweden kein fridt
werden solte, daß sy und alle protestirende solches niemandt andern alß
ihnen selbst beyzumessen hetten, die ihnen also in allem anhiengen.
Den 7. nachmittag ungefehr zwischen drey und vier uhren ist dermahleinst
die zwischen unß, den Kayserlichen und Schwedischen, veranlaste zusa-
menkunfft zu ablegung ihrer, der Schweden, replica erfolgt, da dan die
beede Schwedische gesandten, alß der Ochsenstern und Salvius, zu unß
Kayserliche plenipotentiarien in mein losament kommen und ihren erkle-
rung auff alle puncten mundlich abgelegt, welche in substantia auff das-
ienige hinaußlaufft, waß hie oben sowohl ratione gravaminum und amni-
stiae und ihrerseits mit darunden verstandener Pfaltzischen, Württenberg,
Baden Durlach und Hessen Casselischer sachen alß auch des puncti satis-
factionis halber angeregt worden; ausser daß sy bey dem puncto satisfac-
tionis diese distinction gebraucht, daß sy von Ewer Kayserlichen Mayestät
zu ihrer indemnitet und gegen abtrettung der in Österreich und Mähren
inhabender vesten plätze gantz Schlesien, vom Reich in feudum gantz
Pommern, in Meckhelburg Wißmar und die 3 ertz- und stiffter Bremen,
Münden unnd Verden, dan die hiesige stiffter Oßnabrugg und Minden zu
befridigung hertzog Friderichens zu Holstein praetendirten.
Die zeit ist zu kurtz, Ewer Kayserlichen Majestät fur dißmahl das protho-
coll einzuschickhen, soll aber mit negster post folgen .
Wir haben unß sonsten gegen die Schwedischen der gethanen eröffnung
bedanckht und vermeldt, daß wir unsere mitgesandten von Munster anhero
beschrieben, damit wir unß uber dieß sowohl, alß waß die Frantzosen sich
vermittelst der Mediatorum erklert haben werden, miteinander bereden,
auch dieienige, welche sonst darbey interessirt, vernehmen mögen. Seyen
ietzgedachter unser mitabgesandter morgen abendt alhie gewertig, wolten
das werckh alßbald in weiter deliberation ziehen, auch unß mit dem ehisten
gegen beederseits cronen abgesandten mit unserer weiteren gegenerklerung
dergestalt vernehmen lassen, daß sy verspüren solten, daß man dieserseits
nichts anders alß ein billichen und erbaren friden verlange und zu schlies-
sen begere.
Wabey Ewer Kayserliche Mayestät ich unangedeutet nit lassen kan, das, alß
die Churbrandenburgische vernohmen, daß diese conferentz ihren fortgang
erreichen solte, dieselbige zu denen Churmayntzischen geschickht unnd
ihnen sagen lassen, daß sy auch darbey sein wolten. Solten dahero die
Churmayntzische zu mir schickhen unnd sich erkundigen, wan solche con-
ferentz vorgehen würde, damit sy auch darbey erscheinen köndten, welches
mir dieselbe also andeuten lassen. Ich hab die Churmayntzische hinwider-
umb beschieden, daß wir diese conferentz mit denen Schweden allein zu
halten und waß darbey geredt und gehandlet würde, durch unsere beeder-
seits habende legationssecretarios prothocolliren zu lassen veranlast hetten,
wie beyligendes prothocoll in unserm gesambten schreiben, vide 11. huius ,
vermag. Wolten aber nit underlassen, ihnen, den Churmayntzischen und
Brandenburgischen, darvon verläßliche communication zu thuen.
Wir wollen nun zu ankunfft unserer collegarum von Munster das werkh
haubtsachlich beratschlagen, unser allergehorsamistes guetachten Ewer
Kayserlichen Mayestät ehist uberschickhen unnd in denen punctis, da wir
ehe schon resolution haben, nach gestalt des wercks interim fortfahren.
PS Bey dem puncto reductionis amnistiae biß auff anno 1618 habe ich den
Schwedischen gesandten under anderen motiven auch zu verstehen geben,
wan ia die cronen so starckh darauff bestehen wolten, daß an seithen Ewer
Kayserlichen Mayestät und des Reichs alles in den standt, wie es anno 1618
gewesen, reducirt werden müeste, daß auch an seithen der cronen ebener
gestalt alles unnd iedes in selbigen standt gesetzt, die eingenommene platze
restituirt unnd die wider das Reich gemachte foedera cassirt und aufgehebt
werden muesten. Warauff sy nichts geantworttet.