Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
82. Trauttmansdorff an Ferdinand III Osnabrück 1646 Januar 7
Osnabrück 1646 Januar 7
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 50b fol. 5–5’, 8 = Druckvorlage-Kopie: Ebenda Fasz.
50b fol. 6–7 – Konzept: TA, Ka. 124 fol. 39–40’.
Neigung Friedrich Heinrichs zum Frieden mit Spanien.
Alß ich mich zu Cöllen ein tag oder etlich aufgehalten , hat mir der von
Blumenthal under andern gesagt, wie das der prinz von Oranien
absonderlichen mann aldort habe, welcher auf der staden von Hollandt
residentens Billerbeck
ben negotiirt wirdt, solches seinen herrn hinwiederumb in geheimb avisire
und berichte.
Dieser nun hat sich in werender meiner newlichen anwesenheit alda zu
Cöllen bey gedachtem Blumenthal angeben und mir durch denselben insi-
nuiren lassen, es hetten die Spanische ministri zu underschiedtlich mahlen
bey seinem herrn, dem prinzen von Oranien, ein und andern anwurff und
offerta entweder zum frieden oder einem treves thuen lassen, daß werck
aber an sich selbst niemahls recht incaminirt, noch expresse begert, was er,
der prinz, hiebey operiren soll.
Nun seye sein herr zum frieden nicht ungeneigt gewesen, wie noch, wan
mans nur am rechten orth und also angegriffen hette, daß solches nit zu
fruhe oder alßbaldt offenbar und kundtbar gemacht und er dardurch von
seiner gueten intention abgehalten worden were. Welches er mir in ver-
trawen eröffnen wolte, ob ich mich vielleicht dieser gelegenheit bedienen
oder dißfahls gehöriger orthen erinnerung thuen wolte.
Ob nun wohl dieß eine sach, die meiner commission directe nicht anhengig,
so hab ich doch die an handt gegebene apertura nicht außschlagen wollen,
und damit man des prinzen intention aigentlich vernehmen möge, ihme,
dem bestelten, sagen lassen, das mir diese seine vertrewliche eröffnung lieb
zu vernehmen seye; und wan man nur wissen möchte, ob er noch der mai-
nung und auf waß waiß derselb darvor halte, das das werck anzugreiffen,
das es dieserseits an gebürender gegenbezaigung nit mangelen werde.
Hierauff schreibt mir der von Blumenthal under dato Cölln, den 26. De-
cembris 1645 , es habe sich obgedachter mann bey ihme wiederumb ange-
meldt und ihme folgenden bericht zuegebracht. Sein principal were erbie-
tig , zur handt zu gehen, wan er nur erst aigentlich wissen möchte, waß man
von ihme begern wurde, mit anzeig, daß zween weeg weren: 1. Alß zu ope-
riren mit Franckreich und dem hauß Österreich oder 2. zwischen Hollandt
und Österreich. Zu beeden möchte man iezo die gemüetter mehr alß vor
diesem inclinirt befinden, und daß auß diesen ursachen, weilln Portugal so
verratherisch die ihrige auß Brasil getrieben und des ganzen landes ausser
vier kleinen pläze sich bemechtigt hette, welche ihrer sorg nach, ehe und
zuvor eine armada dahin geschickt werde, auch wohl möchten verloren
sein. So weren sy entschlossen, eine grosse macht dahin zu schicken, welches
sy sicherer, wan sie hier frieden oder tresves hetten, wurden thuen können.
Sy weren resolvirt, sowohl in Portugal selbst alß in Brasilien volck zu
schicken. 2. So weren viel leuth, welche vor diesem nit gemeint, noch ge-
glaubet hetten, daß Spanien so baldt werde herunter gebracht, noch der
Franzoß seine macht in so kurzer zeit so weit extendiren werde. 3. So
lieffen des königs in Engellandt sachen sehr übel, welchem aber alßdan,
wan Franckreich friedt mit dem Reich und hauß Osterreich hette, sein prin-
cipal so viel besser gnugsame assistenz bey andern königen suchen könte. Es
müeste aber die sach, wan etwas drauß werden solte, viel anders angefan-
gen werden, alß wie die ministri zu Brüssel theten. Da der marchese Castel
Rodrigo
Don Manuel de Moura y Cortereal, marqués de Castel Rodrigo (gest. 1652), von 1641–
1644 spanischer Botschafter beim K., Oktober 1644–Oktober 1647 Statthalter der
spanischen Niederlande. Auf Befehl Philipps IV. hatten die span. Gesandten in Münster
zu allen Entscheidungen seine Zustimmung einzuholen. Vgl. BNB XV Sp. 318–319.
pal offentlich geschickt hette, welcher umb alle gelosia bey Franckreich
zu verhüetten, dem monsieur de la Strade
den . Also müeste dieses durch ein einzige capable person tanquam aliud
agendo angebracht und recht angezeigt werden, was man begerte und da-
gegen zu thuen gemeint were, warüber er ferner antwort erwarten wolte.
Nun hab ich biß dato weder den Spanischen ministris zu Münster noch
auch zu Brüssel hiervon einige nachricht gegeben, noch auch mich ohne ge-
messenen Kayserlichen bevelch der sachen weder viel noch wenig annem-
ben , sondern Ewer Kayserliche Majestät zu dero weiterm allergenedigsten
nachdencken hiervon gehorsamisten bericht erstatten und deroselben bene-
bens anheimb stellen wollen, ob sy etwa dorten dem duca di Terranuova
darvon parte geben lassen wolten. Dem conte Pegnaranda will ich in zuver-
lässiger geheimb ein und anders communiciren, ob und wieweit derselbe
sich des wercks bey ieziger erwartender ankunfft der Hollendischen ge-
sandten zu Munster, so aber die resolutiones von denen Generalstaden im
Haag, wo der prinz praesidirt, einholen müessen, bedienen möchte.