Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
35. Trauttmansdorff an Ferdinand III Osnabrück 1645 Dezember 17
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Osnabrück 1645 Dezember 17
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 49a, Konv. B, fol. 50–51; praes. 1646 Januar 1 = Druck-
vorlage – Kopie: Ebenda Fasz. 92 VII fol. 56–57’.
Geleitbriefe für die Mediatstände. Vollmachten. Verhandlungsmodus.
Ich bin am 15. Dezember in Osnabrück angekommen und am gleichen Tag
von den Schweden empfangen worden. Am 17. haben die Schweden mich
besucht. Dabei haben sie die Gelegenheit von ihrer Satisfaktion zu handeln
nicht ergriffen, dafür aber wegen der Vergleitung der Mediatstände ver-
meldet , man hette hiervon so grosses wesen gemacht und ein gantzes jahr
umbsonst verzert, alß wan sy, die Schwedischen, alle mediatständt ver-
gleittet haben wolten, da ihnen doch ein solches nie in sinn kommen, son-
dern auf dißmahl nur fur die stätte Stralsundt
leicht kunfftig fur ein und andern officier oder obristen, welcher bey ihnen
und dieser handlung zu thuen, und damit ihme nit etwa von unsern par-
theyen underwegs der halß entzweygeschlagen würde, die salvi conductus
begert worden, welche man ihnen vigore praeliminaris tractatus zu geben
schuldig seye. Ich antwortete, daß, wie man de iustitia belli zu disputiren
vor unrathsamb gehalten, also seye auch in diesem punct unnoth zu disputi-
ren , ob man ihnen dergleichen glaidtsbrieff in vim praeliminaris conclusi zu
ertheilen verbunden sey oder nit, sondern damit mehrgemelte Schwedische
gesandten sehen theten, daß man sich auch disorths nit auffzuhalten begere,
so wolte ich ihnen solche verlangte glaidtsbrieff hiemit verwilligt haben.
Hierauff haben sy meiner vollmacht, an der sy zwar nit zweiffelten, ge-
dacht . Hab ich mich erbotten, ihnen die meinige morgen zum ersehen zue-
kommen zu lassen. Sy, die Schwedische, aber bekenten, daß sy zwar kein
andere hetten, alß die sy bißhero exhibirt und in krafft deren sy tractiren
konten, wolten aber noch morgen, da man einer andern vollmacht (obwohl
die ietzige in optima forma seye, und die königin bey antrettung ihrer
regierung
munder biß dahin gehandlet, ratificirt) nach der königin vogtbarkeit von-
nöthen zu sein erachten solte, umb ein andere in Schweden schreiben. Ich
hab geantwortet, man könne wohl auff die vorige forthandlen, umb kein
zeit zu verlieren, aber sy könten doch umb ein andere auch schreiben,
weilen in sonderheit die ratificatio, so die königin bey antrettung der regie-
rung gethan, sich mehrers auf die praeterita alß futura verstehe. Von die-
sem seint wir auff den modum tractandi kommen, ob man schrifftlich oder
mundtlich, durch secretarios oder sonst durch eines anderen fursten
ministrum oder auf ein andere weiß tractiren solte. Warauff sy sich beden-
ckhen und mit mir sich darüber in einem tag oder zween vernehmen und
vergleichen wolten. Im ubrigen haben sy sogar mit einem eintzigen worth
hiebey nicht gedacht, daß sy coniunctim und zugleich unnd nicht ohne die
Frantzosen tractiren wolten. Morgen werde ich ihnen, Schwedischen ge-
sandten , die visitam restituiren unnd waß mehrers bey negster ordinari be-
richten können .