Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
27. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1645 Dezember 13

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Trauttmansdorff an Ferdinand III.


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Münster 1645 Dezember 13

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Konzept: TA, Ka. 109 unfol.

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Neue Ansicht Bayerns über die Verhandlungstaktik. Pfalzfrage. Marburgische Sukzes-
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sionssache .

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Neben nr. 25 will ich berichten, waß massen ihre churfürstliche durch-
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laucht ihre vor diesem gehabten opinion und mainung, das man nemblich
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ehender zum frieden kommen und es den tractaten am vortraglichsten sein
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wurde, wan man sich in puncto satisfactionis gegen denen frembden cronen
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beyzeiten heraußlassen und erkleren thete, in so weit geändert und hirin
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mit Eur Kayserlichen Mayestät einig worden seint, daß sy anniezo darvor-
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halten , es werde den frieden mehreres befürdern, wan Eur Kayserliche
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Mayestät zwar die handtlung mit den cronen mit beyseits- sondern fort-
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sezen , vor allem aber dahin sehen lassen, wie man sich mit den ständen des
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Reichs vergleichen und dieselbe mit dem oberhaubt widerumb vereinigen
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möge. Inmassen sy, die gesandten, dan auch ihres orths hierzue zu cooperi-
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ren bevelcht und erbietig weren; mit dem weiteren ersuchen, daß ich ihrer
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churfürstlichen durchlaucht interesse in vorgerürter Pfalzischen sach in
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puncto octavi electoratus bey den ständen bester gestalt eingedenck sein
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wolte.

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Nun hab ich in ersehung der iezt angeregten achten electorats halber mir
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zuegestelten schrifftlichen erinnerung

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Vgl. nr. 25 Beilage B.
dem werck weiter nachgedacht und
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befunden, daß in denen vor disem der alternation halber in consideration
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kommenen gradibus wegen der Maximilianischen lini, wie in denen ersten 3
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blätern der churbayrischen erinnerung ia mit mehrerem zu sehen, gar zu
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kurz abgebrochen und alle drey gradus zugleich und auff einmahl gleich-
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samb verworffen werden

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Trauttmansdorff spielt hier wahrscheinlich auf die unter dänischer und kftl. Vermitt-
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lung geführten bay.-pfälzischen Ausgleichsverhandlungen von 1641/42 an. Vgl.
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B. P. v. Chemnitz IV, 1 S. 88–90, IV, 2 S. 20–23 und S. 71–73.
; dannenhero ich heüdt vormittag umb 8 uhr die
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Churbayrische gesandten zu mir erfordert und denselben vorgehalten, obs
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nit ein weeg und ihrer churfürstlichen durchlaucht annemblicher, wan
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mans dahin richten könte, das ohne einzige alternation die churwurde bey
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ihro und ihrer Maximillanischen lini allein verpleiben thete, und so lang
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dieselbe in esse sein werden, die Heidelbergische darvon ganz und zumah-
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len von der chur ausgeschlossen bliebe, nach endung dieser lini erst die

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Albertische posteritet

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Gemeint sind wohl die Nachfahren von Kf. Maximilians Bruder Albrecht VI. (1584–
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1666). Vgl. W. K. v. Isenburg I Tafel 28.
mit der Heydelbergischen alternirte. Zumahlen ich
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meines orths darvor halten wolte, daß es nit allein der catholischen religion
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besser und vorträglicher, sondern auch für dero hauß viel sicherer und ihr
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churfürstliche durchlaucht auf diese weiß in ihren rechten viel mehreres
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consolidirt und bestettiget wurden, alß wan der gulden bull zuwider durch
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den octavum electoratum ein Calvinischer churfürst

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Mit dem Übergang der Pfalz auf die Linie Pfalz-Simmern 1559 unter Friedrich III.
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vollzog sich der Übergang zum Kalvinismus. Nach einem kurzen lutherischen
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Zwischenspiel kehrte die Pfalz unter dem Kurverweser (1583–1592) Johann Kasimir
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von Pfalz-Lautern endgültig zum Kalvinismus zurück. Vgl. Territorien-Ploetz I S.
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247f.
und antagonista des
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hauses Bayrn ins churfürstliche collegium gleich iezo wieder auff und an-
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genommen werden solte. Welchen vorschlag ermelte gesandten ihnen nicht
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mißfallen lassen und mich ersucht, bey den ständen dißfahls rem so lang
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integram zu erhalten, biß sy daß werck (so sy noch heudt thuen wolten)
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ihrem gnedigsten herrn überschicken und sich darüber weiteren beschaidts
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und bevelchs erholtt hetten, welches ich ihnen also zu thun versprochen.

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Gestern habe ich Rosenhane besucht. Er hat, alß ich gegen ihne vermeldt, sy
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wurden ia dises negotium, die Pfalzische praetension, so bißhero in extremis
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hanget, nicht foviren, geantwortet, daß sy, die Schweden, es der Oberen
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Pfalz

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Die kurpfälzische Oberpfalz war Kf. Maximilian I. im April 1623 zur Nutznießung
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überlassen worden. In dem am 22. Februar 1628 zwischen Kurfürst und Kaiser in
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München geschlossenem Vertrag war unter anderem vereinbart worden, daß Kf. Maxi-
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milian auf die auf 13 Millionen Gulden veranschlagten ksl. Kriegsschulden, die von der
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bay. Unterstützung im Kampf gegen Pfalzgraf Friedrich V. herrührten, für die Über-
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tragung der Oberpfalz und der rechtsrheinischen Teile der Unterpfalz verzichten werde.
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Sollten die pfälzischen Gebiete nicht für Bayern zu erhalten sein und der Kaiser seine
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Kriegsschuld nicht begleichen können, mußte er an Bayern Oberösterreich abtreten. Vgl.
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M. Ritter III S. 189f. und S. 374 und K. Ruppert , Ksl. Politik S. 132f.
und auch der chur halben nicht ad extrema kommen lassen wurden.

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Im übrigen seint heudt vormittag auch die Hessen Casselische abgeordneten
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bey mir gewesen. Die haben neben den gewönlichen complimenten, erstlich
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ihrer frawen, der Landtgravin, friedensbegirdt gar hoch contestirt und
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zugleich wieder die Marpurgische decision und transaction underschiedt-
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liche beschwernüssen angebracht, das man Hessen Casselischer seits mit
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gewaldt dazue gezwungen worden, item daß der vatter den söhnen ihr
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recht nit nehmen können und daß sy sich dieser ursachen an die frembde
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cronen hencken müessen; haben sich sonst zu aller devotion und waß zu
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befürderung des friedens gereichen wurde können, erbotten.

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