Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
14. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1645 Dezember 7
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Münster 1645 Dezember 7
Konzept: TA, Ka. 111 unfol.
Vorläufige Zurückhaltung bei der Verfolgung des böhmisch-kaiserlichen Interesses an der
achten Kur.
Hinweis auf nr. 4. Nun hab ich der sachen seithero alles fleisses nachgedacht
und befunden, das die mir copeylich beigeschlossene instruction
puncten haubtsachlich beruchet. Erstlich, daß sich Ewr Kayserliche Maye-
stät deputirte königliche gewaldthabere bey denen Churmainzischen aber
auch gestalten sachen nach dem gesambten churfürstlichen collegio anzu-
geben mit dem ersuchen, wan etwas bey iezigen tractaten proponirt werden
wolte, welches die hergebrachte verfassung des churfürstlichen collegii
oder sonsten der gesambten churfürstlichen standt-, chur- oder wahlrecht
berüren möchte, man sy dessen zeitlichen erinnern wolte, damit sy iemandt
dahin deputiren und daß gemaine interesse der churfürstlichen würdewahl-
und anderer gerechtigkeit betrachten helffen köndten. Dan fürs andere,
wan die sonst von den reichssessionibus et votis außgeschlossene ständt zu
den friedenstractaten zuegelassen wurden, daß ermelte Ewr Kayserliche
Mayestät königliche gewaldtragere sich ebenfahls bei Churmainz oder
auch dem churfürstlichen collegio selbst, wegen dero königreichs Böhmb
und dessen incorporirten landen die admission praetendiren solten. Soviel
nun den ersten passum betrifft und damit Ewer Kayserliche Mayestät ich
dießfahls meine unvorgreifliche gedancken umb so viel besser eröffnen
möchte, hab ich nit underlassen für mich mit denen Churmainzischen ge-
sandten alhie auß diesem werck zu reden und so viel vernohmen, daß an
seiten des herrn churfürstens in Bayern der octavus electoratus gleichsamb
für richtig gehalten werden wolle. Sy werden aber ihrem gnedigsten herrn
hierunter zuschreiben und erwarten, waß ihr churfürstliche gnaden ihnen
dißfahls bevehlen werden. Sonst haben die Churbayerische sich so weit
erklert, daß sy ihres orths Ewer Kayserliche Mayestät hierin nit zuwieder
sein wollen. Nachdem aber Ewer Kayserliche Mayestät intention noch zur
zeit nit ist, dise materiam in tractat kommen zu lassen, so wolte ich der
gehorsamisten mainung sein, das auch biß dahin unnötig sein werde,
iemandten diß orths zu deputiren. Zu welchem endt ich dan die mir an den
graven von Wolckenstein und Dr. Richtersperger uberschickte schrifftliche
instruction biß auff Ewer Kayserliche Majestät allergnedigste weitere ver-
ordtnung ein- und zuruck und darvor halten wolle, wan ie dieses werck in
die handtlung kommen und alßdan die notturfft erfordern solte, von Ewer
Kayserlichen Mayestät alß königs in Böhmb wegen iemandten zu deputi-
ren , der dits orths den königlichen gwaldtrager vertretten und ihr hiebey
versirendes interesse beobachten thete, daß hierzue vielmehr ein eingebore-
ner des königreichs gebraucht und weillen Ewer Majestät designirter reichs-
hoffrath graf Ferdinandt von Waldstein
befindet, demselben in eventum dise commission aufgetragen, und ihme ein
rechtsgelehrter der dißfahls die notturfft handtlen thete, zue- und beyge-
ordtnet werden möchte. Deme ich dan auch meines orths assistiren und die
auff ihne und seinen zuegeordtneten gerichtete und mir 〈zugesende〉 cre-
dentiales und instruction
handen geben und ihnen zuestellen werde.
Daß man aber fürs andere wegen admission Ewer Kayserlichen Mayestät
alß königs in Böhmb ab exemplo exclusorum argumentiren und wan die-
ienige ständt, welche sonst ordinarie bey den reichsversamblungen kein ses-
sion und stimm haben, underm vorwandt des bey iezigen tractaten fürgehen-
den allgemeinen interesse zu denen tractaten zuegelassen werden solten,
nicht weniger wegen vorberürten deme königreichs Böhmb und dessen in-
corporirten landen die admission praetendiren solte, wurde uns daß exem-
pel mit Magdenburg nit helffen, zumahln bekandt, das wan der inhaber
catholisch were, derselb wie seine antecessores catholici von der session und
stimm nit außgeschlossen werden könte. Da hingegen Ewer Kayserliche
Majestät bekandt, waß für difficulteten und contradictiones bißhero
einem könig in Böhmb (er sey catholisch oder anderer religion) von dem
churfürstlichen collegio, wan man ausserhalb der wahl eines Römischen
königs oder kaisers sich bey andern collegialversamblungen angemeldt und
in denen reichsgeschefften die session und stimm praetendirt hat, movirt
worden; daß ich also nit unzeitig besorge, man werde bey iezigen tractaten
eben die vorige oppositiones zu gewarten haben. Und dahero vor rathsamer
halten wolte, mit dieser praetension noch zur zeit in etwas und biß man
weiß, wohin die churfürstliche der admission halber aigentlich incliniren,
einzuhalten.
Ich werde aber alles daßienige, waß Ewer Kayserliche Majestät hierin
ferner allergnedigst bevehlen werden, eüsseristen fleisses beobachten.