Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
286. Trauttmansdorff, Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1646 August 6
Münster 1646 August 6
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 52a fol. 93–93’, 98–98’, praes. 1646 August 18 = Druckvorlage –
Kopie: KHA A 4 nr. 1628/40 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 X nr. 1379 fol. 80–81’.
Beratungen der protestantischen Reichsstände über die Religionsgravamina. Ermahnung der pro-
testantischen Gesandten wegen Einmischung in die Frage der Religionsausübung in den kaiserli-
chen Erblanden und der Militärsatisfaktion. Stellung von Kurfürsten- und Fürstenrat zur Abtre-
tung Pommerns an Schweden.
In nr. 285 haben wir andeütung gethan, das wir vernemmen, die protestie-
rende mit ihren consultationibus in puncto gravaminum alhie und zu Oßna-
brugg nunmehr aufkommen und willens sein sollen, sich negster tagen in
loco intermedio zuesamenzuthuen und, waßgestalt ire gegenerclärung zu ver-
fassen sein möchte, miteinander zu vergleichen, darzue wir sie dann auch
mehrers anvermahnen wolten.
Seitemaln wir dann berichtet worden, wohin ihre conclusa ein und andern
orts außlauffen wolten und das sie noch fast auf etlichen unzueläsßlichen po-
stulatis , sonderlich aber wegen einfüehrung des Lutherischen religionsexerci-
tii in Eur Kayserlicher Mayestät erblanden, auch freystellung der undertha-
nen in dennselben und anderen der catholischen chur-, fürsten und ständen
landen beharren sollen, so haben wir aus derselben mitel den Braunschweig,
Württenberg und Nürnbergischen gesandten vor uns erfordert und inen das-
ihenige vorgehalten, was beykommende continuatio prothocolli mit mehrerm
außweisen thut, darbey wir dann auch anzuhencken notwendig befunden,
wessen sich die Schweedischen plenipotentiarii gegen unser collegis unlengst
in puncto satisfactionis militiae verlauten lassen, das nemblich die protestie-
rende der ursachen darmit gern concurrieren wurden, weil die Schweedische
armada in deroselben diensten, aydt und pflichten noch heütigen tags begrif-
fen wer, umb zu vernemmen, was es vor einen verstandt mit dissem biß anher
niemaln auf die baan gebrachten anzug haben solt. Stehet also zu erwarten,
was auf ein und anders vor eine antwortt ausfallen werde.
Sodann sollen wir auch gehorsamist zu berichten nit undterlassen, das die
Churbrandenburgische abgesandten bey dem Churmainzischen directorio
wie auch bey anderen churfürstlichen gesandten ansuechens gethan, weil
denn Schweeden loco satisfactionis das herzogthumb Pommern zu überlassen
anerbotten worden sein solle, dessen sich aber ir gnädigster herr nit wenig
beschwert finden thet, jedoch dem gemainen weesen zum besten und umb
fridens willen nit ungenaigt wer, wann die sach zu einem billichen könte ge-
bracht werden, in etwas daran nachzusechen und gegen anderwertiger re-
compensation der cron Schweeden zu überlassen, mit begeren, es wolten sich
gemaine ständ der sachen annemmen und bey denn Schweeden einkommen,
ob sie doch von irer praetension über das ganze herzogthumb abgelaitet wer-
den möchten.
Darüber ist nun im churfürstlichen collegio negstverwichnen sambstags rath
gehalten und geschlossen worden , das zwar vorderist von disem begeren mit
uns zu conferieren, benebens aber dem beschechenen ansuechen stattzuthuen,
iedoch dergestalt: Erstens, weil vorkommen, das dergleichen intervention
oder recommendation bereits durch einen ausschuß von denn protestieren-
den zu Oßnabrugg vorgangen sein solle, das man erkundigung einziechen
soll, wie es damit abgeloffen. Zum andern, das man vor allen dingen daran
seye, das durch beylegung der religionsgravaminum die vereinigung der stän-
den befördert, consequenter auf iungst inen zuegestelten entlichen composi-
tionsvorschlag erwartet werden solle, nit zweiflende, wann die vereinigung
erfolgt, die deputation oder intervention der ständen bei denn Schweeden
mehrer crafft und würckhung haben werde.
Heütigen tags ist von diser materi auch im fürstenrath gehandlet, aber sovil
wir vernemmen, dem churfürstlichen concluso zuwider, durch etlicher catho-
lischen unzeitigen eifer die maiora dahin gestelt worden, das man solche de-
putation denen Churbrandenburgischen zue gueten, unerwartet der protestie-
renden entlichen gegenerclärung, eheist zu werckh sezen soll. Waß nun hin-
der diser variation, da die protestierenden bey reassumption der gravaminum
allerseits darauf getrungen, das man den punctum satisfactionis weiter nit,
dann erst nach erlädigung der gravaminum widerumb vornemmen solte, und
aniezt mit Brandenburg das widerspihl practiciert haben wollen, stecken
thue, würdt sich unverlengt entdecken.
Wir werden erwartten, waß die ständt dessentwegen an uns bringen möchten
und alßdann die gebürende erinnerung entgegenzuthuen, auch Eur Kayser-
licher Majestät ferrern gehorsamisten bericht zu erstatten nit underlassen.