Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
258. Trauttmansdorff, Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1646 Juli 13
–/ 258 /–
Münster 1646 Juli 13
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 52a fol. 44–46’, praes. 1646 Juli 22 = Druckvorlage – Konzept:
ebenda Fasz. 92 IX nr. 1336 fol. 413–414’.
Vortrag Oxenstiernas, Katalog französischer und schwedischer Forderungen. Französische Vor-
sprache bei Mediatoren.
Nach ausfertigung unserer mitkommenden relation hat sich der Schweedi-
sche plenipotentiarius Oxenstern sambt demselben residenten zu uns verfüegt
und angezeigt, das er mit uns von denn fridenshandlungen sich in etwas zu
undterreden begerte, weil er die zeit seines alhieseins zwar ein- oder zwey-
mahl bei denn Franzosen gewest, aber erst gestern von solchen materiis mit
inen zu handlen gelegenheit gehabt. Er seinestheils hete zwar das im namen
irer Kayserlichen mayestät ime zue Oßnabrugg eingereichte instrumentum
pacis in solcher conferentz vor eine richtschnur halten und dargegen, was
ihresorts aufgesezt, conferieren wollen, aldieweiln er aber befunden, das der-
gleichen instrumentum alhie denn Franzosen von uns nit übergeben worden,
so heten sie unsere duplicam vor die handt nemmen und ihre conferenz dar-
nach regulieren müessen. Und brachte darauf underschidliche puncten vor,
als erstlich, das sie, Schweedische, und die Franzosen nochmalen vor eine
notdurfft befinden theten, das denn Portugesischen gesandten alhie ein freyer
pasß gegeben werde. Und da man sie als königliche gesandten zu titulieren
bedenckens, möchten solche pasß allein sine praedicato officii vor ihre privat-
personen ertheilt oder von uns die parola gegeben werden, das sie bei denn-
ihenigen pasßporten, so inen beeder cronen plenipotentiarii geben möchten,
geschuzt werden solten.
Zum andern solte don Edoardo von Portugall aus der Spanischen verhafftung
Eur Kayserlicher Mayestät widerumb consegniert werden, und diß weren sa-
chen , so zwar proprie zue unseren tractaten nit gehörig, aber dieselbe merck-
lich beförderen oder hinderen können.
Sodann uf die reichssachen zu kommen heten die Franzosen sowol als sie,
Schweeden, darfürgehalten, das einmal die amnistia ad annum 1618 reduciert
werden müeste. Liessen zwar geschechen, das andere particularsachen, so
man darunter nit begreiffen wolt, absönderlich tractiert wurden.
Zum anderen, was Eur Mayestät erblandt antreffe, köndte die cron Schwee-
den einmal nit billich finden, das denn evangelischen wider ire privilegia,
pacta und maiestetbrief das freye religionsexercitium verwehrt werden soll.
Wolte es post longam hac in re factam alterationem uns bestermassen recom-
mendiert haben.
Dritens in der Pfalzischen sach seche er wohl, das man dissorts ad extrema
gehe, hoffe, man solte sich doch der billicheit etwas mehers nächern. Ire mai-
nung wer dise: 1. Dem herzogen in Bayrn soll die chur ad dies vitae bleiben.
2. Nach seinem todt soll die Pfalzische lini succedieren und nach derselben
abgang, ungehindert das alßdann Pfalz Neüburg nächender wer, das chur-
w〈ü〉r〈de〉 uf Bayrn fallen. 3. Wann diss ie nit erhältlich, soll ein alterna-
tiva stabiliert werden und den anfang nach dess churfürsten in Bayrn todt in
persona pfalzgraf Carl Ludwigs gewinnen. 4. Die Oberpfalz soll restituiert
oder, ufs alleraüsserist, ein stück darvon dem churfürst in Bayrn an bezahlung
stat aigenthumblich in handts gelassen werden. 5. Was dess churfürsten von
Mainz praetension wegen der Bergstrasß anlangte, da were zwar nit zu laug-
nen , das die reluitio demselben gebürte, es were aber die loßung erst post
cladem Pragensem und zu der zeit geschechen, da der pfalzgraf fugitivus und
nit mehr bei seiner residenz gewesen, also vermeinten sie billich sein, das man
Pfalz vorderist völlig widereinsezen thue, alßdan möchte Churmainz bevor-
stehen , sich seines rechtens zu gebrauchen.
Der vierte principalpunct war die Baaden Durlachische sach. Die solle uf ei-
nen vergleich gerichtet, vorderist aber marggraf Fridrich
Friedrich V. Mgf. von Baden-Durlach (1594–1659), 1622 Mgf. 1633–1634 konnte er mit
schwed. Hilfe die Mgft. Baden-Baden in Besitz nehmen, wurde aber vom PF ausgeschlossen
( ADB VII, 457–460 ).
er selbige ante sententiam latam gehabt hete, restituiert werden.
Fünfftens beschwerdte sich Württenberg contra Osterreich, das man ime die
herrschafften Hochenstauffen, Achalm und Blaubeyrn nit restituieren wolt,
thete sich gleicher erbietung wie Pfalz gegen Mainz vernemmen lassen.
Zum segten clagten Nassau Saarbrückhen, daß sie noch zu keiner restitution
kommen, bei welchem pass auch vil andere Wetterauische grafen und herrn
Für die Zuordnung zu den Wetterauischen Gf.en vgl. Meiern I, 871 –874.
mit ihren particularstreittigkeiten einkommen theten.
Zum sibenden in dem articul „De iure statuum conservando“ were die clau-
sula „salvis“ etc. entweder gar außzulassen oder solche reservata Imperatoris
et electorum zu specificieren.
Achtens solle auch eine gewisse ordnung gesezt werden, wie man sich könff-
tig in qu[a]estione an vivente Imperatore rex Romanorum possit eligi zu hal-
ten .
Zum neünten müeste der Hessen Casßelischen satisfaction gedacht werden,
und das wir Kayserliche uf einer und sie, der beeden cronen plenipotentiarii,
uf der anderen seiten uns der sachen undterfangen theten, vielleicht der weeg
sein würde.
Zum zeehenden, was der cron Schweeden satisfaction anlangte, da blieben sie
bei vorigen postulatis.
Es heten aber auch die Franzosen wegen ihrer satisfaction mit inen geredt,
das sie nemblich dem hauß Österreich das Preyßgau, die 4 waldtstätt, die
landtvogtey Orttenau, statt Neüburg restituierten und noch darzue 3 million
livers in parem gelt zu bezalen erbietig weren. Hingegen solte man inen die
zeehen landtvogteystatt im Elsäss sambt Philipßburg überlassen. Ine, Oxen-
stirn , bedunckhte, das diss gar billiche erbiettungen weren, die man ia nit
solte ausschlagen.
Was entlich den punctum gravaminum und die von unß übergebene declara-
tion anlangte, da wolte er gern von puncten zu puncten mit uns weiter
darüber handlen.
Was nun bei einem und anderm puncten weiters angehengt, discurriert und
von uns repliciert worden, da wir uns dann sonderlich in terminis prioribus
gehalten, das hat aniezt wegen kürze der zeit nit alles verzeichnet und bei
diser expedition fortgeschickht werden könden, soll aber mit negstem ge-
schechen .
Er hat uns auch andeütung gethan, das die Franzosen bei denn mediatoren
mit gleichmäsßigen erclärungen einkommen und wir ein und anders von
dennselben mit mehrerm anzuhören haben wurden. Dargegen wir uns erbot-
ten , wann solches beschechen, morndrigen tags uns widerumb zu ime, Oxen-
stern , zu verfliegen und uns ferrers zu erclären.