Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
236. Trauttmansdorff an Kurz Münster 1646 Juli 3
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Münster 1646 Juli 3
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 50a Konv. B fol. 133–133’ = Druckvorlage – Konzept: TA
Ka. 115 Z 9 nr. 83 unfol.
Trotz möglichen Friedensschlusses zwischen Spanien und Generalstaaten schlechte Verhandlungs-
position gegenüber Frankreich ohne Waffenerfolge. Trauttmansdorff für Frieden mit Rákóczy.
Warten auf Erklärung der katholischen Reichsstände über die Religionsgravamina.
Auß meines herrn grafen schreiben vom 20. nechstabgewichenen monats Ju-
nii hab ich vernohmmen, wasmassen derselbe die Franzosen nicht verdenk-
ken thut, wan sie etliche sachen, die wieder ihr foedus lauffen, in pectore
wöllen behalten, und wan der treves mit Holland richtig, daß er alßdan dar-
furhalten will, das die andere frieden auch volgen werden, und waß mein herr
graff darbey weiter wegen execution deß Ungarischen friedens und woran
dieselbe hafftet, anreget, und fur ein quaestion ratione ordinis, ob der Kayser
diesen frieden ex sua parte unexequirt lassen solle, item ob der Ragozi schul-
dig seye, den anfang zu machen
Die Exekution des Linzer Friedens (vgl. [ nr. 109 Anm. 4 ] ) drohte u. a. wegen der Restitution
von Kirchen nicht weiter zu kommen ( Gooss , 785–789).
Waß nun die Franzosen und Schweden bißhero ihres foederis halben in pec-
tore gehalten und fur ein ernst zum frieden gehabt, weiset meine ahn ihr Kay-
serliche majestätt under heutigem dato abgehende relation mit mehrerem
auß, und bin ich mit meinem herrn grafen in deme ganz einig, daß wan der
friedt zwischen Spannien und Hollandt richtig (wie dan die Hollendische ge-
sandten selbst daran nit mehr zweifelen), das die cronen wieder ihren willen
wol zu andern gedancken werden schreiten muessen, wiewol die Franzosen
durch den ubergang Courtray
Vgl. [ nr. 234 Anm. 2 ] .
werden, biß man gegen ihnen durch die waffen einzigen vortheil erlangen
thue.
Wegen deß Ragozischen friedenß finde ich nit, warumb wier, wie mein herr
graff wol anregt, in Ungarn umb ein paar pfarrn martyrer werden solten, da
wier im Reich umb einen erzstifft kein krieg fuhren wollen, und will meines
ermessenß neben denen von meinem herrn grafen wolangefuhrten ursachen
die execution selbigen friedenß desto mehrers nöhtig sein, damit unß die cro-
nen den verzug dessen nicht vorwerffen und wegen execution unsers hiesigen
friedens desto mehrers verwahrt sein wollen, zu geschweigen, wan es mit die-
sen tractaten zu keinem schluß kommen wurde, waß sie nit fur imputationes
dieser der Ungarischen retardirter execution halben formiren undt ihrer Kay-
serlichen mayestät beymessen wurden.
Sonst underlassen wier nicht, das werck alhier wegen vergleichung der ständt
weiter anzugreiffen, inmassen die catholischen unß heut oder morgen ihre
erklerung zustellen werden , welchem nach wier sehen wollen, wie man uff
ein oder andern weeg auß der sachen kömmen können. Geldangelegenheiten.