Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
97. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1646 Oktober 30
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Münster 1646 Oktober 30
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 50b fol. 13–13’, 16, praes. 1646 November 15 = Druckvorlage –
Konzept: Klattau TA Ka. 15 Inv.nr. 391 fol. 177–178’.
Durchsetzung der kurmainzischen Ansprüche auf einige Ämter an der Bergstraße? Unnachgiebi-
ger französischer Widerstand zugunsten der Pfalz. Drohende Trennung des Mainzer Dom-
kapitels vom Kurfürsten und vom Kaiser. Abhilfe duch Landkauf für Pfalz?
Verweis auf das beiliegende Schreiben des Kf.en von Mainz
Kayserliche Majestät sich gnedigst versichert halten, eß weisens auch unsere
eingeschickte prothocolla
Noch in ihrer Erklärung vom [31. August 1646] betr. die frz. Satisfaktion ( ultima generalis
declaratio; Druck: Meiern , APW III S. 712–718 ) hatten die ksl. Ges. die Bergstraße von der
Restitution der Unterpfalz ausgenommen.
waß zu erhaltung ermelten landts der Bergstraß bey dem erzstifft Mäinz
immer hat dien- und ersprießlich sein wollen. Es haben aber die Französische
gesandten biß dahero, ungeachtet alles ahngewendten fleisses von den
mediatoribus selbsten, auch nur zu einem sequester ad manus tertii und etwa
deß Teutschmaisters
Mäinz und denen pfalzgrafen mit recht außfündig gemacht wurde, gar nicht,
geschweigen zu gänzlicher hinderlassung der Bergstrassen bewegt werden
können
deß friedens, wan man dieserseiths auf behaubtung derselben bestehen,
anderentheils aber, wan man solche zurucklassen wolte, ihrer churfürstlichen
gnaden offension und die in dero schreiben ahngetrohete mutatio consilio-
rum umbgangen werden könne, zumahln albereits und ehe man sich noch zu
gänzlicher zurucklassung der Bergstrassen erklert hat, wie ich berichtet
werde, das dumbcapitul ihrer churfürstlichen gnaden nicht einmahl, sondern
zum offteren vorgeworffen, waß sie dan darinnen hetten, das sy sich Ewer
Kayserlicher Majestät und dero hochlöblichem erzhauß zue dienst und lieb
nun zum dritten mal von landt und leuthen vertreiben lassen
darmit nichts anders alß die vollige desolation deß erzstiffts darmit gewon-
nen hetten. Solte man ihnen nun die Bergstrassen darzu vergeben, so ist wol
nicht unzeitig zu besorgen, das vorerwenthe mutatio consiliorum, zumahln
da sich die Franzosen ohnedaß erbotten, wan ihre churfürstliche gnaden oder
dero successorn ahm erzstifft in dem process contra pfaltzgraven der alßdan
ergangener urtheil nicht statt thun wolten, daß die cron Franckreich alßdan
die execution der urtheil selbst mit zu werck sezen und vollziehen helffen
wolte, bey dem erzstiefft also erfolgen und Ewer Kayserlicher Majestät
hochlöblichstes erzhauß den vornehmbsten churfursten, welcher es mit
demselben biß dahero so trewlich und bestendig gehalten, verliehren dörff-
ten , daß sich also diesohrts kein geringe difficultet ereüget.
Ich hab zwarn der sachen so weit nachgedacht, wan man in der nähe ein
stuck landts zu kauffen wuste, welches man fur die pfalzgraven ahnstatt
besagter Bergstrassen erhandtlen könte, das es [ ein ] weg sein möchte, aber es
findt sich auch diesohrts nichs. Ewer Kayserlicher Mayestät hab ichs gleich-
wol zu dero nachricht in underthenigkeit nicht pergen und deroselben
benebens anheimb stellen sollen, ob sy nit weniger dort dem werck nach-
dencken lassen wolten, was etwa hierin fur ein bequemes expediens zu finden
sein möchte.
Beilage
[1] Kf. Anselm Kasimir von Mainz an Trauttmansdorff, Frankfurt 1646 Oktober 17. Ausferti-
gung : TA Ka. 129 Dd 1 nr. 1 fol. 131–133 = Vorlage – Kopie: RK FrA Fasz. 50b fol.
14–15; RK FrA Fasz. 52a fol. 67–68’.
Die frz. Ges. bestehen weiterhin auf der Abtretung der kurmainzischen Ämter an der
Bergstraße, um den Pfalzgrafen einen angemessenen Unterhalt zu beschaffen, da die
Oberpfalz bei dem bayerischen Kf.en bleibe. Doch haben diese Ämter nie zu den kurpfälzi-
schen Landen gehört. Außerdem sehe ich nicht ein, daß ich zugunsten Kurbayerns Nachteil
erleiden soll, denn Ferdinand II. hat meinem Vorgänger
Begründung, mit der er dem bayerischen Kf.en die Oberpfalz übergeben hat, den Pfandschil-
ling erlassen. Außerdem habe ich mich schon um des Friedens willen bereit erklärt, dennoch
den Pfalzgrafen den Pfandschilling bar zu bezahlen
Vgl. z. B. das spätere Angebot des kurmainzischen Ges. Krebs im Frühjahr 1647 ( Meiern ,
APW III S. 359 ).
Sollten meine Ansprüche nicht durchgesetzt werden, könnte ich das Vertrauen meines
Domkapitels verlieren. Daher bitte ich, sich für die Erhaltung meiner Länder und der dort
geübten Religion einzusetzen.