Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
94. Lamberg an Ferdinand III Osnabrück 1646 Oktober 29
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Lamberg an Ferdinand III.
Osnabrück 1646 Oktober 29
Eigh. Ausfertigung: RK FrA Fasz. 51a fol. 69–70’, praes. 1646 November 19 = Druckvorlage
– Kopie: RK FrA Fasz. 92 XI nr. 1501 fol. 8–9; Giessen 207 nr. 354 p. 1345–1349 (dat.
1646 Oktober 19).
De la Court: Militärische Situation in Bayern. Wolff von Todtenwart: Keine Einigung zwischen
den protestierenden Ständen in Münster und Osnabrück; ihre drei Vorbehalte gegen die
Herausgabe einer neuen Erklärung; schriftliche Bestätigung der kaiserlichen Vermittlungsvor-
schläge vom 12. Juli 1646 von seiten der katholischen Stände? Zurückhaltende Reaktion
Lambergs.
Am 26. Oktober 1646 bin ich mit Krane bei de la Court gewesen: Die Franzosen
wie auch die Schweden scheinen nach dem ksl. Erfolg vor Augsburg nicht an einer
militärischen Entscheidung in Bayern interessiert zu sein, denn dies würde die
Verhandlungen auf dem Westfälischen Friedenskongreß stören.
Der Darmstettische abgesander Wolff berichtet mich, das er unß zwahr
iüngsthin referirt, ob solten die Sachßen Altenburg- und Weimarische in loco
intermedio sich in allem, excepto puncto autonomiae, mit den Chursachßi-
schen völlig verglichen haben. Er habe aber hersider die gewiße nachricht
erlangt, das dieselbe sich nit vergleichen haben khönnen und re infecta
voneinandergangen. Hierauf fragte ich ihne, wan sich dermaleins die prote-
stierende auf iüngste von unß Kayserlichen gesanden zu Münster und hier
nomine catholicorum ihnen beschechne declaration vernemmen werden
laßen, an weme es doch erwinde, das sie ihr erkhlärung so lang zurukhalten.
Ille: Er wüsste die ursach dises verzugs selber nit. Es hetten die protestirende
in 14 tagen khaine consultation gehalten und habe das ansehen, ob wolten sie
ghar nit darauf antwortten. Das mißthrauen sey sehr groß. Sie suspicirten, es
möchte etwas anders hierunder verborgen ligen, und besorgten beinebens, da
sie sich auf dieiehnige von den Kayserlichen sub 12. Julii außgeantworttete
schrifft zu tractiren erklären wurden, es wurde ihnen dahin außgedeutet
werden wollen, ob hetten sie sich dadurch aller der andern in ihr vorigen
declaration gethanen und in der Kayserlichen gesanden schrifft außgelaßnen
vorschlägen genzlich begeben. So besorgten die protestirende auch inglei-
chen , wan sie sich erklären wurden, das sie auf die von den Kayserlichen
vorgeschlagne media tractiren wolten, es möchten die catholische abermahl,
wie alberait einmahl geschechen, widerumb zurukhgehen und dasiehnig, was
die Kayserlichen außgehendigt, retractiren wollen. Er wäre der unmaßgebi-
gen mainung, es solten die catholische sich schrifftlich erklären, das sie es bei
deniehnigen vorschlägen, welche die Kayserlichen den 12. Julii außgeant-
worttet , allerdings bewenden ließen und gewißen halber nit waitter gehen
khonden, damit die protestirende einmahl für alle mahl wißen mögen, woran
sie sein, nit zweiflend, es werden sich dieselbe sodan ehunder darauf
vernemmen laßen. Er habe solches wolmainend erinern wollen und habe kain
bedenkhen, daß ichs ihr excellenz herrn graven von Trautmanstorff über-
schribe . Ego: Es werde den protestirenden unbenohmen sein, nachdem sie
sich erklärt, bei hernachfolgender conferenz von deniehnigen vorschlägen,
welche in der Kayserlichen gesanden schrifft außgelaßen worden, erwehnung
zu thun. Im übrigen zweifflete ich, ob die catholische sich zu außhendigung
verrern schrifftlichen erklärung verstehen werden. Wolle aber von allem
disem wolgemeltem herrn graven von Trautmanstorff parte zu geben nit
underlaßen.