Acta Pacis Westphalicae : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 7: 1647 - 1648 / Andreas Hausmann
16. Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III Osnabrück 1647 November 28

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274/ 16 /–

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Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


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Osnabrück 1647 November 28

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Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 123–127’, praes. 1647 Dezember 9 = Druck-
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vorlage
– Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1888fol.
25
158–160.

[p. 38] [scan. 132]


1
Rechtfertigung der Ausführungen gegenüber den katholischen Reichsständen, Großteil der
2
katholischen Reichsstände mittlerweile in Osnabrück vertreten, Aussicht auf baldiges Ein-
3
treffen der kurkölnischen Gesandten.

4
Haltung der protestantischen Reichsstände betreffend den weiteren Verhandlungsmodus und
5
-inhalt. Abstimmung gemeinsamer Verhandlungsziele mit den katholischen Reichsständen;
6
grundsätzliche Zustimmung Kurmainz’ zum KEIPO4A und Kurtriers zu den Satisfaktions-
7
und Entschädigungsbestimmungen des KEIPO4A , Haltung Kurkölns noch unbekannt.
8
Künftig nur noch interne Kenntnisnahme der kursächsischen Verhandlungspositionen. Drän-
9
gen der protestantischen Reichsstände auf Beginn der Verhandlungen.

10
Auf die Weisung vom 13. November 1647 ( APW II A 6 Nr. 274): Tadel
11
wegen Androhung einer Einigung mit Protestanten und Schweden auf der
12
Grundlage des KEIPO4A gegenüber den katholischen Reichsständen.
13
Soviel aber ahnlangt, daß denen catholischen nit für Ewer Kayserlicher
14
Majestätt resolution

37
Gemeint ist die Weisung vom 14. Oktober 1647 (Text: APW II A 6 Nr. 249).
hette fürgebildet werden söllen, alß liesen sie es
15
allerdings bey demienigen, so noch in ahnwesenheit dero geheimen raths
16
unnd obristen hoffmeisters, des hoch- und wollgebornen herrn Maximilian
17
graffens zu Trautmanstorff, alß principalgevolmächtigten gesandtens mit
18
denen Schwedischen und protestirenden gehandtlet worden

38
KEIPO4A .
, verbleiben
19
etc., da ist nit ohne, daß wir, die Münsterische, darzu auß denen in selbiger
20
haubtresolution vom 14. Octobris enthaltenen wörtten umb soviel erwöh-
21
net

39
Wahrscheinlich von wähnen in der Bedeutung von „falsch annehmen“, d.h. hier im Sinne
40
von „zu der falschen Annahme verleitet worden“ (vgl. Grimm XXVII, 657).
worden, indeme darein gesetzt wirdt, daß, wan ihnen (denen Schwe-
22
den ) ein rechter ernst zum frieden seie, sie sich auff daßienige, waß obbe-
23
melter herr obristhoffmeister neben unß ihnen zurückgelaßen, gar woll ei-
24
nes endtlichen entschließen und dardurch weiter unschuldig christenblut-
25
vergießen und landtsverderben verhütten könten, wie Ewer Mayestätt dan
26
zu solchem ende auch

36
26 die catholische] Fehlt in der Kopie.
die catholische darzu erinnern laßen wolten.

27
Wir haben unß aber solchen anzugs allein darumb bedienet, weil wir
28
schon den vorbericht gehabt, daß sie in der einbildung steckten, es müste
29
vor reassumption der tractaten zu Oßnabrück vorderist die Kayserliche
30
resolution uber ihr vom 11. eiusdem uberschickte bedencken

41
Gemeint ist das erste kath. Ga. vom 7. Oktober 1647.
erwahrtet
31
werden, damit wir sie darvon desto leichter divertirn und zu ehender ab-
32
ordtnung nach Oßnabrück vermögen konten, gleichwoll hernach diese
33
vom 14. und vom 26. besagtes monats Octobris einglangte resolutiones

42
Text der Weisung vom 26. Oktober 1647: APW II A 6 Nr. 260.

34
zu benehmung aller ungleichen einbildung denen Churmayntzischen und
35
Cöllnischen laut unßerer darüber abgangener gehorsamsten relation

43
Nassau und Volmar an Ferdinand III., Münster 1647 November 8 (Text: APW II A 6 Nr.
44
272 ). Darin heißt es jedoch, daß Volmar die gen. Relationen nicht den Kurmainz- und
45
Kurkölnischen, sondern denen Churmainz- und Churth[r]ierischen canzleren […] commu-
46
niciert und vorgelesen habe. Beide Varianten sind denkbar.
her-

[p. 39] [scan. 133]


1
nach in originali vorgewiesen, auch mit diesem und mehrerm biß anhero
2
gebrauchtem fleiß soviel erhalten, daß nuhmehr außerhalb Churcöllen,
3
Österreich

28
Gemeint ist Goll.
, Burgundt

29
Ges. für Philipp IV. als Hg. von Burgund: Dr. iur. Peter von Weyms (1610–1650; z.T.
30
auch abweichende Angaben: vor 1600–1657), 1645–1648 Ges. für Burgund und die Abtei
31
St. Maximin zu Trier, im CC führte er meist das Votum für das Hst. Verdun; 1639–1644
32
Präsident des Provinzialrates zu Luxemburg ( Wolff , 211 Anm. 4; Lehsten II, 100). –
33
Lic. Johann Cuyermans (Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden), ab 1646 burgun-
34
discher Ges. , zuvor Berater der span. Gesandtschaft ( Bosbach , 14; Lehsten II, 25). Bio-
35
graphische Skizzen zu beiden: Rohrschneider , Frieden, 168ff
und Osnabrück

36
Zu den Ges. für das Hst. Osnabrück gehörten neben Wartenberg und Bischopinck auch
37
Domdechant Johann von Melschede ( Lehsten II, 60) und Dietrich Sieckmann ( Lebens-
38
daten konnten jeweils nicht ermittelt werden). Sieckmann vertrat auch das Hst. Verden
39
( APW [ III D 1, 349f ] ; Lehsten II, 84).
alle ubrige catholische deputati
4
sich alhier eingestelt haben. Und geruhen Ewer Kayserliche Mayestätt
5
auß seiner fürstlichen gnaden, des herrn bischoffs zu Oßnabrück, ahn
6
unß gestern einkommenen schreiben hiebey in abschrifft allergnädigst zu
7
vernehmen, waßgestalten er die bißher seines ortts erscheinte verweilung
8
entschuldigt unnd daneben unverlengt seine collegas hieher abzuordtnen
9
erbietig macht.

10
Demnach die handtlung ahn sich selbst betreffendt, da werden unßere
11
relationes vom 18. und 21. dießes mit mehrern zu erkennen geben, daß
12
dern protestirenden meinung nit seie, noch derzeit einige conferentz im-
13
mediate mit denen catholischen anzutretten, sondern alßdan erst, wan die
14
reassumption mit denen Schwedischen unverfänglich

41
„Ohne Wirkung“, „ohne Ergebnis“ ( Grimm XXV, 308).
sölte ablauffen.
15
Daher wir auch fast gefahrlich zu sein erachtet, einige anfrag zu thuen,
16
ob sie pure et simpliciter bey dem auffgesetztem proiect zu verbleiben
17
oder ob sie darvon in ein und andern zu weichen gedächten, sonderlich
18
weil wir auß allen ihrn discursen vermerckt, daß sie gleichsamb vor eine
19
richtige maximam halten wölten, waß ihrm erwöhnen

42
Von wähnen, hier im Sinne von „ihrer Meinung nach“ (vgl. Grimm XXVII, 652). Mög-
43
licherweise ist das Wort hier auch im Sinne von „falsch annehmen“ benutzt, also im Sinne
44
„ihrer falschen Meinung/Annahme nach“ ( ebenda , 657).
nach abgehandtlet
20
und vergliechen

45
Gemeint sind wahrscheinlich die von den Schweden und Protestanten als unstrittig erach-
46
teten Teile des *KEIPO4B* (s. Einleitung, LXVIII).
, daß müste auch also bleiben und allein uber ethlich
21
wenig außgesetzte puncten weiter gehandtlet und einige temperamenta
22
erfunden werden. Daher wir auch und damit sie in dieser opinion nit
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mehrers gestärckt würden, hingegen wie der catholischen interesse desto
24
mehrers zu beobachten, eine offene handt behalten mogten, in unßern
25
vortrag unß allein in terminis generalibus gehalten und einigen particular-
26
puncten nit berührn wöllen, warmit auch die catholische sehr woll con-
27
tent und zufrieden sein.

[p. 40] [scan. 134]


1
Und dieweil es dan nuhmehr ahn dem beruhet, daß dieserseits semel pro
2
semper et simul alles, warauff man endtlich zu verharrn gedenckt, zusa-
3
mengetragen werden soll, wie darvon in negstvorgehender unßer gehor-
4
samsten relation andeutung beschehen

22
Zu der entsprechenden Aufforderung durch die schwed. Ges. vgl. die Relation vom 25.
23
November 1647 ( [ Nr. 10 ] ).
, alß sein wir im werck, unß de-
5
rentwegen mit denen catholischen eines endtlichen zu vergleichen.

6
Der Churmayntzischer cantzler

24
Raigersperger.
hat unß zu solchem ende angezeigt, von
7
dem newerwöhlten herrn churfürsten

25
Schönborn war am 19. November 1647 zum Ebf. von Mainz gewählt worden (vgl. [ Nr. 9 ]
26
Anm. 5).
befehlicht zu sein, die besonder
8
interesse beyder seiner churfürstlichen gnaden ertz- und stiffter in obacht
9

20
9 zu halten] Im Konzept ze halten, und deren nichts begeben ze lassen.
zu halten, im ubrigem sölte ihme noch ferner befehlich zukommen. Ver-
10
spührte aber woll soviel, daß seine churfürstliche gnaden ahn beliebung
11
deßienigen, waß mit denen Schwedischen und protestirenden gehandlet

27
Wahrscheinlich KEIPO4A (s. Einleitung, LXVIII).
,
12
kein großes bedencken machen möchten, wie sie ihme dan befohlen, sich
13
immittels unßerm guttfinden zu conformirn.

14
Deßgleichen hat auch der Churtrierischer

28
Anethan.
zu verstehen gegeben, daß
15
sein gnädigster herr, wan ihme in

21
15 dennienigen] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage demienigen.
dennienigen von unß, den Münsteri-
16
schen , sub dato 12. dießs gehorsamst uberschriebenen puncten satisfac-
17
tion geschehe

29
Vgl. APW II A 6 Nr. 273. Dort werden als Forderungen Söterns genannt: die Anerken-
30
nung der kurtrierischen Ansprüche gegen das Haus Sayn-Wittgenstein auf die Hft.en
31
Freusburg und Vallendar (vgl. [ Nr. 29 Anm. 50 ] ); die Abweisung des Widerspruchs der
32
Stadt Speyer gegen das RHR -Urteil betr. Philippsburg (s.u.); die Herausgabe der beschlag-
33
nahmten Sötern’schen Vermögenswerte in Luxemburg (vgl. [ Nr. 22 Anm. 15 ] ); die Entfer-
34
nung von Art. 50 der Wahlkapitulation Ferdinands III., der den Hinweis auf die Abwe-
35
senheit Söterns bei der Ks.wahl enthielt (vgl. Abmeier , 96 Anm. 264). – Zum Streit zwi-
36
schen Sötern und der Stadt Speyer wegen Philippsburg: 1615 hatte Sötern die Stadt Uden-
37
heim gegen Widerstände benachbarter Rst. , u.a. der Stadt Speyer, zur Festung (ab 1623
38
Philippsburg genannt) ausgebaut, die jedoch 1618 von Unionstruppen geschleift wurde.
39
Nach dem Wiederaufbau der Festung 1622/23 klagte Sötern gegen Speyer auf Schadenser-
40
satz , der ihm 1627 vom RHR in Höhe von 100 000 Rt. zugesprochen wurde. Auf dem
41
WFK legte die Stadt Speyer gegen dieses Urteil Widerspruch ein (vgl. das Memorial der
42
Stadt Speyer die Demolition der Vestung Udenheim betr., s.l. dict. 1646 Oktober 28; Text:
43
Meiern III, 687 –691; zur Sache vgl. Musall , 42–45). Der Fall Udenheim wurde in der
44
Regelung des KEIPO4A über die Suspension und Revision der während des Krieges
45
ergangenen Urteile in weltlichen Sachen explizit genannt (Art. IV § „Sententiae“
46
KEIPO4A ; Text: Meiern IV, 564 dritter Absatz).
, so werden sein churfürstliche gnaden der meinung sein,
18
daß man es bey dem, waß in puncto satisfactionis coronarum et aequiva-
19
lentiarum vergliechen worden

47
Bezug auf den ksl.-frz. Vorvertrag über die frz. Satisfaktion vom 11./14. November 1647
48
und die Art. IX–XIV KEIPO4A .
, verbleiben laßen solle.

[p. 41] [scan. 135]


1
Ob nuhn Churcöllen dies orths eine absonderliche meinung führn werde,
2
stehet zu erwahrten, wollens iedoch auß deme, waß seine churfürstliche
3
durchllaucht in diesen materiis hievor mehrmahlen votirn laßen, nit ver-
4
muthen .

5
Waß dan Ewer Kayserliche Mayestätt unß wegen der Chursachßischen
6
schreiben und diarien zu beobachten allergnädigst anbefehlen, deme soll
7
gehorsamst nachgelebt, auch davon anderwerts, wie biß dato nit besche-
8
hen , alßkünfftig einige communicatio nit gethan werden.

9

20
9–19 Schließlichen – angezeigt] Fehlt im Konzept.
Schließlichen so sein abermahls heudt die Chursachßischen und Brande-
10
burg , auch fürstlich Sachßen Altenburg-

21
Sachsen-Altenburg wurde vertreten durch: Wolfgang Konrad von Thumbshirn (1604–
22
1667), 1645–1649 Ges. Sachsen-Altenburgs, führte ab Herbst 1647 für Sachsen-Altenburg
23
das Direktorium im CE (vgl. [ Nr. 86 Anm. 35 ] ); 1639 sachsen-altenburgischer Hof- und
24
Justizrat, 1643 Steuerdirektor ( Croxton / Tischer , 292f). – Dr. iur. August Carpzov
25
(1612–1683), 1645–1649 Ges. Sachsen-Altenburgs und Sachsen-Coburgs; 1645 sachsen-
26
altenburgischer Hof- und Justizrat ( Nicklas , 52f, 55).
, Weymar-

27
Sachsen-Weimar wurde vertreten durch: Dr. iur. Georg Achaz Heher (1601–1667), 1645–
28
1649 Ges. für Sachsen-Weimar, -Eisenach und -Gotha, vertrat seit April 1647 auch Anhalt
29
imFR Osnabrück; 1640 Regierungsrat in Sachsen-Gotha, 1644 comes palatinus ( APW [ III A 3/1 Nr. 2 Anm. 57 ] ; Lehsten II, 40f).
, Culenbach-

31
Johann Müller (1583–1648), 1645 Ges. des fränkischen Reichskreises, 1645–1648 Ges. für
32
Bg.-Kulmbach und Bg.-Ansbach; 1637 Wirklicher GR ( Lehsten II, 63). Müller verstarb
33
am 16. Januar 1648 in Osnabrück.
und
11
Braunschweig-Lüneburgischen

34
Die Ges. der Hg.e von Braunschweig-Lüneburg waren: Dr. iur. Heinrich Langenbeck
35
(1603–1669), 1644–1649 Ges. für Braunschweig-Lüneburg-Celle; 1635 Kanzlei- und Hof-
36
rat im Ft. Lüneburg(-Celle) ( Kaster / Steinwascher , 258f). – Dr. iur. Jakob Lampadius
37
(1593–1649), 1644–1649 Ges. Braunschweig-Lüneburg-Calenbergs; 1638 braunschweig-
38
calenbergischer Vizekanzler ( Kleinheyer / Schröder , 162ff; Pahlmann ) . – Dr. iur.
39
Chrysostomus Cöler (Köhler) (1607–1664), 1646 Ges. für Braunschweig-Wolfenbüttel;
40
1644 Hofrat ( Kaster / Steinwascher , 260f). – Dr. iur. Heinrich Schrader (1601–1672),
41
1646 Ges. für Braunschweig-Wolfenbütttel ( Lehsten II, 89f).
gesandten bey unß gewest und umb
12
reassumption der tractaten und beförderung der conferentzien angehal-
13
ten , denen wir inhalts unßer iüngsten gehorsamsten relation von dem ver-
14
lauff , wie es mit der mit denen königlich Schwedischen gesandten vor-
15
gehabten conferentz

42
Bezug auf die Konferenz mit Oxenstierna und Salvius am 25. November 1647 (vgl. [ Nr. 10 ] ).
abgelauffen, wie dieselbe das werck biß zu der
16
catholischen stände herzukumbst, damit mit dern belieben und zuthuen
17
auff einmahl über alle bey dem instrumento pacis noch vorhandene diffe-
18
rentias gehandelt werden mögte, außzustellen für gutt angesehen hetten,
19
also bey unß einige mora nit seie, angezeigt

44
Vgl. das Protokoll zu dieser Unterredung mit den Deputierten der prot. Rst. in APW [ III C 2/2, 910 Z. 31 – 912 Z. 9 ] .
.

[p. 42] [scan. 136]


1
Beilage [1] zu Nr. 16

2
Wartenberg an Lamberg, Krane und Volmar, Münster 1647 November 26, praes. 1647 No-
3
vember 27. Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 128–129.

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