Acta Pacis Westphalicae II A 8 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 8: Februar - Mai 1648 / Sebastian Schmitt
76. Volmar an Trauttmansdorff Osnabrück 1648 April 13
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Osnabrück 1648 April 13
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 116 Z 10 nr. 87 unfol.
Einigung Krebs’ sowie Meels und Vorburgs in einigen offenen Fragen mit den Gesandten
Sachsen-Altenburgs und Braunschweig-Lüneburgs; Proteste der kurkölnischen und kurtrie-
rischen Gesandten. Keine Einigung mit den schwedischen Bevollmächtigten in einer Kon-
ferenz mit den Kaiserlichen 1648 IV 11 über die Satisfaktion Hessen-Kassels; Zweifel am
Friedenswillen der schwedischen Gesandten. Verzögerung der Ratifizierung des spanisch-
niederländischen Friedensschlusses; Thronfolge in Dänemark; Unabhängigkeitsbestrebungen
in Norwegen. Kenntnis der schwedischen Gesandten von neuerlichem Bündnis des Kaisers
mit Kurbayern.
Verweis auf Nr. 72. Seither haben der Churmaintzische Dr. Mele und der
von Vorburg als auch der Churbayerische Dr. Krebs vermeint, die sachen
zu verbessern, sich mit denn Saxen Aldenburgischen und Braunschweigi-
schen zusamengethan und under sich die materias amnestiae et iurium
statuum ac commerciorum vorgenommen, auch, sovil an inen ist, mitein-
ander verglichen, darunder abermalen dem herrn churfürsten von Cöln
eins angeschmützt , daß nemblich daß hauß Pirmont denn grafen von
Waldekh in possessione bleiben, Cöln aber ad petitorium gewisen werden
solle. Deßgleichen solle der § „In Bohemia etc.“ wie im trukhten instru-
ment
Bezug auf Art. IV § „In Bohemia“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 563 vorletzter Abs.; vgl.
später Art. IV,55 IPO = § 44 IPM) betr. Gleichbehandlung der Anhänger Augsburgischer
Konfession in den ksl. Erblanden bei Zivilprozessen.
§ „Tandem omnes etc.“
Vgl. [ Nr. 49 Anm. 4 ] .
endtlich darzu kombt, dise gantze materiam, wie ir Kaiserlicher majestät
instruction außweiset
Laut ksl. Hauptinstruktion von 1647 XII 6 (vgl. [ Nr. 3 Anm. 1 ] ) war der § „In Bohemia“
im Anschluß an die übrigen Regelungen zu den ksl. Erblanden in Art. IV anzufügen, was
dann in KEIPO6 umgesetzt worden war (Text: Meiern IV, 956 letzter Abs.; vgl. später
Art. IV,52–55 IPO sowie §§ 41–44 IPM).
Bayerischen starkh verwisen und inen remonstrirt, daß inen dergleichen
ze thuen nit gebüre. Deßgleichen haben inen auch die Cölenischen und
Trierischen hart zugesprochen und wollen sich ebensowenig an ihre
handlung binden lassen. Also werden die stände durch dergleichen unbe-
dachtsame nebenhandlungen untereinander verwiklet und der friden
mehr gehindert als gefürdert.
Vorgestern, sambstags, waren die Schweden bei unß, und ob sie wol denn
protestierenden versprochen gehabt, daß sie die übrige amnestipuncten
mit unß abhandlen wolten, so haben sie doch dessen nie gedacht, sondern
die Casselische parerga de confirmatione privilegiorum etc. uff die baan
gebracht, warinnen sie schon ad nauseam unsere erclärung gehabt und
wol wissen, daß wir nit weiter gehen könden
Vgl. die Konferenz der ksl. mit den schwed. Ges. 1648 IV 11 (vgl. [ Nr. 75 mit Beilage [1]). ]
die zeit vergeblich durchzebringen, wie dann Oxenstirn zuletzt sagt, sie
hetten dem 1./11. Aprilis etwas zugeben müessen .
Wir haben gleichwol disen nachmittag die catholisch churfürstlichen
Hier handelte es sich um Raigersperger und Meel, Krebs, Anethan und Scherer sowie
Buschmann (vgl. APW [ III C 2/2, 1044 Z. 23–24) ] . – Zu dieser Kobferenz vgl. ebenda ,
[ 1043 Z. 27–1044 Z. 43. ]
unß beschiden, umb zu sehen, worauff man in obbedeütten materiis ent-
lich bestehen könde und wolle, damit bei nechster conferentz ein schluss
daran gemacht werde. Kan aber meinesortts einmal nit glauben, daß den
Schweden ernst sei, den friden entlich zu schliessen.
Mit dem Hollendischen würdt’s auch noch ein wochen sechs herumbge-
hen , ehe dann alles sein würkliche volnziehung erlanget .
Mir sagt der Lübeckische abgesandt Dr. Gloxenus
Dennemarkh sehr misslich stehe
Kg. Christian IV. von Dänemark war 1648 II 28/III 9 gestorben (vgl. auch [ Nr. 47). ]
tiam haben, sich auch dem voto ecclesiasticorum, so auff erwöhlung deß
herzogen zu Holstein, filium defuncti regis, tringen, nit bequemen wolle.
Deßgleichen werden in Nordwegen hin und wider schrifften auß-
gesprengt , daß man sich in libertatem setzen und kein könig mehr zulas-
sen , sondern under Schwedischer protection ein rem publicam fundirn
soll
nen königs vattern, Friderici II.
auffgestellten königlichen bildtnußen bluet geschwitzt haben, also daß
deme auß denn augen heüffig bluet herabgerunnen und, ob man’s wol
mit naß thüechlein abgewüscht, doch ieweils widerumb hernachgeflossen.
Auß disen und vilen andern prodigiis, die sich vor und nach deß königs
todt an der Elb, der Oostsee, in Dennemarkh und in Schweden zugetra-
gen , meniglich derenden grosse verenderungen besorgen thuet. Villeicht
laßt unser Herrgott dermalen auch dise septentrionalischen völkher ein-
ander in die haar kommen, damit wir im Teütschlandt etwas ruhe erlan-
gen und widerumb erschnauffen mögen.
Die Schweden geben abermalen vor, von einigen schreiben, so sub dato
24. Februarii zwischen ir Kaiserlicher majestät und Churbayern gewex-
let
dem Reich ze iagen, copias bekommen ze haben
Vgl. APW [ II C 4/1 Nr. 203 mit Beilage G. ]
soll, warumb sie billich bedenkhens ze tragen, die Pfaltzische sach ze un-
terschreiben . Und wie ich vermerkhe, so gehen dise schreiben auch unter
ettlichen protestierenden herumb. Wann’s sein köndt, so wer es wol
guett, und sie hetten’s auch wol verdient.