Acta Pacis Westphalicae II A 8 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 8: Februar - Mai 1648 / Sebastian Schmitt
55. Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III Osnabrück 1648 März 30
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Osnabrück 1648 März 30
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 55a (1648 III) fol. 135–136’, praes. 1648 IV 10.
Anbringen der Gesandten der katholischen Kurfürsten 1648 III 28 wegen kurtrierischen
Forderungen betreffend Wahlkapitulation, Rückerstattung des kurfürstlichen Vermögens
und Ehrenbreitstein.
Es haben vorgestrigens tags der catholischen herrn churfürsten abge-
sandte auß befehl ihrer gnädigsten herrn principalen, wie sie fürgeben,
abermahls bey unß des herrn churfürsten zu Trier particularpraetensio-
nes wegen der wahlcapitulation, Luxenburgischen depositi und abtret-
tung der vestung Ehrenbreittstein
In der am Rhein gegenüber der Moselmündung gelegenen kurtrierischen Festung Ehren-
breitstein hatten von 1637 VI-1645 XI ksl.-kurkölnische Truppen gelegen. Seit 1645 XI
war nur noch eine ksl. Besatzung stationiert (vgl. Abmeier , 90–103). Vgl. auch § „ Relin-
quemus item“ des ksl.-kurtrierischen Vertrags von 1645 IV 12 (Text: Meiern I, 392 fünfter
Abs.), der dem Ks. freies Verfügungsrecht über die Feste bis zum Ende des Krieges zuge-
standen hatte.
mendirt , zwar wegen Ehrenbreittstein, weilen die sachen im Römischen
Reich noch nit in dem standt sein, daß Ewer Mayestätt wegen abtrettung
dergleichen vestung waß zuzumuthen seie, es bloß zu dero allergnädig-
stem nachdencken und gnädigster verordtnung anheimbgestelt sein
laßen, wegen der wahlcapitulation aber es darfürgehalten, weilen es
gleichwoll bey des herrn churfürsten erledigung
sach seie, daß demselben billich in seinem begehren zu willfahren. Die
sach des Lutzenburgischen depositi wüsten die herrn churfürsten gar
woll, daß ahn Ewer Mayestätt nit haffte, sondern dieselbe schon ihrs-
theills in die relaxation gewilliget und derentwegen der Luxenburgischen
regirung zugeschrieben hetten. Weilen iedoch darbey fürkomme, daß der
herr abbt zu St. Maximin das werck verhindere, alß mögten die herrn
churfürsten gehrn sehen, daß selbigem abbten mögte zugeschrieben unnd
anbefohlen werden, sich ferners dieser relaxation nit zu wiedersetzen,
sodan auch ein Kayserliches schreiben ahn ihre ertzfürstliche durch-
llaucht , ertzhertzog Leopoldt Wilhelm zu Osterreich
Ehg. Leopold Wilhelm (1614–1662); 1626 Fbf. von Straßburg und Passau, 1627 Fbf. von
Halberstadt, 1637 Bf. von Olmütz, 1641 Hoch- und Deutschmeister, 1647–1656 General-
gouverneur der Span. Ndl. ( DBA I 450, 140–147; 755, 312; 913, 306–310, 531–538; Schrei-
ber , Erzherzog; Demel , Orden, 538–603; Schreiber , Galeria).
in den Niederlanden abgegeben werden, umb bey der Luxemburgischen
regirung die gnädigste verfügung zu thuen, damit die relaxatio des depo-
siti weiters nit möge auffgehalten oder wenigist mit Churtrier, wie ihme
satisfaction zu geben, auß der sachen geredet werden. Ewer Mayestätt
würden sich dardurch vielles verdrüßlichen anlauffens entheben, dan
der herr churfürst würde seine instantias zu continuirn, biß er sein intent
erlangt, nit ablaßen.
Wir haben nit underlaßen, die gegennotturfft und der sachen eigentliche
bewandtnuß, daß Ewer Mayestätt diesortts nichts könte beygemeßen
werden, in specie diess den herrn abgesandten fürzuhalten, daß erstlich,
soviel die wahlcapitulation ahnlangt, Ewer Mayestätt darin kein be-
dencken haben würden, stünde nur ahn deme, daß es der herr churfürst
bey Ewer Mayestätt immediate selbst negotiirn ließen. Wegen des Lut-
zenburgischen depositi hetten Ewer Mayestätt das ihrige gethan und
kein interesse darbey, wir wöllen iedoch auch nit underlaßen, deroselben
von diesem der abgesandten ahnbringen gehorsamst zu hinterbringen, die
würden ethwo auch wegen der begehrten schreiben gehöriger ortten ab-
zugeben kein bedencken machen. Mit Ehrenbreitstein müsten wir die
sach pure ad referendum ahnnehmen, weilen es in die militaria hinein-
lauffe und zu unßer commission nit gehörig.
Die abgesandten sein mit unßer erclehrung woll zufrieden gewest und
ferners erinnert, daß dahin zu sehen, wie den herrn churfürsten zu Trier
wenigist mit gutten wörtten und vertröstung zu begegnen, damit ihn das
werck durch die cronen negotiirn und in das instrumentum pacis bringen
zu laßen alle ahnlaaß und glegenheitt möge benohmen werden.