Acta Pacis Westphalicae II A 8 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 8: Februar - Mai 1648 / Sebastian Schmitt
50. Volmar an Trauttmansdorff Osnabrück 1648 März 26
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Osnabrück 1648 März 26
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 116 Z 10 nr. 87 unfol.
Einigung über das Vorabkommen über das Reichsreligionsrecht. Vereinigung der Reichs-
stände mit dem Kaiser gegen die auswärtigen Kronen wünschenswert; kein Vertrauen in
den Friedenswillen der Kronen. Sorgen der kurbrandenburgischen Gesandten über Aufstel-
lung neuer Truppen in Schweden. Verzögerung der Einigung über den Amnestieartikel
durch die schwedischen Gesandten wegen der Regelungen über die pfälzische Restitution.
Rezepisse auf 1648 III 11 und 14 . Nunmehr ist zwar der articulus grava-
minum völlig verglichen und unterschriben
Bezug auf das Vorabkommen über das Reichsreligionsrecht von 1648 III 14/24 ( [Beilage B zu Nr. 49] ; vgl. später Art V,1–58 IPO ← § 47 IPM).
ausserhalb Cassel und Durlach
Die Mgf.en von Baden stritten sich untereinander um die Herrschaft in der Mgft. Baden-
Baden („obere Mgft.“). Nachdem der luth. Mgf. Ernst Friedrich von Baden-Durlach
(1560–1604; 1577 Mgf.) diese 1594 okkupiert hatte, war sie durch ein RHR -Urteil von
1622 VIII 22 seinem Nachfolger Mgf. Georg Friedrich abgesprochen worden. Nach Über-
nahme der Herrschaft 1633–1635 durch dessen Sohn Mgf. Friedrich V. Magnus von Baden-
Durlach, der danach enteignet und in die Verbannung gezwungen worden war, regierte
seit dem PF der kath. Mgf. Wilhelm von Baden-Baden dort (vgl. Weech, 157–171, 335–
348; Mez, 10–72; Stiefel, 36–40; Dickmann, 32, 382). Bemühungen um eine Annäherung
in den kontroversen Punkten dieser Frage – insbesonders die schwed. Forderung nach Kas-
sation des Urteils von 1622 und Aufhebung des Vertrags von Ettlingen von 1629 VII 31
(Text: DuMont / Rousset, 285–290; vgl. auch Köhler, 49) sowie die Ansprüche des Dur-
lachers auf die Hft.en Staufen, Rötteln und Hohengeroldseck – hatten 1647 VI/VII wenig
Erfolg; mit Art. IV § „Et quamvis Fridericus“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 561 siebter
Abs.; vgl. später Art. IV,26 IPO = § 33 IPM) hatte die ksl. Seite noch gehofft, die badische
Frage auf der Basis des RHR -Urteils von 1622 beilegen zu können, was sowohl die prot. als
auch schwed. Ges. abgelehnt hatten (vgl. APW [II C 3 Nr.n 262] , [266] und [279] ; APW II A 6
Nr.n 174, 178 und 182). Salvius hatte 1647 VI 27 Volmar einen Textvorschlag betr. die
Restitution Baden-Durlachs vorgelegt, dessen Forderungen Volmar jedoch zurückgewiesen
hatte (vgl. APW II C 3 Nr. 259; APW II A 6 Nr. 167 mit Beilagen 2 und 3). – Mgf.
Friedrich V. Magnus von Baden-Durlach (1594–1659); 1622 Mgf. ( DBA 1349, 16; Stamm-
tafeln NF I.2 T. 270).
wol ursach nemmen solten, sich weiter von denn Schweden und Franzo-
sen nit herumbfüeren ze lassen. In meiner einfallt hielt ich vor daß beste
und nutzlichste, wann ihre Kaiserliche majestät alsbaldt disen articulum
ins Reich außkünden und die stände darauff ermahnen liessend, sich mit
derselben zu vereinigen, damit den frembden cronen keine weitere ver-
zögerung verstattet werde. Dann ich kan einmal nit glauben, daß denn
Schweden ernst sei, frid ze machen, so wenig als denn Franzosen. Mit
restitution der exulanten in erblanden, Baden Durlach, Hessen Cassel,
satisfactione militiae, assecuratione et executione pacis werden sie gewiß-
lich so übermüettig procedirn, daß nit müglich sein würdt, mit inen fort-
zekommen.
Die gmeinen zeittungen geben, daß sie in Schweden ein new kriegsher
formirn, selbigs mit Pfaltzgraf Gustaf Carl herauß in Teutschlandt ze
schikhen
Pgf. Karl Gustav von Pfalz-Zweibrücken (1622–1660); 1654 (Karl X. Gustav) Kg. von
Schweden; 1648 VII Oberkommandierender der schwed. Truppen im Reich ( DBA I 627,
406; SMK IV, 172ff.). – 1648 III/IV verdichteten sich die Gerüchte über das Eintreffen des
Pgf.en mit Truppen auf dem dt. Kriegsschauplatz (vgl. Nr. 62; APW [II C 4/1 Nr. 181] und
204; Meiern V, 631 erster Abs.; zu seiner Berufung zum schwed. Generalissimus vgl.
Oschmann, 47ff.).
auß Stokholm. Besorgen auch, daß mit disen völkern die markh Branden-
burg angriffen werden möchte. Haben deßwegen von ihrem herrn com-
mission empfangen, sich bei denn Schweden zu beschweren. Und ich
glaub, daß der graf von Wittgenstein vorgestern drauff gebocht hab, wie
sich daß unterschreiben der aequivalentzen stekhen wollen.
Die Lutherische zwar bemüehen sich über die maassen starkh, daß man
zum völligen schluss deß fridens kommen möcht, aber wie Euer Exzel-
lenz ich vor disem geschriben , so besorg ich, die Schweden werden unß
beederseits betrüegen. Mit der Pfaltz haben sie sicher nichts guetts im
sinn. Und allem ansehen nach werden sich zu beschliessung deß puncti
amnestiae allein der ursachen nit vermögen lassen, damit sie die Pfalt-
zische sach, so dorunder begriffen, nit unterschreiben müssen, sondern
ihre satisfactionem militiae ins mittel werffen, worzu inen die Branden-
burgischen redlich helffen. Aber unser nechstfolgende relation würdt in
eim und anderm mehrer Hecht geben.