Acta Pacis Westphalicae II A 8 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 8: Februar - Mai 1648 / Sebastian Schmitt
49. Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III Osnabrück 1648 März 26
Osnabrück 1648 März 26
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 55a (1648 III) fol. 97–99’, 132, PS fol. 128–128’ = Druckvorlage
– Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 2011a fol. 551–553, PS fol. 554
In KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. ist lediglich eine gekürzte Fassung vorhanden, die knapp
die Hauptpunkte der Osnabrücker Relation erwähnt und auf das beiliegende Protokoll
verweist (vgl. [ Nr. 32 Anm. 1 ] ). – Die Relation wurde am selben Tag nach Münster über-
sandt (vgl. Lamberg, Krane und Volmar an Nassau, Osnabrück 1648 III 26; Ausf.: KHA
A 4 nr. 1628/23 unfol.).
Unterzeichnung des Vorabkommens über das Reichsreligionsrecht 1648 III 24. Keine Unter-
zeichnung des Vorabkommens über die pfälzische Restitution und der Vorabkommen zur
Entschädigung Kurbrandenburgs und des Hauses Braunschweig-Lüneburg durch die
schwedischen Gesandten; Proteste der Kurbrandenburgischen gegen die ausgebliebene
Unterzeichnung der Vorabkommen über die Entschädigungen; ihre Forderung nach einer
Unterzeichnung durch die Kaiserlichen ohne Rücksicht auf Kurbayern; Ablehnung durch
die Kaiserlichen; Kompromißvorschlag Thumbshirns und Langenbecks; Unterzeichnung der
Vorabkommen über die Entschädigungen für Kurbrandenburg und das Haus Braun-
schweig -Lüneburg sowie des Pfalzartikels durch Gesandte katholischer und protestantischer
Reichsstände 1648 III 25; Ausbleiben der Unterzeichnung durch kaiserliche und schwedische
Gesandte bis zum Vergleich über die Amnestie in den kaiserlichen Erblanden und die Satis-
faktion Hessen-Kassels.
Konferenz mit schwedischen Gesandten über die Amnestie in den kaiserlichen Erblanden
1648 III 26; Verweis auf die Beilagen; Anwesenheit La Courts bei diesen Verhandlungen.
Empfangsbestätigung.
PS Übergabe eines Textvorschlags der schwedischen Gesandten zum § „Tandem omnes“
durch Thumbshirn und Langenbeck 1648 III 26; Unmöglichkeit einer Einigung auf dieser
Grundlage.
Ewer Kayserlicher Mayestätt haben wir mit negstvorgehnder relation
allerunderthenigst berichtet, waßgestalt es dermahlen mit vergleichung
des articuli de gravaminibus zum ende kommen, der vergliechene auffsatz
mit zuziehung gewißer gesandten von beyder religion ständen collazio-
nirt , die würckliche underschreibung aber auff den nachgefolgten dinstag
[ 1648 III 24 ] verschoben worden. Nuhn sein die Schwedische pleni-
potentiarii abgeredtermaaßen bey unß erschienen, haben auch die under-
schreibung würcklich vollenzogen, nachdeme aber bey dieser zusamen-
kunfft auch die Pfaltzische vergleichung neben denen aequipollentz-
sachen
nochmahlen verweigert, also daß man nit vortkommen, sondern unver-
richt voneinander gehen müßen, maßen beygefugtes protocoll von dem
verlauff mit mehrn nachführt.
Baldt darauff aber sein die Churbrandenburgischen gesandten, herr graff
von Wittgenstein, Wesembeck und Frombholdt, mit größer beschweh-
rung bey unß fürkommen, daß wir die aequipollentzsachen wegen der
Churbayrischen abgesandten beschehene opposition nit hetten under-
schreiben wöllen, begehrten, wir solten deßen unerachtet solche under-
schrifft zu werck setzen, gestalten es die Schwedischen und protestieren-
den zu thuen auch erbietig wehrn, dan ia die Pfaltzische sach mit denen
aequipollentiis keine gemeinschafft hette. Alß wir unß aber nochmahlen
entschüldigt und dahin bezogen, daß wir es gegen Ewer Kayserlicher
Mayestätt, alß bey dern sich herr churfürst in Bayrn dieser verübung hal-
ber höchlich beclagen und daher woll gar zu einiger separation anlaaß
nehmen würde, nimmer veranthwortten könten, haben sie diese unßer
erclehrung fast ubel auffgenohmen und ahn ihrn gnädigsten herrn zu
bringen vorbehalten, auch dahin außgedeutet, alß ob hierunder andere ge-
dancken verborgen liegen müsten.
Auff den abendt haben der von Thumbshirn und Dr. Langenbeck bey
mir, Volmarn, für ein interimsmittl vorgeschlagen, daß solche aequipol-
lentzsachen neben der Pfaltzischen vor diesmahl allein von beyderseits
ständen underschrieben, der Kayserlichen und königlich Schwedischen
gesandten subscription aber noch so lang in suspenso glaßen werden söl-
ten , biß man mit dem § „Tandem omnes etc.“ in articulo 4 amnestiae
Gemeint sind die Regelungen über die Amnestie für Offiziere, Beamten und Soldaten der
Kriegsparteien, einschließlich der in den ksl. Erblanden heimischen Personen in KEIPO6
(Text: Meiern IV, 956 fünfter Abs. und sechster Abs. Z. 1–2), also nach der heute üblichen,
auf dem WFK noch nicht geläufigen Gliederung (dazu s. APW III B 1/2, 685ff.) auf Art.
IV,51–55 IPO und nicht nur auf Art. IV,51 IPO, der mit „Tandem omnes“ beginnt.
auch mit der Caßlischen sach vergliechen sein würde. Weilen nuhn die
Churbayrische deßen also woll zufrieden gewesen, alß sein gestrigen
nachmittags von denen catholischen und protestierenden die Branden-
burg - und Braunschweigische aequipollentsvergleich wie nit weniger die
Pfaltzische handtlung underschrieben worden.
Heudt vormittags haben wir unß zu denen Schwedischen verfügt und
zwar vermeindt, wir solten dern durch vorbenendte beyde Altenburg-
und Braunschweig Lüneburgische abgesandte unß angebragter verahn-
laßung gemeß vorderist mit dem § „Tandem omnes etc.“ zu einer sie-
chern richtigkeitt glangt sein und alßdan auff vergleichung der Caßlischen
sachen kommen, wie wir auch zue solchem ende mit dem proiect gefast
wahrn. Es haben sich auch die Schweden anfangs ansehen laßen, daß sie
deßen kein bedenckens trügen, gestalten sie mit außlaßung der wörtten
„tam in ecclesiasticis quam politicis“
Bezug auf Art. IV § „Qui vero subditi“ KEIPO6 (Text: Meiern IV, 956 sechster Abs.; vgl.
später Art. IV,52 IPO = § 41 IPM) betr. Rückkehrrecht und persönliche Amnestie für die
ksl. Untertanen und Vasallen.
versiculo „Illa vero bona etc.“
Bezug auf Art. IV § „Illa vero bona“ KEIPO6 (Text: Meiern IV, 956 sechster Abs.; vgl.
später Art. IV,54 IPO ≙ § 43 IPM) betr. die Restitution der seit 1630 beschlagnahmten
Güter von ksl. Untertanen und Vasallen, unter ausdrücklicher Miteinbeziehung des Fh.n
Paul Khevenhüller (1593–1655; 1647 Fh.) und der Söhne seines Bruders, ohne Entschädi-
gung für entgangene Nutzungen und Erträge.
beyzusetzen begehrt „aut alias in eorum partes transiissent“, auß ur-
sachen , daß die amnestia nit nur auff die, so mit denen waaffen, sondern
auch die, so mit rath und ambtsdiensten sich zu der gegenparthey ge-
schlagen hetten, erstreckt sein müste, in welchen sie auch nit unrecht
haben unnd derentwegen von unß alsogleich in solche wörtt eingewilligt
worden.
Nachdeme wir aber folgendts ein rechte unnd runde anthwortt erfordert,
ob es dan im ubrigen bey unßerm auffsatz zu verbleiben, haben sie ange-
fangen , zurückzuhalten, von unß vor allen dingen unßere erclehrung
wegen Heßen Caßl begehrt und sich wegen des § „Tandem omnes etc.“
weiter nit heraußlaßen wöllen, alß daß sie darin, wie der auffgesetzt, so
praecise nit willigen könten, sondern noch ethlich wörtter zu endern het-
ten , wern iedoch damit vor dies mahl nit gefast, wolten aber der sachen
nachgedencken unnd auff morgigen tag sich zugleich uber diesen punct
vernehmen laßen. Sintemahlen wir vermerckt, daß sie hierunder unß zu
gefahrn suchten und daßienig, so wir unß wegen Caßl erclehrten, vor
bekandt ahnnehmen, im ubrigen aber die amnesti in Ewer Majestätt erb-
landen in weittlaufftigkeit zu führn suchen mögten, sein wir auff unßerer
abschlagigen anthwortt soweith verharret, biß endtlich auff der catho-
lischen und protestierenden ständen ein- und anderseits beschehenes ahn-
langen die sachen dahin vermittlet worden, daß sie, Schwedische, unß
noch diesen abendt ihre schrifftliche erclehrung uber den bestimbten §
„Tandem omnes etc.“ durch die Sachßen Altenburg- und Braunschweigi-
schen verschloßen uberbringen, hingegen wir denselben unßere ercleh-
rung wegen der Caßlischen praetensionum zustellen laßen solten.
Waßgestalten aber diese praetensiones noch allerdings auff vorigen extre-
mis beharrn und noch weiters geschärfft werden
In den neuen Forderungen zur Satisfaktion Hessen-Kassels wurden die Abtei Hersfeld, die
vier schaumburgischen Ämter Schaumburg, Bückeburg, Sachsenhagen und Stadthagen so-
wie 800 000 Rt. verbunden mit territorialer hypothekarischer Sicherung von Kurmainz
und Kurköln, den Hst.en Paderborn und Münster sowie dem Stift Fulda gefordert (vgl.
[ Beilage A ] ; Foerster , 347f.; Bettenhäuser , 83).
gende abschrifft littera A wie imgleichen, wie der punctus gravaminum
eingerichtet, beylag littera B mit mehrn zu erkennen. Ob nuhn bey mor-
giger conferentz in diesen zweien haubtpuncten einige richtigkeit werde
zu erhalten sein, m〈ü〉ßen wir allen anzeigungen nach fast im zweiffl
stehen.
Sonstn hat sich bey heutigem actu auch der Frantzösische resident de La
Cour eingefunden, deme wir umb so viel zulaßen müßen, weil die Frant-
zosen sich mit gleicher handt der Caßlischen sachen ahnnehmen thuen.
Rezepisse auf die kaiserlichen Schreiben an Lamberg, Krane und Volmar
von 1648 III 7
Prag 1648 III 7 (Ausf.: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 2005 fol. 515–516’ – Konzept: RK FrA
Fasz. 55c [1648 I-III] fol. 168–170) mit Beilage [1] (Gayling an Ferdinand III., Amberg
1648 II 1; Ausf.: RK FrA Fasz. 92 XIV ad nr. 2005 fol. 524–525’), Beilage A zu Beilage
[1] (Kf. Anselm Kasimir Wambolt von Umstadt an Gayling, Mainz 1647 VII 23; Kopie:
ebenda fol. 526–527’), Beilage B zu Beilage [1] (Kf. Anselm Kasimir Wambolt von Um-
stadt an Gayling, Frankfurt am Main 1647 V 6; Kopie: ebenda fol. 528–528’), Beilage [1]
zu Beilage B zu Beilage [1] (Kf. Anselm Casimir Wambolt von Umstadt an Emich von
Leyen, Frankfurt am Main 1647 IV 11; Kopieauszug: ebenda fol. 530), Beilage C zu Bei-
lage [1] (Gf. Friedrich Kasimir von Hanau an Gayling, Hanau 1647 VI 11/21 (Kopie:
ebenda fol. 531–531’), Beilage D zu Beilage [1] (Gf. Friedrich Kasimir von Hanau an
Gayling, Hanau 1648 I 7/17; Kopie: ebenda fol. 533–534), Beilage [2] (Kf. Maximilian I.
von Bayern an Ferdinand III., München 1648 II 7; Kopie: ebenda fol. 522–522’), Beilage
[3] (Maria Anna von Bayern an Ferdinand III., München 1648 II 8; Kopie: ebenda fol.
520–520’) und Beilage [4] (Ferdinand III. an Gf. Friedrich Kasimir von Hanau, Prag 1648
II 27; Kopie: ebenda fol. 518–519). – Christoph Heinrich Gayling (Gailing) von Altheim
(gest. 1650); kurbay. Generalwachtmeister ( Kapser , 88 Anm. 140, 90 Anm. 147). – Kf.
Anselm Kasimir Wamholt von Umstadt (1583–1647); 1629/1630 Ebf. und Kf. von Mainz
( DBA I 27, 301; Gauchat , 245; Gatz I, 733ff.). – Emich von Leyen (Lebensdaten konn-
ten nicht ermittelt werden); Deputierter des Gf.en von Hanau bei Kurmainz. – Gf.
Friedrich Kasimir von Hanau-Lichtenberg (1623–1685); 1642 Gf. ( Stammtafeln XVI T.
161). – Ehg.in Maria Anna von Österreich (1610–1665); 1635 zweite Ehefrau Kf. Maximi-
lians I. von Bayern ( Stammtafeln NF I.1 T. 45).
Prag 1648 III 11 (Ausf.: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 2006 fol. 536–537 – Konzept: RK FrA
Fasz 55c [1648 I-III] fol. 172–173) mit Beilage [1] (Resolution Ferdinands III. für Kleist,
Prag 1647 X 16; Kopie: RK FrA Fasz. 92 XIV ad nr. 2006 fol. 538–539’) und Beilage [2]
(Resolution Ferdinands III. für Kleist, Prag 1648 II 28; Kopie: ebenda fol. 540–542).
PS Gleich diesen abendt, alß man in außfertigung unßer relation begrief-
fen , ist unß von dem Thumbshirn und Langenbeck im nahmen der
Schwedischen beyliegende schrifft verschloßen zugestelt worden, auß
dern eröffnung wir nuhn befunden, daß sie in ihrer den § „Tandem omnes
etc.“ vorgesetzten clausul die von Ewer Kayserlicher Majestätt erblanden
wegen gethane erleuterung gentzlich verwerffen
Die vorgesetzte Klausel lautet: Quoniam Caesarea maiestas antehac ex omnium Imperii
statuum suffragio in universalem et illimitatam amnestiam non modo pro statibus, sed
etiam subditis consenserat, ideo serenissimi reges Sueciae Galliaeque et illustrissima do-
mina landgravia Hassiae nequaquam sperant aut admittere possunt, ut in praeiudicium
officialium et ministrorum ea restringatur, sed ut etiam illa instrumento pacis inseratur
modo sequenti … (Kopie: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 2010 fol. 560; vgl. [ auch Beilage [D]). ]
verharrn, so wüsten wir mit ihnen weiter nit zu tractirn. Solten sie aber,
wie es fast scheinet, mit gedancken umbgehen, sölche erleuterung in einen
articulum secretum bringen zu laßen, allermaßen bey des herrn obristen
hoffmeisters exzellentz ahnwesenheit im vorschlag gewesen
Diesen Vorschlag hatten die schwed. Ges. den Ksl. bereits in einer Konferenz 1647 VII 15
gemacht (vgl. APW II A 6 Nr. 180 mit Beilage C). In einer weiteren Konferenz mit den
schwed. Ges. 1647 VIII 21 hatten sich die Ksl. erneut dagegen ausgesprochen (vgl. ebenda
Beilage [A] zu Nr. 207). Der Ks. hatte dies zuletzt 1647 XII 11 abgelehnt (vgl. APW [ II A 7 Nr. 41) ] .
den wir ebensowenig vortkommen können, weil Ewer Mayestätt unß in
vorgehenden relationibus gnädigst ahnbefohlen, unß zu keinem solchen
nebenarticul einzulaßen, dahingegen die stände besörglich nit wenig in
unß tringen werden. Daß wir aber die paß gäntzlich anstehen laßen sol-
ten , biß alles vergliechen, würde noch von großem praeiudic[i]o sein.
Beilage A zu Nr. 49
Textvorschlag der schwedischen Gesandten zur Satisfaktion Hessen-Kassels (lat.)
Durch die schwed. Ges. im Namen der hessen-kasselischen übergeben (vgl. Meiern V,
610 ).
[den kaiserlichen Gesandten Osnabrück] 1648 III 24. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 III)
fol. 100–103’; GehStReg Rep. N Ka. 84 Fasz. 60 pars 12 unfol. – Druck: Meiern V, 613ff.
(vgl. später Art. XV IPO sowie §§ 48–60 IPM)
In GehStReg Rep. N Ka. 84 Fasz. 60 pars 12 unfol. ist ein [ksl.] Textvorschlag mit Kor-
rekturen Volmars für Art. XIV KEIPO6 (vgl. später Art. XV IPO) betr. Hessen-Kassel,
der laut Kopfvermerk 1648 III 26 herausgegeben wurde, abgelegt. Auf der Rückseite be-
finden sich weitere Notizen Volmars (darunter die Skizze eines Vogels).
Beilage B zu Nr. 49
Vorabkommen über das Reichsreligionsrecht (lat.), Osnabrück 1648 III 14/24
FrA Fasz. 56d (1648 X 7–15 [!]) fol. 37–53 – Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 III) fol.
110–127’ ; GehStReg Rep. N Ka. 98 Fasz. 69 pars 3 nr. 21 fol. 1–21 – Druck als Flug-
schrift : RK FrA Fasz. 96 VI fol. 3–11 ’ – Druck: Meiern V, 562–576 (vgl. später Art V,1–58
IPO ← § 47 IPM ).
Beilage [C] zu Nr. 49
Protokoll, [Osnabrück] 1648 III 24. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 III) fol. 104–108’ =
Druckvorlage; RK FrA Fasz. 92 XIV ad nr. 2011a fol. 555–558’; KHA A 4 nr. 1628/23
unfol.
Martis, 24. Martii 1648. In aedibus excellentissimi domini comitis de Lamberg. Sueci: Nach-
deme der articulus gravaminum, wie sie von denen Sachßen Altenburg- und Braunschweig
Lüneburgischen bericht worden, allerdings adgiustirt und gestern in gegenwahrt der Chur-
mayntz - und Trierischen, auch furstlich Altenburg- und Braunschweig Lüneburgischen
collationirt worden, also daß es nur bloß noch ahn der subscription ermangle, alß hetten
sie sich bey unß zur subscription einstellen wöllen, auch zu solchem ende zwey exemplaria
mitgebracht. Stelleten zue unßerm belieben, ob solcher actus vorhero zu verrichten und
darnach gleich darauff auch die aequipollentien zu underschreiben und die Heßen Caßlische
sach vorzunehmen.
Nos: Halten unß gleichergestalt zur subscription des puncti gravaminum fertig, aber wegen
der aequipollentien könten wir ihnen nit verhalten, daß dagegen gleich anfangs bey sub-
scription des puncti satisfactionis pro corona Sueciae
Das zweite ksl.-schwed. Vorabkommen über die schwed. Territorialsatisfaktion (Beilage
[ [2] zu Nr. 79 ] ) war 1648 III 18 unterzeichnet worden ( [ vgl Nr. 41 ] ).
Pfaltzischen sach beschehen, welcher condition wir unß nit begeben konten. Solten nuhn
die Schwedischen auch darin mit unß einig sein, so wolte man nit allein den punctum gra-
vaminum , sondern auch die aequipollentias und Pfaltzische sach zugleich underschreiben.
Illi: Wegen subscription des puncti gravaminum seie man allerseits einig, ratione aequipol-
lentiarum sein sie auch berichtet worden, ob hette es diesortts bey unß kein bedencken,
wölten sich auch versehen, die stände würden deßwegen auch kein bedencken machen, dan
selbige hetten ihre dependentz von dem puncto satisfactionis Suecicae, die Pfaltzische sach
aber damit keine gemeinschafft. Seie zwar nit ohne, daß sie, Schwedische, und die Frantzo-
sen sich darüber eines gewißen auffsatz vergliechen
Vgl. [ Nr. 8 Anm. 8 ] .
bewenden laßen, seie aber die ruptur mit Churbayrn dazwischenkommen
ursach hetten, zurückzugehen, iedoch ließen es dahingestelt sein, und könten noch woll
temperamenta gefunden werden, auß der sach zu kommen. Vermeindten, man solt erstlich
den punctum gravaminum underschreiben, darnach den § „Tandem omnes etc.“ und die
Heßen Caßlische sach fürnehmen und, wan man darin richtig, die Pfaltzische sach und
punctum militiae. Es sein sönsten noch einige andere kleine erinnerungen bey denen aequi-
pollentien , so auch müsten richtig gemacht werden, alß bey denen Churbrandenburgischen
aequipollentien wegen der statt Minden
Bezug auf Art. X KEIPO4A § „Salvis tamen“ (Text: Meiern IV, 582 fünfter Abs.; vgl.
später Art XI,4 IPO) betr. die eingeschränkte Rechtsgarantie für die Stadt Minden.
Oßnabrück
Die Stadt Osnabrück hatte über die schwed. Ges. den Ksl. 1647 VII 20 einen Textvor-
schlag (Kopie: GehStReg Rep. N Ka. 83 Fasz. 60 pars 7 unfol. – Druck: Meiern VI,
449 ; hier ist die Übergabe auf 1647 VII 2[/12] datiert) zur Aufnahme in das IPO einge-
reicht , in dem die Restitution der Stadt in den politischen und religionsrechtlichen Status
von 1618, eine Beibehaltung ihrer alten Privilegien sowie die Erlaubnis zur Zerstörung
der bfl. Feste Petersburg, direkt unmittelbar vor Osnabrück gelegen, gefordert worden
waren. – Während Volmar Verhandlungen in dieser Frage nicht völlig abgeschlagen hatte,
war dies von Wartenberg in einem 1647 VII 22 den Ksl. übergebenen Gegenvorschlag
(Kopie: GehStReg Rep. N Ka. 83 Fasz. 60 pars 7 unfol. – Druck: Meiern VI, 449 ) abge-
lehnt worden (vgl. APW III C 3/2, 945f.).
tigkeit , dan der hertzog
Gemeint ist Hg. Adolf Friedrich I. von Mecklenburg-Schwerin (1588–1658); 1608 Hg.,
1636–1654 Verweser des Hst.s Schwerin ( DBA I 6, 375; Stammtafeln NF I.3 T. 307;
Findeisen , 209f.), zugleich Vormund seines Neffen Hg. Gustav Adolf von Mecklenburg-
Güstrow (1633–1695); 1636 Adm. des Hst.s Ratzeburg ( DBA I 440, 237–253; Stamm-
tafeln NF I.3 T. 307).
geldt
Gemeint sind die beiden im Hgt. Mecklenburg gelegenen Johanniterkomtureien Mirow
bei Neustrelitz und Nemerow bei Stargard. Sie unterstanden der Ballei Brandenburg, die
unter kurbg. Oberhoheit fiel (vgl. APW III C 2/2, 955 Anm. 1). Die geforderte Summe
Geldes wird bei Meiern irrtümlich mit 5 000 Rt. angegeben (vgl. Meiern V, 578 zweiter
Abs.) – In Art. XI KEIPO4A (Text: Meiern IV, 583 fünfter Abs.; vgl. später Art. XII,1–4
IPO) waren den Hg.en die Hst.e Ratzeburg und Schwerin sowie der Erlaß der künftig
auf Mecklenburg entfallenden Reichssteuern bis zu einer Höhe von 100 000 Rt. zugestan-
den worden. In Konferenzen mit den Ksl. hatten die schwed. Ges. 1648 I 19 und 22 eine
Verdoppelung dieser Summe sowie die beiden Komtureien für den Hg. gefordert (vgl.
APW [ II A 7 Nr.n 93 ] und [ 96 ] ).
Nos: Mit subscription der aequipollentzien gebe es kein anders bedencken, alß daß die
Pfaltzische sach auch mit müße underschrieben werden, dan man seie der verfaßung halber
eins, und verstünden wir das werck anderergestalt nit, alß daß es nur bloß umb die subscrip-
tion zu thuen seie. Wegen Mecklenburg sein wir zu nichts ferners instruirt, stünde aber bey
dem hertzogen, ob sich hernegst umb fernere gnadt bewerben wolte. Es hette zwar der
Mecklenburgische abgesandter für seiner abreiß
Dr. Abraham Kayser (1603–1652); 1643 Geheimer Legationsrat, 1644 Geheimer Rat; 1645–
1649 Ges. Mecklenburg-Schwerins und Mecklenburg-Güstrows sowie der Hst.e Schwerin
und Ratzeburg ( Kaster / Steinwascher , 272f.; Lehsten II, 45f.). – Er war (wahrscheinlich)
1648 I abgereist und erst 1648 IV zurückgekehrt (vgl. APW [ III C 2/2, 1072). ]
commenden insinui〈r〉et, wir aber iedesmahls unß darauff bezogen, daß es in ihrer maye-
stätt macht nit stehe, dem Johanniterorden das seinige zu vergeben. Der seie mächtig und
habe alle christliche potentaten ahn der handt, stehe steitz in expeditione contra Turcam,
deme solte man lieber noch waß zulegen alß entziehen, weilen es der gantzen christenheitt
zu dienst gerichtet. Wegen der statt Minden würde mit denen Churbrandenburgischen zu
reden sein. Der passus von der statt Oßnabrück gehöre in die capitulationem perpetuam
Bezug auf Art. XII § „Primo, omnium restituatur“ KEIPO4A ( Meiern IV, 584 dritter
Abs.; vgl. später Art. XIII,3 IPO) betr. u.a. die Vereinbarung einer beständigen Wahlkapi-
tulation für den künftigen (kath. oder prot.) Landesherrn von Osnabrück. Diese sog. Capi-
tulatio perpetua Osnabrugensis (Text: Fink , 57–77) wurde 1650 VII 28 unterzeichnet.
nit ad instrumentum pacis. Es hetten sich aber biß dato noch der herr bischoff zu Oßna-
brück noch auch die herren hertzogen zu Braunschweig, weniger das thumbcapittl darumb
angemeldet, wan es zu selbiges wercks abhandtlung kommen werde. Würde hievon zu re-
den sein, müste aber darumb die friedenshandtlung nit auffgehalten werden.
Illi: Bleiben bey ihrn principiis, daß die aequipollentzien zu underschreiben, die Pfaltzische
sach aber zurückzustellen, biß auch die Heßen Caßlische satisfactionsach vergliechen, be-
gehrten iedoch in dem auffsatz der Pfaltzischen sach nichts zu endern, außerhalb waß von
Churbrandenburg und Pfaltz Neuburg der Gülischen lehen
Bezug auf § „Ad haec si“ der von Biörenklou 1647 VIII 1[/11] unterzeichneten Verein-
barung über die pfälzische Restitution (Text: Meiern IV, 413 dritter Abs.; vgl. auch [ Nr. 8 Anm. 8 ] ; vgl. später Art. IV,11 IPO = § 19 IPM) betr. den Rechtsanspruch Pfalz-Neuburgs
auf die von Jülich heimgefallenen Lehen. – Die pfalz-neuburgische Gesandtschaft hatte
1647 VIII ein Memorial (Text: Meiern V, 382 ff.) an alle reichsständischen Gesandten
betr. die Jülicher Lehen herausgegeben.
wehrn sie ihrstheills gar woll damit zufrieden, daß darin eine verenderung fürgenohmen
werde. In ubrigen bleibe es allerdings bey dem auffsatz, solten sich aber auch gegen die
churfürstliche durchllaucht in Bayrn versehen, daß dieselbe mit cooperirn helffn werden,
damit die ubrige puncta instrumenti auch ihre richtigkeit erlangen.
Nos: Benehmen unß mit denen catholischen ständen darauß zu communicirn, prout factum.
Catholici habita deliberatione
Die Kopie eines Protokolls der Konferenz der Ksl. mit den Ges. kath. Reichsstände sowie
deren Beratung untereinander 1648 III 24 befindet sich in RK FrA Fasz. 96 VI fol. 17–
19’. In ÖstA Tirol Fasz. 20i p. 307–309 ist eine Kopie des Protokolls abgelegt, die Bera-
tung der kath. Reichsstände fehlt dort.
gravaminum gar kein bedencken hab, sondern man solte damit in nahmen Gotts verfahrn.
Soviel die subscriptiones aequipollentiarum ahnlangt, da erinnerten sie sich, daß es von an-
fangs vergliechen gewest, daß beyde puncta gravaminum et amnestiae vollig solten zur rich-
tigkeit solten [!] gebragt werden, ehedan zu andern sachen solte geschrietten werden. Mög-
ten wünschen, daß solchem concluso stricte nachgangen und eine iede sach suo ordine trac-
tirt werde, so könten leichtlich alle confusiones vermitten bleiben. Es scheine aber, ob wöl-
ten die Schwedischen und protestierenden nur daßienige, waß ihnen zu nutzen und gutten
kombt, underschreiben und in siecherheitt gebragt haben, waß aber denen catholischen zu
gutten angesehen, in ungewißen standt laßen. Die Pfaltzische sach seie so woll eine abge-
handtlete sach alß die aequipollentzien, dahero müße auch so woll underschrieben werden
alß diese, maßen auch bey subscription der Schwedischen satisfaction außtrücklich dagegen
der Pfaltzischen sach subscription außgedingt worden. Der Oxenstirn hette damahls die
parola geben, daß andern tags darauff sölche subscriptio erfolgen solte, dahero könten sie,
die catholische stände, nit zugeben, daß die aequipollentien allein solten subscribirt, die
Pfa[l]tzische sach aber zurückgesetzt werden
Zu den Meinungsverschiedenheiten über die Reihenfolge der abzuhandelnden Punkte vgl.
auch [ Nr. 41. ]
dischen ferners zuzusprechen, daß dies werck lenger nit auffhalten wolten, dan einmahl
könten sie hierin nit nachgeben.
Caesareani referunt ad Suecos de mente cathol[ic]orum unnd gehet der Churmayntzischer
cantzler mit, umb den punctum gravaminum zu underschreiben.
Sueci inhaerent suis principiis, daß die aequipollentien ihre dependentz von der cron satis-
faction haben, also nottwendig vorhero underschrieben werden müsten, würde sonsten
punctus satisfactionis pro corona seine völlige richtigkeit nit haben, die Pfaltzische sach
aber habe mit der satisfaction keine gemeinschafft. Zudeme so hetten sie, Schwedische,
kein exemplar des Pfältzischen proiects bey handen, müsten erst darumb nacher Münster
schreiben, könte also nit collationirt noch underschrieben werden, biß sie ihr exemplar von
Münster bekommen, warzue ethliche tage gehen werden. Driettens, so werde ihnen ver-
weißlich fürgerückt, daß sie ihre foederirte, alß die fraw landtgräffin zu Heßen , zurück-
setzten unnd Churbayrn, der ihr feindt seie, vorzögen. Begehrten bey ihrn foederirten den
verweiß nit zu haben, sie wüsten nit auß der sach zu kommen, es seie dan sach, daß man die
aequipollentias auch zurückstelle. Churmayntzischen cantzler Reigesperger interloquendo
bittet, es wolten sich die Schweden hiebey ferners nit auffhalten, er getrawe sonsten in
ubrigen ferners nichts bey denen catholischen ständen zu richten.
Under diesen verlauff schickt der graff von Wittgenstein und laßet durch seinen secretari-
um
Hier könnten Schweitzer oder Chemnitz (Kemnitz) gemeint sein. – Dr. Johann Schweit-
zer (Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden); Sekretär des Gf.en Johann von Sayn-
Wittgenstein, zugleich Ges. des Gf.en Friedrich Kasimir zu Ortenburg (1591–1658; 1603
Gf.) seit 1646 I ( APW III A 3/2 Nr. 86 Anm. 74; Lehsten II, 83). – Paul Chemnitz
(Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden); kurbg. Kammersekretär, Legationssekretär
der kurbg. Gesandtschaft.
gegen ihme, graffen, erclehrt hab, daß er gar woll könte geschehen laßen, daß die subscriptio
der aequipollentiarum ihrn vortgang erreiche. Reigersperger informat, wie solches von dem
Churbayrischen gemeindt gewest, nemblich, daß derselb dagegen praesupponirt gehabt,
man würde die subscription bey der Pfältzischen sach auch nitt difficultiren.
Sueci bleiben unbeweglich bey ihrer meinung, communicirn auch mit denen protestierenden
und geben für, von denselben zwar ersucht zu sein, wofehrn die Churbayrische die sub-
scriptiones aequipollentiarum ferners difficultirn würden, den puncten wegen der Pfält-
zischen sach nit underschreiben zu laßen, doch daß sie, Schwedische, es mogten in conside-
ration ziehen. Nuhn hetten sie ihre bedencken gesagt und sich nit versehen, nachdeme sich
erclehrt, daß man in materialibus einig und sie in dem auffsatz nichts begehrten zu ver-
ändern , daß die Churbayrische sich nit solten damit vergnüget haben. Einmahl konten sie
ohne vorhergehende communication mit denen Frantzosen und der fraw landtgräffin hierin
nichts statuirn, sein zu eng mit denselben verbunden und hetten ihre parol geben, ohne dern
vorwißen sich nit darin zu endern. Die Pfaltzische sach hab keine gleichheit mit den aequi-
pollentien , gehore nit ad materiam satisfactionis. Ersuchten den Churmayntzischen cantzler,
daß sich zu denen catholischen ständen verfügen und denselben nochmahlen diese be-
dencken fürhalten und zusprechen wölten, damit die subscription der aequipollentien fer-
ners nit möge auffgehalten, sondern vollenzogen werden.
Qui cancellarius relatione ad status facta, bringt dern erclehrung des inhalts zurück, daß die
catholische stände einmahl hierin nit weichen könten, laßen die Schwedischen nochmahls
ersuchen, sich hierin lenger nit auffzuhalten. Solten dieselbe aber gar nit darzu zu bewegen
sein, so ließen sie es ihrstheils geschehen, daß die subscriptiones aequipollentiarum biß zu
abgehandtleter Caßlischen sach mögen außgestelt bleiben.
Sueci: Sie verspührn, daß man heudt auß der sach nit kommen werde, vermeindten, man
solte die subscription des puncti gravaminum einrichten und damit heutige conferentz
schließen, prout fuit factum, und hat der Churmayntzischer cantzler seine wegen Erfurt
hiebevorn eingegebene protestation
Vgl. [ Nr. 41 Anm. 14 ] .
sche seine gegenprotestation
Vgl. ebenda [ Anm. 15. ]
lich wiederholet und zu protocollirn gebetten. Dum ista expediuntur, ziehet unß der Oxen-
stirn ad partem und muthet unß zu, die aequipollentias in secreto insciis electoralibus Bava-
ricis zu underschreiben, welches wir rundt abgeschlagen und unß entschuldigt, daß wir sol-
ches gegen Kayserliche majestätt nit getraweten zu veranthwortten. Ille gibt für, es seie ihme
solcher vorschlag von den protestierenden ständen ahn handt gegeben worden.
Beilage [D] zu Nr. 49
Schriftsatz der schwedischen Gesandten mit einem Textvorschlag zur Amnestie für die An-
hänger der Kriegsparteien (lat.), praes. den kaiserlichen Gesandten Osnabrück 1648 III 26.
Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 III) fol. 129 ; RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 2010 fol. 559;
ebenda fol. 560