Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1646 XI 24
1646 XI 24
Samstag Sambstags a Caesare de dato Preßburg, 8. Nouembris,
uff unser relation vom 16. und 19. Octobris, die einliferung der Französi-
schen condolentzbriefen wie auch daß mutuum maiestatis praedicatum
betreffendt, sodann die Schwedische satisfaction, item der reichständen Inter-
vention pro Brandenburg betreffendt, daß es nit rathsamb, sonder zufür-
kommen sei [ 1532 ].
Eodem vom ertzhertzog Leopold Wilhelm recepisse de 13. Novembris, die
ankunfft deß von Rosenberg und dabei eingeliferter schreiben betreffend
[ 1533 ].
Eodem ab eodem, Hessen Darmbstatt in daß armistitium einzeschliessen,
betreffendt [ 1534 ].
Eodem vormittags seind die ordinari deputati statuum catholicorum vor
unß sambtlich erscheinen
Vgl. APW [ III A 4,1 S. 456ff. ]
mit mundtlicher anzeig, waß die catholischen in
deren mit denn protestierenden angestellten conferentz fortzekommen nit ge-
traweten , sondern sich communiter entschlossen, unß zu ersuechen, daß wir
unß der sachen annemmen und die handlung mit ermeldten protestierenden
in conformitet unsers vom 12. Julii außgeliferten proiects, darzu sich nun-
mehr fast alle ständt außer 8 oder 10 vota bekennen theten, vor die handt
nemmen und außfüeren wolten, iedoch mit underschiedlichen reseruatis und
limitationibus, wie in deren vom Churmaintzischen directorio ad protocol-
lum eingeliferter schrifftlicher anzeig zu sehen [ 1535 ] bei denn grauaminibus.
Ihr Excellentz haben darauff selbst kurtzlich geanttworttet, daß sie sich mit
ihren collegis der sachen gern underfangen wolten, seitemaln wir aber dises
anbringens beraits zuvor etwas nachricht gehabt und deme waß nachgedacht
hetten, als wurden sie solches von mir vernemmen, und solten auch die unß
beygefallne considerationes dem Churmaintzischen directorio zugestellt
werden. Darauff hab ich zwar die red genommen, weil aber allerhandt dis-
curs entzwischen gefallen, als ists bei communication bedeütter considera-
tionum verblieben, so apud acta [ 1536 ] ze finden.
Nachmittag seind auch die deputati protestantium, als Saxen Aldenburg und
Weimar, sodann ex collegio ciuitatum Straßburg, erschienen, haben noch-
maln begehrt, daß wir unß der handlung mit dem Salvio, als welchen sie
darumb auch beraits erbetten hetten, vor die handt nemmen wolten, weren
ihrestheils erbiettig, sich zugleich in einem nebenzimmer praesentes einze-
finden , uff den fahl, waß mit inen ze reden nothwendig, man sie an handt
haben köndt, hofften, die catholischen solten es ihres ortts auch belieben.
Wir haben unß darauff erclärt, daß wir biß nechstkommenden montag der
sachen ein anfang machen wolten, und haben Ihr Excellentz inen beweglich
zugesprochen, daß sie sich unsern vom 12. Julii außgehendigten composi-
tionsvorschlägen accommodirn und weiter in die catholischen nit tringen
wolten, dann man were ie darinn so weit gangen, als man sonst ze thuen
niemaln gedacht hette. Illi haben darauff vermeldet, wan nur die sachen mit
dem geistlichen vorbehalt uff ein gleiche bestendigkheit beederseits gerich-
tet , so wurden damit vil andere difficulteten erledigt und ein bessers ver-
trawen under denn ständen erhalten sein.
Eodem ist auch der Salvius zu mir, Volmarn, kommen anzeigend, daß ime
vom Oxenstiern zugeschriben werde, sich widerumb nach Oßnabrukh zu be-
geben , dann es hetten zwar die Churbrandenburgischen eine newe pleni-
potentz vorgewisen, die wer aber also bewandt, daß darauff nichts endtlichs
geschlossen werden köndt, derentwegen sich der graf von Witgenstain ent-
schlossen , selbst zum churfürsten ze raisen. Alldieweil nun die handlung sich
verziehen wolt, so wer es wider der cron Schweden reputation, daß er sich
extra locum proprium tractatus auffhalten thue. Nun wüsse er nit, waß ze
thuen; die Franzosen, der Venetianische ambassador und auch die protestie-
renden ersuechten, allhier ze bleiben und denn handlungen ferner abzewart-
ten . Wann er wüßte, daß in kurtzem waß hauptsachlichs geschlossen werden
köndt oder solte, so derffte er sich wol waß lengers auffhalten, were der-
wegen zu mir kommen, mit mir auß denn sachen ze conversirn. Ich hab
ime geanttworttet, das er sehr wol thuen und sich umb daß gmeine weesen
allerseits wol meritirn wurde, solte auch versichert sein, daß wir unsers ortts
nichts mehrers als die befürderung und endung diser tractaten verlangten,
wie dann Ihr Excellentz sich gar nit auffhalten, sonder gern zu endtlichem
schluss wie balder ie lieber tretten werden.
Demnach ist er ad capita satisfactionis fürgeschritten: 1. Waß Vorpommern
anlangte, wolt er im vertrawen eröffnet haben, daß sie endtlich darauff gehen
würden, daß die Oder zwischen Vor- und Hinderpommern der terminus,
und zwar die insul Wollin mit gegen Vorpommern eingeschlossen, solte sein,
waß aber jenseit der Oder gelegen, daß alles sambt dem stifft Camin soll
Brandenburg verbleiben. Von der inuestitura simultanea et aequiualente,
donec casus contingat, hatt er gar kein meldung gethan. 2. Poel und Neu-
closter köndten sie nit lassen wegen der beholtzung, so darauß zu erbawung
der schiffen und erhaltung der fortezza ze nemmen wie auch wegen der
underthanen frondienst. Jenes wer gar von geringem einkommen, dises wer
vor jaren ein munchscloster gewesen, hette waß mehrers einkommen, der
hertzog von Mechelburg aber seye umb ein und anders mit dem bisthumb
Ratzenburg gnugsamb satisfacirt. 3. Bremen und Ferden vermeinten sie,
Ihr Kayserliche Maiestät wol in statum secularem verendern möchten; man
müeßte nit eben deß Papsts consens haben, wer gnug, wann die ecclesia
Germanica consentirte. 4. Daß wir inen priuilegium uniuersitatis zu Griffs-
walden bewilligten, wer daselbst vorhien ein universitet, der cron intention
gienge auff Staden, allwo sie nun studium uniuersale auffzerichten vorhabens.
Daselbst wer ein Lutherisch manscloster, die lebten aber mit hueren und
bueben so ippiglich, daß man wol ursach hette, sie außzeiagen und die ein-
kommen besser anzewenden. 5. Daß priuilegium de non appellando hetten
sie vernommen, solches auch andern ständen im reich gegeben sei, hofften
derwegen, man solts der cron nit abschlagen. 6. Wegen der besatzung zu
Wißmar hetten sie im bevelch, die continuation derselben zu begehren, der-
gestalt daß die contribution auß dem hertzogthumb Mechelburg zu deren
unterhalt gezogen oder aber der cron der zoll zu Warnemünde zu solchem
ende überlassen werden solte. Müeßte zwar bekennen, daß er disen puncten
etwas schwer befinden thet, sie hettens aber in instructione.
Folgendts ist er ad caussas imperii kommen: 1. Quoad grauamina wer er
von denn protestierenden durch ein deputation ersuecht worden, mit unß,
Kayserlichen, ze handlen in forma, wie oben von den Saxen Aldenburgischen
selbst gemeldt, setzt dabei gleichergestalt auff einwilligung einer renuncia-
tion in perpetuum. 2. Quaerit, ob doch wegen der Oberpfaltz nit ein mittel
ze treffen. Die cron Schweden wer nunmehr als ein ciuis imperii ze halten,
und darumb hetten sie ursach, auff desselben nutzen ze sehen. Sie verspürten
wol, daß der Franzosen artificium, warumb sie Bayern mit einraumung dises
landts mächtig ze machen gedächten, dahien gienge, damit sie dem hauß
Osterreich ein perpetuum aemulum im reich pflantzten, darauß wurde man
nur stetiger dissensionum und uneinigkheiten gewärttig sein müessen. Her-
gegen , wann die Oberpfaltz denn vorigen innhabern restituirt, so wurden
die gegen Ihr Kayserliche Maiestät und deren hauß höchlich obligirt und
weren im reich allein mächtig, consequenter mehr bestandige ruhe ze hoffen.
3. Waß für ein mittel mit Baden Durlach ze treffen. 4. Waß wir uff die Hessen
Casselisch pretension resolvirn wurden.
Respondi, daß ich solches alles Ihr Excellentz referirn wolte, und solte er
nit zweiflen, daß sie ihres ortts alles, waß zu erhebung eines fridens immer
müglich, praestirn würden. Ad singula per discursum ze respondirn: 1. Wegen
Pommern, wan die cron Schweden den consensum deß churfürsten von
Brandenburg ze haben verlangte, so wer besser, daß sie es bei deren von unß
gesetzten circumscription verbleiben liessen, dann sovil ich noch vernom-
men , so wolte der churfürst einmal Stettin nit zurukhlassen; wann sie aber
etiam ipso dissentiente drauff zu verharren gedächten, so würdts villeicht bei
Ihr Kayserlicher Maiestät wenig bedenkhens haben, allein würden die einige
andere recompens als daß bisthumb Halberstatt nit einwilligen. Ich hörte
zwar, daß die Brandenburgischen auch daß ertzstifft Magdenburg praeten-
dirn wolten, doch erst nach abkommen deß ietzigen administratoris . Ille,
man köndt ein wexl treffen, daß Brandenburg Magdenburg, Saxen aber
Halberstatt haben soll. Und als ich sagte, ja die Brandenburgischen ver-
meinten beede stifft ze haben, replicirt er, daß wer zu grob. Der churfürst
köndte sich wol mit eim allein contentirn. Er müeßte ja auch waß leiden,
und köndte man mit ime wegen Preüssen, Crossen, der stiffter Lebus,
Havelberg und Brandenburg
wol ein abrechnung treffen. 2. Poel und New-
closter betreffendt, wer es allein umb den hertzogen von Mechelburg ze
thuen. Aber mit continuation deß presidii, und zwar uff desselben landts
costen oder innbehaltung deß zolls Warnemünde, da werdts nit geringe
difficulteten haben und dißortts alle reichsstande, so an der seecanten ange-
sessen , zuwider sein. Sie solten gedenkhen, daß sie newe hospites imperii
weren, und derentwegen mit dergleichen schweren zumuettungen inen die
benachbarte reichstände nit gleich in ipso principio zu feinden machen.
3. Den statum ecclesiasticum beeder stiffter Bremen und Ferden köndten
Ihr Maiestät nit endern, es sei nit nur umb deß Papsts, sondern umb der
catholischen chur-, fursten und ständen im reich consens ze thuen, wölche
darinn gar nit willigen wolten. Man köndte die clausulam reseruationis zwar
wol außlassen und allein in genere die ertz- und bisthumb inen verleihen,
so möchten sie darnach darmit disponirn, wie es ihre conscientia außweisen
thet. Er vermeint aber, sie wurden nit gesichert sein, dann man köndt es
inen künfftig vor eine contrauention außdeütten. 4. Daß priuilegium uni-
uersitatis hetten wir darumb auff Grifswald bestimbt, weil wir vermeint, es
were nur ein gymnasium und hett kein studium uniuersale. Er behauptet
aber, daß es ein rechte uniuersitas wer. 5. Daß priuilegium de non appe-
lando hetten zwar die weltliche churfürsten und Österreich, aber die gaist-
liche allein pro 500 goldgulden, die benachbarte reichstände wurden sich
hoch darwider beschweren. Ille, hielt darfür, die cron Schweden wer wol
auch denn churfürsten gleich ze tractirn. Respondi, die cron Schweden wer
dißortts nit tanquam talis, sondern allein ex natura ditionum, so ihren im
reich eingeraumbt, ze considerirn.
Ad singularia imperii: 1. Die gravamina betreffendt, werde es der conferentz
halber kein bedenkhens haben, de renunciatione in perpetuum geb es
schwere disputationes pro et contra, die catholischen wolten gar nit dran.
2. Mit der Obern Pfaltz sei es ein vergeblich ding, die Franzosen hetten es
beraits placitirt, als müeßts dabei verbleiben. 3. Wegen Durlach köndte die
sententia einmal nit retractirt werden. Waß aber die vergleichung, so her-
nach super fructibus perceptis erfolgt, da dann marggraf Wilhelmen zwei
ämpter, als Stain und Remchingen
, übergeben und ein järliche pension uff
dem ambt Mühlberg assignirt worden, anlangen thet, da möchte marggraf
Wilhelm zu bewegen sein, selbige wider zurukhzegeben, und diß wer der
einzige weeg zum vergleich. Marggraf Fridrich sei an allem seinem unglükh
selbst schuldig. Wann er anfangs gwollt, so hette er uff weilandt ertz-
hertzog Leopoldts interposition wol ringer auß dem handel kommen kön-
den . 4. Wegen Hessen Cassel müeßten die interessati vordrist vernommen
werden und in allweg vordrist die satisfaction mit der cron Schweden
agiustirt sein. Auff diß hatt er sein instrumentum pacis in einem grossen
convolut heraußgezogen, aber nit auffgethan, sondern vermeldt, wie mans
mit andern particularien machen wolt. Es weren deren vil und wol über 60,
so sich alle bei inen angeben. Deren caussas hette er allein summariter ange-
zogen und gesetzt, restituatur ille et ille etc. Respondi, wir köndten unß
einmal mit dergleichen sachen nit auffhalten lassen, dann er leichtlich ge-
denkhen köndt, weil dise alle ihre contrapart hetten, daß absque praeuia
caussae cognitione darin nichts möchte statuirt werden, sondern es wurde
ex nostra parte nur haißen, non restituatur. Dergleichen sachen gehörten
eintweder ad amnestiam oder ad grauamina oder ad mere ciuiles contro-
uersias priuati status. Die erste und andere hetten und bekömen ihre gene-
rales decidendi regulas ex praesenti tractatu, die andere müeßten ex legibus
et constitutionibus decidirt werden, gehörten also alle ad imperii tribunalia
und müeßten derentwegen über einen hauffen dorthien siue pro executione
siue pro decisione gewisen werden.
Der abschied unsers colloquii war, daß er seine ultima in puncto satisfactio-
nis den Franzosen eröffnen wolte, wölche es folgendt per Venetum an unß
ze bringen und wir unß darauff mit ime eines schrifftlichen uffsatz zu ver-
gleichen haben solten.
Eodem hatt er, Salvius, auch seine erclärung ad nostras responsiones in
puncto satisfactionis eingeben [ 1537 ].
uff unser relation vom 16. und 19. Octobris, die einliferung der Französi-
schen condolentzbriefen wie auch daß mutuum maiestatis praedicatum
betreffendt, sodann die Schwedische satisfaction, item der reichständen Inter-
vention pro Brandenburg betreffendt, daß es nit rathsamb, sonder zufür-
kommen sei [ 1532 ].
Eodem vom ertzhertzog Leopold Wilhelm recepisse de 13. Novembris, die
ankunfft deß von Rosenberg und dabei eingeliferter schreiben betreffend
[ 1533 ].
Eodem ab eodem, Hessen Darmbstatt in daß armistitium einzeschliessen,
betreffendt [ 1534 ].
unß sambtlich erscheinen
Vgl. APW [ III A 4,1 S. 456ff. ]
deren mit denn protestierenden angestellten conferentz fortzekommen nit ge-
traweten , sondern sich communiter entschlossen, unß zu ersuechen, daß wir
unß der sachen annemmen und die handlung mit ermeldten protestierenden
in conformitet unsers vom 12. Julii außgeliferten proiects, darzu sich nun-
mehr fast alle ständt außer 8 oder 10 vota bekennen theten, vor die handt
nemmen und außfüeren wolten, iedoch mit underschiedlichen reseruatis und
limitationibus, wie in deren vom Churmaintzischen directorio ad protocol-
lum eingeliferter schrifftlicher anzeig zu sehen [ 1535 ] bei denn grauaminibus.
Ihr Excellentz haben darauff selbst kurtzlich geanttworttet, daß sie sich mit
ihren collegis der sachen gern underfangen wolten, seitemaln wir aber dises
anbringens beraits zuvor etwas nachricht gehabt und deme waß nachgedacht
hetten, als wurden sie solches von mir vernemmen, und solten auch die unß
beygefallne considerationes dem Churmaintzischen directorio zugestellt
werden. Darauff hab ich zwar die red genommen, weil aber allerhandt dis-
curs entzwischen gefallen, als ists bei communication bedeütter considera-
tionum verblieben, so apud acta [ 1536 ] ze finden.
Weimar, sodann ex collegio ciuitatum Straßburg, erschienen, haben noch-
maln begehrt, daß wir unß der handlung mit dem Salvio, als welchen sie
darumb auch beraits erbetten hetten, vor die handt nemmen wolten, weren
ihrestheils erbiettig, sich zugleich in einem nebenzimmer praesentes einze-
finden , uff den fahl, waß mit inen ze reden nothwendig, man sie an handt
haben köndt, hofften, die catholischen solten es ihres ortts auch belieben.
Wir haben unß darauff erclärt, daß wir biß nechstkommenden montag der
sachen ein anfang machen wolten, und haben Ihr Excellentz inen beweglich
zugesprochen, daß sie sich unsern vom 12. Julii außgehendigten composi-
tionsvorschlägen accommodirn und weiter in die catholischen nit tringen
wolten, dann man were ie darinn so weit gangen, als man sonst ze thuen
niemaln gedacht hette. Illi haben darauff vermeldet, wan nur die sachen mit
dem geistlichen vorbehalt uff ein gleiche bestendigkheit beederseits gerich-
tet , so wurden damit vil andere difficulteten erledigt und ein bessers ver-
trawen under denn ständen erhalten sein.
Eodem ist auch der Salvius zu mir, Volmarn, kommen anzeigend, daß ime
vom Oxenstiern zugeschriben werde, sich widerumb nach Oßnabrukh zu be-
geben , dann es hetten zwar die Churbrandenburgischen eine newe pleni-
potentz vorgewisen, die wer aber also bewandt, daß darauff nichts endtlichs
geschlossen werden köndt, derentwegen sich der graf von Witgenstain ent-
schlossen , selbst zum churfürsten ze raisen. Alldieweil nun die handlung sich
verziehen wolt, so wer es wider der cron Schweden reputation, daß er sich
extra locum proprium tractatus auffhalten thue. Nun wüsse er nit, waß ze
thuen; die Franzosen, der Venetianische ambassador und auch die protestie-
renden ersuechten, allhier ze bleiben und denn handlungen ferner abzewart-
ten . Wann er wüßte, daß in kurtzem waß hauptsachlichs geschlossen werden
köndt oder solte, so derffte er sich wol waß lengers auffhalten, were der-
wegen zu mir kommen, mit mir auß denn sachen ze conversirn. Ich hab
ime geanttworttet, das er sehr wol thuen und sich umb daß gmeine weesen
allerseits wol meritirn wurde, solte auch versichert sein, daß wir unsers ortts
nichts mehrers als die befürderung und endung diser tractaten verlangten,
wie dann Ihr Excellentz sich gar nit auffhalten, sonder gern zu endtlichem
schluss wie balder ie lieber tretten werden.
Demnach ist er ad capita satisfactionis fürgeschritten: 1. Waß Vorpommern
anlangte, wolt er im vertrawen eröffnet haben, daß sie endtlich darauff gehen
würden, daß die Oder zwischen Vor- und Hinderpommern der terminus,
und zwar die insul Wollin mit gegen Vorpommern eingeschlossen, solte sein,
waß aber jenseit der Oder gelegen, daß alles sambt dem stifft Camin soll
Brandenburg verbleiben. Von der inuestitura simultanea et aequiualente,
donec casus contingat, hatt er gar kein meldung gethan. 2. Poel und Neu-
closter köndten sie nit lassen wegen der beholtzung, so darauß zu erbawung
der schiffen und erhaltung der fortezza ze nemmen wie auch wegen der
underthanen frondienst. Jenes wer gar von geringem einkommen, dises wer
vor jaren ein munchscloster gewesen, hette waß mehrers einkommen, der
hertzog von Mechelburg aber seye umb ein und anders mit dem bisthumb
Ratzenburg gnugsamb satisfacirt. 3. Bremen und Ferden vermeinten sie,
Ihr Kayserliche Maiestät wol in statum secularem verendern möchten; man
müeßte nit eben deß Papsts consens haben, wer gnug, wann die ecclesia
Germanica consentirte. 4. Daß wir inen priuilegium uniuersitatis zu Griffs-
walden bewilligten, wer daselbst vorhien ein universitet, der cron intention
gienge auff Staden, allwo sie nun studium uniuersale auffzerichten vorhabens.
Daselbst wer ein Lutherisch manscloster, die lebten aber mit hueren und
bueben so ippiglich, daß man wol ursach hette, sie außzeiagen und die ein-
kommen besser anzewenden. 5. Daß priuilegium de non appellando hetten
sie vernommen, solches auch andern ständen im reich gegeben sei, hofften
derwegen, man solts der cron nit abschlagen. 6. Wegen der besatzung zu
Wißmar hetten sie im bevelch, die continuation derselben zu begehren, der-
gestalt daß die contribution auß dem hertzogthumb Mechelburg zu deren
unterhalt gezogen oder aber der cron der zoll zu Warnemünde zu solchem
ende überlassen werden solte. Müeßte zwar bekennen, daß er disen puncten
etwas schwer befinden thet, sie hettens aber in instructione.
Folgendts ist er ad caussas imperii kommen: 1. Quoad grauamina wer er
von denn protestierenden durch ein deputation ersuecht worden, mit unß,
Kayserlichen, ze handlen in forma, wie oben von den Saxen Aldenburgischen
selbst gemeldt, setzt dabei gleichergestalt auff einwilligung einer renuncia-
tion in perpetuum. 2. Quaerit, ob doch wegen der Oberpfaltz nit ein mittel
ze treffen. Die cron Schweden wer nunmehr als ein ciuis imperii ze halten,
und darumb hetten sie ursach, auff desselben nutzen ze sehen. Sie verspürten
wol, daß der Franzosen artificium, warumb sie Bayern mit einraumung dises
landts mächtig ze machen gedächten, dahien gienge, damit sie dem hauß
Osterreich ein perpetuum aemulum im reich pflantzten, darauß wurde man
nur stetiger dissensionum und uneinigkheiten gewärttig sein müessen. Her-
gegen , wann die Oberpfaltz denn vorigen innhabern restituirt, so wurden
die gegen Ihr Kayserliche Maiestät und deren hauß höchlich obligirt und
weren im reich allein mächtig, consequenter mehr bestandige ruhe ze hoffen.
3. Waß für ein mittel mit Baden Durlach ze treffen. 4. Waß wir uff die Hessen
Casselisch pretension resolvirn wurden.
Respondi, daß ich solches alles Ihr Excellentz referirn wolte, und solte er
nit zweiflen, daß sie ihres ortts alles, waß zu erhebung eines fridens immer
müglich, praestirn würden. Ad singula per discursum ze respondirn: 1. Wegen
Pommern, wan die cron Schweden den consensum deß churfürsten von
Brandenburg ze haben verlangte, so wer besser, daß sie es bei deren von unß
gesetzten circumscription verbleiben liessen, dann sovil ich noch vernom-
men , so wolte der churfürst einmal Stettin nit zurukhlassen; wann sie aber
etiam ipso dissentiente drauff zu verharren gedächten, so würdts villeicht bei
Ihr Kayserlicher Maiestät wenig bedenkhens haben, allein würden die einige
andere recompens als daß bisthumb Halberstatt nit einwilligen. Ich hörte
zwar, daß die Brandenburgischen auch daß ertzstifft Magdenburg praeten-
dirn wolten, doch erst nach abkommen deß ietzigen administratoris . Ille,
man köndt ein wexl treffen, daß Brandenburg Magdenburg, Saxen aber
Halberstatt haben soll. Und als ich sagte, ja die Brandenburgischen ver-
meinten beede stifft ze haben, replicirt er, daß wer zu grob. Der churfürst
köndte sich wol mit eim allein contentirn. Er müeßte ja auch waß leiden,
und köndte man mit ime wegen Preüssen, Crossen, der stiffter Lebus,
Havelberg und Brandenburg
closter betreffendt, wer es allein umb den hertzogen von Mechelburg ze
thuen. Aber mit continuation deß presidii, und zwar uff desselben landts
costen oder innbehaltung deß zolls Warnemünde, da werdts nit geringe
difficulteten haben und dißortts alle reichsstande, so an der seecanten ange-
sessen , zuwider sein. Sie solten gedenkhen, daß sie newe hospites imperii
weren, und derentwegen mit dergleichen schweren zumuettungen inen die
benachbarte reichstände nit gleich in ipso principio zu feinden machen.
3. Den statum ecclesiasticum beeder stiffter Bremen und Ferden köndten
Ihr Maiestät nit endern, es sei nit nur umb deß Papsts, sondern umb der
catholischen chur-, fursten und ständen im reich consens ze thuen, wölche
darinn gar nit willigen wolten. Man köndte die clausulam reseruationis zwar
wol außlassen und allein in genere die ertz- und bisthumb inen verleihen,
so möchten sie darnach darmit disponirn, wie es ihre conscientia außweisen
thet. Er vermeint aber, sie wurden nit gesichert sein, dann man köndt es
inen künfftig vor eine contrauention außdeütten. 4. Daß priuilegium uni-
uersitatis hetten wir darumb auff Grifswald bestimbt, weil wir vermeint, es
were nur ein gymnasium und hett kein studium uniuersale. Er behauptet
aber, daß es ein rechte uniuersitas wer. 5. Daß priuilegium de non appe-
lando hetten zwar die weltliche churfürsten und Österreich, aber die gaist-
liche allein pro 500 goldgulden, die benachbarte reichstände wurden sich
hoch darwider beschweren. Ille, hielt darfür, die cron Schweden wer wol
auch denn churfürsten gleich ze tractirn. Respondi, die cron Schweden wer
dißortts nit tanquam talis, sondern allein ex natura ditionum, so ihren im
reich eingeraumbt, ze considerirn.
Ad singularia imperii: 1. Die gravamina betreffendt, werde es der conferentz
halber kein bedenkhens haben, de renunciatione in perpetuum geb es
schwere disputationes pro et contra, die catholischen wolten gar nit dran.
2. Mit der Obern Pfaltz sei es ein vergeblich ding, die Franzosen hetten es
beraits placitirt, als müeßts dabei verbleiben. 3. Wegen Durlach köndte die
sententia einmal nit retractirt werden. Waß aber die vergleichung, so her-
nach super fructibus perceptis erfolgt, da dann marggraf Wilhelmen zwei
ämpter, als Stain und Remchingen
dem ambt Mühlberg assignirt worden, anlangen thet, da möchte marggraf
Wilhelm zu bewegen sein, selbige wider zurukhzegeben, und diß wer der
einzige weeg zum vergleich. Marggraf Fridrich sei an allem seinem unglükh
selbst schuldig. Wann er anfangs gwollt, so hette er uff weilandt ertz-
hertzog Leopoldts interposition wol ringer auß dem handel kommen kön-
den . 4. Wegen Hessen Cassel müeßten die interessati vordrist vernommen
werden und in allweg vordrist die satisfaction mit der cron Schweden
agiustirt sein. Auff diß hatt er sein instrumentum pacis in einem grossen
convolut heraußgezogen, aber nit auffgethan, sondern vermeldt, wie mans
mit andern particularien machen wolt. Es weren deren vil und wol über 60,
so sich alle bei inen angeben. Deren caussas hette er allein summariter ange-
zogen und gesetzt, restituatur ille et ille etc. Respondi, wir köndten unß
einmal mit dergleichen sachen nit auffhalten lassen, dann er leichtlich ge-
denkhen köndt, weil dise alle ihre contrapart hetten, daß absque praeuia
caussae cognitione darin nichts möchte statuirt werden, sondern es wurde
ex nostra parte nur haißen, non restituatur. Dergleichen sachen gehörten
eintweder ad amnestiam oder ad grauamina oder ad mere ciuiles contro-
uersias priuati status. Die erste und andere hetten und bekömen ihre gene-
rales decidendi regulas ex praesenti tractatu, die andere müeßten ex legibus
et constitutionibus decidirt werden, gehörten also alle ad imperii tribunalia
und müeßten derentwegen über einen hauffen dorthien siue pro executione
siue pro decisione gewisen werden.
Der abschied unsers colloquii war, daß er seine ultima in puncto satisfactio-
nis den Franzosen eröffnen wolte, wölche es folgendt per Venetum an unß
ze bringen und wir unß darauff mit ime eines schrifftlichen uffsatz zu ver-
gleichen haben solten.
Eodem hatt er, Salvius, auch seine erclärung ad nostras responsiones in
puncto satisfactionis eingeben [ 1537 ].