Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1646 XI 17
1646 XI 17
Samstag Denn folgenden sambstags nachmittag umb 4 uhr
hatt er sich bei Ihrer Excellentz domino comite a Nassau et me praesentibus
eingestellt und sein verrichtung ad longum referirt, folgenden summarischen
innhalts:
Erstlich hette ime noch gestern nachts duca di Longavilla anzeigen lassen,
daß er und seine collegae sich eiferig bemühet, den Oxenstirn noch lenger
allhie ze halten, weil er aber sich so widrig erzeigt, so hetten sie ime seinen
willen lassen müessen, doch wurde der Salvius allhier verbleiben und der
handlung ferner abwartten. Der Romain wurde selbst zu ime kommen und
sein relation communicirn. 2. Heut hette er den Oxenstirn besuecht und
zwar etwas von seiner abraiß vernommen ze haben sich nichts vermerkhen
lassen. Als der aber selbst darvon angefangen, hett er ime gnugsame remon-
stration gethan, daß diß der weeg nit wer, den friden zu befürdern, sondern
wann man dergestalt verfahren wolt, so wurden die mediatores und wir alle
ursach nemmen darvonzuziehen, mit dergleichen zusprechen so vil ver-
ursacht , daß er vermein, er, Oxenstirn, werde sein raiß noch einstellen.
3. Ihre minutam, die satisfaction betreffendt, hetten sie nochmaln sich er-
botten , noch heüttigen abendts unß zuzestellen. Da er dann pitten thet, ime
copias darvon widerfahren ze lassen. 4. Hette er so vil vermerkht, daß sie
eben vil drauff setzten, daß sie ihren partem an Pommern mit guettem con-
sens deß churfürsten gehaben köndten, daher sie villeicht noch wol Stettin
auch zurukhlassen derfften, so er unß pro auiso wolte vermeldt haben. 5. Sie
beziehen sich auch noch stets uff eine particularhandlung, so sie mit denn
Churbrandenburgischen vorhetten. Er hette inen aber replicirt, diß würde
fast ein vergeblich ding sein, dann wann sie sich bemühen solten, dem chur-
fürsten grosses aequivalente zu erhalten, damit sie hingegen ihre pretension
an Pommern facilitirn möchten, so were leicht zu merkhen, daß sie es aller-
seits auff den Kayser richten wolten, auff wölche formb kein frid ze hoffen
wer. 6. Wir solten darauff bleiben, sobaldt die Schweden unß ihr postulatum
zugestellt, daß wir die Churbrandenburgischen gsandten vor unß fordern,
inen, wie weit es mit denn Schweden ze bringen, remonstrirn und, daß ihr
herr sich uff ein oder andern fahl erclären müeßt, auch sich Ihr Kayserliche
Maiestät einmal weiter nit wurde auffhalten lassen, erinnern, deßgleichen
bei dem churfürstlichen collegio dran sein, daß sie ebenmessige erinnerung
an den herrn churfürsten gelangen lassend. 7. Er hette bei inen, Schweden,
auch anderer puncten erwöhnung gethan und gefragt, waß sie mit denn
Franzosen super amnestia, causa Palatina, gravaminibus gehandlet, und, als sie
nit herauß gewollt, inen rundt gesagt, daß die Franzosen ine als mediatorn
wie auch herrn nuncium berichtet, die amnestia were mit inen, Schweden,
ad annum 1624 verglichen, deßgleichen mit einfüerung deß octaui electoratus,
verlassung der Obern Pfaltz an Churbayern und waß deme mehrers anhengig.
Sie hetten sich darob waß befrembdet und nochmaln gefragt, ob die Fran-
zosen daß sagten, so er confirmirt und daß er als mediator solches bezeügen
müeßt. Haec cum Suecis.
Heut vormittag wer der Romain bei ime geweßt und angezeigt, daß der
churfürst sich anfangs hoch ob den Kayserlichen plenipotentiariis erclagt,
daß sie ohne sein vorwissen und vorgangne communication mit seinen
räthen den Schweden Pommern offerirt, sodann sein resolution dahien
gestellt, ob er zwar jung und keine leibserben derzeit hab, so seye er doch
gantz nit gemeint einzewilligen, daß der cron Schweden gantz Pommern
verbleiben soll. Im ubrigen aber wolte er ime nit zuwider sein lassen, ob
commune bonum wegen Vorpommern mit den Schweden ze handlen, und
wer im werkh, zu solchem ende ein newe vollmacht seinen deputatis per
aignen zuzeschaffen. Und hett er, Romain, vermerkht, wann die Schweden
Stettin zurukhgeben theten, daß wegen Wolgast und übrigen theils Vor-
pommern der consens nit möchte difficultirt werden.
His enarratis ist der Venetus auch auff die Französischen tractaten mit Spania
kommen und der meinung gewesen, daß sich daselbst newe difficulteten
eraignen würden, inmaassen sie nochmaln auff liberation deß don Edoardo
tringen theten und mit seiner remission in manus Caesaris nit content sein
wolten. Zu Pariß weren man in deliberatione de nouis belli subsidiis begrif-
fen , wa sie dise erhalten und biß zu eingang künfftigen jars der frid nit wurde
gemacht sein, so derffte man ferner nit drauff hoffen. Der Mazzarino hab
sich nach vernomnem todtfal deß prinzen in Hispanien
in 15 tagen weder zu
hof noch in consiliis sehen lassen, sondern gantz eingesperter verhalten, da
er dann sonder zweifel mit grossen machinationibus umbgehen thue.
Letstens hatt er, Venetus, auch meldung gethan, daß der Kayserliche resi-
dent zu Constantinopel ein zeittlang eben wenig correspondentz mit dem
Venetianischen bailo gehalten. Er müeßte es darumben melden, ob zwar
Ihr Kayserliche Maiestät mit den Türkhen derzeit frid hetten, so vermeine
er doch, man solte in sachen, da etwan der republic waß erleichterung ge-
schafft werden köndte, nit so gar ritirato sein. Die republica begehrt nit,
daß Ihr Maiestät mit den Türkhen rumpir, wisse wol, daß es deroselben
ietziger zustandt nit leiden thet, allein solle man besser correspondentz
halten; wan sich künfftig der gegenfal begeb, so wurde es die republica
auch in acht nemmen.
hatt er sich bei Ihrer Excellentz domino comite a Nassau et me praesentibus
eingestellt und sein verrichtung ad longum referirt, folgenden summarischen
innhalts:
Erstlich hette ime noch gestern nachts duca di Longavilla anzeigen lassen,
daß er und seine collegae sich eiferig bemühet, den Oxenstirn noch lenger
allhie ze halten, weil er aber sich so widrig erzeigt, so hetten sie ime seinen
willen lassen müessen, doch wurde der Salvius allhier verbleiben und der
handlung ferner abwartten. Der Romain wurde selbst zu ime kommen und
sein relation communicirn. 2. Heut hette er den Oxenstirn besuecht und
zwar etwas von seiner abraiß vernommen ze haben sich nichts vermerkhen
lassen. Als der aber selbst darvon angefangen, hett er ime gnugsame remon-
stration gethan, daß diß der weeg nit wer, den friden zu befürdern, sondern
wann man dergestalt verfahren wolt, so wurden die mediatores und wir alle
ursach nemmen darvonzuziehen, mit dergleichen zusprechen so vil ver-
ursacht , daß er vermein, er, Oxenstirn, werde sein raiß noch einstellen.
3. Ihre minutam, die satisfaction betreffendt, hetten sie nochmaln sich er-
botten , noch heüttigen abendts unß zuzestellen. Da er dann pitten thet, ime
copias darvon widerfahren ze lassen. 4. Hette er so vil vermerkht, daß sie
eben vil drauff setzten, daß sie ihren partem an Pommern mit guettem con-
sens deß churfürsten gehaben köndten, daher sie villeicht noch wol Stettin
auch zurukhlassen derfften, so er unß pro auiso wolte vermeldt haben. 5. Sie
beziehen sich auch noch stets uff eine particularhandlung, so sie mit denn
Churbrandenburgischen vorhetten. Er hette inen aber replicirt, diß würde
fast ein vergeblich ding sein, dann wann sie sich bemühen solten, dem chur-
fürsten grosses aequivalente zu erhalten, damit sie hingegen ihre pretension
an Pommern facilitirn möchten, so were leicht zu merkhen, daß sie es aller-
seits auff den Kayser richten wolten, auff wölche formb kein frid ze hoffen
wer. 6. Wir solten darauff bleiben, sobaldt die Schweden unß ihr postulatum
zugestellt, daß wir die Churbrandenburgischen gsandten vor unß fordern,
inen, wie weit es mit denn Schweden ze bringen, remonstrirn und, daß ihr
herr sich uff ein oder andern fahl erclären müeßt, auch sich Ihr Kayserliche
Maiestät einmal weiter nit wurde auffhalten lassen, erinnern, deßgleichen
bei dem churfürstlichen collegio dran sein, daß sie ebenmessige erinnerung
an den herrn churfürsten gelangen lassend. 7. Er hette bei inen, Schweden,
auch anderer puncten erwöhnung gethan und gefragt, waß sie mit denn
Franzosen super amnestia, causa Palatina, gravaminibus gehandlet, und, als sie
nit herauß gewollt, inen rundt gesagt, daß die Franzosen ine als mediatorn
wie auch herrn nuncium berichtet, die amnestia were mit inen, Schweden,
ad annum 1624 verglichen, deßgleichen mit einfüerung deß octaui electoratus,
verlassung der Obern Pfaltz an Churbayern und waß deme mehrers anhengig.
Sie hetten sich darob waß befrembdet und nochmaln gefragt, ob die Fran-
zosen daß sagten, so er confirmirt und daß er als mediator solches bezeügen
müeßt. Haec cum Suecis.
Heut vormittag wer der Romain bei ime geweßt und angezeigt, daß der
churfürst sich anfangs hoch ob den Kayserlichen plenipotentiariis erclagt,
daß sie ohne sein vorwissen und vorgangne communication mit seinen
räthen den Schweden Pommern offerirt, sodann sein resolution dahien
gestellt, ob er zwar jung und keine leibserben derzeit hab, so seye er doch
gantz nit gemeint einzewilligen, daß der cron Schweden gantz Pommern
verbleiben soll. Im ubrigen aber wolte er ime nit zuwider sein lassen, ob
commune bonum wegen Vorpommern mit den Schweden ze handlen, und
wer im werkh, zu solchem ende ein newe vollmacht seinen deputatis per
aignen zuzeschaffen. Und hett er, Romain, vermerkht, wann die Schweden
Stettin zurukhgeben theten, daß wegen Wolgast und übrigen theils Vor-
pommern der consens nit möchte difficultirt werden.
His enarratis ist der Venetus auch auff die Französischen tractaten mit Spania
kommen und der meinung gewesen, daß sich daselbst newe difficulteten
eraignen würden, inmaassen sie nochmaln auff liberation deß don Edoardo
tringen theten und mit seiner remission in manus Caesaris nit content sein
wolten. Zu Pariß weren man in deliberatione de nouis belli subsidiis begrif-
fen , wa sie dise erhalten und biß zu eingang künfftigen jars der frid nit wurde
gemacht sein, so derffte man ferner nit drauff hoffen. Der Mazzarino hab
sich nach vernomnem todtfal deß prinzen in Hispanien
hof noch in consiliis sehen lassen, sondern gantz eingesperter verhalten, da
er dann sonder zweifel mit grossen machinationibus umbgehen thue.
Letstens hatt er, Venetus, auch meldung gethan, daß der Kayserliche resi-
dent zu Constantinopel ein zeittlang eben wenig correspondentz mit dem
Venetianischen bailo gehalten. Er müeßte es darumben melden, ob zwar
Ihr Kayserliche Maiestät mit den Türkhen derzeit frid hetten, so vermeine
er doch, man solte in sachen, da etwan der republic waß erleichterung ge-
schafft werden köndte, nit so gar ritirato sein. Die republica begehrt nit,
daß Ihr Maiestät mit den Türkhen rumpir, wisse wol, daß es deroselben
ietziger zustandt nit leiden thet, allein solle man besser correspondentz
halten; wan sich künfftig der gegenfal begeb, so wurde es die republica
auch in acht nemmen.