Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1646 XI 5
1646 XI 5
Montag Montag nachmittag, 5. huius, seind beede mediatores
bei Ihr Excellentz, herrn obristhofmeister, erschienen praesentibus etiam
domino comite a Nassau et me Volmaro. Und zwar kam der Venetianische
pottschaffter etwas ehender, zeigte an, daß er den Salvium besuecht und die
materia pacis mit ime weitläuffig discurirt, die substantia aber bestüende in
deme: 1. Wegen pretendirter satisfaction mit Pommern were er, Salvius,
noch gewärttig, waß der Oxenstirn mit dem herrn churfürsten von Branden-
burg wurde außgericht und für resolution erhalten haben. 2. Hette er zwar
vermeint, die Kayserlichen solten sich mit ime wegen vergleichung deß
instrumenti pacis einlassen, als aber der Venetianische pottschaffter ime
zugesprochen, daß diß noch ein unzeittig werkh und zumaln nur zu vergeb-
lichen disputationibus anlaaß geben wurde, hette er sich dahien dißponirn
lassen, daß er seiner cron pretension wegen Bremen, Ferden und deß see-
hafen Wißmar zu papyr setzen und morndrigen oder ubermorndrigen tags
Seiner Excellentz überbringen wolte, damit man solche puncten, weil die
nit so hohe contradiction als wie mit Pommern hetten, mit ime inmittelst,
biß man vom churfürsten von Brandenburg ein resolution bekomm, ab-
handlen köndte. Es machte zwar wegen deß condominii mit Mecklenburg
uber Wißmar starkhe difficulteten, wölche aber in solcher inaequalitet, wie
ratione status et potentiae zwischen Schweden und Mecklenburg wer, wenig
ze achten und von keiner grossen importantz sein könden. Bei disem pass
hette er, Venetus, ime, Salvio, auch vorgehalten, casu quo Churbrandenburg
gar nit einwilligen wolte, ob die cron Schweden nit content sein würde,
wann Ihr Maiestät und die mehrere reichsstände sambt der cron Frankreich
sie bei deme, so verglichen werden möchte, ze mantenirn sich erclären theten.
Darüber hett er sich ansehen lassen, daß es ein annemblicher vorschlag wer,
doch vermeldt, daß sie gern auch deß churfürsten consens haben wolten.
Mit wölcher occasion er folgendts darauff gefallen, daß Ihr Kayserliche
Maiestät auch noch waß thuen mueßten. Der cronen finis belli wer deß
Kaysers und seines haußes abbassamento, daß hetten sie noch nit erhalten,
Ihr Maiestät blieben bei allen ihren landen und leütten. Venetus sagt, repli-
cirt ze haben, Ihr Kayserliche Maiestät verlieren so ansehenliche provintzen
deß reichs gegen Frankreich und Schweden, daß dardurch deroselben macht
gnugsamb geschwecht werde, und seye wenig daran gelegen, dise provintzen
seyen immediate dem reich oder dem hauß Österreich unterworffen, der
Kayser werde es ein und andern weeg zu empfinden haben. Sodann 3. wer
er auch uff die autonomiam in den Kayserlichen erblanden kommen und
selbe zu behaupten unterstanden, Venetus aber hab ime replicirt, daß die
Schweden hierauff nit setzen müeßten, dann diß werden Ihr Kayserliche
Maiestät nit thuen noch sich per pactum hierzu verbinden lassen, es würden
auch weder die Franzosen noch sonst iemandts darzu helffen, Ihr
Maiestät würden sich schon selbst aller discretion zu gebrauchen wissen.
4. Als er auch die militiam berürt und vorgewendet, daß die einmal bezahlt
werden und Ihr Kayserliche Maiestät sambt denn reichsständen dabei con-
currirn müeßten, mit disem anzug sich abermaln uff den finem belli, id est
depressionem domus Austriacae, beziehend, hette Venetus replicirt, die sach
were seines erachtens nit so schwer als mans mache. Die Schweden geben
vor, ihr kriegsmacht im reich bestüende in 60 000 mann, daran hetten sie in
20 000 zu feldt stehen, die andere weren in guarnigionen zertheilt, die hetten
auch auß denselben ihre zahlung empfangen. Von den 20 000 werde man auch
mittl finden, wie der sachen ze thuen. Saluius meinte, Ihr Maiestät solts an sich
nemmen und wider den Türkhen füeren. 5. Endtlich hette Salvius bekent, daß
inen, den Schweden, vorkommen, ob solte der friden zwischen Frankreich,
Spania und Holland allberait uffm schluss stehen, wölches inen dann nit
wenig nachgedenkhens geb, also müeßte er sehen, wie es darmit bewandt.
Uber diser relation ist auch herr nuncius herbeikommen, und haben darauff
beede mediatores referirt, daß sie gestern bei denn Franzosen gewesen und
von dennselben ersuecht worden, bei unß zu erhalten, daß wir bei dem chur-
fürstlichen collegio verschaffen wolten, eine abordnung zu dem herrn chur-
fürsten von Brandenburg ze thuen, umb daß er seinen consens wegen Vor-
derpommern ertheilen und sich darmit lenger nit auffhalten wolte, denn sie,
Franzosen, weren im werkh, den residenten Saint Romain zu Seiner Chur-
fürstlichen Durchlaucht deßwegen aigens abzeordnen und rundt anzeigen
ze lassen, daß sie einmal den friden schliessen und sich dero dissensum nichts
irren lassen wolten. Sie, Franzosen, hetten auch der Lothringischen exclu-
sion halber abermaln sich starkh vernemmen lassen und vermeint, die media-
tores solten von unß ein categoricam erfordern, daß wir unß erclären sollen,
die Lothringische sach solle und werde den friden mit dem reich nit uff-
halten . Als sie inen aber opponirt, dises petitum were noch zu früe und
wurde bei meniglichem daß ansehen gewinnen, als suechten sie, Franzosen,
mit fleiß ursach, von dem mit inen getroffnen capitulato widerumb abze-
springen , hetten sie von dem begehren abgelassen. Sie, mediatores, aber
hettens vor sich selbst und warnungsweise anmelden wollen, damit wir der
sachen nachgedenkhen köndten, dann die Franzosen werden sicher mit
diser anfrag nit lang zurukhhalten.
bei Ihr Excellentz, herrn obristhofmeister, erschienen praesentibus etiam
domino comite a Nassau et me Volmaro. Und zwar kam der Venetianische
pottschaffter etwas ehender, zeigte an, daß er den Salvium besuecht und die
materia pacis mit ime weitläuffig discurirt, die substantia aber bestüende in
deme: 1. Wegen pretendirter satisfaction mit Pommern were er, Salvius,
noch gewärttig, waß der Oxenstirn mit dem herrn churfürsten von Branden-
burg wurde außgericht und für resolution erhalten haben. 2. Hette er zwar
vermeint, die Kayserlichen solten sich mit ime wegen vergleichung deß
instrumenti pacis einlassen, als aber der Venetianische pottschaffter ime
zugesprochen, daß diß noch ein unzeittig werkh und zumaln nur zu vergeb-
lichen disputationibus anlaaß geben wurde, hette er sich dahien dißponirn
lassen, daß er seiner cron pretension wegen Bremen, Ferden und deß see-
hafen Wißmar zu papyr setzen und morndrigen oder ubermorndrigen tags
Seiner Excellentz überbringen wolte, damit man solche puncten, weil die
nit so hohe contradiction als wie mit Pommern hetten, mit ime inmittelst,
biß man vom churfürsten von Brandenburg ein resolution bekomm, ab-
handlen köndte. Es machte zwar wegen deß condominii mit Mecklenburg
uber Wißmar starkhe difficulteten, wölche aber in solcher inaequalitet, wie
ratione status et potentiae zwischen Schweden und Mecklenburg wer, wenig
ze achten und von keiner grossen importantz sein könden. Bei disem pass
hette er, Venetus, ime, Salvio, auch vorgehalten, casu quo Churbrandenburg
gar nit einwilligen wolte, ob die cron Schweden nit content sein würde,
wann Ihr Maiestät und die mehrere reichsstände sambt der cron Frankreich
sie bei deme, so verglichen werden möchte, ze mantenirn sich erclären theten.
Darüber hett er sich ansehen lassen, daß es ein annemblicher vorschlag wer,
doch vermeldt, daß sie gern auch deß churfürsten consens haben wolten.
Mit wölcher occasion er folgendts darauff gefallen, daß Ihr Kayserliche
Maiestät auch noch waß thuen mueßten. Der cronen finis belli wer deß
Kaysers und seines haußes abbassamento, daß hetten sie noch nit erhalten,
Ihr Maiestät blieben bei allen ihren landen und leütten. Venetus sagt, repli-
cirt ze haben, Ihr Kayserliche Maiestät verlieren so ansehenliche provintzen
deß reichs gegen Frankreich und Schweden, daß dardurch deroselben macht
gnugsamb geschwecht werde, und seye wenig daran gelegen, dise provintzen
seyen immediate dem reich oder dem hauß Österreich unterworffen, der
Kayser werde es ein und andern weeg zu empfinden haben. Sodann 3. wer
er auch uff die autonomiam in den Kayserlichen erblanden kommen und
selbe zu behaupten unterstanden, Venetus aber hab ime replicirt, daß die
Schweden hierauff nit setzen müeßten, dann diß werden Ihr Kayserliche
Maiestät nit thuen noch sich per pactum hierzu verbinden lassen, es würden
auch weder die Franzosen noch sonst iemandts darzu helffen, Ihr
Maiestät würden sich schon selbst aller discretion zu gebrauchen wissen.
4. Als er auch die militiam berürt und vorgewendet, daß die einmal bezahlt
werden und Ihr Kayserliche Maiestät sambt denn reichsständen dabei con-
currirn müeßten, mit disem anzug sich abermaln uff den finem belli, id est
depressionem domus Austriacae, beziehend, hette Venetus replicirt, die sach
were seines erachtens nit so schwer als mans mache. Die Schweden geben
vor, ihr kriegsmacht im reich bestüende in 60 000 mann, daran hetten sie in
20 000 zu feldt stehen, die andere weren in guarnigionen zertheilt, die hetten
auch auß denselben ihre zahlung empfangen. Von den 20 000 werde man auch
nemmen und wider den Türkhen füeren. 5. Endtlich hette Salvius bekent, daß
inen, den Schweden, vorkommen, ob solte der friden zwischen Frankreich,
Spania und Holland allberait uffm schluss stehen, wölches inen dann nit
wenig nachgedenkhens geb, also müeßte er sehen, wie es darmit bewandt.
Uber diser relation ist auch herr nuncius herbeikommen, und haben darauff
beede mediatores referirt, daß sie gestern bei denn Franzosen gewesen und
von dennselben ersuecht worden, bei unß zu erhalten, daß wir bei dem chur-
fürstlichen collegio verschaffen wolten, eine abordnung zu dem herrn chur-
fürsten von Brandenburg ze thuen, umb daß er seinen consens wegen Vor-
derpommern ertheilen und sich darmit lenger nit auffhalten wolte, denn sie,
Franzosen, weren im werkh, den residenten Saint Romain zu Seiner Chur-
fürstlichen Durchlaucht deßwegen aigens abzeordnen und rundt anzeigen
ze lassen, daß sie einmal den friden schliessen und sich dero dissensum nichts
irren lassen wolten. Sie, Franzosen, hetten auch der Lothringischen exclu-
sion halber abermaln sich starkh vernemmen lassen und vermeint, die media-
tores solten von unß ein categoricam erfordern, daß wir unß erclären sollen,
die Lothringische sach solle und werde den friden mit dem reich nit uff-
halten . Als sie inen aber opponirt, dises petitum were noch zu früe und
wurde bei meniglichem daß ansehen gewinnen, als suechten sie, Franzosen,
mit fleiß ursach, von dem mit inen getroffnen capitulato widerumb abze-
springen , hetten sie von dem begehren abgelassen. Sie, mediatores, aber
hettens vor sich selbst und warnungsweise anmelden wollen, damit wir der
sachen nachgedenkhen köndten, dann die Franzosen werden sicher mit
diser anfrag nit lang zurukhhalten.