Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
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1646 X 3
Mittwoch Mercurii, 3. huius, redeunt ad nos domini mediatores
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mit anzeig, sie hetten nit unterlassen, den Französischen plenipotentiariis
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vorzehalten, daß wir ihre mit denn Schweden vorgehabte verrichtung zu
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dankh angehört und nit zweiffelten, daß sie darbei alle guette officia prestirt.
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Weil aber auch erscheine, daß sich die Schweden noch weit zurukhhalten
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und die sachen noch erst uff hindersichbringen gestellt worden, da wir aber
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vermeinten, es solte und würde inen billich an volkommner instruction nit
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ermanglen, also hetten wir zwar unserstheils kein bedenkhens, der sachen
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ferner nachzesetzen, allein stuende es an deme, ob sie, Französische pleni-
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potentiarii , darfürhielten, daß ermeldte Schwedische gsandten uff ein und
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andern weeg gnuegsame vollmacht hetten. Darauff dise geanttworttet, sie
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wolten unß nit betrüegen, einmahl hetten sie so vil verspüert, daß die Schwe-
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den kein instruction und gwalt, darauff man mit inen sicherlich handlen
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köndt, in handen hetten, derentwegen sie auch gar nit für rathsamb hielten,
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sich uff einigen weiß noch weeg gegen inen mehrers außzulassen, so lang
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und vil, biß man aigentlich wüßte, daß sie allen volkomnen gwalt hetten,
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quocunque modo ze schliessen. Inmittelst möchten wir inen, denn Franzö-
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sischen plenipotentiarien, allein in confidentia vertrawt sein lassen, waß man
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ex parte Caesaris uffs alleräusserist ze thuen gemeint. Sie hetten allberait nach
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Schweden geschriben und ihre rationes remonstrirt, warumb Frankreich
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lenger in krieg zu stehen nit gedächte, der anttwortt wolten sie biß zu endt
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diß monats Octobris und nit einen tag lenger zuwartten, sondern, es kom
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alsdann, waß da woll, mit ihrer resolution weiter heraußgehen. Die Schwe-
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dischen plenipotentiarii erclagten sich, daß inen von denn Kayserlichen noch
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nie kein formalofferte quoad satisfactionem beschehen. Darauff die Franzo-
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sen inen geanttworttet, daß sie von denn Kayserlichen eines andern weren
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berichtet, auch heimbgestellt worden, eben daßjenig nochmaln ze offerirn.
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Sie, Franzosen, weren demnach mit unserm belieben vorhabens, durch ihren
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residenten de St. Romain inen, Schweden, andeütten ze lassen, daß inen ex
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parte Caesaris et imperii Vorderpommern (noch dato one meldung Stettin),
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daß condominium deß ports Wißmar mit Mechelburg, item die ertz- und
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stiffter Bremen und Ferden, doch das der status ecclesiasticus unverendert
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bleib, überlassen, auch derentwegen ein reichschluss erhandlet werden soll,
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die cron Schweden dabei zu versprechen.

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Waß den consensum der interessirten anlangte, sonderlich Brandenburg,
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weren die Franzosen zufriden, wann schon nit aller, sondern allein der

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mehrern theil reichständen drein consentirten. Ja, wann man auch solchen
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consensum per maiora nit solte richtig haben könden, wurde es gnug sein,
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daß sich die drei cronen, Kayserliche Maiestät, Frankreich und Schweden,
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darzu verbinden theten. Es were noch weiters in vorschlag kommen, ob es
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nit der weeg sein möcht, daß man Schweden gantz Pommern mit diser
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condition überlassen solt, wann über kurtz oder lang Brandenburg wegen
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hinderlassung Vorpommern seinen consens der cron Schweden geben thet,
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daß alsdann dem hauß Brandenburg Hinderpommern restituirt werden sollt.
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Mit solcher form köndte gleichwol Brandenburg iederzeit widerumb zum
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halben theil diser landen kommen oder aber, wann er sich dises beneficii
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nit bedienen, sondern sein ius illaesum behalten wolt, mit der zeit uff er-
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sehende gelegenheit alsdann zu dem gantzen hertzogthumb greiffen. Die
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Schweden vermeinten, noch vor außgang deß Octobris ein resolution von
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hof ze haben, weil sie allberait dise casus vor ettlich dorthien referirt hetten.
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Sonst seyen die Franzosen mit grossem disgusto von denn Schweden abge-
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schieden (wölches iedoch die mediatores im vertrawen gemeldt haben wol-
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ten ), und wofern selbige die pacification lenger würden aufziehen wollen,
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derfften die Franzosen wol ein andere resolution fassen, wir solten allein
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ein wenig gedult tragen.

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Waß daß armistitium anlangte, da weren sie erbiettig, hettens auch mit
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denn Schweden abgeredt, alsbaldt an ihre generales zu schreiben, inen denn
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statum tractatuum ze representirn und sie dabei zu erinnern, daß sie die
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waaffen zu nachtl deß fridens nit wolten operirn, sondern dahien trachten
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lassen, wie man zu einem anstandt, etwan zu ein, 2 oder 3 monat, gelangen
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möchte. Die Churbrandenburgischen weren auch bei den Franzosen gewesen
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und hetten gebetten, allein in 30 tagen mit der sachen innzehalten, dan der
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churfürst wer uffm weeg, in dise nähend ze kommen etc. Es hettens aber die
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Franzosen rundt abgeschlagen und inen zu erkennen geben, daß man seinet-
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wegen den friden nit lenger werde auffhalten.

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Ihr Excellentz, herr obristhofmeister, haben sich diser relation und negocia-
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tion gegen den herrn mediatorn bedankht und es allerdings dabei bleiben
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lassen, allein daß dem hertzogen von Mechelburg vorbehalten bleiben solt,
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wann er hiezwischen durch aigne tractation in Schweden seine conditiones
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möchte megliorirt haben.

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In conformitet dessen haben wir noch dato unsern collegis nach Oßnabrukh
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geschriben, obbedeütte proposition von denn Franzosen vorgeschlagner-
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maassen auch ihrestheils gegen denn Schwedischen plenipotentiariis abze-
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legen , ut videre est apud acta [ 1463 ].

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Eodem a meridie haben wir alle drei herrn duca di Longavilla, bei dem sich
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auch conte d’Avaux, der Servient aber nit, eingefunden, wegen ihres ritorno
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von Oßnabrukh visitirt; ist aber allein per complimenti passirt worden,
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42 ausserhalb] am Rande: Cammergericht.
ausserhalb daß Ihr Excellentz begehrt, sie wolten bei ihrer guarnison zu

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Speyr verordnung thuen, daß das Kayserliche cammergericht daselbst aller-
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dings möchte verschont bleiben, quod et promiserunt.

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Eodem mercurii a Caesare ein recepisse vom dato Preßburg, den 18. Sep-
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tembris , uff die relation vom Augusti, darinn sonderlich vermeldt, daß Ihr
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Maiestät uff der Chursäxischen clag wegen ettlicher religionsbetrangnus in
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Schlesien, Glogawischen territorii, so onedaß in facto nit erfindtlich, Infor-
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mation einziehen und weitern bschaidt ertheilen wolten [ 1464 ].

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