Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1646 VII 13
1646 VII 13
Freitag Freytags, den 13. huius, referirn wir ad Caesarem
daßjenig, waß hiervorverzeichnetermaassen mit den Franzosen wegen der
condolentzbriefen und titulatur, auch denn protestirenden mit überliferung
der endtlichen gegenerclärung in puncto grauaminum vorgangen [ 1335 ].
Eodem postscriptum ad Caesarem von deß Oxenstierns anbringen in materia
pacis [ 1336 ].
Eodem communicirn wir nach Oßnabrukh unser endtliche gegenerclärung
in puncto grauaminum [ 1337 a ].
Eodem ad ducem Sauelli [ 1337 b ].
Eodem von Oßnabrukh in relatione ad Caesarem, waßgestalt die stadt Cöln
mit Hessen Cassel ein neutralitet geschlossen haben solle [ 1338 ].
Freytag, den 13. huius, vormittags umb 10 uhr, ist herr Oxenstiern, Schwedi-
scher plenipotentiarius, sambt demselben residenten bei Ihr Excellentz,
herrn obristhofmeister, in beysein herrn grafens von Nassau und mein,
Volmars, erschienen und hatt seinen vortrag uff nachfolgenden innhalt
gestellt: Bedankhte sich vordrist, daß wir ime dise stundt zu mundtlicher
unterredt hetten vergünnen wollen, ine verlangte mit unß super materia pacis
mit unß [!] ze conversirn. Er were in zeit seines allhieseins einmahl oder
zwei bei denn Französischen plenipotentiariis geweßt, hette aber kein son-
dere glegenheit geben, mit inen hiervon waß hauptsächlichs ze handlen, biß
erst gestrigen tags. Und er zwar seinestheils hette daß von unß ime zu Oßna-
brukh zugestellte instrumentum pacis vor eine richtschnur bei diser confe-
rentz halten wollen, weiln sich aber die Franzosen entschuldigt, daß inen
dergleichen instrumentum von unß allhier nit were zugestellt worden, so
hetten sie unsere duplicas vor die handt genommen und die materias in
ihrem consilio nach abtheilung, so sie, Schweden, in ihrer replic gehalten,
durchloffen.
Da dann vor daß allererste widerumb vor ein nothuerfft befunden worden,
den hievor wegen der Portugesischen gesandten begehrten saluum conduc-
tum ze sollicitirn, dann es weren sonderlich die Franzosen hiebei merklich in-
teressirt und wurden ohne solche vorgehende passerthailung zu einiger hand-
lung mit denn Spanischen nit leichtlich eintretten. Die cron Schweden hette
zwar mit Portugal kein ander pündtnus als allein ratione commerciorum,
köndte iedoch dises begehren auch nit unbillich finden. Die Portugesischen
gesandten clagten sich, daß sie nit sicher auß der statt hin- und widerraisen
köndten. Man hab daß exempel mit deß Bottelli leichnamb, da man selbigen
auch wider ihren, der Schweden, pass uff freyer straaß hinweggenommen.
Er vermeinte, wann man dise Portugesen ie nit als königliche gesandten
tractirn wolt, so köndte man inen doch als priuatis einen pass mittheilen
oder aber, wann wir die parola von unß geben wolten, daß ihre, der Schwe-
den und Franzosen, pass für sie unviolirt bleiben solten, so wurden sie auch
darmit vergnüegt sein. Responsum, es bedüerfften dise Portugesen einigen
pass nit, weil sie biß anhero ihres belibens in und außer der statt hin- und
widergeraißt und aller sicherheit genossen. Im übrigen gehördte die Portu-
gesische sach zu disen tractaten nit, also köndte man auch einigen pass nit
ertheilen, und hetten die Franzosen gar kein fundament, derentwegen die
tractaten mit Spania auffzehalten. Es were ja ein unbillich ding, daß sie ein
pass vor die Portugesen haben und doch dem hertzog von Lothringen, der
doch faederatus et vasallus imperii, auch socius belli Ihr Kayserlicher Maie-
stät gleich ante tempus conuentionis Hamburgicae gewesen und noch sei,
[nicht] ertheilen. Ille replicavit, einmal bestüenden die Franzosen vestiglich
auff ihrem intent, und köndte man mit der willfahr die Spanischen tractaten
merklich fürdern, im widrigen fahl aber verhinderen. Waß Lothringen
anlangte, hetts ein andere meinung, es wer zwar ein pass vor ine gesuecht,
aber abgeschlagen und darbei gelassen worden. Nos, dise einred hette nichts
zu bedeütten, dann damaln der pass nit darumb versagt worden, daß man
nit für billich hette gehalten, er als ein mitinteressirter ad congressus pacis
uniuersalis ze admittirn sei, wie dann a principio und noch in anno 1640 ime
ein pass von Frankreich deßwegen in Italianischer sprach ertheilt worden,
und wer der streit allein an deme bestanden, daß sie ime den gebüerenden
titul nit geben wollen. Daß die Franzosen aber sich hernach gentzlich diffi-
cultirt , seye daher erfolgt, daß der hertzog sich vermögen lassen, nach
Pariß ze kommen und daselbst einen tractat einzegehen
Vgl. oben [ S. 75 Anm. 1 ] .
, derentwegen der
Kayserliche legatus nit ursach gehabt, ferners uff ertheilung der passporti
zu tringen. Mann hab sich iedoch dessen per expressum niemaln begeben.
Und dieweil dann der hertzog sich erclag, das ime der Pariser accord nit
gehalten worden, als seye ja billich, daß man ime den access zu diser allge-
meinen fridenshandlung nit verwehren thue. Wir köndten zwar im namen
Kayserlicher Maiestät ime selbst wol ein pass geben, er wolle aber damit
nit zufriden, sondern dißortts als principe sovrano tractirt sein. Es müeßte
ime einmahl willfahrt werden, dann sonst wir nit sehen köndten, wie man
zum generalfridenschluss werde gelangen mögen.
Sodann begehrte Oxenstiern auch, daß man den don Odoardo di Portugal
uff freyen fueß stellen oder wenigst Ihr Kayserliche Maiestät denselben
widerumb in ihre custodi erfordern wolte. Responsum, es wer auch diß
begehren nit erhältlich, dann ob man zwar vorgebe, daß er mit der Portu-
gesischen rebellion nichts ze thuen, so wisse er, Oxenstiern, iedoch wol, das
es ratio status also erfordert, ut ne male facere posset. Oxenstiern aber bliebe
uff beeden seinen postulatis mit vermelden, dise zwo sachen würden die
Spanischen tractaten merklich hindern, wo man darinn sich ferner opinia-
strirn würde.
Solchem nach kam er auff die reichssachen und sagte, waß denn punctum
amnestiae anlangte, da hetten die Franzosen und er der sachen fleissig nach-
gedacht , auch daßjenig, waß an seiten der ständen derentwegen einkommen
wer, gnuegsamb erwogen, befinden aber, daß sie einmahl von dem termino
a quo deß jars 1618 nit weichen köndten, liessend zwar geschehen, daß
andere particularsachen, so man darunder nit begreiffen wolt, absonderlich
tractirt wurden. Responsum, es were zu verwundern, daß die cronen so hoch
uff dem termino a quo deß jahres 1618 zu beharren vermeinten, da sie doch
dabei einig interesse nit hetten, man auch selbige zeitt mit inen in keinem
krieg gestanden wer. Waß aber die stände des reichs anlangte, da hette man
sich allberait uff anno 1624 erclärt und wüßte weiter nit zu gehen. Man setzte
auch ausser zweifel, daß sie zum mehrern theil darmit zufriden sein würden.
Wann man die particularsachen absonderlich vergleichen wolle, so seye
billicher, daß die stände in constituenda regula Ihr Kayserlicher Maiestät
als daß dieselb denn ständen deferirn und nachgeben sollen. Oxenstiern, ja
die stände beschwerten sich und sagten, daß zum wenigsten die determinatio
biß uff anno 1620 geschehen soll, dann zwischen anno 1620 und 1624 weren
vil res iudicatae, decreta, decisiones und conuentiones in ecclesiasticis vor-
geloffen , darab sie sich beschwert finden theten. Responsum, man könde
einmal weiter nit dann uff anno 1624 zurukhgehen. Ille, waß die Kayserliche
erblande betreffen thet, da köndte die cron Schweden einmal nit billich
finden, daß denn evangelischen wider ihre priuilegia, pacta und maiestet-
brief daß freye religionsexercitium verwehrt werden solt. Daß gemeine
evangelische wesen müeßte hierunder leiden, die cron Schweden begehrte
zwar Ihr Kayserlicher Maiestät in ihren erbkönigreich und landen keinen ein-
trag ze thuen, aber befinde sie sich auch im gwissen schuldig, ihren religions-
gnossen beistendig ze sein. Nos, dise pretension köndten und wolten Ihr
Maiestät nit admittirn, man gestehe dergleichen religionsverwandten kein
priuilegium. Sie hettens per rebellion verwürkht, solche excessus begangen,
daß man inen nit mehr trawen könde. Einmal gebürte Ihr Kayserlicher
Maiestät summum ius, dessen sich auch die stände deß reichs anmaaßten,
köndten ihren also nichts vorschreiben lassen. Letztlich, als man lang von
disem puncten disputirte, sagt er, er wolte es gleichwol unß bestermaassen
recommendirt haben, daß man doch hierinn auff dem eüsseristen rigore nit
verharren wolt.
Tertius punctus erat de caussa Palatiniana. Da sagte er, daß auß unserm pro-
iect , so wir im instrumento pacis, auch unsern denn Franzosen übergebnen
declarationibus entworffen, nichts anders erscheinte, dann daß wir in extremis
verharren theten. Hoffte, wir solten unß der billicheit waß nähers accommo-
dirn . Er hette dise sach mit denn Franzosen ad longum discurrirt und were
ir meinung dise: Erstlich solte der hertzog in Bayern churfürst bleiben ad
dies vitae, 2. nach seinem todt soll die Pfaltzische lini succedirn und nach
derselben abgang, ungehindert daß alsdann Pfaltz Newenburg nähender
wär, die churwürde auff Bayern fallen. 3. Wann diß aber ie nit erheltlich,
solte ein alternatiua stabilirt werden, den anfang nach deß churfürsten in
Bayern todt in persona pfaltzgraf Carl Ludwigs gewünnen. 4. Die Obere
Pfaltz solte restituirt oder uffs allereüsserist ein stukh darvon dem chur-
fürsten in Bayern an bezahlung statt aigenthumblich in handts gelassen
werden. Responsum, auff dise manier und condition wurde nichts ze richten
sein, die chur müeßte einmahl Bayern und der gantzen Wilhelmischen linii
verbleiben, deßgleichen die Oberpfaltz. Die Pfaltzischen erben köndten sich
nit beclagen, weil inen octauus electoratus vorbehalten werde, da sie doch
vermög der Gulden Bull und gemeiner rechten wol gantz außgeschlossen
bleiben solten. Auff kein alternatiuam werde sich herr churfürst in Bayern
nimmermehr verstehen, dann daß vorige exempel gebe ime gnuegsamb
zu erkennen, daß er und sein familia dabei nit gesichert sein köndten. Pfaltz-
graf Fridrich hab einmahl wider alle göttliche und menschliche recht dem
Kayser und dem hauß Österreich sein erbkönigreich, landt und leutt abze-
tringen und die cron vom haupt ze nemmen unterstanden, derentwegen auch
omni iure billich, daß er und seine posteri den costen bezahlen sollen. Die
Unterpfaltz seye der besser und wichtigste theil, darauß ein pfaltzgraf seinen
churfürstenstandt, wann er frugaliter leben wolt, wol füeren köndt. Bleib
ime noch mehr landt übrig, als einer von denn geistlichen churfürsten haben
möcht. Oxenstiern hett zwar hierwider vil replicirt und sonderlich sich darauff
bezogen, daß die stände nit darein consentirn würden, weil alle churfürst-
liche regalia als vicariatus, praecedentia, insignia, officium etc. dem hauß
Pfaltz entzogen würden. Es seyend aber Ihr Excellentz bestendig uff ihrer
gegenred verblieben, mit fernerm vermelden, Ihr Kayserliche Maiestät
würden diß alles mit denn reichsständen, als nemblich dem chur- und fürsten-
collegio , schon richtig ze machen wissen.
Oxenstiern movirt hiebei noch ein quaestion wegen der Bergstraaß und ver-
meinte , obzwar nit verleugnet werden köndt, daß Churmaintz die reluition
darzu gebüerte, so würde doch billich sein, daß Pfaltz vordrist in allem in
den standt wie vor der achtserclärung restituirt werde. Alsdann möchte
Churmaintz beuorstehen, sein ius reluitionis gehöriger ortten außfundig
ze machen. Dann waß die beschehene auffkündung anlangte, so wer sol-
ches beschehen, da pfaltzgraff Fridrich allberait auß Böheim und seinen
landen verjagt gewesen und sich nach nothuerfft nit mehr hette verantt-
wortten und defendirn könden, auch die zu Haidelberg dazumahln hinter-
bliben räthe der sachen nit mehr mächtig gewesen weren. Replicatum, deß
herrn churfürsten zu Maintz ius were darum et indubitatum. Pfaltz hette der
losung sich vor disem et statu imperii adhuc pacifico allzeit verweigert.
Also wurde man es anietzt wider machen und die erzstifft nimmermehr zu
dem ihrigen gelangen. Es haiße dolo facere eum, qui petit id, quod restituere
tenetur. Seye besser, man mache es anietzt richtig, als daß man post factam
pacem erst dessentwegen newer streittigkheit im reich gewärttig sein soll.
Einmahl köndte man nit zugeben, daß dißortts Pfaltz wider in possession ge-
setzt werde. In omnem euentum wurde uff eüsserist dahien etwan gedacht
werden müessen, daß mans in sequestrum kommen liesse.
Pergit Oxenstiern und kombt auff die Baden Durlachische sach, vermeint
ebenmässig, man soll marggraf Fridrich in alle lande, wie er die ante latam
sententiam inngehabt, restituirn, alsdann ein guettliche composition, darzu
er sich dann erbiettig mach, gegen seinem widerpart, marggraf Wilhelm,
tentirn. Die sententia wer inaudita parte außgefellt und die executio per
metum armorum vorgenommen worden. Hierauff hatt man aber gnugsamb
remonstrirt, daß solchs zumuetten der iustitiae und aller billicheit zuwider-
lauffen , auch keinesweegs nachgegeben werden köndte; daß mehiste, so
hierinn ze thuen, möchte sein, daß man etwan durch einen güettlichen ver-
glich handlen thet, waßgestalt die ratione fructuum perceptorum herrn
marggrafen Wilhelmen eingeraumbte ämbter widerumb abzetretten.
Ille ulterius, daß auch Württemberg sich contra Österreich beschwehrte,
umb daß die herrschafften Achalm, Hohenstauffen und Blaubeuren nit
restituirt werden wolten. Württemberg were gleichergestalt wie Pfaltz an-
erbiettig , nach erfolgter restitution dem hauß Österreich ratione relutionis
ratione reluitionis
rechtens zu sein. Nos, es habe laider im reich die beschaffenheit gwunnen,
daß fürsten und herrn keiner rechtlichen execution stattthuen wöllen, daher
Österreich gar nit zuzemuetten, daß seinig, so ime kundtlich vermög brief
und sigill zugehörig, widerumb auß handen ze geben und erst darumb ins
recht zu stehen, dessen außgang wol kein mensch erleben werde. Achalm
und Hohenstauffen weren pfandtschafften gewesen umb 12 000 ducaten, die
wer man aber vermög habenden revers zu erlegen nit schuldig, iedoch wurde
man in omnem euentum nit grosse difficultet machen, solchen pfandt-
schilling zu erstatten. Wurttemberg hette schon zu hertzog Sigismundts von
Österreich zeitten dise pfandschafften ze underschlagen unterstanden, man
köndte sich solcher gfahr nit mehr unterwürfflich machen. Mit Blaubeüren
habs ein andere bewandtnus und wer ein Österreichisch kundtlich lehen,
uff absterben weylandt hertzog Ludwigs zu Württemberg
Gemeint ist lt. J. G. Meiern V S. 177 Hg. Ludwig III. von Württemberg (1554–1593),
doch stammte dieser wie die späteren Herzöge aus der Stuttgarter Linie, während die Nachkommen-
schaft Ludwigs I. von Urach (1412–1450), der Blaubeuren 1447 von den Grafen von Helfenstein
erworben hatte, mit Eberhard I. (1445–1496) erlosch.
dem hauß Öster-
reich heimbgefallen, denn unverneinlich wahr, daß die ietzige hertzogen
nit a primo acquirente herkommen theten. Oxenstiern vermeinte, man hett
mit disen herrschafften zu weit griffen und mehr eingezogen, als sich gebürt.
Responsum, erstlich were man dessen ex parte Österreich nit gestendig,
man werde sich aber nit entgegensein lassen, hierunder einem guettlichen
außtrag stattzegeben. Württemberg hette kein ursach, sich ob diser retention
zu beschweren, wann man bedenkhen wölle, wie unverschuldter dingen sie
dem hauß Österreich daß seinig angefallen, die Orttenaw
hinweggenommen,
Villingen und Costantz belägert und daß man iezt noch dazu umb fridens
willen die Elsaßischen landt zurukhlassen müesse.
Wegen Hessen Cassel meldet Oxenstiern zugleich, daß man auff deren satis-
faction bedacht sein müeßte, und möchte villeicht der weeg sein, daß wir,
Kayserliche, uff einer und beeder cronen plenipotentiarii uff der andern seitten
unß der sachen unterfangen theten. Responsum, dise sach werde so leicht nit
fallen, als man sich einbilde, herr landtgraf Georg werde seinen anhang auch
finden. Die Hessen Casselischen wolten dem außtrag, so in dem erbvertrag deß
gesambten hauß begriffen, nit stattthuen, es stuende also dahien, ob und wie
sich beede theil zu einer guettlichen composition einlassen möchten. Oxen-
stiern ziehet ferner an, daß die Nassaw Saarbrükhischen und andere grauati
unterm Wedderauischen grafen- und herrenstandt nit restituirt weren. Re-
sponsum , dises alles dependirte von der amnesti, und hetten die interessati
sich mehrerntheil selbst gehindert. Dann weil sie daß edictum amnestiae
biß daher disputirt, so hette man billich bedenkhens, inen zu begehrter
restitution zu verhelffen ex fundamento eius legis, quam ipsi impugnarent.
Oxenstiern, in dem articulo de iure statuum conseruando were die clausula
’saluis iis, quae Imperatori et collegio electorum‘ etc. eintweder gar auß-
zelassen oder solche reseruata ze specificirn. Responsum, es bederffte diß-
ortts keiner specification, sondern es hab bei deme zu verblieben, waß derent-
wegen in Bulla Aurea et constitutionibus imperii versehen, und wer im übri-
gen potestas Imperatoris uniuersalis, liesse sich anderst nit limitirn. So könde
man dise clausul auch nit außlassen, dan eben darumb, weil die bestritten
werde, möchten künfftig auß solcher außlassung allerhandt consequentiae
erzwungen werden. Ille, man solte sich einer gwissen ordnung vergleichen,
wie man sich künfftig in quaestione, an uiuo Imperatore possit ad electionem
regis Romanorum procedi, ze halten. Nos, dises wer ein unnöthige vorsorg,
seittemaln solches alles in arbitrio collegii electoralis bestüende, diß werde
im seine iura nit schmählern lassen.
Ultimo dicebat ille, waß den punctum satisfactionis coronarum anlangte,
da bleibe er bei seinen vorigen postulatis. Es hetten aber auch die Franzosen
mit ime wegen ihrer satisfaction geredt, daß sie namblich dem hauß Öster-
reich daß Preyßgaw, die 4 waldtstätt, die statt Newenburg und landtvogtei
Orttnaw cedirten und noch darzu 3 million livres in bahrem gelt zu bezahlen
erbiettig weren, doch das Österreich auch ein million schulden über sich
nemmen solte. Hingegen begehrten sie neben Preysach, dem Untern und
Obern Elsaß, auch dem Suntgaw, ein mehrers nit als allein, daß man inen
die 10 landtvogteistätt im Elsaß iure allodii und die vestung Philipsburg
mit einer besatzung iure protectionis inzehalten bewilligen thue. Er ver-
meine , daß dises billiche conditiones und keinesweegs außzeschlagen seyen.
Hette selbst nit vermeindt, daß die Franzosen sich so weit accommodirn
wurden. Nos, waß der Franzosen anerbottne geltrecompens anlangte, sei
die noch gar weit von gebürender proportion, und wüßten wir wol, das sie
ein mehrers im bevelch und instruction. Sei kein rechtmässig fundament,
denn ertzhertzogen zu Ynsprukh dis ihr patrimonium vorzehalten, und
darumb weren sie desto mehr in conscientia schuldig, ein proportionirte
recompens zu erstatten. Waß die landtvogteistätt und Philipsburg anlangte,
da köndten wir inen einmahl nit willfahren.
Zum beschluss hatt er der grauaminum meldung gethan, daß er derentwegen
gern von puncten zu puncten mit unß conferirn wolt, weil er dessen von den
protestirenden ersuecht. Responsum, wir weren erbiettig, morndrigen
vormittags zu ime ze kommen.
Dieweil aber die mediatores disen abendt nit zu unß kommen, wir also nit
wissen mögen, waß die Franzosen sich über dise puncten erclärt hetten,
wir auch kein glegenheit gehabt, mit den Spanischen ze reden, also haben
Ihr Excellentz sich gegen obgedachtem Oxenstiern durch herrn secretari
Schröter entschuldigen lassen.
daßjenig, waß hiervorverzeichnetermaassen mit den Franzosen wegen der
condolentzbriefen und titulatur, auch denn protestirenden mit überliferung
der endtlichen gegenerclärung in puncto grauaminum vorgangen [ 1335 ].
Eodem postscriptum ad Caesarem von deß Oxenstierns anbringen in materia
pacis [ 1336 ].
Eodem communicirn wir nach Oßnabrukh unser endtliche gegenerclärung
in puncto grauaminum [ 1337 a ].
Eodem ad ducem Sauelli [ 1337 b ].
Eodem von Oßnabrukh in relatione ad Caesarem, waßgestalt die stadt Cöln
mit Hessen Cassel ein neutralitet geschlossen haben solle [ 1338 ].
scher plenipotentiarius, sambt demselben residenten bei Ihr Excellentz,
herrn obristhofmeister, in beysein herrn grafens von Nassau und mein,
Volmars, erschienen und hatt seinen vortrag uff nachfolgenden innhalt
gestellt: Bedankhte sich vordrist, daß wir ime dise stundt zu mundtlicher
unterredt hetten vergünnen wollen, ine verlangte mit unß super materia pacis
mit unß [!] ze conversirn. Er were in zeit seines allhieseins einmahl oder
zwei bei denn Französischen plenipotentiariis geweßt, hette aber kein son-
dere glegenheit geben, mit inen hiervon waß hauptsächlichs ze handlen, biß
erst gestrigen tags. Und er zwar seinestheils hette daß von unß ime zu Oßna-
brukh zugestellte instrumentum pacis vor eine richtschnur bei diser confe-
rentz halten wollen, weiln sich aber die Franzosen entschuldigt, daß inen
dergleichen instrumentum von unß allhier nit were zugestellt worden, so
hetten sie unsere duplicas vor die handt genommen und die materias in
ihrem consilio nach abtheilung, so sie, Schweden, in ihrer replic gehalten,
durchloffen.
Da dann vor daß allererste widerumb vor ein nothuerfft befunden worden,
den hievor wegen der Portugesischen gesandten begehrten saluum conduc-
tum ze sollicitirn, dann es weren sonderlich die Franzosen hiebei merklich in-
teressirt und wurden ohne solche vorgehende passerthailung zu einiger hand-
lung mit denn Spanischen nit leichtlich eintretten. Die cron Schweden hette
zwar mit Portugal kein ander pündtnus als allein ratione commerciorum,
köndte iedoch dises begehren auch nit unbillich finden. Die Portugesischen
gesandten clagten sich, daß sie nit sicher auß der statt hin- und widerraisen
köndten. Man hab daß exempel mit deß Bottelli leichnamb, da man selbigen
auch wider ihren, der Schweden, pass uff freyer straaß hinweggenommen.
Er vermeinte, wann man dise Portugesen ie nit als königliche gesandten
tractirn wolt, so köndte man inen doch als priuatis einen pass mittheilen
oder aber, wann wir die parola von unß geben wolten, daß ihre, der Schwe-
den und Franzosen, pass für sie unviolirt bleiben solten, so wurden sie auch
darmit vergnüegt sein. Responsum, es bedüerfften dise Portugesen einigen
pass nit, weil sie biß anhero ihres belibens in und außer der statt hin- und
widergeraißt und aller sicherheit genossen. Im übrigen gehördte die Portu-
gesische sach zu disen tractaten nit, also köndte man auch einigen pass nit
ertheilen, und hetten die Franzosen gar kein fundament, derentwegen die
tractaten mit Spania auffzehalten. Es were ja ein unbillich ding, daß sie ein
pass vor die Portugesen haben und doch dem hertzog von Lothringen, der
doch faederatus et vasallus imperii, auch socius belli Ihr Kayserlicher Maie-
stät gleich ante tempus conuentionis Hamburgicae gewesen und noch sei,
[nicht] ertheilen. Ille replicavit, einmal bestüenden die Franzosen vestiglich
auff ihrem intent, und köndte man mit der willfahr die Spanischen tractaten
merklich fürdern, im widrigen fahl aber verhinderen. Waß Lothringen
anlangte, hetts ein andere meinung, es wer zwar ein pass vor ine gesuecht,
aber abgeschlagen und darbei gelassen worden. Nos, dise einred hette nichts
zu bedeütten, dann damaln der pass nit darumb versagt worden, daß man
nit für billich hette gehalten, er als ein mitinteressirter ad congressus pacis
uniuersalis ze admittirn sei, wie dann a principio und noch in anno 1640 ime
ein pass von Frankreich deßwegen in Italianischer sprach ertheilt worden,
und wer der streit allein an deme bestanden, daß sie ime den gebüerenden
titul nit geben wollen. Daß die Franzosen aber sich hernach gentzlich diffi-
cultirt , seye daher erfolgt, daß der hertzog sich vermögen lassen, nach
Pariß ze kommen und daselbst einen tractat einzegehen
Vgl. oben [ S. 75 Anm. 1 ] .
Kayserliche legatus nit ursach gehabt, ferners uff ertheilung der passporti
zu tringen. Mann hab sich iedoch dessen per expressum niemaln begeben.
Und dieweil dann der hertzog sich erclag, das ime der Pariser accord nit
gehalten worden, als seye ja billich, daß man ime den access zu diser allge-
meinen fridenshandlung nit verwehren thue. Wir köndten zwar im namen
Kayserlicher Maiestät ime selbst wol ein pass geben, er wolle aber damit
nit zufriden, sondern dißortts als principe sovrano tractirt sein. Es müeßte
ime einmahl willfahrt werden, dann sonst wir nit sehen köndten, wie man
zum generalfridenschluss werde gelangen mögen.
Sodann begehrte Oxenstiern auch, daß man den don Odoardo di Portugal
uff freyen fueß stellen oder wenigst Ihr Kayserliche Maiestät denselben
widerumb in ihre custodi erfordern wolte. Responsum, es wer auch diß
begehren nit erhältlich, dann ob man zwar vorgebe, daß er mit der Portu-
gesischen rebellion nichts ze thuen, so wisse er, Oxenstiern, iedoch wol, das
es ratio status also erfordert, ut ne male facere posset. Oxenstiern aber bliebe
uff beeden seinen postulatis mit vermelden, dise zwo sachen würden die
Spanischen tractaten merklich hindern, wo man darinn sich ferner opinia-
strirn würde.
Solchem nach kam er auff die reichssachen und sagte, waß denn punctum
amnestiae anlangte, da hetten die Franzosen und er der sachen fleissig nach-
gedacht , auch daßjenig, waß an seiten der ständen derentwegen einkommen
wer, gnuegsamb erwogen, befinden aber, daß sie einmahl von dem termino
a quo deß jars 1618 nit weichen köndten, liessend zwar geschehen, daß
andere particularsachen, so man darunder nit begreiffen wolt, absonderlich
tractirt wurden. Responsum, es were zu verwundern, daß die cronen so hoch
uff dem termino a quo deß jahres 1618 zu beharren vermeinten, da sie doch
dabei einig interesse nit hetten, man auch selbige zeitt mit inen in keinem
krieg gestanden wer. Waß aber die stände des reichs anlangte, da hette man
sich allberait uff anno 1624 erclärt und wüßte weiter nit zu gehen. Man setzte
auch ausser zweifel, daß sie zum mehrern theil darmit zufriden sein würden.
Wann man die particularsachen absonderlich vergleichen wolle, so seye
billicher, daß die stände in constituenda regula Ihr Kayserlicher Maiestät
als daß dieselb denn ständen deferirn und nachgeben sollen. Oxenstiern, ja
die stände beschwerten sich und sagten, daß zum wenigsten die determinatio
biß uff anno 1620 geschehen soll, dann zwischen anno 1620 und 1624 weren
vil res iudicatae, decreta, decisiones und conuentiones in ecclesiasticis vor-
geloffen , darab sie sich beschwert finden theten. Responsum, man könde
einmal weiter nit dann uff anno 1624 zurukhgehen. Ille, waß die Kayserliche
erblande betreffen thet, da köndte die cron Schweden einmal nit billich
finden, daß denn evangelischen wider ihre priuilegia, pacta und maiestet-
brief daß freye religionsexercitium verwehrt werden solt. Daß gemeine
evangelische wesen müeßte hierunder leiden, die cron Schweden begehrte
zwar Ihr Kayserlicher Maiestät in ihren erbkönigreich und landen keinen ein-
trag ze thuen, aber befinde sie sich auch im gwissen schuldig, ihren religions-
gnossen beistendig ze sein. Nos, dise pretension köndten und wolten Ihr
Maiestät nit admittirn, man gestehe dergleichen religionsverwandten kein
priuilegium. Sie hettens per rebellion verwürkht, solche excessus begangen,
daß man inen nit mehr trawen könde. Einmal gebürte Ihr Kayserlicher
Maiestät summum ius, dessen sich auch die stände deß reichs anmaaßten,
köndten ihren also nichts vorschreiben lassen. Letztlich, als man lang von
disem puncten disputirte, sagt er, er wolte es gleichwol unß bestermaassen
recommendirt haben, daß man doch hierinn auff dem eüsseristen rigore nit
verharren wolt.
Tertius punctus erat de caussa Palatiniana. Da sagte er, daß auß unserm pro-
iect , so wir im instrumento pacis, auch unsern denn Franzosen übergebnen
declarationibus entworffen, nichts anders erscheinte, dann daß wir in extremis
verharren theten. Hoffte, wir solten unß der billicheit waß nähers accommo-
dirn . Er hette dise sach mit denn Franzosen ad longum discurrirt und were
ir meinung dise: Erstlich solte der hertzog in Bayern churfürst bleiben ad
dies vitae, 2. nach seinem todt soll die Pfaltzische lini succedirn und nach
derselben abgang, ungehindert daß alsdann Pfaltz Newenburg nähender
wär, die churwürde auff Bayern fallen. 3. Wann diß aber ie nit erheltlich,
solte ein alternatiua stabilirt werden, den anfang nach deß churfürsten in
Bayern todt in persona pfaltzgraf Carl Ludwigs gewünnen. 4. Die Obere
Pfaltz solte restituirt oder uffs allereüsserist ein stukh darvon dem chur-
fürsten in Bayern an bezahlung statt aigenthumblich in handts gelassen
werden. Responsum, auff dise manier und condition wurde nichts ze richten
sein, die chur müeßte einmahl Bayern und der gantzen Wilhelmischen linii
verbleiben, deßgleichen die Oberpfaltz. Die Pfaltzischen erben köndten sich
nit beclagen, weil inen octauus electoratus vorbehalten werde, da sie doch
vermög der Gulden Bull und gemeiner rechten wol gantz außgeschlossen
bleiben solten. Auff kein alternatiuam werde sich herr churfürst in Bayern
nimmermehr verstehen, dann daß vorige exempel gebe ime gnuegsamb
zu erkennen, daß er und sein familia dabei nit gesichert sein köndten. Pfaltz-
graf Fridrich hab einmahl wider alle göttliche und menschliche recht dem
Kayser und dem hauß Österreich sein erbkönigreich, landt und leutt abze-
tringen und die cron vom haupt ze nemmen unterstanden, derentwegen auch
omni iure billich, daß er und seine posteri den costen bezahlen sollen. Die
Unterpfaltz seye der besser und wichtigste theil, darauß ein pfaltzgraf seinen
churfürstenstandt, wann er frugaliter leben wolt, wol füeren köndt. Bleib
ime noch mehr landt übrig, als einer von denn geistlichen churfürsten haben
möcht. Oxenstiern hett zwar hierwider vil replicirt und sonderlich sich darauff
bezogen, daß die stände nit darein consentirn würden, weil alle churfürst-
liche regalia als vicariatus, praecedentia, insignia, officium etc. dem hauß
Pfaltz entzogen würden. Es seyend aber Ihr Excellentz bestendig uff ihrer
gegenred verblieben, mit fernerm vermelden, Ihr Kayserliche Maiestät
würden diß alles mit denn reichsständen, als nemblich dem chur- und fürsten-
collegio , schon richtig ze machen wissen.
Oxenstiern movirt hiebei noch ein quaestion wegen der Bergstraaß und ver-
meinte , obzwar nit verleugnet werden köndt, daß Churmaintz die reluition
darzu gebüerte, so würde doch billich sein, daß Pfaltz vordrist in allem in
den standt wie vor der achtserclärung restituirt werde. Alsdann möchte
Churmaintz beuorstehen, sein ius reluitionis gehöriger ortten außfundig
ze machen. Dann waß die beschehene auffkündung anlangte, so wer sol-
ches beschehen, da pfaltzgraff Fridrich allberait auß Böheim und seinen
landen verjagt gewesen und sich nach nothuerfft nit mehr hette verantt-
wortten und defendirn könden, auch die zu Haidelberg dazumahln hinter-
bliben räthe der sachen nit mehr mächtig gewesen weren. Replicatum, deß
herrn churfürsten zu Maintz ius were darum et indubitatum. Pfaltz hette der
losung sich vor disem et statu imperii adhuc pacifico allzeit verweigert.
Also wurde man es anietzt wider machen und die erzstifft nimmermehr zu
dem ihrigen gelangen. Es haiße dolo facere eum, qui petit id, quod restituere
tenetur. Seye besser, man mache es anietzt richtig, als daß man post factam
pacem erst dessentwegen newer streittigkheit im reich gewärttig sein soll.
Einmahl köndte man nit zugeben, daß dißortts Pfaltz wider in possession ge-
setzt werde. In omnem euentum wurde uff eüsserist dahien etwan gedacht
werden müessen, daß mans in sequestrum kommen liesse.
Pergit Oxenstiern und kombt auff die Baden Durlachische sach, vermeint
ebenmässig, man soll marggraf Fridrich in alle lande, wie er die ante latam
sententiam inngehabt, restituirn, alsdann ein guettliche composition, darzu
er sich dann erbiettig mach, gegen seinem widerpart, marggraf Wilhelm,
tentirn. Die sententia wer inaudita parte außgefellt und die executio per
metum armorum vorgenommen worden. Hierauff hatt man aber gnugsamb
remonstrirt, daß solchs zumuetten der iustitiae und aller billicheit zuwider-
lauffen , auch keinesweegs nachgegeben werden köndte; daß mehiste, so
hierinn ze thuen, möchte sein, daß man etwan durch einen güettlichen ver-
glich handlen thet, waßgestalt die ratione fructuum perceptorum herrn
marggrafen Wilhelmen eingeraumbte ämbter widerumb abzetretten.
Ille ulterius, daß auch Württemberg sich contra Österreich beschwehrte,
umb daß die herrschafften Achalm, Hohenstauffen und Blaubeuren nit
restituirt werden wolten. Württemberg were gleichergestalt wie Pfaltz an-
erbiettig , nach erfolgter restitution dem hauß Österreich
rechtens zu sein. Nos, es habe laider im reich die beschaffenheit gwunnen,
daß fürsten und herrn keiner rechtlichen execution stattthuen wöllen, daher
Österreich gar nit zuzemuetten, daß seinig, so ime kundtlich vermög brief
und sigill zugehörig, widerumb auß handen ze geben und erst darumb ins
recht zu stehen, dessen außgang wol kein mensch erleben werde. Achalm
und Hohenstauffen weren pfandtschafften gewesen umb 12 000 ducaten, die
wer man aber vermög habenden revers zu erlegen nit schuldig, iedoch wurde
man in omnem euentum nit grosse difficultet machen, solchen pfandt-
schilling zu erstatten. Wurttemberg hette schon zu hertzog Sigismundts von
Österreich zeitten dise pfandschafften ze underschlagen unterstanden, man
köndte sich solcher gfahr nit mehr unterwürfflich machen. Mit Blaubeüren
habs ein andere bewandtnus und wer ein Österreichisch kundtlich lehen,
uff absterben weylandt hertzog Ludwigs zu Württemberg
Gemeint ist lt. J. G. Meiern V S. 177 Hg. Ludwig III. von Württemberg (1554–1593),
doch stammte dieser wie die späteren Herzöge aus der Stuttgarter Linie, während die Nachkommen-
schaft Ludwigs I. von Urach (1412–1450), der Blaubeuren 1447 von den Grafen von Helfenstein
erworben hatte, mit Eberhard I. (1445–1496) erlosch.
reich heimbgefallen, denn unverneinlich wahr, daß die ietzige hertzogen
nit a primo acquirente herkommen theten. Oxenstiern vermeinte, man hett
mit disen herrschafften zu weit griffen und mehr eingezogen, als sich gebürt.
Responsum, erstlich were man dessen ex parte Österreich nit gestendig,
man werde sich aber nit entgegensein lassen, hierunder einem guettlichen
außtrag stattzegeben. Württemberg hette kein ursach, sich ob diser retention
zu beschweren, wann man bedenkhen wölle, wie unverschuldter dingen sie
dem hauß Österreich daß seinig angefallen, die Orttenaw
Villingen und Costantz belägert und daß man iezt noch dazu umb fridens
willen die Elsaßischen landt zurukhlassen müesse.
Wegen Hessen Cassel meldet Oxenstiern zugleich, daß man auff deren satis-
faction bedacht sein müeßte, und möchte villeicht der weeg sein, daß wir,
Kayserliche, uff einer und beeder cronen plenipotentiarii uff der andern seitten
unß der sachen unterfangen theten. Responsum, dise sach werde so leicht nit
fallen, als man sich einbilde, herr landtgraf Georg werde seinen anhang auch
finden. Die Hessen Casselischen wolten dem außtrag, so in dem erbvertrag deß
gesambten hauß begriffen, nit stattthuen, es stuende also dahien, ob und wie
sich beede theil zu einer guettlichen composition einlassen möchten. Oxen-
stiern ziehet ferner an, daß die Nassaw Saarbrükhischen und andere grauati
unterm Wedderauischen grafen- und herrenstandt nit restituirt weren. Re-
sponsum , dises alles dependirte von der amnesti, und hetten die interessati
sich mehrerntheil selbst gehindert. Dann weil sie daß edictum amnestiae
biß daher disputirt, so hette man billich bedenkhens, inen zu begehrter
restitution zu verhelffen ex fundamento eius legis, quam ipsi impugnarent.
Oxenstiern, in dem articulo de iure statuum conseruando were die clausula
’saluis iis, quae Imperatori et collegio electorum‘ etc. eintweder gar auß-
zelassen oder solche reseruata ze specificirn. Responsum, es bederffte diß-
ortts keiner specification, sondern es hab bei deme zu verblieben, waß derent-
wegen in Bulla Aurea et constitutionibus imperii versehen, und wer im übri-
gen potestas Imperatoris uniuersalis, liesse sich anderst nit limitirn. So könde
man dise clausul auch nit außlassen, dan eben darumb, weil die bestritten
werde, möchten künfftig auß solcher außlassung allerhandt consequentiae
erzwungen werden. Ille, man solte sich einer gwissen ordnung vergleichen,
wie man sich künfftig in quaestione, an uiuo Imperatore possit ad electionem
regis Romanorum procedi, ze halten. Nos, dises wer ein unnöthige vorsorg,
seittemaln solches alles in arbitrio collegii electoralis bestüende, diß werde
im seine iura nit schmählern lassen.
Ultimo dicebat ille, waß den punctum satisfactionis coronarum anlangte,
da bleibe er bei seinen vorigen postulatis. Es hetten aber auch die Franzosen
mit ime wegen ihrer satisfaction geredt, daß sie namblich dem hauß Öster-
reich daß Preyßgaw, die 4 waldtstätt, die statt Newenburg und landtvogtei
Orttnaw cedirten und noch darzu 3 million livres in bahrem gelt zu bezahlen
erbiettig weren, doch das Österreich auch ein million schulden über sich
nemmen solte. Hingegen begehrten sie neben Preysach, dem Untern und
Obern Elsaß, auch dem Suntgaw, ein mehrers nit als allein, daß man inen
die 10 landtvogteistätt im Elsaß iure allodii und die vestung Philipsburg
mit einer besatzung iure protectionis inzehalten bewilligen thue. Er ver-
meine , daß dises billiche conditiones und keinesweegs außzeschlagen seyen.
Hette selbst nit vermeindt, daß die Franzosen sich so weit accommodirn
wurden. Nos, waß der Franzosen anerbottne geltrecompens anlangte, sei
die noch gar weit von gebürender proportion, und wüßten wir wol, das sie
ein mehrers im bevelch und instruction. Sei kein rechtmässig fundament,
denn ertzhertzogen zu Ynsprukh dis ihr patrimonium vorzehalten, und
darumb weren sie desto mehr in conscientia schuldig, ein proportionirte
recompens zu erstatten. Waß die landtvogteistätt und Philipsburg anlangte,
da köndten wir inen einmahl nit willfahren.
Zum beschluss hatt er der grauaminum meldung gethan, daß er derentwegen
gern von puncten zu puncten mit unß conferirn wolt, weil er dessen von den
protestirenden ersuecht. Responsum, wir weren erbiettig, morndrigen
vormittags zu ime ze kommen.
Dieweil aber die mediatores disen abendt nit zu unß kommen, wir also nit
wissen mögen, waß die Franzosen sich über dise puncten erclärt hetten,
wir auch kein glegenheit gehabt, mit den Spanischen ze reden, also haben
Ihr Excellentz sich gegen obgedachtem Oxenstiern durch herrn secretari
Schröter entschuldigen lassen.