Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1646 VII 11

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1646 VII 11
Mittwoch Mitwochs, den 11. huius, haben alle drei Franzö-
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sische plenipotentiarii Ihr Excellentz, herrn grafen von Trautmansdorff, in
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beisein herrn grafens von Nassaw und mein, Volmars, besuecht und duca
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di Longavilla disen vortrag gethan: Nachdem die königin den todtfahl der
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Kayserin, ihrer schwester, vernommen, hette sie nit allein vor sich darob ein
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besonder hertzenlaidt empfangen, sondern auch an ihrem ortt nicht unter-
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lassen wollen, alle officia humanitatis hiebei gegen Ihr Kayserliche Maiestät
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zu erweisen, und derentwegen einen aignen edelmann mit königlichen con-
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dolentzschreiben an Ihre Maiestät hieher geschikht. Seyen derentwegen all-
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her kommen, unß solches anzezeigen und sich mit unß zu underreden, waß
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für ein modus möchte ergriffen werden, dardurch die ein zeitt lang zwischen
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beeden maiesteten unterlassene commercia literarum widerumb in gang
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gebracht und also die guette freund- und nachbarschafft restabilirt wer-
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den kondte. Es were zu Pariß in denn registraturn mit allem fleiß denn
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sachen nachgeschlagen und befunden worden, daß zu könig Henrici IV.

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zeitten wie auch andern die schreiben eines königs an Kayser in Französi-
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scher sprach anderst nit dann mit dem praedicat ’Vous‘ weren eingerichtet
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und daß predicat ’Vostre Maiesté‘ nit gegeben worden. Ob man nun diser-
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seits darauff tringen wolte, daß der titul ’Vostre Maiesté‘ dem Kayser solte
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geben werden, so vermeinten sie, nit unbillich ze sein, daß solch predicat
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hingegen auch ihrem könig und der königin gegeben werde.

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Respondit dominus comes, er thete sich zwar bedankhen, daß sie ime parte
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geben wollen, wessen sich Ihr Maiestät, die konigin, wegen obberüerten
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todtfahls erzeigt, lass es seines ortts dahiengestellt sein, das bei dem könig-
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lichen hof dem alten stylo nachgeschlagen sein solle. Könde er aber dagegen
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versichern, daß es sich bei denn Kayserlichen registraturn nit anderst be-
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finden werde, dann in denn Kayserlichen cantzleiexpeditionibus weder
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Frankreich noch einig anderm könig das predicat ’Majesté‘ niemaln geben
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worden. Hingegen werden sich auch vom könig Henrico IV. und andern
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originalschreiben befinden, darinn sie dem Kayser allzeit den titul ’ Maje-
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stät ‘ gegeben. Er wolte nach dem Kayserlichen hof schreiben und zweifelte
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nit, man werde nechstens dergleichen originalia einschikhen. Die Franzosen
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haben vermeint, man solte sich ad paritatem praedicati erclären, und deß-
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wegen unterschiedliche motivi angezogen: 1. Ante concilium Tridentinum
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hette die curia Romana allzeit den stylum gebraucht ’Imperator, Galliarum
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rex et caeteri reges‘, also den könig von Frankreich dem Kayser in gleichen
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gradum gesetzt. 2. Es weren nun ein guette zeit her vilerlei enderungen in
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den titulationibus vorgangen und mindern ständen solche titul geben wor-
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den , die man auch der cron Frankreich geb, als Florentz, Savoy, Venedig.
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Vermeinten daher billich sein, daß es mit ihrem könig nach proportion auch
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anderst gehalten werden solt. 3. Der könig in Dennemarkh geb dem Kayser
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als ein könig nur das predicat ’Euer Libden‘, als hertzog zu Holstein aber
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’Maiestät.‘ 4. Die Polackhen hetten sich beschwehrt, als derselben könig vor
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disem beim Kayser gewesen

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Kg. Wladislaw IV. und Kaiser Ferdinand III. hatten sich Mitte Oktober 1638 in Nikolsburg
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(Mähren) getroffen.
, das Ihr Kayserliche Maiestät ime die oberhandt
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nit gegeben und vorgewendt, als könig Henricus III. in Polen durch die
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Kayserlichen erblandt gezogen, daß damals kayser Rudolff

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Tatsächlich traf Heinrich III. auf seiner Rückreise von Polen nach Frankreich im Juni 1574 in
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Wien mit Kaiser Maximilian II. zusammen.
ime die ober-
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handt gegeben hett.

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Dominus comes ad singula respondit. Et primo, Ihr Kayserliche Maiestät
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köndten hierinn nichts nachgeben, dann es wer in praeiudicium successo-
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rum et maiestatis imperii Romani, weil das reich nit haereditarium, sondern
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electivum. Irre auch nichts, waß de stylo curiae Romanae allegirt worden,
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seitemaln darauß kein paritet gegen dem Kayser, wol aber ein precedentz
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vor andern königen inserirt werden könde, so man disseits an sein ortt
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gestellt sein lasse. 2. Dennemarkh hette den stylum wider herkommen ver-
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endert , darumb auch seinem gsandten das königliche creditif widerumb

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zurukhgegeben worden. 3. Waß die Polen anlangte, weren Sein Excellentz
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selbst bei disem actu gewesen, aber dergleichen nichts vorgewendt worden.
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4. Sei kein consequents, daß darumben auch der cronen titulatur erhöcht
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werden müessen, weil andere denselben da pari tractirt werden, cum hoc
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fiat per beneficium et priuilegium.

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Letstlich hatt Servient auff der Kayserlichen condolentzschreiben über-
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schrifft , als die inen vorgewisen wurde, geandet, daß es stehen solt ’fratri
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et consanguineo nostro‘ und nit ’consanguineo et fratri nostro‘ etc., dann
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das wortt ’fratri‘ wurde dem könig geben quia rex, mit dem wortt ’ con-
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sanguineo ‘ aber hetts ein andern verstandt. Seyend also sie, Französische
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gsandten, mit dem abgeschieden, daß sie zu erwartten, waß hierunder von
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Kayserlicher Maiestät erfolgen möcht, gleichwol andeüttung [gethan], ob
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were der königin schreiben von aigner handt geferttigt, ob nit Ihr Maiestät
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der Kayser auch von aigner handt ze anttwortten und also das praedicat
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maiestatis in Spanischer sprach zu geben. Responsum, diß möchte villeicht
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kein bedenkhens haben, weil es Ihr Maiestät gegen dem könig in Spania also
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halten thet. Waß aber die expeditiones solemnes in negociis anlangte, da
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würden Ihr Maiestät den stylum nit verendern.

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Ad vesperam eodem schikht der Oxenstirn zu Ihrer Excellentz und laßt
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begehren, daß man die anttwortt in puncto grauaminum befürdern wolt,
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dann er were willens, biß sambstag wider nach Oßnabrukh zu verraisen,
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weil nunmehr der Schweden soccorso uffm Teütschen boden ankommen
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und er denselben heraußbefürdern müeßt. Seye sonst wegen der pacifica-
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tionsgeschäfften onedaß nit, sondern anderer ursachen willen allherkommen.
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Dominus comes respondit, waß die anttwortt anlangte, die werde morn-
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drigen tags übergeben werden. Daß er aber so baldt wider verraisen wolt,
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befinde Ihr Excellentz nit rathsamb, sondern besser, daß er allhier verblaib
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und der sachen ein ende mach. Den soccorso auß Schweden betreffendt,
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lassen Ihr Excellentz an sein ortt gestellt sein und haben dem secretario
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zugleich die zeittung auß Hamm vorgelesen, daß die Schwedische armada
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sich nunmehr zur retirada geschikht und die Kayserlichen auff dem halß hab.

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