Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1646 V 19
1646 V 19
Samstag
Sambstags, den 19. huius, haben die Churbayerischen
abgesandten bei herrn grafen von Trautmansdorff abermaln angebracht, daß
ihr gnedigster herr ine ersuechen liess, den punctum satisfactionis nit zu
schliessen, es were dann die Pfaltzische sach allerdings uff bewüßte condi-
tiones aggiustirt. Neben dem aber köndten sie nit unterlassen ze referirn,
daß die Franzosen gantz unbeweglich uff Preysach verharren theten und
einig temperamentum nit annemmen wolten. Wann dann an diesem puncten
der frid gentzlich hafften thue, als hetten sie bevelch, gantz instendig zu be-
gehren , daß man sich doch mit der einwilligung lenger nit wolte auffhalten,
sonsten würden Ihr Durchlaucht gezwungen, ob sie zwar sich von Ihr
Kayserlicher Maiestät nit separirn wolten, sich anderwerts in acht ze nem-
men . Dann es wolle deroselben fast einzig die gantze gfahr auff den halß
wachsen, wie sie auch auß dem Schwedischen läger gwisse nachricht hetten,
daß dieselb armada, nachdeme sie sich in dem Westphalischen craiß etwas
refreschirt
Die schwedische Armee hatte Anfang Mai bei Höxter die Weser überschritten und durchzog
das Stift Paderborn in Richtung auf Oberhessen, wo sich ihr die Kaiserlichen unter Erzhg. Leopold
Wilhelm bei Friedberg entgegenstellten; nach der Vereinigung mit Turenne im Juli rückte sie unter
Umgehung der Kaiserlichen auf Bayern vor.
, alsdann mit hellen hauffen nach Bayern ze marchirn gedenkhe.
Dominus comes respondit, waß die Pfaltzische sach anlagte, da mögen Ihr
Churfürstliche Durchlaucht versichert bleiben, daß eintweder selbige be-
gehrtermaassen accommodirt oder die satisfaction nichts sein müeßte. Posito
autem casu, daß die protestantes und Schweden ie nit wolten, so wer alsdann
die frag, ob Ihr Durchlaucht mit denn waaffen neben Ihr Kayserlicher
Maiestät stehen bleiben und daß werkh außfüeren helffen wolten. Illi res-
pondent , Dr. Ernst
hett inen von Oßnabrukh herübergeschriben, daß erst
diser tagen die protestantes widerumb eine deputation zu denn Pfaltzischen
gethan und sie zum accordt vermahnt, mit vermelden, wann es einmal zum
schluss solte kommen, sie sich derentwegen nit wurden auffhalten lassen,
auch kunfftig, wann Pfaltz mit Engelländischer hilff newe motus erweckhen
wolte, alle reichständt insgmein coniunctis viribus sich denen opponirn
wurden.
Sonsten hetten Ihr Churfürstliche Durchlaucht sich erclärt, sich ihrer Obliga-
tion uff das landt ob der Enß zu begeben, allein daß Ihr Kayserliche Maie-
stät ihren in handhabung der Obern Pfaltz beystendig verbleiben wolten.
Herr obristhofmeister anttworttet, an seitten Ihr Maiestät werde es nit
ermanglen, wegen Preysach wüßte er weiter nit zu gehen, als beschehen, es
komme ime dann newer bevelch zu. Alsdann sagte ich, Volmar, mir were
gleichwol obgelegen, hiebei meines gnedigsten herrn interesse nit zu ver-
schweigen . Dann es hetten mir Ihr Fürstliche Durchlaucht über meine vom
19. et 26. Aprilis an sie abgangne relationes außtruklich geschriben, daß sie
in solche cession nit einwilligen köndten noch wolten. Also müeßte ich
gleichwol geschehen lassen, wann Ihr Kayserliche Maiestät wider verhoffen
waß nachgeben wolten. Ich wurde mich aber dabei passive halten und im
namen meines gnedigsten herrn einigen consens nit darzu geben. Subiunxit
dominus comes, waß hab ich mich dann ze halten, wie kan ich dem werkh
helffen, wann mein collega nit drein consentirn will? Churbayerische, ihr
gnedigster herr günne dem herrn ertzhertzogen die restitution sehr wol, wann
die aber in der güette nit zu erhalten, so köndten Ihr Churfürstliche Durch-
laucht auch deßwegen nit mehr kriegen. Die Franzosen sagten, sie könten
deß Elsaß nit versichert bleiben, wann sie Preysach nit behielten. Tum ego,
wer würdt aber mein gnedigsten herrn vor der Franzosen überfall ver-
sichern , wann sie Preysach haben, daß sie nit nechster tagen daß Preyßgaw
auch hinwegnemmen? Der Reinfluss sei denn Franzosen gnugsamb vor ein
landtsicherheit. Wann sie aber Preysach noch darzu hetten, so wer meim
herrn daß Preyßgaw nichts nutz. Er begehrte es auch solchergestalt nit
wider anzenemmen. Es köndte kein armada von Preysach uff die Elsassi-
sche seitten kommen, wann die Franzosen daselbst eine forte innhetten.
Dann man köndte nit über die prukhen in schlachtordnung marchirn. Wer
also der überzug leicht zu hindern, hergegen aber, wann ein armada durch
Preysach ins Preysgaw einfallen wolte, so were solches ze hindern unmüg-
lich , man köndte dann mit einer doppelt überlegnen gegenarmata die
campagna einnemmen. Wölches ich gleich mit exemplis demonstrirt hab.
Im hinaußgehen sagte herr von Haßlang zu mir, er bitte, ich wolte doch
daran sein, daß mit denn Schweden in puncto satisfactionis nichts geschlos-
sen werde, sie admittirn dann alle conditiones mit der Pfaltzischen sach,
inmaassen die denn Franzosen weren angedingt worden. Dann so diß ge-
schehe , so begehr sein gnedigster herr sich von Ihr Kayserlicher Maiestät
nit ze söndern. Respondi, er soll dessen versichert sein, daß man sich nimmer
darvon werde divertirn lassen, solang Ihr Churfürstliche Durchlaucht bei
Ihr Maiestät coniungirt verbleiben.
Folgendts seind die deputati catholicorum erschienen
Vgl. APW [ III A 4,1 S. 274f ] .
und haben angezeigt,
das sie über die inen in puncto grauaminum communicirte resolutiones ein
votum verfaßt und sich mit denn vorgeschlagnen resolutionibus zum meh-
rern theil verglichen, solte auch die verfaßte schrifft nechstens ubergeben
werden. Sie wolten aber dabei fast unnöthig halten, dessentwegen ferner
deputation auß ihrem mittel nach Oßnabrukh abzeordnen, sondern Ihr
Excellentz, herrn obristhofmeister, gebetten haben, die weitere handlung
auff sich ze nemmen und sich zu befleissen, auff das dem beschehen vorschlag
gemäß mit den protestirenden zum endtlichen verglich möchte gelangt
werden. Neben disem hette man auch in consideration gezogen, daß noch-
weils an endtlicher richtigmachung deß puncti satisfactionis, sonderlich mit
denn Franzosen, fast daß mehiste gelegen sein wolle. Patten derentwegen,
wan wolte uff mittl bedacht sein, selbigen auch vollendts ze aggiustirn.
Bedingten dabei, daß sie hierdurch niemandts vorzegreiffen noch dem hauß
Osterreich daß seinig zu vergeben zuzemuetten begehrten, sondern wolten
allein in genere erinnert haben, sich das werkh bestermaassen angelegen
sein ze lassen.
Respondimus, wir vernemmen gern, daß sie sich mit den vorgeschlagnen
resolutionibus conformirn theten, wolten der vertrösten schrifft erwartten,
und were darauff Ihr Excellentz erbiettig, sich nach Oßnabrukh zu erheben
und an ihrem fleiß nichts erwinden ze lassen. Allein wolle derselben bedenk-
lich sein, keine catholische deputatos an der hand ze haben. Seyen zwar selbst
der meinung nit, daß weitere conferentzen zwischen denn catholischen und
Lutherischen anzestellen, allein begehrten sie, daß ettlich wenig auß den
catholischen deputatis ihren möchten zugeordnet werden, deren assistentz
und raths sie in eventum sich möchten zu gebrauchen haben. Die satisfaction
betreffendt, da were denn Franzosen sowol als denn Schweden solche statt-
liche offerta gethan worden, daß sie sich damit billich begnüegen solten.
Und wann man inen gleich noch ferner alles, waß sie nach und nach suechen
möchten, einwilligen thet, so werde man doch ihrer assistentz pro necessitate
catholicorum nichts ze gnüessen haben, sondern alles durch Ihr Kayserliche
Maiestät, auch catholische chur-, fürsten und stande deß reichs erhebt
werden müessen.
abgesandten bei herrn grafen von Trautmansdorff abermaln angebracht, daß
ihr gnedigster herr ine ersuechen liess, den punctum satisfactionis nit zu
schliessen, es were dann die Pfaltzische sach allerdings uff bewüßte condi-
tiones aggiustirt. Neben dem aber köndten sie nit unterlassen ze referirn,
daß die Franzosen gantz unbeweglich uff Preysach verharren theten und
einig temperamentum nit annemmen wolten. Wann dann an diesem puncten
der frid gentzlich hafften thue, als hetten sie bevelch, gantz instendig zu be-
gehren , daß man sich doch mit der einwilligung lenger nit wolte auffhalten,
sonsten würden Ihr Durchlaucht gezwungen, ob sie zwar sich von Ihr
Kayserlicher Maiestät nit separirn wolten, sich anderwerts in acht ze nem-
men . Dann es wolle deroselben fast einzig die gantze gfahr auff den halß
wachsen, wie sie auch auß dem Schwedischen läger gwisse nachricht hetten,
daß dieselb armada, nachdeme sie sich in dem Westphalischen craiß etwas
refreschirt
Die schwedische Armee hatte Anfang Mai bei Höxter die Weser überschritten und durchzog
das Stift Paderborn in Richtung auf Oberhessen, wo sich ihr die Kaiserlichen unter Erzhg. Leopold
Wilhelm bei Friedberg entgegenstellten; nach der Vereinigung mit Turenne im Juli rückte sie unter
Umgehung der Kaiserlichen auf Bayern vor.
Dominus comes respondit, waß die Pfaltzische sach anlagte, da mögen Ihr
Churfürstliche Durchlaucht versichert bleiben, daß eintweder selbige be-
gehrtermaassen accommodirt oder die satisfaction nichts sein müeßte. Posito
autem casu, daß die protestantes und Schweden ie nit wolten, so wer alsdann
die frag, ob Ihr Durchlaucht mit denn waaffen neben Ihr Kayserlicher
Maiestät stehen bleiben und daß werkh außfüeren helffen wolten. Illi res-
pondent , Dr. Ernst
diser tagen die protestantes widerumb eine deputation zu denn Pfaltzischen
gethan und sie zum accordt vermahnt, mit vermelden, wann es einmal zum
schluss solte kommen, sie sich derentwegen nit wurden auffhalten lassen,
auch kunfftig, wann Pfaltz mit Engelländischer hilff newe motus erweckhen
wolte, alle reichständt insgmein coniunctis viribus sich denen opponirn
wurden.
tion uff das landt ob der Enß zu begeben, allein daß Ihr Kayserliche Maie-
stät ihren in handhabung der Obern Pfaltz beystendig verbleiben wolten.
Herr obristhofmeister anttworttet, an seitten Ihr Maiestät werde es nit
ermanglen, wegen Preysach wüßte er weiter nit zu gehen, als beschehen, es
komme ime dann newer bevelch zu. Alsdann sagte ich, Volmar, mir were
gleichwol obgelegen, hiebei meines gnedigsten herrn interesse nit zu ver-
schweigen . Dann es hetten mir Ihr Fürstliche Durchlaucht über meine vom
19. et 26. Aprilis an sie abgangne relationes außtruklich geschriben, daß sie
in solche cession nit einwilligen köndten noch wolten. Also müeßte ich
gleichwol geschehen lassen, wann Ihr Kayserliche Maiestät wider verhoffen
waß nachgeben wolten. Ich wurde mich aber dabei passive halten und im
namen meines gnedigsten herrn einigen consens nit darzu geben. Subiunxit
dominus comes, waß hab ich mich dann ze halten, wie kan ich dem werkh
helffen, wann mein collega nit drein consentirn will? Churbayerische, ihr
gnedigster herr günne dem herrn ertzhertzogen die restitution sehr wol, wann
die aber in der güette nit zu erhalten, so köndten Ihr Churfürstliche Durch-
laucht auch deßwegen nit mehr kriegen. Die Franzosen sagten, sie könten
deß Elsaß nit versichert bleiben, wann sie Preysach nit behielten. Tum ego,
wer würdt aber mein gnedigsten herrn vor der Franzosen überfall ver-
sichern , wann sie Preysach haben, daß sie nit nechster tagen daß Preyßgaw
auch hinwegnemmen? Der Reinfluss sei denn Franzosen gnugsamb vor ein
landtsicherheit. Wann sie aber Preysach noch darzu hetten, so wer meim
herrn daß Preyßgaw nichts nutz. Er begehrte es auch solchergestalt nit
wider anzenemmen. Es köndte kein armada von Preysach uff die Elsassi-
sche seitten kommen, wann die Franzosen daselbst eine forte innhetten.
Dann man köndte nit über die prukhen in schlachtordnung marchirn. Wer
also der überzug leicht zu hindern, hergegen aber, wann ein armada durch
Preysach ins Preysgaw einfallen wolte, so were solches ze hindern unmüg-
lich , man köndte dann mit einer doppelt überlegnen gegenarmata die
campagna einnemmen. Wölches ich gleich mit exemplis demonstrirt hab.
Im hinaußgehen sagte herr von Haßlang zu mir, er bitte, ich wolte doch
daran sein, daß mit denn Schweden in puncto satisfactionis nichts geschlos-
sen werde, sie admittirn dann alle conditiones mit der Pfaltzischen sach,
inmaassen die denn Franzosen weren angedingt worden. Dann so diß ge-
schehe , so begehr sein gnedigster herr sich von Ihr Kayserlicher Maiestät
nit ze söndern. Respondi, er soll dessen versichert sein, daß man sich nimmer
darvon werde divertirn lassen, solang Ihr Churfürstliche Durchlaucht bei
Ihr Maiestät coniungirt verbleiben.
Vgl. APW [ III A 4,1 S. 274f ] .
das sie über die inen in puncto grauaminum communicirte resolutiones ein
votum verfaßt und sich mit denn vorgeschlagnen resolutionibus zum meh-
rern theil verglichen, solte auch die verfaßte schrifft nechstens ubergeben
werden. Sie wolten aber dabei fast unnöthig halten, dessentwegen ferner
deputation auß ihrem mittel nach Oßnabrukh abzeordnen, sondern Ihr
Excellentz, herrn obristhofmeister, gebetten haben, die weitere handlung
auff sich ze nemmen und sich zu befleissen, auff das dem beschehen vorschlag
gemäß mit den protestirenden zum endtlichen verglich möchte gelangt
werden. Neben disem hette man auch in consideration gezogen, daß noch-
weils an endtlicher richtigmachung deß puncti satisfactionis, sonderlich mit
denn Franzosen, fast daß mehiste gelegen sein wolle. Patten derentwegen,
wan wolte uff mittl bedacht sein, selbigen auch vollendts ze aggiustirn.
Bedingten dabei, daß sie hierdurch niemandts vorzegreiffen noch dem hauß
Osterreich daß seinig zu vergeben zuzemuetten begehrten, sondern wolten
allein in genere erinnert haben, sich das werkh bestermaassen angelegen
sein ze lassen.
Respondimus, wir vernemmen gern, daß sie sich mit den vorgeschlagnen
resolutionibus conformirn theten, wolten der vertrösten schrifft erwartten,
und were darauff Ihr Excellentz erbiettig, sich nach Oßnabrukh zu erheben
und an ihrem fleiß nichts erwinden ze lassen. Allein wolle derselben bedenk-
lich sein, keine catholische deputatos an der hand ze haben. Seyen zwar selbst
der meinung nit, daß weitere conferentzen zwischen denn catholischen und
Lutherischen anzestellen, allein begehrten sie, daß ettlich wenig auß den
catholischen deputatis ihren möchten zugeordnet werden, deren assistentz
und raths sie in eventum sich möchten zu gebrauchen haben. Die satisfaction
betreffendt, da were denn Franzosen sowol als denn Schweden solche statt-
liche offerta gethan worden, daß sie sich damit billich begnüegen solten.
Und wann man inen gleich noch ferner alles, waß sie nach und nach suechen
möchten, einwilligen thet, so werde man doch ihrer assistentz pro necessitate
catholicorum nichts ze gnüessen haben, sondern alles durch Ihr Kayserliche
Maiestät, auch catholische chur-, fürsten und stande deß reichs erhebt
werden müessen.