Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1646 III 14
1646 III 14
Mittwoch
Mercurii, 14. huius, haben Ihr Excellentz, herr graf
von Trautmansdorff, herr graf von Nassau und ich die beede herrn media-
tores besuecht und wegen des pass vor Lothringen folgenden vortrag in
Lateinischer sprach gethan:
Die lateinische Fassung ist auf einem Sonderblatt bei S. 560,8 eingelegt: Illustrissimi et Excel-
lentissimi domini. Binis iam vicibus per interpositionem Vestrae Illustrissimae Do-
minationis Vestraeque Excellentiae regis christianissimi plenipotentiarios inter-
pellauimus de concedendo saluo conductu pro deputatis domini ducis Lotharingiae
totiesque repulsam passi sumus. Sed cum ea de re celsitudinem ipsius certiorem
fecissemus, non solum ipse vehementer contra Gallos conquestus est literisque ad nos
scriptis, quarum copias hic exhibemus, instantissime postulauit, ut ne caussam ipsius
desereremus, quod tractatu illo Parisiensi contra ius et fas circumventus fuisset, verum
etiam interea temporis ordines imperii negocio hoc in ipsorum consiliis diligenter exami-
nato unanimi voto censuerunt omnino iustum et necessarium esse, ut Galli salui conduc-
tus concessione liberum illi aditum ad hosce congressus patefaciant, nostroque officio
incumbere, ut nomine Caesareae maiestatis totiusque sacri Romani imperii postula-
tionem nostram denuo ad dominos mediatores deferremus omnemque impenderemus
operam, ut ne diutius Galli rem adeo iustam et aequam denegare pergant. Caussas iam
dudum adduximus plures, quas, ne molesti simus, repetere nolumus. Tanti tamen pon-
deris sunt, ut ipsimet plenipotentiarii reginae Sueciae in suis replicis palam contestentur
se quoque instantissime cum Gallis egisse, ne hac in re communi confaederatorum iudi-
cio aduersari vellent. Audimus passim Gallos conqueri, quod in nullum cum ipsis tracta-
tum de praetensae satisfactionis materia descendamus et quasi ipsos contemtui habere
videamur; sed si quis rem puriori affectu aestimare velit, facilime deprehendere poterit
non hanc nostram, sed ipsorum culpam esse. Etenim, ut alia taceamus, tota haec satisfac-
tionis materia cum rebus praedicti Lotharingiae ducis ita coniuncta est, ut absque ipsius
interuentu solide et firmiter expediri nulla possit ratione. Habet ille nobilissima et
maxime insignia feuda a tribus illis episcopatibus Metensi, Tullensi et Virodunensi,
habet nobiles aliquot et barones in Alsatia vasallos, habet alias ibi ditiones et iura, habet
totum ducatum cum Alsatia ita coniunctum, ut nihil prorsus de illo vel ista statui possit,
quod non in alterutrius praeiudicium vertat, adeo ut ipso absente et inscio absque
summa iniustitiae vel, ut ipse interpretatur, perfidiae nota ad solidam aliquam conclu-
sionem deueniri propemodum impossibile sit. Si igitur plenipotentiarii Gallici promo-
tionem tanti negocii amant, omnino conueniens est, ut postulatos concedant saluos con-
ductus . In nobis mora erit nulla, quamprimum hos habere licebit, ut statim ad summa
huius materiei capita progrediamur. Quapropter rogamus Vestram Illustrissimam Do-
minationem Vestramque Excellentiam, ut denuo hanc operam sumere ne grauentur, sed
omnibus modis Gallos inducere studeant, ut tandem hisce nostris iustissimis postulatis
adsentiant. Obiiciant illi forsan econtra et nos pro Lusitanis saluos conductus dare opor-
tere , sed facilis est responsio ratioque differentiae omnibus patet, cum res Lusitanorum
cum hisce congressibus plane nihil habeant commune hincque ipsi ordines imperii de-
creuerint non se aequum censere, ut cum ea pacificatione, quae inter Caesarem, impe-
rium et coronas aduersantes tractanda venit, permisceantur.
Wir hetten nun zwei underschiedliche mahl durch ihr vermittlung mit denn
Französischen plenipotentiariis wegen ertheilung eines pass vor deß hert-
zogen zu Lothringen deputirte handlen lassen, aber iederzeit ein abschlägige
anttwortt vernemmen müessen. Nachdem wir nun dessen ine, hertzogen, ver-
stendigt , hette er sich nit allein in seinen an unß abgangnen schreiben zum
höchsten beschwehrt und, daß wir darvon nit aussetzen noch seine sach
abbandonirn wolten, begehrt, seitemalen ime in dem zu Pariß vermeintlich
auffgerichten vertrag gewalt und unrecht geschehen wer, sondern es hetten
auch entzwischen die stände des reichs in ihrer hierüber vorgehabter consul-
tation mit einhelligem voto dahien geschlossen, daß es einmal billich und
nothwendig wer, daß ime, hertzogen, ein freyer pass und zutritt zu disen
fridenshandlungen verstattet und eröffnet werde, dessen wir unß auch an-
statt der Kayserlichen Maiestät und deß gantzen reichs eüsserist anzenem-
men und nochmaln durch die herren mediatores die sachen dahien richten
solten, auff daß die Franzosen ihre gethande verwaigerung weiters nicht be-
harren theten. Wir hetten auch inen, mediatoren, beraits hievor unterschied-
liche ursachen vorgetragen, so wir dißmahls umb wenigem verdruss willen
zu widerholen unnöthig erachteten. Die weren aber gleichwol solcher wich-
tigkheit , daß auch die Schwedischen plenipotentiarii selbst in ihren replicis
bezeügten, daß sie gantz inständig die Franzosen ermahnt hetten, sich diß-
ortts dem gemeinen iudicio ihrer confaederirten nit zu widersetzen. Wir
hörten zwar, daß sie, Franzosen, sich hin und wider erclagt, daß wir mit inen
in puncto satisfactionis keinen weiteren tractat vornemmen theten, sondern
sie gleichsamb verachten theten. Wann man aber die sach mit unparteyischen
augen wolte ansehen, so werde sich leichtlich befinden, daß diß nit unsere,
sondern der Franzosen selbst aigne schuldt wer. Dann andrer sachen vor
dißmahl zu geschweigen, so were deß hertzogs von Lothringen interesse mit
diser gantzen satisfactionsmateria dermaassen eingeflochten, daß one sein
beysein nichts bestendigs darinn geschlossen werden köndte. Er hette von
denn dreyen bisthumb Metz, Tull und Verdun vil ansehenliche und statt-
liche lehen. Er hette im Elsaß selbst underschiedliche herren und adelstands-
lehenleütt , auch aigne herrschafft nit geringen werths. Sein gantzes hertzog-
thumb wer mit dem Elsaß dermaassen anrainend, daß abwesend und unwis-
send seiner one böse nachred verüebter unbillicheit oder, wie ers außlegen
thet, offenbaren bruchs gegebnen trew und glaubens zu einigem satten
schluss fürzeschreitten nit wol müglich wer. So nun die Franzosen dises
hauptwerkh zu befürdern ein ernst erzeigen wolten, so were in alleweeg
billich, daß sie die begehrte saluos conductus nit lenger auffhalten theten.
Unserstheils wolten wir keinen verzug erscheinen lassen; sobaldt wir ihre
bewilligung hetten, weren wir erbiettig, zum hauptpuncten ze kommen und
die handlung fortzesetzen. Derentwegen ersuechten wir sie, herren media-
tores , daß sie sich der sachen nochmaln unterfangen und mit allem fleiß die
Französischen plenipotentiarios behandlen wolten, dermaln sich unsrem so
billichen begehren ze bequemen. Selbige möchten villeicht vorwerffen, wann
sie disen begehrten ertheilten, so würde man inen auch für die Portugesen
willfahren müessen. Es were aber darauff gar leicht ze anttwortten und were
die ratio disparitatis clar gnug und meniglich bekandt, dann es hette ja das
Römische reich mit dem Portugesischen wesen nichts ze thuen. Daher dann
die reichstände insgemein geschlossen, die beede cronen von disem an-
suechen abzeweisen.
Auff disen vortrag haben die mediatores sich erclärt, sie hetten zwar biß
daher nie nichts in hoc puncto bei denn Franzosen erhalten könden, wolten
iedoch nit unterlassen, sie nochmaln anzelauffen und sonderlich die von unß
remonstrirte Lothringischen interessi wie auch der reichständen beschehe-
nen schluss vorzehalten. Dabei inen, mediatorn, erclärt worden, waß deß
hertzogen in Elsaß habender interesse halber gemeldet worden, daß were
nit dahien auffzenemmen, als wolte man wegen überlassung diser provintz
mit denn Franzosen handlen, dann diß weren wir ze thuen nit bedacht,
sondern damit man so vil die unbillicheit der Französischen tergiversation
wegen dises pass begreiffen köndt: die mehiste consideration würde wegen
der dreyen bisthumb sein, mit denen es ja weit anderst beschaffen wer, als die
Franzosen vorgeben theten. Einmal köndte daß Römische reich sein conti-
nuatam possessionem sattlich docirn, und were erst bei nechster post ein
weiter lehensdocumentum einkommen, daß der bischoff zu Metz, Henry de
Bourbon
, noch erst in anno 1626 seine regalia von nechstverstorbner
Kayserlicher Maiestät empfangen, wie wir dise und andere documenta diser
tagen inen, herren mediatorn, vorzetragen nit unterlassen werden. Hierüber
seind unterschiedliche discorsi gewexlet worden, und sagte der Venetus, die
Franzosen clagten noch immerzu, daß man mit inen nit tractirte, hetten ihr
intention zwar noch bestendig auff das Elsaß, sagten aber, wann man nur mit
inen ad tractandum köme, so wolten sie sich aller billicheit bequemen, che
l’accommodarebbero alla ragione. Responsum, wann sie sich der ragion
accommodirn wolten, so müeßten sie dise pretension fallen lassen, dann sie
es ja mit ragion nit behaupten köndten. Wann sie kein ragion hören wolten,
so wer mit inen nit ze tractirn. Sie hetten sich gegen ihren confoederirten
ständen im reich clärlich verbunden, den krieg uff aignen costen ze füeren
und kein recompens zu begehren, auch alles, und in specie Preisach, dem reich
sine omni sumptuum deductione ze restituirn. Jetzt woltens nit halten, sag-
ten altri tempi, altri consigli. Venetus replicabat, ja diß wer vor der Nörd-
linger schlacht geschehen, aber nachgehendts weren andere capitulationes
gemacht worden. Wir haben disen errorem widerlegt und remonstrirt, daß
dise angezogne convention nit vor, sondern nach der Nördlinger schlacht
1. Novembris anno 1634 were auffgericht und darinn erst mit dem Kayser
ze brechen versprochen worden. Die protestierende alle sambtlich theten sich
darauff beziehen und beclagten sich ob der Franzosen untrew. Ich, Volmar,
hette inen doch schon vor disem ein copei solcher convention zugestellt.
Weil sie sich aber dessen nit erinnern wollen, so haben wir unß erbiettig
gemacht, inen ein ander abschrifft zuzestellen. Inter discurrendum sagte herr
obristhofmeister, die Franzosen lassen sich stetigs verlautten, daß sie gegen
erlangender satisfaction sich alles guetten erzeigen wolten. Sie blieben aber
nur stetigs in terminis generalibus, und köndte man sich uff nichts sichers
verlassen.
Tum Venetus, man solts versuechen, wir weren doch nit obligirt, wann die
Franzosen hingegen unß nit prestirten, waß sie zusagten. Herr obristhof-
meister , questa prova ci costarebbe troppo. Venetus, die Franzosen sagten,
sie wolten die Schweden obligirn, daß sie müeßten mit dem Kayser fridt
machen, deßgleichen die protestierende, sich in puncto grauaminum mit
deme, waß inen von denn catholischen anerbotten, begnüegen. Quaesitum,
wann dise und jene aber nit wolten, sondern uff ihren extremis verharreten,
wie es sich ansehen liess, und die Franzosen selbst die Schweden in verdacht
hetten, daß sie den krieg weiters ze continuirn anlaaß suechen wolten, waß
man alsdann von denn Franzosen ze hoffen, ob sie con le armi Ihrer Maiestät
assistirn wolten? O questo no, sagte der Venetus, die Franzosen verhofften
aber für gwiß sovil autoritet bei eim und andern theil ze haben, daß wan sie
sagen wurden, sie wolten diese sach zu keinem religionkrieg kommen lassen
noch dazu helffen, vil weniger ferner inen mit gelt verholffen sein, so wurden
selbige auch sich accommodirn und zu ruhe begeben müessen. Wenigst
wurde uff solche weiß heraußkommen, ob dann die Schweden lust hetten,
frid ze machen oder vilmehr den krieg ze continuirn.
von Trautmansdorff, herr graf von Nassau und ich die beede herrn media-
tores besuecht und wegen des pass vor Lothringen folgenden vortrag in
Lateinischer sprach gethan:
Die lateinische Fassung ist auf einem Sonderblatt bei S. 560,8 eingelegt: Illustrissimi et Excel-
lentissimi domini. Binis iam vicibus per interpositionem Vestrae Illustrissimae Do-
minationis Vestraeque Excellentiae regis christianissimi plenipotentiarios inter-
pellauimus de concedendo saluo conductu pro deputatis domini ducis Lotharingiae
totiesque repulsam passi sumus. Sed cum ea de re celsitudinem ipsius certiorem
fecissemus, non solum ipse vehementer contra Gallos conquestus est literisque ad nos
scriptis, quarum copias hic exhibemus, instantissime postulauit, ut ne caussam ipsius
desereremus, quod tractatu illo Parisiensi contra ius et fas circumventus fuisset, verum
etiam interea temporis ordines imperii negocio hoc in ipsorum consiliis diligenter exami-
nato unanimi voto censuerunt omnino iustum et necessarium esse, ut Galli salui conduc-
tus concessione liberum illi aditum ad hosce congressus patefaciant, nostroque officio
incumbere, ut nomine Caesareae maiestatis totiusque sacri Romani imperii postula-
tionem nostram denuo ad dominos mediatores deferremus omnemque impenderemus
operam, ut ne diutius Galli rem adeo iustam et aequam denegare pergant. Caussas iam
dudum adduximus plures, quas, ne molesti simus, repetere nolumus. Tanti tamen pon-
deris sunt, ut ipsimet plenipotentiarii reginae Sueciae in suis replicis palam contestentur
se quoque instantissime cum Gallis egisse, ne hac in re communi confaederatorum iudi-
cio aduersari vellent. Audimus passim Gallos conqueri, quod in nullum cum ipsis tracta-
tum de praetensae satisfactionis materia descendamus et quasi ipsos contemtui habere
videamur; sed si quis rem puriori affectu aestimare velit, facilime deprehendere poterit
non hanc nostram, sed ipsorum culpam esse. Etenim, ut alia taceamus, tota haec satisfac-
tionis materia cum rebus praedicti Lotharingiae ducis ita coniuncta est, ut absque ipsius
interuentu solide et firmiter expediri nulla possit ratione. Habet ille nobilissima et
maxime insignia feuda a tribus illis episcopatibus Metensi, Tullensi et Virodunensi,
habet nobiles aliquot et barones in Alsatia vasallos, habet alias ibi ditiones et iura, habet
totum ducatum cum Alsatia ita coniunctum, ut nihil prorsus de illo vel ista statui possit,
quod non in alterutrius praeiudicium vertat, adeo ut ipso absente et inscio absque
summa iniustitiae vel, ut ipse interpretatur, perfidiae nota ad solidam aliquam conclu-
sionem deueniri propemodum impossibile sit. Si igitur plenipotentiarii Gallici promo-
tionem tanti negocii amant, omnino conueniens est, ut postulatos concedant saluos con-
ductus . In nobis mora erit nulla, quamprimum hos habere licebit, ut statim ad summa
huius materiei capita progrediamur. Quapropter rogamus Vestram Illustrissimam Do-
minationem Vestramque Excellentiam, ut denuo hanc operam sumere ne grauentur, sed
omnibus modis Gallos inducere studeant, ut tandem hisce nostris iustissimis postulatis
adsentiant. Obiiciant illi forsan econtra et nos pro Lusitanis saluos conductus dare opor-
tere , sed facilis est responsio ratioque differentiae omnibus patet, cum res Lusitanorum
cum hisce congressibus plane nihil habeant commune hincque ipsi ordines imperii de-
creuerint non se aequum censere, ut cum ea pacificatione, quae inter Caesarem, impe-
rium et coronas aduersantes tractanda venit, permisceantur.
Wir hetten nun zwei underschiedliche mahl durch ihr vermittlung mit denn
Französischen plenipotentiariis wegen ertheilung eines pass vor deß hert-
zogen zu Lothringen deputirte handlen lassen, aber iederzeit ein abschlägige
anttwortt vernemmen müessen. Nachdem wir nun dessen ine, hertzogen, ver-
stendigt , hette er sich nit allein in seinen an unß abgangnen schreiben zum
höchsten beschwehrt und, daß wir darvon nit aussetzen noch seine sach
abbandonirn wolten, begehrt, seitemalen ime in dem zu Pariß vermeintlich
auffgerichten vertrag gewalt und unrecht geschehen wer, sondern es hetten
auch entzwischen die stände des reichs in ihrer hierüber vorgehabter consul-
tation mit einhelligem voto dahien geschlossen, daß es einmal billich und
nothwendig wer, daß ime, hertzogen, ein freyer pass und zutritt zu disen
fridenshandlungen verstattet und eröffnet werde, dessen wir unß auch an-
statt der Kayserlichen Maiestät und deß gantzen reichs eüsserist anzenem-
men und nochmaln durch die herren mediatores die sachen dahien richten
solten, auff daß die Franzosen ihre gethande verwaigerung weiters nicht be-
harren theten. Wir hetten auch inen, mediatoren, beraits hievor unterschied-
liche ursachen vorgetragen, so wir dißmahls umb wenigem verdruss willen
zu widerholen unnöthig erachteten. Die weren aber gleichwol solcher wich-
tigkheit , daß auch die Schwedischen plenipotentiarii selbst in ihren replicis
bezeügten, daß sie gantz inständig die Franzosen ermahnt hetten, sich diß-
ortts dem gemeinen iudicio ihrer confaederirten nit zu widersetzen. Wir
hörten zwar, daß sie, Franzosen, sich hin und wider erclagt, daß wir mit inen
in puncto satisfactionis keinen weiteren tractat vornemmen theten, sondern
sie gleichsamb verachten theten. Wann man aber die sach mit unparteyischen
augen wolte ansehen, so werde sich leichtlich befinden, daß diß nit unsere,
sondern der Franzosen selbst aigne schuldt wer. Dann andrer sachen vor
dißmahl zu geschweigen, so were deß hertzogs von Lothringen interesse mit
diser gantzen satisfactionsmateria dermaassen eingeflochten, daß one sein
beysein nichts bestendigs darinn geschlossen werden köndte. Er hette von
denn dreyen bisthumb Metz, Tull und Verdun vil ansehenliche und statt-
liche lehen. Er hette im Elsaß selbst underschiedliche herren und adelstands-
lehenleütt , auch aigne herrschafft nit geringen werths. Sein gantzes hertzog-
thumb wer mit dem Elsaß dermaassen anrainend, daß abwesend und unwis-
send seiner one böse nachred verüebter unbillicheit oder, wie ers außlegen
thet, offenbaren bruchs gegebnen trew und glaubens zu einigem satten
schluss fürzeschreitten nit wol müglich wer. So nun die Franzosen dises
hauptwerkh zu befürdern ein ernst erzeigen wolten, so were in alleweeg
billich, daß sie die begehrte saluos conductus nit lenger auffhalten theten.
Unserstheils wolten wir keinen verzug erscheinen lassen; sobaldt wir ihre
bewilligung hetten, weren wir erbiettig, zum hauptpuncten ze kommen und
die handlung fortzesetzen. Derentwegen ersuechten wir sie, herren media-
tores , daß sie sich der sachen nochmaln unterfangen und mit allem fleiß die
Französischen plenipotentiarios behandlen wolten, dermaln sich unsrem so
billichen begehren ze bequemen. Selbige möchten villeicht vorwerffen, wann
sie disen begehrten ertheilten, so würde man inen auch für die Portugesen
willfahren müessen. Es were aber darauff gar leicht ze anttwortten und were
die ratio disparitatis clar gnug und meniglich bekandt, dann es hette ja das
Römische reich mit dem Portugesischen wesen nichts ze thuen. Daher dann
die reichstände insgemein geschlossen, die beede cronen von disem an-
suechen abzeweisen.
Auff disen vortrag haben die mediatores sich erclärt, sie hetten zwar biß
daher nie nichts in hoc puncto bei denn Franzosen erhalten könden, wolten
iedoch nit unterlassen, sie nochmaln anzelauffen und sonderlich die von unß
remonstrirte Lothringischen interessi wie auch der reichständen beschehe-
nen schluss vorzehalten. Dabei inen, mediatorn, erclärt worden, waß deß
hertzogen in Elsaß habender interesse halber gemeldet worden, daß were
nit dahien auffzenemmen, als wolte man wegen überlassung diser provintz
mit denn Franzosen handlen, dann diß weren wir ze thuen nit bedacht,
sondern damit man so vil die unbillicheit der Französischen tergiversation
wegen dises pass begreiffen köndt: die mehiste consideration würde wegen
der dreyen bisthumb sein, mit denen es ja weit anderst beschaffen wer, als die
Franzosen vorgeben theten. Einmal köndte daß Römische reich sein conti-
nuatam possessionem sattlich docirn, und were erst bei nechster post ein
weiter lehensdocumentum einkommen, daß der bischoff zu Metz, Henry de
Bourbon
Kayserlicher Maiestät empfangen, wie wir dise und andere documenta diser
tagen inen, herren mediatorn, vorzetragen nit unterlassen werden. Hierüber
seind unterschiedliche discorsi gewexlet worden, und sagte der Venetus, die
Franzosen clagten noch immerzu, daß man mit inen nit tractirte, hetten ihr
intention zwar noch bestendig auff das Elsaß, sagten aber, wann man nur mit
inen ad tractandum köme, so wolten sie sich aller billicheit bequemen, che
l’accommodarebbero alla ragione. Responsum, wann sie sich der ragion
accommodirn wolten, so müeßten sie dise pretension fallen lassen, dann sie
es ja mit ragion nit behaupten köndten. Wann sie kein ragion hören wolten,
so wer mit inen nit ze tractirn. Sie hetten sich gegen ihren confoederirten
ständen im reich clärlich verbunden, den krieg uff aignen costen ze füeren
und kein recompens zu begehren, auch alles, und in specie Preisach, dem reich
sine omni sumptuum deductione ze restituirn. Jetzt woltens nit halten, sag-
ten altri tempi, altri consigli. Venetus replicabat, ja diß wer vor der Nörd-
linger schlacht geschehen, aber nachgehendts weren andere capitulationes
gemacht worden. Wir haben disen errorem widerlegt und remonstrirt, daß
dise angezogne convention nit vor, sondern nach der Nördlinger schlacht
1. Novembris anno 1634 were auffgericht und darinn erst mit dem Kayser
ze brechen versprochen worden. Die protestierende alle sambtlich theten sich
darauff beziehen und beclagten sich ob der Franzosen untrew. Ich, Volmar,
hette inen doch schon vor disem ein copei solcher convention zugestellt.
Weil sie sich aber dessen nit erinnern wollen, so haben wir unß erbiettig
gemacht, inen ein ander abschrifft zuzestellen. Inter discurrendum sagte herr
obristhofmeister, die Franzosen lassen sich stetigs verlautten, daß sie gegen
erlangender satisfaction sich alles guetten erzeigen wolten. Sie blieben aber
nur stetigs in terminis generalibus, und köndte man sich uff nichts sichers
verlassen.
Tum Venetus, man solts versuechen, wir weren doch nit obligirt, wann die
Franzosen hingegen unß nit prestirten, waß sie zusagten. Herr obristhof-
meister , questa prova ci costarebbe troppo. Venetus, die Franzosen sagten,
sie wolten die Schweden obligirn, daß sie müeßten mit dem Kayser fridt
machen, deßgleichen die protestierende, sich in puncto grauaminum mit
deme, waß inen von denn catholischen anerbotten, begnüegen. Quaesitum,
wann dise und jene aber nit wolten, sondern uff ihren extremis verharreten,
wie es sich ansehen liess, und die Franzosen selbst die Schweden in verdacht
hetten, daß sie den krieg weiters ze continuirn anlaaß suechen wolten, waß
man alsdann von denn Franzosen ze hoffen, ob sie con le armi Ihrer Maiestät
assistirn wolten? O questo no, sagte der Venetus, die Franzosen verhofften
aber für gwiß sovil autoritet bei eim und andern theil ze haben, daß wan sie
sagen wurden, sie wolten diese sach zu keinem religionkrieg kommen lassen
noch dazu helffen, vil weniger ferner inen mit gelt verholffen sein, so wurden
selbige auch sich accommodirn und zu ruhe begeben müessen. Wenigst
wurde uff solche weiß heraußkommen, ob dann die Schweden lust hetten,
frid ze machen oder vilmehr den krieg ze continuirn.