Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1646 I 30
Dienstag Dinstags, den 30. Januarii, empfangen wir von Oßna-
brukh communication eingelangter Kayserlicher instruction in puncto gra-
vaminum [ 1015c ].
Ab iisdem ein Kayserliches schreiben wegen marggrafens von Brandenburg
unterhalt auß dem ertzstifft Magdenburg sambt dessen beanttworttung [ 1016 ].
Ab iisdem relatio ad Caesarem über einen vom herrn Crane mit dem Salvio
gehaltnen discurs circa punctum satisfactionis [ 1017 ].
Eodem schreiben wir ad Caesarem, das die ständt in Münster eine deputation
ad Gallos geschlossen umb erleütterung ettlicher puncten ihrer replic, item
ein andere deputation ad nos, umb den punctum satisfactionis interea per
nos absonderlich ze tractirn [ 1018 ].
Eodem nach Oßnabrukh communicatio nostrae relationis ad Caesarem und
umb guettachten, waß darauff ze thuen [ 1019 ].
Dinstags, 30. huius, haben unß die herrn mediatores referirt, wie daß sie
daßjenig, so wir wegen begehrter passbrieff vor den hertzogen von Lo-
thringen an sie gelangt, vor 5 tagen denn Französischen plenipotentiariis
vorgehalten. Die hetten es damaln zu bedenkhen genommen, gestern
abendts aber die anttwortt angebracht, daß sie solche passbrieff einmal
nit verwilligen köndten noch wolten. Dabei sie auch alle unß einge-
füertte argumenta nach lengs widerlegt, die summa aber bestüende noch-
maln auff deme, das sie sagten, es were solches bei abhandlung der prelimi-
narcovuention
preliminarconvention
durch den von Lützau ebenmässig gesuecht, ime aber rundt
abgeschlagen worden, Ihr Kayserliche Maiestät hetten es dabei gelassen, die
convention drüber ratificirt. Weil er, hertzog, dann damaln außgeschlossen,
so blaib er billich noch ferner außgeschlossen, und hab man Kayserlicher-
seitts kein offne handt mehr, dergleichen passport oder glaidtbrieff vor ine
zu erfordern. Sodann hette gedachter hertzog ultro und vor sich selbst sein
accommodament zu Pariß gesuecht, daßselb auch erhalten und der pündtnus
mit dem hauß Österreich renuncirt. Wölches dann in seiner macht gestan-
den , cum liber fuerit princeps. Daß wir aber sagten, daß reich hette sich
seiner wegen deß vertrags de anno 1542, item wegen des Prager fridens,
auch darüber letzt zu Regenspurg gehaltnen reichstags anzenemmen, daß
were schlechter importantz. Dann sie wüßten gar wol, daß die ständt deß
reichs sich seiner sach nit vil anzenemmen begehrt, und getrawten one
sondere difficultet, bei den reichsräthen die approbation ihrer negativae zu
erhalten. Inen wer auch nit unbekandt, daß herr graf von Trautmansdorff
selbst keinen ernst über solch begehren zu erzeigen gemeint, sondern er dise
praeliminarquaestion nur dicis caussa und damit nit gar nichts mit inen
gehandlet wurde, anbringen liess. Wir haben ein und anders und sonderlich
disen letzten pass widersprochen und den mediatorn zu erkennen [geben],
daß diß nur vanissimae suspiciones weren. Waß aber die handlung deß hert-
zogen zu Pariß anlangte, da hetten wir kein grundtliche nachricht, werde
nothwendig sein, Sein Fürstliche Durchlaucht diser einreden zu berichten
und ferner information einzelangen.
Post haec seind die mediatores ad alios discursus kommen, sonderlich das die
Franzosen sehr ubel zefriden, daß man nichts mit inen handle und doch, wie
sie sich einbilden, zu Oßnabrukh mit denn Schweden stetigs continuire.
Respondimus, wir wüßten nit, daß mit denn Schweden waß sonders ge-
handlet wurde, alles stüende darauff, daß man der ständen guettachten uber
die replicas aduersariorum ze haben verlangte. Ettlich der ständen weren wol
der meinung, daß man in puncto satisfactionis mit den Franzosen ze handlen
unterfangen solte. Wir wüßten aber nit, waß vor ein apertur zu erfinden,
dann sie hetten eine solche übermässige forderung gethan, daß derselben
ze deferirn kein müglicheit wer, daß sie aber vermeinten, man solte inen über
die anvor beschehene offerta ein mehrers anerbietten, dessen hetten wir
keinen bevelch. Die apertur müeßte von inen herkommen und ein mehrer
naigung zu annemmung billicher conditionum von inen verspürt werden,
ehe dann mit inen in fernere handlung eingetretten werden köndte. Herr
Venetianischer pottschaffter meldet hiebei, wanns unß nit entgegen, wolt er
gleichsamb von sich selbsten etwan mit denn Frantzosen in dergleichen dis-
curs eintretten. Wir sagten, es wer noch nit nöthig, wir weren onedaß in
nachgedenkhen begriffen und erwartteten von Ihr Excellentz, herrn grafen
von Trautmansdorff, mehrer bevelch, waß in der sachen ze thuen. Wir sehen
wol, daß alle gedankhen der Franzosen nur dahien gestellt, wie sie die stände
deß reichs in dissension erhalten und daß gantze reich dismembrirn möch-
ten , daher die handlungen mit inen desto schwerer fallen. Inter caetera dice-
bat herr nuncius, se la casa d’Austria fosse eretica, chiaro è che gli Francesi
n’assisterebbero a gli cattolici, ma essendo ella cattolica fanno il contrario
e assistono gli eretici.
brukh communication eingelangter Kayserlicher instruction in puncto gra-
vaminum [ 1015c ].
Ab iisdem ein Kayserliches schreiben wegen marggrafens von Brandenburg
unterhalt auß dem ertzstifft Magdenburg sambt dessen beanttworttung [ 1016 ].
Ab iisdem relatio ad Caesarem über einen vom herrn Crane mit dem Salvio
gehaltnen discurs circa punctum satisfactionis [ 1017 ].
Eodem schreiben wir ad Caesarem, das die ständt in Münster eine deputation
ad Gallos geschlossen umb erleütterung ettlicher puncten ihrer replic, item
ein andere deputation ad nos, umb den punctum satisfactionis interea per
nos absonderlich ze tractirn [ 1018 ].
Eodem nach Oßnabrukh communicatio nostrae relationis ad Caesarem und
umb guettachten, waß darauff ze thuen [ 1019 ].
daßjenig, so wir wegen begehrter passbrieff vor den hertzogen von Lo-
thringen an sie gelangt, vor 5 tagen denn Französischen plenipotentiariis
vorgehalten. Die hetten es damaln zu bedenkhen genommen, gestern
abendts aber die anttwortt angebracht, daß sie solche passbrieff einmal
nit verwilligen köndten noch wolten. Dabei sie auch alle unß einge-
füertte argumenta nach lengs widerlegt, die summa aber bestüende noch-
maln auff deme, das sie sagten, es were solches bei abhandlung der
narcovuention
abgeschlagen worden, Ihr Kayserliche Maiestät hetten es dabei gelassen, die
convention drüber ratificirt. Weil er, hertzog, dann damaln außgeschlossen,
so blaib er billich noch ferner außgeschlossen, und hab man Kayserlicher-
seitts kein offne handt mehr, dergleichen passport oder glaidtbrieff vor ine
zu erfordern. Sodann hette gedachter hertzog ultro und vor sich selbst sein
accommodament zu Pariß gesuecht, daßselb auch erhalten und der pündtnus
mit dem hauß Österreich renuncirt. Wölches dann in seiner macht gestan-
den , cum liber fuerit princeps. Daß wir aber sagten, daß reich hette sich
seiner wegen deß vertrags de anno 1542, item wegen des Prager fridens,
auch darüber letzt zu Regenspurg gehaltnen reichstags anzenemmen, daß
were schlechter importantz. Dann sie wüßten gar wol, daß die ständt deß
reichs sich seiner sach nit vil anzenemmen begehrt, und getrawten one
sondere difficultet, bei den reichsräthen die approbation ihrer negativae zu
erhalten. Inen wer auch nit unbekandt, daß herr graf von Trautmansdorff
selbst keinen ernst über solch begehren zu erzeigen gemeint, sondern er dise
praeliminarquaestion nur dicis caussa und damit nit gar nichts mit inen
gehandlet wurde, anbringen liess. Wir haben ein und anders und sonderlich
disen letzten pass widersprochen und den mediatorn zu erkennen [geben],
daß diß nur vanissimae suspiciones weren. Waß aber die handlung deß hert-
zogen zu Pariß anlangte, da hetten wir kein grundtliche nachricht, werde
nothwendig sein, Sein Fürstliche Durchlaucht diser einreden zu berichten
und ferner information einzelangen.
Post haec seind die mediatores ad alios discursus kommen, sonderlich das die
Franzosen sehr ubel zefriden, daß man nichts mit inen handle und doch, wie
sie sich einbilden, zu Oßnabrukh mit denn Schweden stetigs continuire.
Respondimus, wir wüßten nit, daß mit denn Schweden waß sonders ge-
handlet wurde, alles stüende darauff, daß man der ständen guettachten uber
die replicas aduersariorum ze haben verlangte. Ettlich der ständen weren wol
der meinung, daß man in puncto satisfactionis mit den Franzosen ze handlen
unterfangen solte. Wir wüßten aber nit, waß vor ein apertur zu erfinden,
dann sie hetten eine solche übermässige forderung gethan, daß derselben
ze deferirn kein müglicheit wer, daß sie aber vermeinten, man solte inen über
die anvor beschehene offerta ein mehrers anerbietten, dessen hetten wir
keinen bevelch. Die apertur müeßte von inen herkommen und ein mehrer
naigung zu annemmung billicher conditionum von inen verspürt werden,
ehe dann mit inen in fernere handlung eingetretten werden köndte. Herr
Venetianischer pottschaffter meldet hiebei, wanns unß nit entgegen, wolt er
gleichsamb von sich selbsten etwan mit denn Frantzosen in dergleichen dis-
curs eintretten. Wir sagten, es wer noch nit nöthig, wir weren onedaß in
nachgedenkhen begriffen und erwartteten von Ihr Excellentz, herrn grafen
von Trautmansdorff, mehrer bevelch, waß in der sachen ze thuen. Wir sehen
wol, daß alle gedankhen der Franzosen nur dahien gestellt, wie sie die stände
deß reichs in dissension erhalten und daß gantze reich dismembrirn möch-
ten , daher die handlungen mit inen desto schwerer fallen. Inter caetera dice-
bat herr nuncius, se la casa d’Austria fosse eretica, chiaro è che gli Francesi
n’assisterebbero a gli cattolici, ma essendo ella cattolica fanno il contrario
e assistono gli eretici.