Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1645 XI 20
1645 XI 20
Montag Lunae haben wir deßwegen die mediatores angesprochen.
Lunae, 20. huius, haben wir die Culmbachischen, Württembergischen,
Hessen Darmstettischen und Nürenbergischen gesandten vor unß erfordert
und inen obige meinung vorgehalten, mit erinnern, sie woltens also an ihre
mittverwandte ständt bringen und selbige, daß man sich deß revers gegen-
einander vergleichen, auch one lengern anstandt zu sambtlicher consultation
schreitten möchte, ermahnen. Responderunt, daß sie zwar vor ihre person
sich diser resolution, als darüber ihre herren principales sehr sorgfeltig ge-
wesen , daß in verbleibung deren allerhandt schwere unglegenheiten erfolgen
derfften, gegen Ihr Kayserliche Maiestät allerunderthenigst, gegen unß aber
underthenig und dienstlich bedankhen und wünschen theten, daß darmit
alle difficultet auß dem weeg geraumbt seyen. Alldieweil sie aber hierüber in
nichts instruirt, so wolten sie gleichwol nit underlassen, ihren mitständen
evangelischer religion solches ze überschreiben, petten aber unß, wir wolten
zu mehrer auctoritet inen solche resolution in schrifften zustellen oder doch
wenigst unsern collegis nach Oßnabrukh zuschreiben, daß sie selbige glei-
chergestalten denn protestirenden alldortt anfüegen wolten. Nos, es were
deßwegen gestern beraits mit dem Churmaintzischen directorio geredt wor-
den , daß sie solche bewandtnus den herrn Churmaintzischen gsandten zu
Oßnabrukh communicirn und die weitere verfüegung bedeütten solten. Deß-
gleichen wolten wir auch unsern collegis zuzeschreiben nit unterlassen.
Nach erlassung diser deputaten haben wir den Schwedischen plenipoten-
tiarium Salvium visitirt, und seyend nach verrichten complimenti allerhandt
discurs theils von ime selbst, theils auch von unß movirt worden, quorum
potior materia haec fuit. Als erstens herr graf von Nassau sagte, man würde
Ihr Kayserlicher Maiestät guette inclination und neigung zum friden auß
dero responsionibus und noch letztens auß dem publicirten edicto cassatorio
effectus suspensionis amnestiae zu ersehen haben, fieng er darüber an zu
discurirn, es weren die evangelische stände darmit nit zefriden, sondern
theten darwider allerhandt beschwehrung einwenden. Sonderlich würden
darmit die erblandt außgenommen wie zugleich daß Pfaltzische wesen. Es
were bekandt, daß die evangelischen in den erblanden ihr freyheit der reli-
gion erkaufft und deren in rüehiger possession gewesen, aber folgendts mit
gwalt beraubt und das landt ze raumen genöthigt, theils auch ihre güetter,
so sie intra praefixum terminum nit verkauffen könden, confiscirt worden; da
würden Ihr Kayserliche Maiestät als ein milter fürst ein mittel treffen und
solcher clag abhelffen müessen. Die protestirende im reich liessen sichs hoch
angelegen sein, die cron Schweden köndte auch nit weniger thuen, dann
solche exulanten weren gleichwol glider eines christlichen leibs und köndten
nit hilfflos gelassen werden. Mann hette hierinn wider den religionfriden
gehandlet, worinn daß ius emigrandi pro beneficio verordnet, so man aber
dergestalt in ein poenam et odium verwandlet hette. Sodann habs daß an-
sehen , daß Ihr Maiestät allein pacem internam under denn ständen suchten und
den ab externa ze distinguiren begehrten, wüßte zwar wol, daß ettlich ständt,
so ihr Maiestät anhengendt, etwan dergleichen eingerathen, es werde aber
solchergestalt nit zum friden zu gelangen sein, und weren die stände selbst
nit diser meinung, sondern es würde beedes miteinander gehen müessen.
Hierauff wurde von mir per discursum hinwider geanttworttet, es were nit
one, daß dergleichen exceptiones im amnesti-edicto begriffen, hofften aber
nit, daß darwider rechtmassige beschwerung eingewendt werden köndt. Das
Pfaltzische wesen hatt seine gwisse maaß, mit denn erbkönigreich und landen
hetts weit ein andere beschaffenheit als mit dem reich. Es were bekandt, wie
unbillicherweiß Ihr Kayserliche Maiestät mit rebellion und auffruer ettlicher
ihrer erbvasallen und underthanen weren angriffen worden, daher sie auch
als ein rechtmässiger erbkönig und landtsfürst mit dennjenigen poenen und
straaffen, wie de iure gentium et regnorum herkommen, billich hetten ver-
fahren mögen. Mit der religion stehe es in grossem unterschied, dann be-
wußt , daß im königreich Böheimb nach der catholischen religion die Hussi-
tische und Picarder secten, von denn Augspurgischen confessionsverwand-
ten aber gar wenig im schwang gewesen. Deßgleichen weren in Osterreich
neben Augspurgischer confession zugleich die Calvinisch mehrers einge-
rissen . Da wolt ich nit darfürhalten, das die cron Schweden die Calvinisch,
Hussitisch und Picardisch oder, wie in Hungarn, die antitrinitarisch sect wer-
den wollen protegirt und in freyheit gesetzt haben, von der cron Frankreich
wer dessen noch weniger ze presumiren. Daß aber neben disen auch der
Augspurgischen confession exercitium abgeschafft, daß komme eben von
denn rebellionibus, so durch dergleichen religionsgenossen angestifftet wor-
den , her, seitemaln bekandt wer, wölchergestalt selbiger zugethande stände
sich an die Böheimische faction gehenkht, geworben kriegsvolkh in offent-
lichem feldtzug wider ihren erbherrn und landtsfürsten gefüert, ja denselben
gar in der statt Wien belägert und fast an deme gewesen, daß sie thätlich
handt an ine ze legen sich vermessen wollen. Daß nun Ihr Kayserlicher Maie-
stät in Gott ruhender herr vatter darauffhien solche misshendler mit abnem-
mung ihres vermeinten religionsprivilegii, auch sonst in ander weeg gestrafft,
daran hetten sie nichts wider den religionsfriden gehandlet, dann eben die
protestirende chur-, fürsten und stände selbst hetten guettentheils derglei-
chen außschaffung hievor in ihrem fürstenthumb und landen gebraucht
und dise maximam auffgerichtet, daß ein underthan seines herrn religion
nachfolgen oder das landt raumen müeßte. Daher Ihr Maiestät nit übel
kondte außgedeüttet werden, das sie sich gleichen rechtens in ihren erblanden
gebraucht, wie dann solches auch bei auffrichtung deß Prager fridens Ihr
Churfürstlicher Durchlaucht zu Saxen gnugsamb were remonstrirt worden,
selbige auch darauff sich zu ruhe begeben müessen. Sodann waß dißortts in
poenam verhandlet, da hielten Ihr Maiestät nit darfür, das die cron Schwe-
den deroselben maaß oder ordnung vorschreiben oder ihnen allen gwaldt
nemmen, vim et nervum imperii solvirn werde wollen. Dann bekandt wer,
daß one dergleichen mittel kein imperium, kein res publica, kein principatus
stehen köndte, sondern alles in eine anarchiam und zerüttlicheit gerathen
müeßte. Daß von ettlichen vorgeben werden wolle, als hetten sie die reli-
gionsfreyheit in erblanden erkaufft, da wüßte ich nichts von, kondte wol
sein, daß sie derentwegen in die cantzleyen vil 1000 thaler verschmirt hetten,
daß aber hierunder mit einigem herrn und landtsfürsten ein formblicher
kauff per modum contractus auffgericht worden, daß werde meins erachtens
mit bestandt nit beyzebringen sein. Auff dises anttworttet er wenig, sagte
allein, es begehrte sein gnedigste königin diejenige religionen, so von der-
selben glaubensbekandtnus abweichen, nit ze mantenirn. Weil es aber ins-
gmein als ein entziehung habenden privilegien angezogen werde, hette sie
dennjenigen, so inen gedient, umb so vil ze favorisirn nit verweigern mögen.
Könde wol sein und lass er auff sich selbst beruhen, das ettlich Ihr Maiestät
hoch beleidigt, man müeßts darumb nit die unschuldigen und das gmein
evangelisch wesen entgelten lassen. Ihr Maiestät möchten sich doch in etwas
wenigs überwinden. Sodann daß ich von erbkönigreich andeüttung gethan,
vermein er, werde etwas zu weit extendirt, dann die stände in Böheimb
gestehen nit, daß es ein erbkönigreich sei. Respondi, die sach ist clar, und
widersprechen solches gemeine stände des königreichs nit, sondern allein
diejenige, so von der faction gewesen, wolche kayser Ferdinando II. die
auffgesetzte cron wider haben abnemmen wollen. Nihil hic contradixit, sed
ad potestatem Imperatoris delapsus dicebat, Ihr Kayserliche Maiestät weren
ein milter fürst und in disen krieg gleichsamb ererbt, weren auch die fürsten
außm hauß Österreich insgmein der miltigkheit, daß man deroselben impe-
rium wol gedulden köndt. Aber es were gleichwol denn cronen dran gele-
gen , daß inskünfftig solche fürsehung beschehe, daß nit etwan einer sich so
grossen gwalts missbrauchen thet. Das Römische reich wer gleichsamb in
meditullio anderer christlicher königreichen und republiquen gelegen. Wo
diß in seinem aequilibrio, so köndten andere auch zu ruhe sein und ihrer
sicherheit geniessen. Bei der vorigen regierung hette man müessen erfahren,
daß man one vorwissen der reichstenden die cron Schweden mit krieg an-
griffen in Preussen
, in Holstein eingefallen, hierwider müeßte mehrer vor-
sehung beschehen. Respondi, es were bekandt, wie und waßgestalten die
Kayserlichen wahlcapitulationes a tempore Caroli V. biß uff gegenwerttigen
Kayser de iure pacis et belli disponirten, waß auch darvon in reichsconstitu-
tionibus versehen. Man bederffte dißortts keiner weitern provision, man
werde nit finden, daß einiger Römischer Kayser vom hauß Österreich eini-
gen krieg nomine imperii Romani angefangen sine consilio statuum. Kayser
Ferdinandus II. selbst hab nichts anders als bellum mere defensiuum gefüert.
Es wer bekandt, wie unguettlich er vom herrn pfaltzgrafen Fridrich were
angefochten worden. Ihr Maiestät hetten es gar gern bei erlangter Prageri-
schen victori bewenden lassen, wo sich nit die union der sachen theilhafftig
gemacht und ie einer nach dem andern newe motus dem pfaltzgrafen zum
dienst hette angefangen. In solchem zustandt seyen Ihr Maiestät waaffen auch
in Preüssen wider den könig in Schweden gezogen worden, iedoch keines-
wegs ein hauptsachlichen krieg wider die cron Schweden anzefangen, sondern
der cron Polen als einem verwandten und benachbarten könig assistentz
und beystandt ze laisten. Dises hatt Salvius gantz unbeanttworttet gelassen.
Und kame widerumb uff die reichständt, daß selbige sich beclagten, wie Ihr
Maiestät absolutam iudicandi potestatem in religionssachen an sich gezogen,
das edict anno 1627 solchergestalt außgehen lassen. Wolten künfftig 4 parla-
menta haben, als den Kayserlichen reichshofrath, cammergericht zu Speyr,
einss im Westfahlischen und das 4. im Ober- und Nidersaxischen craiß, auch
einem ieden sein gewissen district zueignen. Respondi, diß weren sachen, so
uff einem offnen und formblichen reichstag müeßten erledigt werden. Es seye
aber der sachen nit allerdings dardurch geholffen. Dann das Ihr Maiestät in
caussa controuersia ecclesiasticarum legitimus iudex, bringe der religions-
friden und alle praxis selbst mit. Wann die stande solche sachen allein per
pares utriusque religionis wolten tractirt haben, so köndte man nur zu kei-
nem außtrag kommen. Daß man aber allein guettlich darvon handlen solt, da
wurde allzeit der aggressor et spoliator den mehrern vortel haben und
wenigst etwas darvon reissen, wer res pessimi exempli und ein rechter
faetus futurarum turbarum. Er sagte, die protestirende giengen auff ein uti
possidetis und wolten vor ihre bischöff sessionem et votum im reich haben.
Respondi, man würde es catholischerseits hören, und wann man nit intolle-
rabilia proponiren thet, so würde man gern alle mittel zu erhaltung fridens
ergreiffen. Darauff müeßte aber gesehen werden, daß man in die fundamenta
ipsa religionis nit eingreiffen thet. Mit solchen discursibus haben wir ime
auch gesagt, waß man sich catholischentheils wegen der admittendorum ent-
schlossen hette, mit ersuechen, er wolte nun seinestheils auch befürdern
helffen, daß ihre beederseits vorhabende replicae ehist möchten herauß-
geben und dermaln zu einem haupttractat gelangt werden, dann wir verhoff-
ten nit, das einiger incidentpunct mehr ins mittel kommen solt. Respondit,
er hörte es gern, fragte, ob die Magdenburgische mit deren uff sie gesetzter
determination zefriden. Wir sagten, daß wir es noch nit wissen köndten,
allein were von ettlich protestirenden denn catholischen solche apertur
gethan worden, daher wir hofften, es solt dabei bleiben. Wegen der Baden
Durlachischen und Nassau Sarbrukhischen sagt er, billich sein, daß sie sich bei
denn Kayserlichen angeben, deß gehorsambs und respects gegen Ihr Maie-
stät gleich anderer ständen erbietten und submittirn theten.
Endtlich fienge er selbst vom puncto satisfactionis an sagend, wir würden
wol gehördt haben, waß man von der cron Schweden dißortts spargirn thet.
Respondimus, ja, es hettens unß die Churbrandenburgischen selbst geclagt.
Da sagt er: vox populi, vox Dei. Wolt damit zu verstehen geben, als wann
gleichsamb inspiratione diuina die cron Schweden solches ze pretendirn
hette. Meldet doch dabei, das es Ihr Maestät und dem reich one schaden sein
solt. Es hette sich kein standt seines vermeinens darwider hoch zu beschwe-
ren . Nos, wer wurde aber Churbrandenburg dagegen recompensirn? Ille,
man müßte etwan ein bonum vacans suechen, als etwan ein bisthumb, das
onedaß kein erbherrn hette.
Dieweil aber das discurirn zimblich lang gewehrt und dise materia noch vil
particulariteten nach sich ziehen wolt, haben wir es dahiengestellt sein
lassen, die cron Schweden müßte es also machen, daß man zu billichem
schluss kommen köndt, und werde künfftige handlung schon mehrer liecht
geben. Und dieweil ich oben gemeldt, es werde versehenlich kein incident-
punct mehr vorhanden sein, hatt ine der resident an die saluos conductus
gemahnt. Darauff er meldet, sie hetten disen streitt noch mit unsern collegis
zu Oßnabrukh. Sie begehrten inen dißortts nit molest ze sein; wan man sich
allein erclären thet, man liesse es bei dem buechstaben deß Kayserlichen salui
conductus generalis und der Hamburgischen praeliminarconuention verblei-
ben , so weren sie schon zefriden, würden wenig oder villeicht gar keine in
specie gesuecht und begehrt werden. Posthaec repetitis utrinque verbis offi-
ciosis discessimus.
Eodem nachmittag haben wir die Hessen Casselischen deputatos zu unß er-
fordert und inen angezeigt, waß die catholischen in puncto admissionis vor sie
geschlossen, dabei wir es auch im namen Kayserlicher Maiestät nach inhalt
deroselben unß gnedigst ertheilter bevelchen bewenden liessend. Wolten sie
iedoch hiemit nochmaln erinnert und ermahnt haben, sie wolten ihre consilia
und vota nach beschehenem erbietten in allweg zu conservation Ihr Kayser-
licher Maiestät hoheit und deß heyligen reichs frommen und nutzen dirigirn,
sich auch davon in keinerley weiß abwendig erzeigen, sondern vilmehr die
trew und pflicht, so ein ieder fürst und standt deß reichs Ihr Maiestät eo ipso
schuldig ist, beobachten und sich also beweisen, daß, wann es endtlich ad
punctum satisfactionis der cronen kommen solle, man auch warnemmen
möge, waß man sich alsdann, wann daruon ze handlen, auff sie zu verlassen
etc. Sie haben sich diser anzeig höchlich bedankht und nochmaln versichert,
daß sie sich in ihren votis also erzeigen wolten, daß es Ihre Maiestät solcher
admission nit gereüen soll. Begehrten sonst in ihren privatsachen nit bei
denn consiliis ze sein, sondern, wie billich, davon ze enteüssern. Und dieweil
wir inen noch gesagt, warauff es mit denn Baden Durlachischen, Nassau
Sarbrukhischen bestüende, und, das sie selben auch zusprechen wolten, er-
suecht , haben sie sich dessen erbotten und ebenmässig vor billicht erkent,
daß sie ihre gebüerende declaration vorhero thuen solten.
Eodem et post hos kame Dr. Krebs, Churmaintzischer, anzeigend, bei ime het-
ten sich obgemeldte 4 protestirende deputati angeben und referirt, daß sie
zwar von unß die resolution super admittendis vernommen, aber wider ver-
hoffen selbige anderst verstanden, als inen gestern vom Cobelio angefüegt
worden. Besorgten, mit Magdenburg wurde es sich stossen, 1. daß er nit als
administrator oder ertzbischoff, sondern als ein hertzog von Saxen und uff
der weltlichen bankh admittirt, 2. daß die andere protestirende neben ime sich
verreversirn solten. Als er, Krebs, aber inen zugesprochen, daß eben der-
gleichen von Dr. Oelhafen und andern ihren mitverwandten selbst her-
kommen , auch die catholischen ehender alles wurden zu trimmer gehen lassen,
als sich zu einem mehrern zu erclären, hetten sie acquiescirt und weren allein
auff die limitirte admission der Durlachischen und Sarbrukhischen gefallen.
Darauff wir ime unser hiebei gegebne erclärung widerholt.
Lunae, 20. huius, haben wir die Culmbachischen, Württembergischen,
Hessen Darmstettischen und Nürenbergischen gesandten vor unß erfordert
und inen obige meinung vorgehalten, mit erinnern, sie woltens also an ihre
mittverwandte ständt bringen und selbige, daß man sich deß revers gegen-
einander vergleichen, auch one lengern anstandt zu sambtlicher consultation
schreitten möchte, ermahnen. Responderunt, daß sie zwar vor ihre person
sich diser resolution, als darüber ihre herren principales sehr sorgfeltig ge-
wesen , daß in verbleibung deren allerhandt schwere unglegenheiten erfolgen
derfften, gegen Ihr Kayserliche Maiestät allerunderthenigst, gegen unß aber
underthenig und dienstlich bedankhen und wünschen theten, daß darmit
alle difficultet auß dem weeg geraumbt seyen. Alldieweil sie aber hierüber in
nichts instruirt, so wolten sie gleichwol nit underlassen, ihren mitständen
evangelischer religion solches ze überschreiben, petten aber unß, wir wolten
zu mehrer auctoritet inen solche resolution in schrifften zustellen oder doch
wenigst unsern collegis nach Oßnabrukh zuschreiben, daß sie selbige glei-
chergestalten denn protestirenden alldortt anfüegen wolten. Nos, es were
deßwegen gestern beraits mit dem Churmaintzischen directorio geredt wor-
den , daß sie solche bewandtnus den herrn Churmaintzischen gsandten zu
Oßnabrukh communicirn und die weitere verfüegung bedeütten solten. Deß-
gleichen wolten wir auch unsern collegis zuzeschreiben nit unterlassen.
Nach erlassung diser deputaten haben wir den Schwedischen plenipoten-
tiarium Salvium visitirt, und seyend nach verrichten complimenti allerhandt
discurs theils von ime selbst, theils auch von unß movirt worden, quorum
potior materia haec fuit. Als erstens herr graf von Nassau sagte, man würde
Ihr Kayserlicher Maiestät guette inclination und neigung zum friden auß
dero responsionibus und noch letztens auß dem publicirten edicto cassatorio
effectus suspensionis amnestiae zu ersehen haben, fieng er darüber an zu
discurirn, es weren die evangelische stände darmit nit zefriden, sondern
theten darwider allerhandt beschwehrung einwenden. Sonderlich würden
darmit die erblandt außgenommen wie zugleich daß Pfaltzische wesen. Es
were bekandt, daß die evangelischen in den erblanden ihr freyheit der reli-
gion erkaufft und deren in rüehiger possession gewesen, aber folgendts mit
gwalt beraubt und das landt ze raumen genöthigt, theils auch ihre güetter,
so sie intra praefixum terminum nit verkauffen könden, confiscirt worden; da
würden Ihr Kayserliche Maiestät als ein milter fürst ein mittel treffen und
solcher clag abhelffen müessen. Die protestirende im reich liessen sichs hoch
angelegen sein, die cron Schweden köndte auch nit weniger thuen, dann
solche exulanten weren gleichwol glider eines christlichen leibs und köndten
nit hilfflos gelassen werden. Mann hette hierinn wider den religionfriden
gehandlet, worinn daß ius emigrandi pro beneficio verordnet, so man aber
dergestalt in ein poenam et odium verwandlet hette. Sodann habs daß an-
sehen , daß Ihr Maiestät allein pacem internam under denn ständen suchten und
den ab externa ze distinguiren begehrten, wüßte zwar wol, daß ettlich ständt,
so ihr Maiestät anhengendt, etwan dergleichen eingerathen, es werde aber
solchergestalt nit zum friden zu gelangen sein, und weren die stände selbst
nit diser meinung, sondern es würde beedes miteinander gehen müessen.
Hierauff wurde von mir per discursum hinwider geanttworttet, es were nit
one, daß dergleichen exceptiones im amnesti-edicto begriffen, hofften aber
nit, daß darwider rechtmassige beschwerung eingewendt werden köndt. Das
Pfaltzische wesen hatt seine gwisse maaß, mit denn erbkönigreich und landen
hetts weit ein andere beschaffenheit als mit dem reich. Es were bekandt, wie
unbillicherweiß Ihr Kayserliche Maiestät mit rebellion und auffruer ettlicher
ihrer erbvasallen und underthanen weren angriffen worden, daher sie auch
als ein rechtmässiger erbkönig und landtsfürst mit dennjenigen poenen und
straaffen, wie de iure gentium et regnorum herkommen, billich hetten ver-
fahren mögen. Mit der religion stehe es in grossem unterschied, dann be-
wußt , daß im königreich Böheimb nach der catholischen religion die Hussi-
tische und Picarder secten, von denn Augspurgischen confessionsverwand-
ten aber gar wenig im schwang gewesen. Deßgleichen weren in Osterreich
neben Augspurgischer confession zugleich die Calvinisch mehrers einge-
rissen . Da wolt ich nit darfürhalten, das die cron Schweden die Calvinisch,
Hussitisch und Picardisch oder, wie in Hungarn, die antitrinitarisch sect wer-
den wollen protegirt und in freyheit gesetzt haben, von der cron Frankreich
wer dessen noch weniger ze presumiren. Daß aber neben disen auch der
Augspurgischen confession exercitium abgeschafft, daß komme eben von
denn rebellionibus, so durch dergleichen religionsgenossen angestifftet wor-
den , her, seitemaln bekandt wer, wölchergestalt selbiger zugethande stände
sich an die Böheimische faction gehenkht, geworben kriegsvolkh in offent-
lichem feldtzug wider ihren erbherrn und landtsfürsten gefüert, ja denselben
gar in der statt Wien belägert und fast an deme gewesen, daß sie thätlich
handt an ine ze legen sich vermessen wollen. Daß nun Ihr Kayserlicher Maie-
stät in Gott ruhender herr vatter darauffhien solche misshendler mit abnem-
mung ihres vermeinten religionsprivilegii, auch sonst in ander weeg gestrafft,
daran hetten sie nichts wider den religionsfriden gehandlet, dann eben die
protestirende chur-, fürsten und stände selbst hetten guettentheils derglei-
chen außschaffung hievor in ihrem fürstenthumb und landen gebraucht
und dise maximam auffgerichtet, daß ein underthan seines herrn religion
nachfolgen oder das landt raumen müeßte. Daher Ihr Maiestät nit übel
kondte außgedeüttet werden, das sie sich gleichen rechtens in ihren erblanden
gebraucht, wie dann solches auch bei auffrichtung deß Prager fridens Ihr
Churfürstlicher Durchlaucht zu Saxen gnugsamb were remonstrirt worden,
selbige auch darauff sich zu ruhe begeben müessen. Sodann waß dißortts in
poenam verhandlet, da hielten Ihr Maiestät nit darfür, das die cron Schwe-
den deroselben maaß oder ordnung vorschreiben oder ihnen allen gwaldt
nemmen, vim et nervum imperii solvirn werde wollen. Dann bekandt wer,
daß one dergleichen mittel kein imperium, kein res publica, kein principatus
stehen köndte, sondern alles in eine anarchiam und zerüttlicheit gerathen
müeßte. Daß von ettlichen vorgeben werden wolle, als hetten sie die reli-
gionsfreyheit in erblanden erkaufft, da wüßte ich nichts von, kondte wol
sein, daß sie derentwegen in die cantzleyen vil 1000 thaler verschmirt hetten,
daß aber hierunder mit einigem herrn und landtsfürsten ein formblicher
kauff per modum contractus auffgericht worden, daß werde meins erachtens
mit bestandt nit beyzebringen sein. Auff dises anttworttet er wenig, sagte
allein, es begehrte sein gnedigste königin diejenige religionen, so von der-
selben glaubensbekandtnus abweichen, nit ze mantenirn. Weil es aber ins-
gmein als ein entziehung habenden privilegien angezogen werde, hette sie
dennjenigen, so inen gedient, umb so vil ze favorisirn nit verweigern mögen.
Könde wol sein und lass er auff sich selbst beruhen, das ettlich Ihr Maiestät
hoch beleidigt, man müeßts darumb nit die unschuldigen und das gmein
evangelisch wesen entgelten lassen. Ihr Maiestät möchten sich doch in etwas
wenigs überwinden. Sodann daß ich von erbkönigreich andeüttung gethan,
vermein er, werde etwas zu weit extendirt, dann die stände in Böheimb
gestehen nit, daß es ein erbkönigreich sei. Respondi, die sach ist clar, und
widersprechen solches gemeine stände des königreichs nit, sondern allein
diejenige, so von der faction gewesen, wolche kayser Ferdinando II. die
auffgesetzte cron wider haben abnemmen wollen. Nihil hic contradixit, sed
ad potestatem Imperatoris delapsus dicebat, Ihr Kayserliche Maiestät weren
ein milter fürst und in disen krieg gleichsamb ererbt, weren auch die fürsten
außm hauß Österreich insgmein der miltigkheit, daß man deroselben impe-
rium wol gedulden köndt. Aber es were gleichwol denn cronen dran gele-
gen , daß inskünfftig solche fürsehung beschehe, daß nit etwan einer sich so
grossen gwalts missbrauchen thet. Das Römische reich wer gleichsamb in
meditullio anderer christlicher königreichen und republiquen gelegen. Wo
diß in seinem aequilibrio, so köndten andere auch zu ruhe sein und ihrer
sicherheit geniessen. Bei der vorigen regierung hette man müessen erfahren,
daß man one vorwissen der reichstenden die cron Schweden mit krieg an-
griffen in Preussen
sehung beschehen. Respondi, es were bekandt, wie und waßgestalten die
Kayserlichen wahlcapitulationes a tempore Caroli V. biß uff gegenwerttigen
Kayser de iure pacis et belli disponirten, waß auch darvon in reichsconstitu-
tionibus versehen. Man bederffte dißortts keiner weitern provision, man
werde nit finden, daß einiger Römischer Kayser vom hauß Österreich eini-
gen krieg nomine imperii Romani angefangen sine consilio statuum. Kayser
Ferdinandus II. selbst hab nichts anders als bellum mere defensiuum gefüert.
Es wer bekandt, wie unguettlich er vom herrn pfaltzgrafen Fridrich were
angefochten worden. Ihr Maiestät hetten es gar gern bei erlangter Prageri-
schen victori bewenden lassen, wo sich nit die union der sachen theilhafftig
gemacht und ie einer nach dem andern newe motus dem pfaltzgrafen zum
dienst hette angefangen. In solchem zustandt seyen Ihr Maiestät waaffen auch
in Preüssen wider den könig in Schweden gezogen worden, iedoch keines-
wegs ein hauptsachlichen krieg wider die cron Schweden anzefangen, sondern
der cron Polen als einem verwandten und benachbarten könig assistentz
und beystandt ze laisten. Dises hatt Salvius gantz unbeanttworttet gelassen.
Und kame widerumb uff die reichständt, daß selbige sich beclagten, wie Ihr
Maiestät absolutam iudicandi potestatem in religionssachen an sich gezogen,
das edict anno 1627 solchergestalt außgehen lassen. Wolten künfftig 4 parla-
menta haben, als den Kayserlichen reichshofrath, cammergericht zu Speyr,
einss im Westfahlischen und das 4. im Ober- und Nidersaxischen craiß, auch
einem ieden sein gewissen district zueignen. Respondi, diß weren sachen, so
uff einem offnen und formblichen reichstag müeßten erledigt werden. Es seye
aber der sachen nit allerdings dardurch geholffen. Dann das Ihr Maiestät in
caussa controuersia ecclesiasticarum legitimus iudex, bringe der religions-
friden und alle praxis selbst mit. Wann die stande solche sachen allein per
pares utriusque religionis wolten tractirt haben, so köndte man nur zu kei-
nem außtrag kommen. Daß man aber allein guettlich darvon handlen solt, da
wurde allzeit der aggressor et spoliator den mehrern vortel haben und
wenigst etwas darvon reissen, wer res pessimi exempli und ein rechter
faetus futurarum turbarum. Er sagte, die protestirende giengen auff ein uti
possidetis und wolten vor ihre bischöff sessionem et votum im reich haben.
Respondi, man würde es catholischerseits hören, und wann man nit intolle-
rabilia proponiren thet, so würde man gern alle mittel zu erhaltung fridens
ergreiffen. Darauff müeßte aber gesehen werden, daß man in die fundamenta
ipsa religionis nit eingreiffen thet. Mit solchen discursibus haben wir ime
auch gesagt, waß man sich catholischentheils wegen der admittendorum ent-
schlossen hette, mit ersuechen, er wolte nun seinestheils auch befürdern
helffen, daß ihre beederseits vorhabende replicae ehist möchten herauß-
geben und dermaln zu einem haupttractat gelangt werden, dann wir verhoff-
ten nit, das einiger incidentpunct mehr ins mittel kommen solt. Respondit,
er hörte es gern, fragte, ob die Magdenburgische mit deren uff sie gesetzter
determination zefriden. Wir sagten, daß wir es noch nit wissen köndten,
allein were von ettlich protestirenden denn catholischen solche apertur
gethan worden, daher wir hofften, es solt dabei bleiben. Wegen der Baden
Durlachischen und Nassau Sarbrukhischen sagt er, billich sein, daß sie sich bei
denn Kayserlichen angeben, deß gehorsambs und respects gegen Ihr Maie-
stät gleich anderer ständen erbietten und submittirn theten.
Endtlich fienge er selbst vom puncto satisfactionis an sagend, wir würden
wol gehördt haben, waß man von der cron Schweden dißortts spargirn thet.
Respondimus, ja, es hettens unß die Churbrandenburgischen selbst geclagt.
Da sagt er: vox populi, vox Dei. Wolt damit zu verstehen geben, als wann
gleichsamb inspiratione diuina die cron Schweden solches ze pretendirn
hette. Meldet doch dabei, das es Ihr Maestät und dem reich one schaden sein
solt. Es hette sich kein standt seines vermeinens darwider hoch zu beschwe-
ren . Nos, wer wurde aber Churbrandenburg dagegen recompensirn? Ille,
man müßte etwan ein bonum vacans suechen, als etwan ein bisthumb, das
onedaß kein erbherrn hette.
Dieweil aber das discurirn zimblich lang gewehrt und dise materia noch vil
particulariteten nach sich ziehen wolt, haben wir es dahiengestellt sein
lassen, die cron Schweden müßte es also machen, daß man zu billichem
schluss kommen köndt, und werde künfftige handlung schon mehrer liecht
geben. Und dieweil ich oben gemeldt, es werde versehenlich kein incident-
punct mehr vorhanden sein, hatt ine der resident an die saluos conductus
gemahnt. Darauff er meldet, sie hetten disen streitt noch mit unsern collegis
zu Oßnabrukh. Sie begehrten inen dißortts nit molest ze sein; wan man sich
allein erclären thet, man liesse es bei dem buechstaben deß Kayserlichen salui
conductus generalis und der Hamburgischen praeliminarconuention verblei-
ben , so weren sie schon zefriden, würden wenig oder villeicht gar keine in
specie gesuecht und begehrt werden. Posthaec repetitis utrinque verbis offi-
ciosis discessimus.
Eodem nachmittag haben wir die Hessen Casselischen deputatos zu unß er-
fordert und inen angezeigt, waß die catholischen in puncto admissionis vor sie
geschlossen, dabei wir es auch im namen Kayserlicher Maiestät nach inhalt
deroselben unß gnedigst ertheilter bevelchen bewenden liessend. Wolten sie
iedoch hiemit nochmaln erinnert und ermahnt haben, sie wolten ihre consilia
und vota nach beschehenem erbietten in allweg zu conservation Ihr Kayser-
licher Maiestät hoheit und deß heyligen reichs frommen und nutzen dirigirn,
sich auch davon in keinerley weiß abwendig erzeigen, sondern vilmehr die
trew und pflicht, so ein ieder fürst und standt deß reichs Ihr Maiestät eo ipso
schuldig ist, beobachten und sich also beweisen, daß, wann es endtlich ad
punctum satisfactionis der cronen kommen solle, man auch warnemmen
möge, waß man sich alsdann, wann daruon ze handlen, auff sie zu verlassen
etc. Sie haben sich diser anzeig höchlich bedankht und nochmaln versichert,
daß sie sich in ihren votis also erzeigen wolten, daß es Ihre Maiestät solcher
admission nit gereüen soll. Begehrten sonst in ihren privatsachen nit bei
denn consiliis ze sein, sondern, wie billich, davon ze enteüssern. Und dieweil
wir inen noch gesagt, warauff es mit denn Baden Durlachischen, Nassau
Sarbrukhischen bestüende, und, das sie selben auch zusprechen wolten, er-
suecht , haben sie sich dessen erbotten und ebenmässig vor billicht erkent,
daß sie ihre gebüerende declaration vorhero thuen solten.
Eodem et post hos kame Dr. Krebs, Churmaintzischer, anzeigend, bei ime het-
ten sich obgemeldte 4 protestirende deputati angeben und referirt, daß sie
zwar von unß die resolution super admittendis vernommen, aber wider ver-
hoffen selbige anderst verstanden, als inen gestern vom Cobelio angefüegt
worden. Besorgten, mit Magdenburg wurde es sich stossen, 1. daß er nit als
administrator oder ertzbischoff, sondern als ein hertzog von Saxen und uff
der weltlichen bankh admittirt, 2. daß die andere protestirende neben ime sich
verreversirn solten. Als er, Krebs, aber inen zugesprochen, daß eben der-
gleichen von Dr. Oelhafen und andern ihren mitverwandten selbst her-
kommen , auch die catholischen ehender alles wurden zu trimmer gehen lassen,
als sich zu einem mehrern zu erclären, hetten sie acquiescirt und weren allein
auff die limitirte admission der Durlachischen und Sarbrukhischen gefallen.
Darauff wir ime unser hiebei gegebne erclärung widerholt.